Oedenburger Zeitung, 1901. Juni (Jahrgang 34, nr. 125-148)

1901-06-01 / nr. 125

EEE Preis: 6 Seller. P­ränumerati und- Preise: Für Loco: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 2 Kr., Vierteljährig 5 Kr, Monatlich 18 09 für Auswärts: Ganzjährig 25 Kr., a = Kr 508, Vierteljährig 6 25 5. Monatlich 2 Kr. 20 HL Wollfires Tagblatt Adminiftration und Verlag: Buchdrußerei Alfred Nomm­alter, Grabenrnde 121. Telefon Nr. 25. ‚Inferate nn Derselbe wird auf Wunsch überall] in = und fin­ie Annoncenaufträge,Thonnen entd. und ‚Inferti bühren find an die Administration (Grabenrunde 121)" Vermittlung durch alle Annoncen­­"Bureaus. Der erste Schritt. (Aus der Sigung des großen­­ Ausschusses der Soproner Liberalen Partei.) Dedenburg, 31. Mai. Dion uns wo) mehr als vier Monate von dem Zeitpunkte der im Lande vorzunehmenden allgemeinen Reichstags- Wahlen trennen, so tritt doch bereits in den meisten Wahlbezirken Ungarns das Bestreben zutage, sich aller erforderlichen Behelfe und Kräfte zu versichern, um wohl­­gerüftet in den bevorstehenden Wahlkampf zu treten und nach zwei Richtungen hin den gewünschten Erfolg zu erzielen. In erster Richtung nämlich (und darin liegt für viele Wählerfreife die Hauptschwierigkeit) den richtigen Mann zu finden, im dessen Hände man getrost die Vertretung des betreffenden Bezirkes legen fann und in zweiter Linie wieartig es anzustellen sei, um dem auserwählten Manne des Vertrauens den Sieg gegen Die voraus­­sichtlich allenthalben ich sehr rührig zei­­gende Opposition verbürgen zu künnen, denn dort wo der Ausgang des Kampfes zweifelhaft ist, wird es vielleicht schwer halten den in Aussicht genommenen­­­er­­trauensmann zur Annahme der Kandidatur zu bewegen, zumal dann, wenn­­ derselbe eine anerkannte Landeskapazität sein sollte, die sich des Bchefs einer eventuellen Nie­­derlage, in Ansehung der eigenen Nepu­­tation, doch nicht wird ausregen wollen.­­Auch die liberal gesinnten Wähler Dedenburgs, obschon sich denselben, nach den bisherigen Auspizien, begründete Aussicht auf eine überwiegende Menjorität bei der seinerzeitigen Entscheidung des Wahlkampfes eröffnet, fanden es nun schon höchst an der Zeit, angesichts der bevor­­stehenden Wahlkampagne, eine Aktion anzu­­treten, um mit derselben wenigstens eine vorläufige Orientirung über die zu beob­­achtende Stellungnahme zu gewinnen. Der erste Schritt Hiezu wurde gestern Donnerstag Abende vom großen Ausschisse der liberalen Partet unter­­nommen, indem sich derselbe im Hotel „Bannonia” zu einer Besprechung der Sachlage zusammenfand und unter dem Borfige des Präses und des­­ Vizepräses der liberalen Partei, Dr. Josef v. Kania und Dr. Martin v. Szilvady jene Borschläge berieb­, welche man in Bezug auf die Wahl eines­­ Vertreters unserer Stadt im Neichdtage der Bolt­versammlung zu unterbreiten gedenkt. Der Borfigende begrüßte die Erschienenen und machte sie mit dem Zmedfe der Konferenz befannt, worauf alsbald von verschiedenen Seiten die Debatte eröffnet wurde. Er wurde besonders nachdrücklich betont, daß unser bisheriger h­ochverehrter Ablegat, Seine Exzellenz der gewesene Justizminister Teofil v. Fabiny sich zwar in pri­­vaten Freisen dahin geäußert habe, in Rücksicht auf sein vorgerad­es Alter sein Abgeordnetenmandat mehr annehmen zu können, daß jedoch­­ diese angebliche Ber­­zichtleistung seineswegs offiziell be­­glaubigt ist und wir vaber noch immer hoffen dürfen, daß Exzellenz v. Sabiny, in welcher durch volle vier­­zehn Jahre unsere Stadt in so er­­folgreicher Weise mit wahrer Selbstauf­­opferung vertreten hat, vielleicht bewogen werden künne, auch in Hinkunft unsere Interessen im neuen Weichetage mit der­­selben Umsicht, Thatfraft und dem erem­­­plarischen Eifer wahrzunehmen, wie bisher. Infolge­­­ieser allseits als zutreffend anerkannten Ausführungen, wurde bei Schlosjen, der am 16. Juni, Vormittags 11 Uhr, in die Turnhalle einzu­­berufenden Bollversammlung der liberalen Wähler Soprons seinen anderen Vortchlag zu machen, al in gerechter Würdigung und dankbarer Anerkennung der unschägbaren Verdienste, welche js unter Reichstags­-Abgeordneter Erzellenz, Teofill v. Fabiny während eines Zeitraumes von vierzehn Jahren um unsere Stadt erworben hat, deren Interessen in ihm stet den wärmsten Förderer