Oedenburger Zeitung, 1902. Juni (Jahrgang 35, nr. 124-148)
1902-06-01 / nr. 124
1 überzeugt, daß die Regierung hieran gar nicht denkt, denn der Beschluß des Randes ist ein einhelliger, daß Ausgleich, es besser sei, als ein Schädlicher wenn die Nation ohne ihrem gejeglich gesicherten Selbstbestimmungsrecht Gelögern von Ebrauch macht. Die Situation, welche unserer Ya= brifsindustrie harrt, in eine schwierige, aber wir vertrauen in die Zukunft der Nation. Ungarn hat auch in viel fritheren Zeiten, die seiner Entwicklung in den Weg tretenden politischen Schwierig:keiten überwunden. Sicherlich wird dies auch recht gelingen und eine bessere Zukunft wird dann für das Land und auch für die ungarische Indutrie entstehen. Nach der mit stürmischen Beifall aufgenommenen Nede schritten die Anwesenden zur S Konstituirung des Verbandes. Die Statuten wurden nach einigen stylarischen Aenderungen angenommen und hierauf unter großer Begeisterung einhellig die gewählt. Zum Präsidenten wurde Dr. Franz Chorin, zu Vizepräsidenten Alexander Hatvany- Deutsjh und Franz Aich jun. gewählt. In den Ausschuß wurde auch Rudolf v. Bagenhofer berufen und beschlossen, das das Exelativsomite und jene Mitglieder des Ausschusses, welche sich der Deputation anschließen wollen, beim Ministerpräsidenten und beim Handelsminister ihre Aufwartung machen und der Regierung die Ziele des Verbandes vortragen mögen. Landscirten Funktionäre «(Deöenburger Beitung, RER RT, N 1. Sunie Desterreich-Ungarn. O Bwei Denkmäler. Seine Majestät der König Hat bekanntlich der Nation zehn Denkmäler geschenkt, welche in der Hauptstadt aufgestellt werden sollen. Zwei derselben sind bereits fertiggestell und wurden im Rondeau auf der Andrasfystraße plazirt. Im Kleinen Park vor dem Andräsig’schen Palais wurde das Denkmal Nikolaus Zrinyis (von Stefan Roöna), im Gärtchen vor dem Hübner-Hof das Monument Gabriel Bethlen’s (von Georg Bastagh junior) aufgestellt. Die Uebergabe der beiden Denkmäler durch den Staat an die Haupt- und Nesidenzstadt E. hat in aller Stille stattgefunden. Von den ursprünglich in Aussicht gestellten Feierlichkeiten wurde Abstand genommen. O Ministerpräsident Dr. von Körber über den Ausgleich. Der österreichische Bremser bat in legter Sigung den Herrenhauseß in Wien bei seiner Budgetrede, das Wort über den Ausgleich mit Ungarn ergriffen. Er erklärte dem Hause seine Besorgnisse über den Ausgang der nun schon so lange schwebenden Verhandlungen nicht verhehren zu künnen und verwies darauf, daßs nicht Diskordanz der österreichischen und ungarische Interessen die terminmäßig nothwendig gewordene Ausgleichung der beiderseitigen Ansprüche erschwere,sondern Gesichtspunkte anderer Art,welche dem Gemeinsamkeitsgedanken nicht förderlich sein können.Der Ministerpräsident versicherte, Oesterreich wolle in seinem seinzigen Punkte dem Besitzstande Ungarns —«»nahetreten,es wolle nur eine gewisse Rücksicht auf die Bedingungen seiner wirthschaftlichen Existenz und Beseitigung jener Unklarheiten, «die derzeit eine Interpretation der Ausgleichssbestimmungen zum Schaden Oesterreichs ermöglichens»Wir werden bis zur äußersten Grenze so möglichen Entgegenkommens gehen,qber die Hand nicht zu einer Gemeinschaft bieten,welche I. uns zu keiner Ruhe kommen läßt und welche J wirklich fast keine Gemeinschaft ist.«Sorefumirte .der Ministerpräsident. OBeuer Obergespann Zum Obergespan des Kis-Küküacek Komitatgska,wie»Ke1. "·«E·rt.