Oedenburger Zeitung, 1902. August (Jahrgang 35, nr. 176-200)

1902-08-01 / nr. 176

| | ..-.«, ·XXXV.JahrgaIIg. eWITH-tin Abminiftration und Verlag: Bucdrukerii Alfred Nomsvalter, Grabenrunde Di. Frass-Heller Yoctttsches Eagbcait BEENDETE Pränumerationd: Breite: Sür Loco: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig u Kr., Vierteljährig ® rt Monatlic­h fr. 70 Für Kies Bau 25 Kr., Fr 12 Kr 5091, Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Telefon Ar. 25. Le Preis: $ Seller. BEa x Inferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall, in gratis und franco versendet, Annoncenaufträge, honnen entd- und SInfertiond: @es bühren find an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden, Vermittlung dur alle Annoncen-Bureaus. — Der „kranke“ Skallay. Dudapest, 31. Juli. („Ung. Inf.) Wie ein Wetterleuchten tauchen in den südflavischen, niederöster­­reichischen und durch diese wohl auch in einzelnen ungarischen Blättern Gerüchte über die Demission des gemeinsamen Finanzministers Benjamin Kallay auf, für den diese waheren Herren auch bereits einen Nemplacanten in der P­erson des Bankgouverneur Bilinski haben. „Benjamin Kallay“ — so heißt es in diesen Organen, denen der geniale Ad­­ministrator der offupirten Provinzen ein Dorn im Auge zu sein scheint, weil er je manchen Planflaven das Fischen im­ Trüben gründlich gestört hat — „Benjamin Kallay also ist Eranf, sehr frank und , wenn kaum drei Monate um sein werden — sie liebenswürdig, daß sie ihm noch eine so lange Frist gönnen — wird er sein Amt niederlegen.” Um nun auch den Ungarn Honig um den Mund zu streichen, wird bezüglich der Berson des Herrn Bi­­finofi hervorgehoben, daß derselbe als ungarfreundlicher PBole in Betreff der Wahrung der ungarischen Interessensphäre in Bosnien in den Fußstapfen Rállay’s wandeln im werde. Nun erhielt die „Ung. Inf.” aus Nisch ein Schreiben, welches die Madmi­­nationen der Feinde Källay’s vollständig enthüllt und die Triebfedern ihrer Hand­­lungen gar zutage treten läßt. Diesem Schreiben zufolge arbeitet die südsranische Propaganda mit Händen und Füßen, um­ mit dem Leiter der bosnischen Regierung anzubinden. Sie hofft ihr Ziel durch hart­­nädige Ausdauer zu erreichen und hält die Sommerferien, wo Finanzminister Rällay von Wien ferne meilt, zur Förderung desselben für besonders geeignet. Sie ak­zeptirt mit Freude die Unterfrügung der österreichischen Antisemiten, welche in Ben­­jamin Rállay ebenfalls den Ungarn halfen. Die Vortrefflichkeit der­ Regierung Bosniens und der Herzegowina beweist nichts­chlagender,als jener Fanatismus, mit welchem die Anhänger der groß­­serbischen nee die Entfer­­nung Kallans twünsch mia in ihm und in seiner Wirksamkeit erblicken sie eines der größten Hindernisse ihrer ge­­fährlichen Bestrebungen.Wohin sie gra­­vit­ren,das haben sie ganz offen damit verrathen,daß sowohl aus Nisch,als auch aus Alexina sich viele­ serbische Notabilitäten zur Trauung der Prinzen Mirko nach Cettinje begaben­.Man sah dort Bogicsevics,den einst viel genannten serbischen Gesandten in Paris. Die serbische Presse schweigt natürlich hieran,da die Ventilirung der Frage für­­ unangenehm werden könnte,welche Pläne sie mit dem Prinzen Mirko h­aben,den sie bekaumlich auf den Thron Groß-Serbiens setzen möchten.Unser Gewährsmann fügt seinem interessanten Berichte noch eine Warnung für Ungarn hinzu, sich durch­­­iese großs­erbischen Intriguen nicht irreführen zu lassen, deren größter und wesentlichster Erfolg darin bestünde, daß sie den Regenerator von­­ Bosnien und der Herzegowina von seinem Posten, welchen er, mit s­olchen Ehren ausfült, verdrängten. So gut gemeint nun auch diese Warnung sein möge, so überflüssig er­­scheint dieselbe angesichtse de­s Ver­­trauens, welches man in Ungarn in den weitesten politischen Kreisen dem ge­­meinsamen Finanzminister entgegenbrigt, dessen Wirksamk­eit hier zu Lande die größte Anerkennung gezollt wird. Benjamin Kállay wird si durch die südsrawischen und antisemitischen Intriguen nicht beirren lassen und unentwegt auf seinem Bosten ausharren, auf welchem er sich in außer­­ordentlicher Weise um das Vaterland ver­­dient gemacht hat. Wenn der gemeinsame Finanzminister von seinem Urlaube Heim= fehren wird, dann werden­­diese Gerüchte und Intriguen wie Nebel Be und seine Gegner werden ihm „Amtsmüdigkeit“ und „Krankheit“­­ vergeblich suggeriren, denn Benjamin Källay hat gute Nerven und ist ein schlechtes Medium für solche Hypnotiseure.