fanden, demselben neuerdings das Mandat der Stadt Sopron anzubieten und ihn mittelst einer aus den hervor­­ragendsten Vertretern aller hierartigen bürgerlichen Stände bestehenden Wähler­­deputation zu bitten, dem in seine ifustre Rerson allgemein gejegten,weil durch sein bisheriges gemeinnücßiges gerechtfertigtes Vertrauen — auch in der fünfzigen Reichstags-P­eriode zu entsprechen. Dieser seine weitere Begründung bedürfende Antrag fand allseitige begeisterte Zustimmung und nachdem noch Dr. v. Sz­ilvány,Dr. Nikolaus Schwark jun. die Herren Ignaz Steiner, Spiegel, Direktor Lähne, Dr. den Debatten betreffs der zu beobachtenden Wahlaktion eingegriffen hatten, ohne daß indeßg weiter fonzise­­ Beschlüsse gefaßt wurden, trat dann die Versammlung in einen vertraulichen Meinungsaustausch ein,­ der sie bis gegen 11 Uhr in bester Harmonie beisammen hielt. E. M. Winkler un. w. an: Oesterreich-Ungarn. I Bon den Delegationen. Wie aus Wien verlautet, sind für die Plenarfigungen der österreichischen Delegation der 3.,5. und T. Juni in Aussicht genommen. Die Schluß­­isung soll am 10. oder 11. Juni stattfinden. In der gestrigen Sitzung­ der ungarischen ne die Posten- Systemisirung a Organe mit erhöhten Bezügen, Standes­­vermehrung in der Militär-Berpfleg* Branche und Erfordernis für die Militär­justizverwaltung, nach einigen Einwendungen botirt und es ist somit das Ordinarium des Heeresbudgets erledigt worden.­­ Eine russische Militärdeputation in Wien. Zu Beginn des Monats Juni trifft in Wien eine­­ Offiziersdeputation des russischen 35. Dragoner-Regimentes, dessen Inhaber Le Majestät­is, ein Die russischen Offiziere, denen M Rittmeister Dejewffy zugetheilt ist, steigen als Gäste des Monar­en 2 im „Hotel Imperial“ ab, werden am Ta nach ihrer Ankunft von Sr. Majestät 1 besonderer Audienz empfangen und Abends mit der bereits in Wien meilenden Offiziersdeputation des 26. Dragoner-Regiments, dessen Chef Erzherzog Franz Ferdinand ist, der Hoftafel zugezogen werden. O Abermals Skandale im österreichischen In der Sigung vom 29. d. M. Reichsrath, sogenannten „Alldeutschen“ produzirten Die (Bangermanen), als Dr. Zueger zur Wasser- De­norläde das Wort ergriff. Heftige Tumulte. Zuerst begnügten sich, während der Wiener Bürgermeister umsonst versuchte sich vernehm­­­bar zu machen, die Alldeutschen damit, le­b­­hafte Ges­präche unter sich zu führen, dann fingen sie an zu laden, zu sc­hreien und zu rufen, mahnte sie wiederholt zur Ruhe, deutschen aber sprachen fortwährend weiter. Der P­räs­ident gab wiederholt Dlodenzeichen und unterbrach, da die Ruhe nicht eintrat, um 10 Uhr 45 Minuten die Sigung und verließ den Saal. Dac Wiederaufnahme der Sigung drückte der Präsident sein Bedauern aus über solche V­er­­legungen der Würde des Hauses. Yueger sprach fort. Während seiner Rede dauerte der Lärm jeitends der Alldeutschen, welcher sich immer mehr und mehr steigerte, je länger Lueger sprach, fort. Präsident erklärte, er bedauere es lebhaft, daß ihm die Geschäfts­­ordnung sein Mittel an die Hand gebe, solchen Verlegungen der Würde des Hauses entgegen­­zutreten. Der alldeutsche Abgeordnete Berger erklärte, die Szenen, welche die Alldeutschen aufführten, gelten nicht dem Hause, auch nur dem Präsidenten, sondern dem Bürgermeister der Stadt Wien, welcher die deutschen Gefühle unter den Lehrern und Angestellten der Stadt Wien unterdrücke. Die­­ Alldeutschen bringen dem Abgeordneten Lueger ihre Berichtung entgegen. Lueger verlangte das Wort zur Erwiderung. Die Alldeutschen verliefen unter Pfui- - Nufen den Saal. Dr. Lueger erklärte, er halte die Alldeutschen für nichtswürdige Zandespverräther. Unter unbeschreili­­chem Tumulte schloß Präsident die Sigung.­­ Eintritt eines ungarischen Bild­­hauers. Einer unserer älteren Blastifer, der Bildhauer Josef Engel ist am 30. d. im hochbejahrt gestorben. Engel zählte seinerzeit zu den geschäßtesten Künstlern. In vortrefflicher Schule ausgebildet, befundete er in seinen Werken eine bemerkens­­werthe Individualität. Er hat das 36. Lebens­­jahr erreicht und erlag der Altersschwäche. Die beste Szechenysstatue rührt von seiner Hand her, über Wirken glänzend .Budapest­­­­.­­ -Der Präsident em Die Al das ne . ; ß i J id I J sj

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