«wissen will,der Abgeordnete DvAkos -«Kem6ny ernannt werden. O Die Schießversuche mit den neuen Gefchügen. Am 28. d. haben in Derfeny die Schießübungen mit den neuen Geschügen bei den Mitgliedern der österreichischen und ungarischen Delegation, denen sich auch Vertreter der Presse angeschlossen hatten, stattgefunden. Die Delegirten wurden im Westbahnhofe von dem Abgang de Separatzuges vom ZME, Sefelfalussy in Vertretung des Kriegsministers, vom General Krobatin als Chef der Artilleriesektion und dem Hauptmanne des Generalstabes Franz Klob empfangen. In Derfeny angelangt, wurde zuerst das neue Siebenzentimeter Gebirgsgeschür befictig. FZM. Kropatjchef demonstrirte in lichtvollem Vortrage dessen Konstruktion, wobei er insbesondere die Bedeutung der Rücklaufshemmung hervorhob. Die Delegirten waren von der Leistungsfähigkeitieses Geschüges überrascht. Die Wirkung war eine verheerende. Die Demonstrirung der Feldhbaubige in Schrapnerg gestaltete sich besonders interessant. Die Hauptaufgabe dieses Geschüges besteht darin, Ziele hinter und unter Dedungen zu beschießen, gegen welche die Feldkanone bisher wirkungslos war. Es wurde gegen eine Kombination von verschiedenen Dedungen auf 4000 Schritte geschassen. Die Delegirten hatten die Demonstrirung aus erhöhten Deckngen zu beobachten. Die Granaten durchschlugen sämmtliche Wehren, die siebartig Durchlöchert waren. Richtige prinzipielle Entscheidung. Der ung. Verwaltungs - Gerichtshof hat ausgesprochen, daß auch die vom Windsturme verursachten Schäden als Elementarschäden zu betrachten seien, auf Grund welcher man einen Steuer-Wabklapp verlangen könne. Diese Nachricht wird unter den Landwirthen, welche von den Zäunen der Witterung so viel zu leiden haben, gewiß Freude verursachen. Die Ministerkonferenzen zwischen den ungarischen und österreichischen Bortefeuilleträgern, in Angelegenheit des Zoll- und Handelsbündnisses nehmen — wie aus guter Quelle berichtet — einen den baldigen Abschluß silternden Verlauf. Es ist nämlich, laut Meldung aus Budapest, in den legten Konferenzen insoweit eine Annäherung erfolgt, als die österreichh jche Regierung einige ihrer Forderungen fallen ließ. Mann kann übrigen? Hoffen, daß die volle Verständigung zwischen beiden Regierungen schon im Laufe der nächsten Woche erfolgen werde. OÖ. Die neuen 50 Kronen Banknoten. In gestriger Nummer, des Amtsblattes war eine Kundmachung beliefig der Eintauschung, respektive Erregung lädirter 50 Kronen-Banknoten enthalten. Wenn sich die zufällige Beschädigung dieser Noten herausstellt, werden dieselben von der Bank anstandslos umgetauscht, respektive eingewechselt: Bei ganz unbrauchbar gewordenen Noten — menn bezüglich ihrer Echtheit sein Zweifel obmwaltet — wird eine zehnperzentige Eintausch-, respektive Auszahlungsgebühr behoben. Das Abgeordneten - Mandat des SHandelsministers. Gestern machte eine Deputation des Csaczaer Wahlbezirkes, unter Führung des Generaldirektors der Kaschau- Oderberger Eisenbahn, Hofrathes Peter Näth beim Handelsminister Ludwig Ling ihre Aufwartung um ihm dia Mandat des Csaczaer Wahlkreises zu überreichen. Der Minister sprach in Ermitterung der vom Bürgermeister der Stadt Trenchen Ernst Mesnay an ihn gerichteten Ansprache seinen Dank für das neuerdings in ihm gelegte Vertrauen aus. Ein Monument für einen ungarischen Dichter. Nikolaus Lenau ist bekanntlich in dem Kleinen Orte SSataäd (Torontäler Komitat), wo sein Vater Franz Niembich v. Strehlenau Beamter der fünf Kameralherrschaft Charach war, am 13. August 1802 geboren worden. Er brachte aber daselbst nur die ersten Jahre seiner Kindheit zu, indem seine Eltern nach Ofen übersiedelten, wo sein Vater schon 1807 gestorben ist. Ein Denkmal des großen Dichters, der aus Ungarn hervorgegangen