Oedenburger Zeitung, 1900. Januar (Jahrgang 33, nr. 1-24)

1900-01-03 / nr. 1

Preis: $ Seller. Bräm­merationd- Breise: Für Loco: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig 5 Kr, Monatlich 1 Kr. TU Hl. 50 Hl., —-FskAuswiiOtQGanzjähriaVII-»halbjährign Khr Viertelfihrig 6 Sr 25 Hl., Monatlich 2 Kr. 20 HI Polififihes Tagblatt. Preis: $ Seller. ! Belefon Ar. 25. Sinner 1900. Adminijtration und Verlag: Buhdrukerei Mlfred ARomtmalter, Grabenrunde 121. rl. 5 eifun q Snierate nad Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überal­l in gratis und franco versendet, Annoncenaufträge, Abonnem­ent: und Insertiond:-Ger­­ühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusendern. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. Medenburger Zeitung Mit 1. Jänner begann ein neues Abon­­nement auf die „Medenburger Zeitung“ ; die­­selbe bringt als Beilage das Illustrirte Sonntagsblatt gediegene, belletristische Wochenschrift mit pracht­­vollen Bildern. Abonnements-Preis der „Wedenburger Zeitung“ sammt Zustellung ins Haus : viertel­­jährig 5 Kronen loco Oedenburg . Auswärts : vierteljährig 6 Kronen 25 Heller. BEA für die illustrirte Sonntags-Bei­ ı an Inge 30 Heller pro Quartal separat. | Ri; IR­ ' * en et NER): ae BETT RE RER a An der Jahreswende. Pedenburg, 2. Jänner. Tief bewegten, aber hoffnungsfreudi­­gen Gemüthes traten wir gestern in das neue Jahr, wir sind bewegt, weil wir nicht nur im Lande der Lösung weitausgreifender politischer, sowie volfswirthschaftlicher Pro­­bleme und einer großen Reformarbeit der Regierung entgegen gehen, sondern haupt­­sächlich deshalb, weil sich auch im kom­­­munalen Leben der Stat Oeden­­burg eine hochbedeuts­ame Wandlung voll­­ziehen wird, indem sich der Reprä­sentanten- Hub, dieser bisher so Konservato gesinnte­­ Borberathungskörper, ganz neu konstituiren und durch Heranziehung ihm bisher ver­­stimmt ferngestandener Elemente eine total veränderte Physiognomie annehmen wird. Allein nicht bloß bewegt, als Ho­ff­­nungsfreudig begrüßen wir die neue Aera, denn an die Geiße der leitenden Körperschaften sowohl bei der Landes­­regierung, als auf unserem engerin städt. Territorium,jeden wir Männer gestellt von profundem Wilsen, von seltener Nob­­lesse und Integrität des Charakters, beseelt vom lautersten P­atriotismus und von dem ersten Willen die Wohlfahrt der Bürger nach Kräften zu fördern, Männer, die sich das Ziel­ gesegt haben mit Hintanregung jedes per­­sönlichen Interesses, nur auf das Gemein­­wohl, auf Verwirklichung guter, neuer Ein­­richtungen hinzuwirfen. Der Zweifel ge­wisser Kreise an die Selbstlosigkeit und den Gemeinsinn jener Gruppen, die bisher am Ruder gestanden sind, ein Zweifel, der zwar seinestwegs gerechtfertigt, aber nicht auszumerzen war, wird bei der neuen Konstellation schon daran a jchwinden, weil aus Freien, die bisher weder im liberalen, no im­­ Repräsentanten-Klub hinreichend vertreten waren, neue vertrauensunwürdige Persönlichkeiten zur Mitberatdung berufen werden sollen, die gleichsam vermit­­telnd und klärend zwischen den einzelnen kommu­nalen Schattirungen eingreifen werden und somit auch der Deffent­­lichkeit alle Bürgischaften dafür bieten, daß ein einseitiges, nur einzelnen Klasfen Dienendes Vorgehen ausgeschlossen sein wird. Erst kürzlich hat das Erelativ­­somite der städtischen liberalen Partei im Prinzipe die vollständige Tren­­nung der­­ Parteileitung vom Repräsentantenk­lub ausgesprochen. Auf dem kommunalen Boden ist demnach jede Parteipolitik aus­geschlossen, (siehe „Aufruf“ an anderer Stelle des Blattes) und wird eine innige und Hingebende Pflege der Interessen­­ aller Schichten der städtischen Bevöl­­kerung angestrebt, indem dem kulturellen Fortschritte, jedoch unter thunlichster Schonung der Steuerkraft, Basis geschaffen werden soll. Heute können wir ung in die Details­ des großangelegten Programmes noch nicht­ einlaffen, sind aber jegt schon ver festen Ueberzeugung, daß das allgemeine Beste in gewissenhaften und bewährten Händen ruht, was schon aus der Liste jener glän­­zenden Namen hervorgeht, die dem vor­­besagten „Aufruf“ Bathen stehen. ı ‚Wie wir im kommunalen Leben eine Gesundung nicht nur er­­warten, sondern