Oedenburger Zeitung, 1899. Mai (Jahrgang 32, nr. 102-123)
1899-05-04 / nr. 102
A »II. VIII er ee PG Bi, E durch Dundapest, 2. Mai. In allen Beziehungen des politischen, ja selbst des gesellschaftlichen Lebens zeigen sich die mohrthätigen Folgen des großen Um- Ährunges, den Ministerpräsident Soloman d. SzGLL bewirkt hat. Die ausgezeichnete staatsmännliche Bersünlichkeit des leitenden Ministers, der überaus gewinnende Eindruck, den er selbst auf die politischen Gegner ausübt, hat vor Allem im Parlamente geradezu Wunder erielt. E 3 ist schon seine untergeordnete Sache, ‚“ die Fusion zwischen der Nationalpartei und der Regierungspartei sich fortschreitend immer besser bewährt, daß die äußere Vereinigung der Elemente durch einen Zusammenschluch der Gemüther ergänzt wird, daß sich »Jeder Reiz von Gegensatz und Verstimmung verflüchtigtem Erfolg,der nur dethmjt ein präsidenten zu danken ist abex es ist jedenffalls noch bedeutsamer daß selbstverradikale »«Flügel der Opposition sich zu besseren Formen »E des parlamentarischen Kampfes verstanden hat an den Prinzipien zwar unverbrüchlich festhalt ;—..,sa«der die Vertretung derselben mit Ruhe undleidenschaftslos versucht Ganz besonders macht .Esteh hierin der Einfluß des persönlichen Zaubers ,geltend der von dem neuen Kahmetscher ausgeht. Dat eS trogdem noch genug sachliche Schwierigkeiten zu bewältigen gibt, das versteht sich von selbst. Eine der bedeutendsten Dieser Schwierigkeiten liegt noch immer in den Fragen des wirhschaftlichen Ausgleichs mit Oesterreich. Im den nächsten Tagen werden österreichische Minister hier eintreffen, um, wie vielfach behauptet wird, abermals Verhandlungen über den Ausgleich zu führen. Wir glauben jedoch nicht daß der ungarische Ministerpräsident in der Lage sei, auf derartige Verhandlungen einzugehen. Was zwischen den beiden Negierungen über da Zoll und Handel Eronik und über die Bankfrage zu vereinbaren war, das ist bereits vereinbart worden, dass auch schon in Gelegentwürfen den beiden Parlamenten vorgelegt und daran kann nichts mehr geändert werden Immerhin ist es möglich, daß die österreichischen Minister den ungarisen Ministern noc etwas zu sagen haben und in diesem Falle ist eSs wahrscheinlich, daß Herr dr. SzELl sie anhören wird; aber wir halten es nicht für wahrscheinlich, dass er seinerseits ihnen etwas zu sagen habe. Die außerparlamentarischen Verhandlungen über den Ausgleich müssen doch endlich als volltändig abgeschlossen gelten, und sie künnen nicht immer wieder von Neuem aufgenommen werden, wenn die österreichische Regierung aus irgendwelchen Gründen das Bedürfnis fühlt, sich mit ihnen zu befassen. +. En s von der alten Dealpartei angehöriger hervorragender Publizist,schreibt der „Weiter Korrespondenz“ üb die Situation obenstehenden Artikel. Mißbräuche, um den unstatthaften Einflug auf die Wahlen unter dem Deckmantel der Religion. Ebenso, wie es nicht richtig ist, Die Politik in die Kirche hineinzutragen, ebensowenig soll die Kirche sich in Politik einmischen. Diese Bestimmung liegt auch im Interesse der einzelnen Konfessionen und Kirchen selbst. Es handelt es auch nicht um den legitimen, sondern nur um den illegitimen Einfluß des Klerus. OD Ein parlamentarisches Säbelduell. Aus Budapest wird und unterm 2. d. gemeldet: Heute fand hier zwischen den Abgeordneten Ludwig Clay und Raul Meplenyi ein Säbelduell statt, bei welchem der Lebtere eine leichte Verlegung erlitt. Anlaß zu dem Zweifangpfe gab ein Wortwechsel während einer Sigung des Reichstages. Clay hatte nämlich dem Abgeordneten Meplenyi das Wort „Bauer!“ zugerufen, worauf der Lebtere mit den Worten reagirte: „Bringen Sie lieber Ihre Wucheraffairen in Ordnung !" Die Gegner schieden unversöhnt. Gef.