Oedenburger Zeitung, 1900. Dezember (Jahrgang 33, nr. 275-297)

1900-12-01 / nr. 275

­ Obergespan Franz Beniczky.Umthr Nachmittags empfing der König den Pariser­­ Botschafter Graf Wolkensteini Trosti­burg,um 2 Uhr den Minister des Reußern Graf Goluchowski und um 3 Uhr den­­ Ministerpräsidenten Kolomann Szöll «-Letzteren in längerer Audienz.Abends kehrte der Monarch nach Gödöllö zurück.­­ Spenden des Königs. Se. Majestät bat für die Abgebrannten der Gemeinden Lipöcz und Bankfa, sowie für den Bau einer röm.-kath. Kirche i Szehenfalva je 400­8 und für die Erweiterung der röm.­­kath. Kirche in Szent-György 2009 R aus Allerhöchster P­rivat-Chatouille anzumeisen geruht. O­­raf Albert Apponyi wird am 3. Dezember in der ungarischen Gruppe der interparlamentarischen Konferenz im Abgeordnetenhausfe den Borsig führen und über die Ergebnisse des in Paris stattgefundenen Kongresses Bericht erstatten. « O Bischof Dr. Medard Hohl begab sich gestern in Vertretung des Kardinal-F­ürstprimas Bakary, dem sein Gesundheitszustand die Reise nicht gestattet, nach Rom, um dem Bapste die Glückwünsche des Fürstprimas zum­­­ Säbeljahr zu überbringen. Am 17. Dezember,­­ während der Anwesenheit Dr. Kohl’s in Rom, wird dort seine Bräsonifirung stattfinden. I­n « Ausland. —Yergufflandinghiua.Londoner »Abendblätter vom 28.d.veröffentlichen fol­­iT­gende Depesche aus Peking:Gestern trif­f von der Kolonne York ein Bote ein,derm ·«größter Eile hergereist war um zu veranlassen, Es­«daß sich sofort ein Arzt zum Obersten York begebe.Der Bote berichtete,als die Kolonne während der Nacht in der Stadt lag,·«habe­­ sich York,der in einem nach chinesischler Art durch einen Ofen ohne Abzugröhren geheiz­­ten Hauje fehlief, durch Einathmung des Dofen­­rauches eine Kohlenwindgas­vergif­­tung zugezogen. Man habe ihn früh in bewaßtlosem Zustande aufgefunden; sein Adjutant habe sie­ zwei Stunden vergeblich bemüht, ihn zum Bewußtsein zu bringen. Ein Arzt ist sofort zu Mork abgereist. Graf Waldersee wird die Kolonne York selbst nach Peking zurückführen. — Der Krieg in Südafrika. Marschall Lord Roberts meldet aus Johannesburg vom 28. d.: Demersdorp, welches am 21. d. von den Buren angegriffen worden war, mußte­n sie am 24. d. ergeben, wurde jedoch am 26. d. durch General Kn­ox wieder bejegt. General Knor verfolgt jegt die Buren. Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Abendblättern zufolge ging in London ein Telegramm mit der Meldung ein, daß — — Re­sident Stein in einem Gefechte mit General An­oz verwundet worden sei. E « . Bedenburger Reitung.­­ 1. Dezember 1200. .» Aus dem Stadthause. Dedenburg, 29. November. Die diesmalige Generalversammlung wäre rasch und glatt abgelaufen, da nur wenige Gegenstände von mächtigerem Belange zur Verhandlung gelangten, wenn nicht die Re­­präsentanten radikaler Richtung zu zeitber­­trödelnden Debatten Einwürfe vom Bann gebrochen hätten. Die Radikalen, welche immer über verschhwenderische Kommunalwirthschaft Klage führen, vergenden muthwillig Die Zeit, die doch auch Geld ist. Allein sie wollen ihren Wählern um jeden Preis be­weilen, daß sie ihr Mandat so verstehen, den Anschauungen der Majorität um jeden Preis entgegen zu arbeiten, gleichviel ob zum Nuhen oder zum Schaden des öffentlichen Interesses. Wir ent­­rollen­­ nun im Nachstehenden ein Bild der gestrigen Diskussion. DObergespan Edmund dr. Simon eröffnete Bunte 3 Uhr Nachmittags die Sigung. Noch vor der Tagesordnung interpetlerte »s-«Dr-Joseaneinfa den Bürgermeister und FI-fragte in welchem Stadium sich die Ange­­legenheit des aus der Zeit des Absolutismus schatirenden Beamten-Hilfsfondes befinde­« Bürgermeister Josef v.Gebhard­ t Fl­ erklärte,daß diesbezüglich noch gar keine Ent­­­­scheidung getroffen worden sei,e,könne daher auch heute nicht anders antworten, als wie auf die im Februar d. h. an ihn gerichtete Interpellation. Er werde