auch mit Zuversicht voraussehen, so sehen wir auch auf po­­litischem Gebiete Geitens der neuen Warteileistung unter der weitaud= bildenden Führung des Herrn Brofessors Dr. Paul Hoffmann eine neue Vera­inaugurirt, die die Zukunft ver­­heißungsvoll zu gestalten verspricht. Wir warnen jedoch­ von einem allzu jähen, zu unvermittelten Webergang. Erst gestern hat der neue präsumtive Präses der städt. liberalen Partei, der geistvolle und unwelterfahrene Universitätsprofessor Dr. Paul Hoffmann, dessen Popularität nunmehr auch in den weitesten Schichten unserer städt. Bevölkerung plaßgreift, ebenso wie längst schon sein Ruf als vornehmer Par­­lamentarier in das ganze Land gedrungen ist, in seiner stets treffenden, sinnreichen Weise gegen und bemerkt, er wäre ebenso unflug als pietätslos, ja sogar verderblich, einen mächtigen Baum, der viele Jahre hindurch jwingend, schattenspendend und Früchte tragend, einer Familie seine Gaben zugewendet hat, deshalb fällen zu wollen, weil einzelne seiner Reste im Laufe der die breitete. — Besteht zwischen Euch eine ältere Feindschaft?­­ Das Mädchen leugnete nicht länger, sondern sagte ihrem Vater Alles. — 35 fenne ihn von Budapest her jehon seit zwei Jahren und auf Hausbällen trafen wir uns öfter. Aron aber behandelte mich, vermut­lich um sich dadurch interessant zu machen, beim Tanze den ganzen Winter hindurch mit auffallender Zurücklegung Im Frühjahre endlich ließ er sich, er war auf dem Nuderklub-Ball, so weit herab, mich um einen Tanz zu bitten. Ich ärgerte mich längst über ihn und antwortete nun: Sehr gerne, doch habe ich erst den zwanzigsten Tanz frei, die übrigen sind schon vergeben ... . — Eine schöne Ungezogenheit ! — Das ist noch gar nichts! Doch Höre, was er darauf that Er sagte: Zu meinem Bedauern muß ich dem Glücke entsagen, mit Ihnen tanzen zu können, allein mein Gedächt­­niß ist so sch­wach, daß ich biß dahin sicher vergäße, mit Ihnen engagirt zu sein... . — Und­ das ist eine schöne Ungezogen­­heit. Doch hast Du damit eigentlich nur be­­kommen, wag Du gewollt. · Feuilleton, Die Beins von Surany. Novelle von Franz Serczeg. Autorisirte Ueberlegung von Emil Kumlit. (Fortregung.) Am ersten Mittag nach ihrer Ankunft betrat sie am Arme ihres Vaters den reinen Salon, wo Kanizsay’s tägliche Tischgesellschaft bereits ihrer harrte. Es waren das der Vize­­gespan, der Pfarrer und der Sekretär des königlichen Kommissärs, Gyula Aron, den man ihm vom Ministerium aus beigegeben hatte. Margit bot den beiden älteren Herren recht höflich die Hand zum Gruße, Aron wurde dessen nicht theilhaftig. Mit Gleichmuth und ein wenig Verwunderung fragte sie nur: — 6 © ie sind auch hier? — Die Sie sehen, — ermiderte der junge Mann ebenso gleichgiltig. · Während des Mittagessens sprachen die jungen Leute sein Wort mit­einander, beim schwarzen Kaffee jedoch kamen sie auf kurze Zeit in einer ensterniiche zusammen. Eine Weile schwiegen Beide. Margit betrachtete mit einer gewissen launigen Heiterkeit ihren Nachbar, der mit eisiger Ruhe seine Zigarette rauchte. Plößlich blieb das Auge des Mädchens auf einem an der gegenüber befindlichen Wand hängenden Wappenschilde haften. Er war das Wappen des edlen Komitates Boros und stellte einen sich bäumenden Panther mit auf­­gesperrtem Rachen dar. — Glückliche Bestie! — jagte Margit. Aron blickte sie fragend an. — Sie darf nach Herzensluft gähnen, ohne dadurch eine Unart zu begehen .... Und damit entfernte sich die Venus von Surang von ihrem Kavalier.­­Zwischen den jungen Leuten bestand eine stille zähe Feindseligkeit, welche dem alten Kanizjay nicht lange verborgen bleiben konnte Das Fräulein war der aggressive Theil und sie konnte stechend und hochmüthig bis zur Srausamkeit sein. Schließlich forderte Kanizsay von seiner Tochter ob ihres sonderbaren Benehmens Rechenschaft. — Was gibt es zwischen Euch ? — Nichts! Was kümmert mich ein so unbedeutender kleiner Beamter ! — Du bist nicht aufrichtig. Du be­­fümmerst Dich gar sehr um ihn, ich weiß es. Das Fräulein lachte verwirrt. — Dieser Herr it sehr eingebildet und ich will ihm bemeisen, daß er mir ein Nichts, ein Niemand ist. # (Fortsetzung folgt). « \

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