ist, wird nun am 100. Jahrestage seiner Geburt in Csatad enthüllt werden. O Wahlkampf in Deva. Gestern Freitag begann im Devaer Wahlbezirke, infolge der Ernennung Koloman Barcgays zum Obergespan des Hunyader Komitat die Wahl eines Abgeordneten. Wahlpräsident Bela Farkaz eröffnete den Wahlort um 5 Uhr Früh. Der Aufmarsch der Parteien der zwei Kandidaten: Graf Kitvan Thoroczlay und Ludwig Reihy — Beide Liberale— vollzog sich in größter Ordnung. Die Abstimmung begann seitens der Devaer Nethy Partei. Dies war die Hauptmacht Nethy’2, der aber bis 11, Uhr nur 220 Stimmen erhielt. Die Wähler Toroczkiay's halten sich in den Ortschaften auf. Um 12 Uhr standen die Chancen der Kandidaten gleich; jeder hatte 236 St. Der Wahlkampf ist auf beiden Seiten ein heftiger, Obener in der Wohnung unseres Londoner Botschafters. Am 29. d. Nachts brach in der Wohnung des österr.-ung. Botschafters Grafen Deym auf dem Belgrave Square in London ein Feuer aus. Das Dach des Hauses war aus bieher unaufgelärter Ursache in Brand gerathen. Die herbeigeeilte Feuerwehr bewältigte die Flammen nach einiger Mühe. s Todesfall. In Kolozspärit — die schon dort berichtet wird — gestern Früh 6 Uhr Baronin Witwe Daniel Bánffy, die Mutter des ungarischen Obersthofmeisters Baron Desider Bánffy, im 81. Lebensjahre gestorben. Baron Bánffy weilte am Sterbebette seiner Mutter. Ausland, — Der Schaf von Persien in Berlin. Bei der Galatafel im Schlosse erhob sich Kaiser Wilhelm zu einem Trinfspruche, in dem er den Schah von Persien willemmen hieß und der freundschaftlichen Beziehungen gedachte, die sich zwischen seinem Großvater und seinem Vater einerseit und dem Vater de Schah anderseits durch viele Jahre entwicelt haben. Der Kaiser sprach den Wunsch für das Fortbestehen des besten Einvernehmens zwischen dem Reich und Persien aus und traut auf das Wohl seines Gatten. Der Schah von Persien erwrderte in persischer Sprache mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm. — Keine Spielbank in Serbien. Aug Belgrad Frommt folgendes amtliches Communique: „Die in auswärtigen Blättern immer wieder auftauchenden Gerüchte über verschiedene Brojette Hinsichtlich der Errichtung einer internationalen Spielbanf im Topfhider-Pfarre werden an maßgebender Stelle als unbegründet bezeichnet, da die betreffenden Offerten endgültig abgelehnt wurden und überhaupt nicht mehr in Erwägung gezogen werden.“ — Die Strafe in Spanien Der Ministerrat( erwägt eine geeignete Erregung des ausgeschiedenen Canale lag. Der Herzog von Tetuan erachtet die gegenwärtige Krisig von größter Tragweite; sie sei ein vollständiges Fiastto der liberalen Partei, die das Programm, dem sie ihr Dasein verdante aufgegeben habe. Secht sehe man, daß Segatta nicht die Absicht gehabt habe, sein feierliches Versprechen zu halten. Die öffentliche Meinung sei geradezu verhöhnt. Antiflektale Unruhen dürften bald wieder außebrechen. — Die Friedensverhandlungen in Südafrika. In einer in Leeds gehaltenen Rede erklärte Lord Rofseberg, der Friedensabschlus dürfte in einigen Tagen bekannt gegeben werden. Er sprach die Hoffnung aus, daß Jedermann die Regierung in ihrer Pazifizirungspolitik unterfragen würde. Wir werden — fuhr Redner fort — uns bestreben müssen, uns die tapferen Feinde zu tüchtigen Freunden zu machen. Da wird die auf der Grundlage Liberaler Prinzipien, nicht aber auf dem von Salisbury angekündigten Wege geschehen müssen, der von der Nothunwendigkeit einer kraftvollen Regierung für Generationen hinaus sprach. — Ein Attentatsversuch? Die Blätter bringen eine Meldung aus Sankt Petersburg, NS. a