aber die gegenwärtige Nachfrage dazu benügen, die Sache beim Ministerium zu urgiren. Die Antwort wurde mit Beruhigung zur Kenntung genommen. Der Magistrat berichtete dem Munizipal­­autschuk, daß der Minister des Innern die Ueberlassung des zur Verbreiterung der von Bali nach Boz führenden Komitatsstrafe noth­­wendigen Terrains auf Grund des gebrachten Beschlusses der Stadtrepräs­entanz genehmigt habe, sowie, daß auch da für Zmede der „Johannis“-N­ehjchule aufzunehmen geplante Ansehen von 54.000 Kronen bewilligt wurde. Magistratsrath Dr Franz Printzeri klärte hierauf,daß der Magistrat sofort nach dem Einlangen der ministeriellen Bewilligung des geplanten Ansehens von den vier hiesigen Geldinstituten Propositionen einverlangte.Es sind zwei Anbote gemacht worden und zwar von der Groproner Sparfasia und dem Spar- und Darlehenvereine. Ersteres Institut bringt 5­­, % , Leteres dagegen 6% in Vorschlag. Es wurde das Anerbieten der Spar­­tafia, welches billiger zu stehen kommt, ange­­nommen. Die Zuschrift des Obergespang, in welcher die allgemeine Beamten-Restaurirung für den 20. Dezember anberaumt wird, diente zur Kenntniß, ebenso der Bericht, daß die Konkurs­­ausschreibung gelegmäßig erfolgte.­­ Infolge Abdankung des Munizipalaus­­schußmitgliedes Martin Schneider und infolge Ablebens der Munizipalausschußmit­­glieder Ludwig Hauer und Michael Grafl. erweist sich in allen drei Bezirken der Stadt eine K Reumwahl nothwendig. Als Wahltag wurde der 30. Dezember bestimmt. Als Wahlpräses wurden entsendet für den 1. Bezirk Magistrats­­rath Dr. Merander Kretsc­hy, für den 2. Bezirk Dr. Nathan Nofsenfeld, für­ den 3. Bezirk Dr. Nikolaus Schwarz jun. In der Angelegenheit de Berlaufes eines Theiles des Balfer Waldes provozirten die Radikalen eine längere Debatte. Der Magistrat unterbreitete das Angebot de­s Badeeigenthümers in Balf, Dr. Stefan Wojinsky, in welchem er um Ueberlassung einer Theile des neben dem Badehause be­­findlichen und städtisches Eigentum bildenden Waldes ansucht, um auf diesem Terrain zwei Promenadewege zu errichten Das erbetene Gebiet hat einen Flächenraum von 27534 Duadrat-Klafter, wofür Dr. Wojinsky 1 Krone per Duadrat-Klafter anbietet. Der Berlauf wurde prinzipiell bereit beschlossen, und hätte gestern ein grundgiftiger Beschluß gefaßt werden sollen, bei der Abstimmung jedoch ergab sich, daß der Plan nicht die absolute Majorität besige, da 59 Repräsentan­­ten pro, 28 aber contra stimmten. Der Beru­lauf konnte daher nicht effektuirt werden. Zuerst ergriff Dr. Nathan Rosenfeld das Wort. Nach seiner Ansicht befindet sich im genannten Walde ein schäbengwerthes Baum­­material, weshalb er den angebotenen Preis zu niedrig finde. Er beantragte, daß per Quadrat-Klafter ein Preis von 1 Krone 20 Heller gefordert werden möge, ferner auch, daß Sich die Stadt das Recht von Mini­­­arbeiten vorbehalte, da in dem Waldtheile Kohlenschichten vorhanden sind. Die Radikalen Bognar und Jolombor sprachen ebenfalls gegen den Berlauf. Zechterer erhob auch die Anklage, daß die städtische Finanzkommission fortwährend den Berlauf von Unbemeglichkeiten in Vorschlag bringe, um dadurch die Zügen des Budgets auszu­­füllen. Wenn die Stadt so zu wirthschaften fortfährt, wird es noch so weit kommen, daß sie die Regierung unter Kuratell stellt. Die Stadt komme ihm vor, wie der Bauer, der ein Huhn besessen habe, welches goldene Eier legte. Der Landmann war es jedoch nicht zu­­frieden, jeden Tag ein solches Ei zu erhalten, i weshalb er das Huhn schlachtete, damit er auf einmal zu allen Eiern gelange. Dr. Franz Bring erklärte den Aus­­führungen Zsombor’s gegenüber, daß es nicht auf Wahrheit beruhe, wenn er behaupte, die Stadt verlaufe fortwährend Grundstück. Uebrigens Habe nicht die Finanzkommission, sondern die Forst-Fachkommission den Bor­­­­schlag gemacht, da diese den Verlauf vortheil­­haft finde, weil der Wald