-Ung. Monarchie. “ Der Hanzelparagraph. Man meldet Band aus Budapest: Das Abgeordnetenhaus lebte gestern die Spezialdebatte über den Gegentwurf betreffend die Kurialgerichtsbarkeit in Wahlangelegenheiten beim Paragraph 170, dem sogenannten Kanzelparagraphen, fort. Ministerpräsident von StGLl fonstatirt, er stehe auf dem Standpunkte des Kompromisses und halte an diesem "Sejegentwurfe so, wie er ist, in (oyaler Weise "fest. Ein gewisser Verdacht gegen die Judikatur des Parlaments über angefochtene Wahlen sei in das öffentliche Bewußtsein übergegangen und so sei das Haus verpflichtet, diese wenigstens versuchsweise, dem höchsten Forum der Trisolition zu übertragen. Der Gesemtwurf wil in drei , die Reinheit der Wahlen schüren, gegen » pefuniäre Beeinflussung, gegen den Mißbrauch der Amtsgewalt und gegen den Mißbrauch der Gewalt in spiritualibus. Was den in Ber Endiung stehenden Paragraph betrifft, liege demselben jede Absicht ferne, die Religion zu verfolgen. Es handle sich nicht um die Religion, um den Glauben, sondern nur um Die Dedenburger Reifung. Ausland. — Rhodesa. Man meldet aus London vom 2. Mai: In der gestrigen, sehr zahlreich besuchten Generalversammlung der Britischen Südafrika-Gesellschaft hielt Cecil Rhodes eine Rede, in welcher er zunächst die Aktionäre bei einer übermäßigen Spekulation in Chartered- Aktien warnte und sodann auf die Zunahme der Einkünfte Ricodesias Hinwies; binnen zwei Al würden seine in den legten Wochen ausgesprochenen Prophezeiungen in Erfüllung gehen. Rhode legte eine Tabelle über die Meinenproduktion vor und erklärte, mit der Zeit werde Ricodesia eine den besten golderzeugenden Ländern der Welt gleiche Stellung einnehmen können. Rhodes ging sodann auf die Telegraphenfrage über, sprach von jenem Besuche in Berlin und dem Auftandefommen Der Vereinbarungen in Betreff der Führung des Telegraphendrahtes durch deutsches Gebiet und hob den tiefen Eindruc hervor, den der deutsche Kaiser auf ihn gemacht. Schließlich unterbreitete er Vorschläge zur Beschaffung des für den Bau der Eisenbahn bis zum Bambefi erforderlichen Kapitals. Die Vorschläge, denen zufolge die Südafrika-Gesellschaft eine Garantie von vier Perzent auf die Summe von drei Millionen Pfund gibt, wurden einstimmig angenommen. 4. Mai 1899 Feuerwehrverband -Ausschußfitung. DOedenburg, 2. Mai. Samstag Nachmittag fand um ",4 Uhr im städt. Nachhaufe die Ausschupfigung des Verbandes der Feuerwehrende Dedenburger Komitat und der Stadt Dedenburg statt. Den Borfiß führte Feuerwehr-Kommandant Brof. Friederich Roi, alsen fungirte Julius Szabó, als Schriftführer Albert v. Alfay. Anmwefend waren: Joh. Hillebrand (Rafner), die Inspeftoren: Arpid Balint Sojef v. Befejfy, Georg Freuchtinger und Eugen Kij 8, die Ausschußmitglieder: oh. Krueß Frei Kund, Stefan Nemeth und Karl Wappl; entschuldigt waren die Inspertoren Joh. Fliegler, Stefan Merjisch und das Augsschußmitglied oh. Nemeth. Der Präses begrüßte die Anwesenden und nahm ,Veranlassung seiner Freude über die dem Herren Vizepräses Julius Szabó gewordene allerhöchste Auszeichnung mit dem Wunsche Ausdruf zu geben, daß der Herr Vizepräses noch recht lange seine Kraft und seine Fähigkeiten der so wichtigen Feuerwehrsache widmen möge Herr za bedankt in gewählten Worten für die ihm D dargebrachte Opation ‚und hebt hervor, daß die ihm gerwordene Auszeichnung nur dazu dienen werde, ihn zu unermüdeter Thätigkeit anzuspornen. Uebergehend zur Tagesordnung, bringt der Präses in Antrag über Wunsch des Herrn Vizepräses den 4. Punkt der Tagesordnung, Generalversammlung in Eisenstadt, als ersten Punkt in Berathung zu ziehen, was vom Aus- Schuffe angenommen wird. Herr Szabó theilt mit, daß die Generalversammlung des Komitatsverbandes am 2. Juli in Eisenstadt abgelung vorausgehende Ausschupfigung statthalten werden soll; diese Bestimmung steht zwar im Widerspruche mit dem Wortlaute der Statuten, indem indenselben ausgesprochen it, daß in jenen Jahren, in