­­ Die Koruth-Häkularfeier. Dedenburg, 31. Juli. Gestern Mittwoch hielt in Budapest die reichtägige Kojsuth-­artei eine Kon­­ferenz, in welcher die Vorarbeiten zur Kojsuth- Sätularfeier besprochen wurden. An der­eier werden auch verschiedene Ungar­­vereine des Auslands theilnehmen. Ihre Theilnahme haben bisher angemeldet der Verein der Bariser Ungarn, ferner mehrere Ungarvereine Englands und der Schweiz. Feuilleton, Arme Angefißa! ‚Roman von Arthur fioehpl. Nahdrud verboten. (Fortlegung.) Mit ängstlich fliegenden Pulten trat sie durch die offenstehende Gitterthür in den Garten. Auf dem breiten, gelben Siesweg er­­schrac sie vor dem f­irschenden Geräusch ihrer eigenen Schritte und dem Geflatter der Spagen und Finken, die ihr Schatten auf den Rasen aufscheuchte. Din Athem anhaltend, stieg sie die zwei, drei steinernen Stufen zu der Haus­­thür hinan und zog nicht den Klingelgriff, der einem mächtigen bronzirten Sementopf aus dem zornig aufgerissenen Rachen hing. Wenn sie nur die nächste ‚Viertelstunde erst­­ über­­standen hätte ! Sie hatte geklingelt. Aber es kam Niemand ‚zum Oeffnen. Sie wartete zwei, drei Minuten ohne den Muth, nochmals die Klingel anzu­­ziehen, als plößlich, gerade als sie sich das Herz fassen wollte, noch einmal zu schellen, unter einen lebhaften Druck der Innenklinge die Thür aufsprang und mit dem Hut auf dem Kopf und mit den ausgespreizten Armen, in die Normel seines hellen Sommerpaletots­ fahrend, ein junger, brünetter, hochgewachsener­­ Herr mit dem entschiedenen Schritt jemandes, der draußen vor der Thür niemand erwartet, auf die Schwelle herausgetreten kam, daß er fast Angelifa umlief. „Aha !“ stieß er lustig Hervor, trat rasch einen Schritt zurück und besah sich das junge Mädchen näher. Wahrscheinlich eine Mophistin, die zu seiner Mutter wollte. So sah sie aus, dachte er. Indeß sie schien ihm nicht schlecht zu gefallen. Er blinzelte schalthaft, als er sie fragte: „Wollten eben sie klingeln, mein Fräulein ? Oder aber klingelten schon ? Und dieser Schelm, dieser Gustav, ist wieder in der Küche auf den Ohren und sc­harmuzirt mit der Köchin. Werde meine Mutter gleich rufen.“ Die vorhe erregte Farbe auf Angelifa’s Wangen verwandelte sich zur lobenden Gluth. Sie hatte si den Chef ihres Vaters älter und strenger vorgestellt, doch die Entdeckung, die sie fegt machte, schien ihre W Verlegenheit nicht zu vermindern. Leise, daß er sie kaum verstand, erklärte sie ihm, daß sie in einer dringlichen Angelegenheit nicht Frau Vollmar, sondern Herrn Vollmar sprechen möchte.“ „Gut, der bin ich“, antwortete der junge Mann lebhaft. „Fragt sie nur, ob es nicht auch mein Bruder sein kann.“ „Ich komme im­ Auftrag meines Vaters und möchte den Herrn Baumeister bitten .“ „Also den Baumeister !" fiel der junge Herr ihr ins Wort. „Dann bin ich’S nicht, Fräulein, dann ist es mein Bruder. Aber wa? unwünschen Sie von ihm? Mein Bruder ist leider nicht zu Hause. Er wurde vor einer Stunde von einem Herrn abgeholt.“ „Kann ich warten?“ Hauchte das Mädchen. „Hm“, meinte Herr Vollmar, „Er Hat nicht angegeben, wann er zurückkommt. Wie wär’? wenn Sie mir Ihr Anliegen vor­­trügen .“ Angelita zögerte eine Sekunde, während welcher der junge Mann in der Thür immer mehr mit sich einig ward, daß die Kleine, die vor ihm stand, in der That ein allerliebstes Geschöpf sei. "36 weiß nit",­agte sie. „Ich glaube, nur mit dem Seren Baumeister persönlich sprechen zu dürfen ; ich habe von meinem Vater etwas abzugeben.“ „Richtig nichte der junge Mann, sie lustig weiter beäugelnd. „Dann sind sie gewiß die Tochter des Bausekretärs. Ihr Papa heißt Helms — oder so ähnlich. Ganz recht. Mein Bruder sprach davon. Ich sollte das Geld von Ihrem Vater annehmen. Ich habe so Lange auf ihn gewartet, aber da er nicht kam und ich auch fortgehen muß — also gut, daß mir und noch treffen und sie den Gang nicht unı­­sonst gemacht haben. Sie künnen mir Ihe Geld geben. Ich Habe eine Quittung meines Bruders darüber in meiner Tasche”. (Fortfegung folgt.) : Re

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