der Stadt nur wenig, einträgt. An Samu Gabriel sprach gegen den Borschlag, Dr. Martin u Szilvásy, erklärte, daß die Stadt nicht mehr Vorsicht anwenden­ könne, als wie der Antrag des Dr. Rosen­­feld erstrebt. Das freie Recht, Nach­forschungen anzustellen, bleibe gemahrt. Die Kohle it in jenem Terrain noch­ nicht reif. Er beruft sich auf den berühmten Geologen­ Wolff, welcher die besagte Gegend durch­­forscht und gefunden Habe, hab. eine Kohlenschichte sich. nur in minimalem­ Maße: vorfände, weshalb. deren. Ausnägung. kaum. ein Erträgniß liefern dürfte Die Kohle: braucht 3—400 Jahre Zeit, bis sie reif wird. Wenn man nun — mie Bognär­­erwähnte — im Jahre 1849 eine solche un­­reife Kohlenschichte auffand, so kann diese nach, 40—50 Jahren absolut noch nicht brauchbar­ sein. Die Interessen der Stadt aber erleiden feine Schmälerung. Die Nachfaten­ erheben­ ferner die Anklage, daß die Stadt ihre Un­­bemeglichkeiten verschleudere und führen an, sie Habe das Balfer Wirthahaus für 27.000­ Gulden an Dr. Wofinsky verschenkt. Dreimal fand die öffentliche eilbietung statt, warum­ gingen also, die Befriteler nicht ein, um es­ für 54.000 Gulden zu eritehen. Dr. Wofinsky­ stellte das annehmbarste Angebot, aus diesem­ Grunde schloß man­ mit ihm den Kaufvertrag.­­Redner nahm den Vorschlag an. Dr. Roßenfeld erklärte, daß die von­ radikaler Seite erfolgten Ausfälle nicht den: ‚Thatsachen­ entsprechen && ist nicht wahr, daß, eine Stadt nur dann Grundstück verlaufe,­ ‚wenn sie sich in­ schlechten finanziellen Ver­­hältnissen befinde. Der hier fragliche Mahltheil, brachte nur wenig Nuten. Da man Bäume nicht ausrotten­ dürfe, so müsse auch mit der­­ Zukunft, gerechnet werden. Er hält es für eine schlechte landwirthschaftliche Volitis, wenn man­ ein Objekt von­ geringem Geträgnisse auch, dann­ noch behalten will, wenn ein annehmbarer­ Preis hiefür angeboten wird.­­ Dr. Nicolaus Schwark jun. reflektivt: ebenfalls auf die radikalen Ausfälle. Wie jede, oberflächlich man Links urtheile, leuchte auch, aus der Behauptung hervor, daß die durch den Verkauf der Waldparzellen zu erhoffende Einnahme zur Deckung der im Budget sich zeigenden Lücken diene. Damit wird aber nur der Beweis grenzenlos­er Unkenntniß­ erbracht. Der verkaufte Wald wird zu Geld, troß der Transformation aber bleibt der Charakter des Stammvermögens erhalten.­­Selbst wenn­­ die Stadt das Geld zu anderen Beweden ver­­­­wenden wollte, bestehe ja doch das Veto des Ministers. Der Verkauf ist jeher annehmbar, denn der Wald trägt wenig ein. Die nach dem Verkaufe einlaufende Summe aber kann zur rationellen­­ Pflege der vorhandenen Wälder verwendet werden. Sta­n Sombor ergriff nochmals das Wort. Wenn man schon den Wald deshalb verkaufen will, weil er nicht­­ viel einträgt, meint Redner, so verlaufe man doch­ auch das Nathhaus, denn­­­ieses bringe ja auch seinen Nuten. Wenn man den Balfer Waldtheil und die Alleen verkaufe, wird er von der Gnade des Dr. Wofinzig abhängen, wenn die städt. Bevölkerung dort promeniren darf. Zeumbor feste seine Rede in ähnlicher Weise fort. Obergespan v. Simon forderte den Redner auf, sich persönlicher Anzüglichkeiten zu enthalten. Bürgermeister Zofer vd. Gebhardt erklärte, daß sich die Stadt das Mini­recht für wann immer vorbehalte. Der Verkauf wäre aus öfonomischen Noüdfichten nur vor­­theilhaft und zwar schon aus diesem Grunde, weil der Balfer Waldantheil infalirt stehe, was dessen Ueberwachung erschwere. E 3 wird übrigens derzeit ein Geheg vorbes­­breitet, welches die Ausrodung von Wäldern näc­hft Bädern verbietet. Was geschieht aber dann mit dem Walde? Darf man seine Bäume fällen, bildet er ein todtes Kapital. Gegenüber Zsombor aber erklärt Nedner, daß die Stadt viel mehr Unbemweglichkeiten laufe als verkaufe. „Abstimmen!“ ertünte er nun unge­­duldig von allen Seiten, L

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