welchen eine Generalversammlung des Landesverbandes abgehalten wird, die Generalversammlung des Komitatsverbandes 3 Monate vor der Generalversammlung des Landesverbandes abgehalten werden soll. Mitte August soll heuer die Generalversammlung des Landesverbandes in Kronstadt abgehalten werden, jonach müßte die Generalversammlung des Komitatsverbandes im Mai abgehalten werden, was unmöglich ist, weil die Herren Inspektoren (Heren Szabó ausgenommen) ihre Inspektion noch nicht beendigt haben und die weiteren Arbeiten gar nicht in Angriff genommen werden konnten. Die Bestimmung des genannten Termines hat für Keuer keinerlei Bedeutung, da der Komitatsverband keinerlei Anträge für die Landesverbandslisungen in Vorbereitung hat. Laut dem Referate des Herrn Szabó findet Samstag den 1. Juli Nachmittags 5 Uhr die der Generalversammfür den 2. Juli mit ER aller Faktoren und wohldurchdacht aufgestellt ; nur dürfte es sich bezüglich der Zeit zeigen, daß in den Stunden von 9 Uhr Vormittag bis 1 Uhr Nachmittag kaum ausführbar sein wird, die Generalversammlung abzuhalten, die Wettübungen dereuerwehren des Oisenstädter Bezirkes durchzuführen, einer Messe und der Zeitgeneralversammlung beizumahnen ; der Augschuß hat das Programm unverändert angenommen, sollte es sich zeigen, daß es nicht durchführbar ist, wird ein Theil der Wettübungen auf Nachmittag verschoben. Für den Nachmittag ist programmmäßig bestimmt: das Ostbanfett, die große Schauübung der Eisenstädter Feuerwehr am fürstlichen Schloße, ein Ausflug zur Gloriette, den Schluß bilden Tanzvergnügen, welche in mehreren Gasthäusern abgehalten werden. Möge das Wetter günstig sein, dann wird die unter dem Protestorate des Fürsten abzuhaltende Säbelfeier zum 25-jährigen Bestehen der Eisenstädter Feuerwehr gewiß allen Theilnehmern in freundlicher Erinnerung bleiben, die Vorbereitungen, die unter der umsichtigen Leitung des Testpräses, dem fürstlichen Direktor Herrn Haller und des Kommandanten Julius Szabó getroffen werden, lassen ein mustergiftiges Arrangement erwarten; er läßt sich erwarten, daß bei diesem Feste die Theilnehmer aus Fern und Nah zusammenströmen werden. Am 5. März wurde vom Herren DObergespan das Ausschußmitglied Herr Alexander Demy zum Injpertor des ersten Oedenburger Bezirkes ernannt; nunmehr Hat jeder der 10 Bezirke, in welche das Komitat für die Feuerwehrinspertionen eingetheilt ist, seinen Inspertor, von der Gemwissenhaftigkeit und dem Fleiße Dieseg Herrn ist es abhängig, ob ein statistischer Ausweis über die Komitatzfeuerwehren zusammengestellt werden kann, der ein genaues Bild von unserem Feuerwehrunwesen gibt und dem Komitate zur Ehre geweichen wird; der Ausschuß Hat bestimmt, daß die in der "Siung nicht erschienenen Inspektoren schriftlich ersucht werden sollen, ihre Ausreise sobald al möglich, pünktlich ausgearbeitet, jedenfall vor dem 15. Juni dem Verbandspräses einzusenden. Bezüglich des unangenehmen Vorfalles in Krensdorf wo laut dem eingereichten Berichte der dortige Herr Pfarrer Nogall am 18. September vorigen Jahres nach einem bedeutenden Brandunglück die Ortsfeuerwehr geschmäht haben soll, liegt ein Schreiben des genannten Herrn Pfarrer vor, in welchem er ausdrücklich erklärt, daß er ein Freund der Feuerwehrsache sei und die von ihm gebrauchten Aeußerungen sie nur auf einzelne Personen bezogen haben; der Präses gibt der Anschauung Ausdruck, daß nach dieser Erklärung die eingereichte Klage gegenstandslos geworden sei, da der Ausschuß sich mit persönlichen Gehäßigkeiten nicht befassen künne, der Ausschuß schließt sich dieser Anschauung an. Am 14. Jänner sendete die Kunstanstalt Paulinum in Wien die bestellten 100 Exemplare der Diplome; nachdem auf 3 Exemplare der entsprechende Wert eingedruckt und dieselben mit den Unterschriften der Jury- Mitglieder versehen waren, wurden Dieselben Se