Oedenburger Zeitung, 1899. August (Jahrgang 32, nr. 174-199)

1899-08-01 / nr. 174

. Preis: 6 Seller­­burger Zeitung Volk­isches Tagblatt. ER Präanumerations: Breite: Für Loco: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig , Monatlich 1 Kr. 70 Sl. Für n­­­ne 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 50 Hr., Viertejährig 6 Kr 25 Sl., Monatlich 2 Kr. 20 SI. Adminiftration und Verlag: Buhdruerei Mlfred Homsvalter, Grabenemde 121, Telefon Ar. 25. Snierate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überau­l in gratis und franco- versendet, Annoncenaufträge, Abonnem­ent3: und Insertiond: Gen­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusendern. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. Preis: 6 Seller­­ ­ en. Die Xetöfifeier. Dedenburg, 31. Juli. Wahrhaft großartig und seelenerhebend wurde gestern um die geheiligten Manen des glutbegeisterten Sängers der Welt­­freiheit, derander Betöft eine weithin strahlende Apotheose geschlungen, deren Lichtglanz, von unserem theuren Ungar­­lande ausgehend, in die ganze gebildete Welt hineinleuchtet. Am intensivsten aber loderte die Glut hoher Begeisterung in Schäßburg, wo gestern die Enthüllung des prächtigen Stand­­bildes Bet­öfi’s im Beisein von tausenden und abertausenden Batrioten gefeiert wurde und die Alle, die das Monument umstanden, des Landes illustre Größen neben den s­chlichten Bürgern, sie waren erfüllt, von den Spearen, für welche die große Geele Petöfrs vor einem halben Jahrhunderte flammte und für welche er lebte, schrieb und glorreich starb. Wie beneidenswerth sind jene, denen es ihre D Verhältnisse gestatteten, gestern Zeugen gewesen zu sein, von der pietätsvollen Huligung der Nation für den großen, ruhmumflossenen, unerreichten Dichter, die Infarnation der Freiheit­ und D Vater­­landaliebe. Wem jenem Blachfelde zu meilen, er gegönnt war gestern auf auf dem der edle Barde seines Volkes seinen gewaltigen Traum von Menschenliebe und Welt­­freiheit zum legten Male geträumt, auf dem er zum sechten Male jene ungarische Erde gesehen, die er mit so inbrünftiger Liebe geliebt wie wohl Keiner vor ihm und Keiner nach ihm, wahrlich­ der ist zu beneiden, denn ihm ist das wahre, echte Fühlen glühenden Patriotismus zum vollsten Bemwußtsein gekommen. Er sah dort auf jener Stätte, die durch Betofi’s Blut für ewige Zeiten jedem fühlenden Menschen geheiligt ist, die Vertreter alles Deiien, was heute Ungarn ist, — er sah wie die Schleier der Zeit, die sie um ihre größten Erscheinungen webt, von der Hand der VBietät hinweggezogen wurden und im überirdischen Glanze das Urbild jenes hohen Nationalhelden zum Himmel ragt, der den Genius der Weltfreiheit personifizirte. An seinem — de3 Zeugen der Festlichkeiten geistig geschärften Auge 309, das gewaltige Heer der ungaris­chen Feiheitsstreiter im verklärenden Lichte vorüber und an ihrer Spithe der todesmuthige Held Alexander Betöft. Ein Heilig Schauern aber überkam alle Söhne dieses Landes, die nur im Geiste an der Kehreneier in Schäßburg theil­­nehmen konnten, ein Schauern, welche das weite Ungarland durchzieht, durch­ Palast und Hütte, über das grüne Bergland die Stauffenberg fommt vielleicht heute Abends auch­ jagten sich die Tischgenossen, wenn sie sie für den Abend zusammenbestellten. Man fühlte, daß die Angelegenheit pe Abfrentigung heute etwas einfacher lag als sonst. Nach dem dargebrachten Simili-Opfer durfte er schon was risiciren. — Neizend, nicht wahr? Lachte die kleine Frau, mit Eofett erhobenem Löpfchen , ins Zimmer tretend und das Talmi-Teler sprühte in ihren Kleinen Ohren. Mar nichte — die er zu den meisten Heußerungen der Kleinen Frau nicfte — und stilisiete dabei im Stillen seinen Vortrag wegen des Ausganges. — Gut, gut, unterbrach sie ihn, aber komme nicht zu spät Geh’ und ich unwünsche Dir gute Unterhaltung Mar ging und erfüllte seiner Frau auch jenen Wunsch. Sie hatte sich indessen in den Schaufel­­stuhl geseßt, einen Spiegel zur Hand genommen und verlanf ganz in ihr junges Simili-Glüc, und das goldährige Tiefland, da wir so mächtig an ihn erinnert werden, an ihn, den gottbegnadeten Barden, den herrlichen Streiter für Höchste Menschenwürde. Und so wie er einst vor fünfzig Jahren unsere Väter, die begeistert seinen Lippen gelauscht, mit si gerisfen hat, so sie einst vor fünfzig Jahren ganz Ungarn an dem Feuer seiner Begeisterung sich berauscht ‘bat, so wie damals seine Dichterworte in Aller Herzen drangen und gleich Posaunen­­stößen zu Muth und That die Menschen führten, so unwühlte die gestrige Enthüllung seines Standbildes alle edlen Empfindun­­gen im Menschenherzen wieder auf, daß sie gleichsam wie viele Flämmechen zu einer einzigen­ Feuergarde­­— vereinigt, zur himmelanstrebenden Lohe der reiheitgs und Baterlandeliebe wurden. Der Geist Betöffs wird jederzeit allgegenwärtig, so oft überhaupt eine Mahnung an ihn an unsere Herzen pocht, umso viel mehr aber wenn die Nation wie ein Mann sich­ um sein Denkmal schaart und ihre Kränze als sichtbares Zeichen, unauslöschlicher Verehrung und Dankbar­­keit an den Sockel­ seines Monumentes niederlegt. Nie wird das Gedächtniß an ihn, den edlen magemuthigen Sänger seines Bosfes schwinden, niemals das Andenken, das er zurückieß in den Herzen der Mensch mit einem bornirten Gesicht und einer heiteren, unangenehmen Stimme, er hatte das Haar A la cretin in die niedrige Stirne gefämmt und fand offenbar, daß er­ wie geschaffen sei, den Frauen die Köpfe zu ver­­drehen. Breitbeinig und etwas vormübergebeugt, auf einen dicken Stock gesragt, aus dem einige silberne Mäuseköpfe hervorsahen, stand er vor der kleinen Frau und er­schüttelte Nebend­­arten und das, was die „jeunesse bornee“ für Einfälle hält, nur so aus dem Aermel feines weißen Flanell-Anzuges: wei ältere Damen gingen vorüber. — Mer ist sie denn? trug die Eine die Andere mit der Nachichtslosigkeit, mit der sich Frauen untereinander kritisiren. — Wird nicht viel sein, — b Hab’ sie gestern mit ihm am Abend beim Schübenhang BOIEHER. 22,0; — Sp, jo, sagte die Andere und Sie war so erfreut, als ob ihr jene ein Geschenk gemacht hätte. Der weiße Flanell-Anzug kümmerte sich natürlich darum nicht — er sprach sehrzein­­dringlich. — Also ich bitte, — also, was möchten Sie si wünschen, wenn Sie fest sich­ etwas wünschen künnten ? Die Kleine Frau zucte lachend die Achseln. — Also ich bitte, Schmud, — nicht ? — Hab’ ich ja — da diese wunderbaren Boutond3 — von meinem Mann — sehen sie nicht aus wie echt ? Feuilleton,­ ­ Die Brillant-Offringe. (Sortießung.) Al sie zu Hause ankamen, war es ihr Erstes, zu dem dreitheiligen Spiegel zu treten und sie nahm sich nicht einmal Zeit, den Knoten des Schleiers zu lösen, sie schob das zarte Gewebe nur so flüchtig über das Näschen und preste mit bebenden Fingern die Boutons in die zarten, rosenrothen Ohrläppchen. Dann sah sie sich minutenlang an, von­ allen Seiten und sie erhob unmilitärlich den Kopf, stolz wie eine Brinzessin und seufzte befriedigt auf. Falsche Brillanten, aber wenn man seine echten bat! . . ., und dann: mer fennt e8 denn ? Der Gatte stand inzwisc­hen am Fenster und sah nachdenklich auf die Straße. Er über­­legte, ob und unter welchem V­orwande er sie für den späteren Abend freimachen konne. In einem Restaurationsgarten, ganz in der Nähe, erwarte ihn eine Herrengesellschaft ; man verlegte si) da für ein paar Stunden in die freie, vergnügte Singgesellenzeit zurück, manchmal kamen auch­ Damen dazu, zum Beispiel Fräulein Irma von Stauffenberg, die seit einem Jahre hier wohnte und mit einer wahrhaft musterhaften Geduld den Augenblic­kb­wartete, um dem „Direktor des Theaters etwas vorbekflamm­en zu dürfen. Eine rasante Maria Stuart. — Ein älterer Herr, welcher der Tragddin gegenüber die Geberden eines nahen Verwandten machte, brachte sie ab und zu in die Gesellschaft mit. Das gab diesem k­leinen Kreis ein gemisses Fünstlerisches Luftre; * Bei der Brunnenmusik eines von Damen vielbetuschten Badeortes. Etwas abseits sah ziemlich unauffällig eine Hübsche, junge Frau in einfacher Sommer-Toilette. Das dunkel­­blaue Foulardkleid war eine badbefannte Er­­scheinung und der kleine steife Herrenstrohhut mit den gerade aufgestellten Flügelfeigen der­­gleichen. Aber die weibliche Jury, die jeden Tag am Brunnen zusamm­entrat, beschäftigte si doch mit dem Foulardkleid und dem weißen Strohhütchen. Die kleine Frau hatte nämlich einen „Courmacher". Er stand recht eben wieder vor ihr. Ein langer, blonder — Ah — auf den exiten Sen ih gesehen, daß sie falsch sind, also fragen Sie, wen Sie wollen!­­Fortlegung folgt. ER BE Se a BE

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