Oedenburger Zeitung, 1902. September (Jahrgang 35, nr. 201-224)

1902-09-02 / nr. 201

la « N ..«.-«s... "C.·-.5-ss.s-";-..F’JZI:««-. ».x L­­«7XXXV.Jahrgan-g. Dienitag, 2. September 1902. Oedenburger Zeitung. Zuse- 6 Seller. l­e Me Pränumeration d- Breite: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., vRr, Monatlich 1 Kr. 70 SI. Kür Auswärts: Ganzjährig 25 r., Halbjährig 12 Kr 50 91, B Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Sür Zora: Vierteljährig­e Politisches Tagblatt. Adminiftration und Verlag: Buchdruckerei Alfred Nommwalter, Grabenrunde 121, Telefon Ar. 25. Kr. 201. Preis: $ Seller. ge EEE Inierate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überalli in gratis und franco versendet, AnnencenwurFgäge, SChonnen .entd- und Infertiond. @eı­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaug. ne A Zum S­chulbeginn. Dedenburg, 1. September. Was die Jugendbildner aller Lehr­­anstalten wieder an ihr zwar mühevolles und verant­wortliches, aber jegengreiches Amt beruft, was den Schülern, die sich jet zwei Monate lang sorglos der goldenen Freiheit erfreuten, die Beust bei den Ge­­danken beflemmt, daß nun wieder die Plage des Lernenmüffens in der dumpfen Schulstube angeht, was zahlreiche Eltern mit der Sorge wegen des Schulgeldes und des Herbeischaffens der kostspieligen Bücher erfüllt: das neue Schuljahr hat mit heutigem Tage begonnen. Allein so sehr einerseits der Ablauf der ach! so rasch vorüber­­gerauschten Serien bedauert wird, anderseits ist wieder der Beginn des Schuljahres eine wahre Wohlthat für eine große An­­zahl von Mitbürgern, für die Geschäfts­­leute. In den lehtverflossenen Monaten Yolli und August lag hier das Geschäft ganz darnieder. Schon vorher wurde die allgemeine­­ Flauheit durch die unab­wend­­baren­­ Konsequenzen der unglückeligen Baubank-Katastrophe verschuldet. Familien, drüber an der Seite der Gesellschaft schritten und demgemäß lebten, zogen sich heild durch die Umstände dazu gezwungen, nur freiwillig von jeder luguriösen Lebens­­weise zurück und beschränkten si auf das Allernothwendigste. Die Wenigen, die aus dem Debacle ihr Hab und Gut gerettet hatten, suchten ihre gewohnten Sommer­­frischen oder fashtonablen Badeorte auf; die Professoren, Lehrer und Schüler genossen die Torialzeit ebenfalls außerhalb der dunsterfüllten Stadt und schließlich trat noch die Manöverzeit hinzu, in welche Offiziere und Mannschaft aus der Garnison rief. Wer blieb da noch übrig, um unseren schwerbedrängten Geschäftsleuten zu einem bescheidenen Abjab zu verhelfen? Man sah das am deutlichsten anläßlich des rechten August-Jahrmarktes, wo die Flustuation so träg war, wie seit Jahren nicht. Der Landmann taufte nichts, weil er seine Frucht noch nicht entsprechend vermwerb­en konnte und der wohlhabendere Städter weilte am Lande, während der Minder­­bemmittelte ohnehin seine Marktkundschaft bilden kann. Debt aber wird hoffentlich durch die A Rückkehr der Lehrheiligenen mit ihren Eltern oder V­ormündern wieder frü­h­eres Leben in den Adern des allge­­gemeinen Beriehtes pulsiren. Es ist eine bessere Zeit für unsere Geschäftsnwelt angebrochen. Schon führte auch die Mehrzahl der Sommerfrischler zurück, der Nest wird bald nachfolgen. Der IV. Handelskongreß, der zahlreiche Fremde in unsreie Mitte führen wird, ist nahe bevorstehend. Auch das Militär rädt am 17. September wieder­­ ein, die Korjuth­eier wird zweifelsohne belebend wirken und der Beginn des Theaters endlich ist zugleich das Signal zur Auferstehung aus der todten Gaison. Wahrlich, e3 thut bitter Noth, daß die langwierige Stagnation im­ hiesigen öffent­­lichen Leben ihr Ende erreicht und Handel und Industrie wieder aufleben. E3 war ein tief befragenswerther­­ Rückgang aller volfswirthschaftlichen Ne­­gungen, in den mir seit Beginn des heutigen Jahres gerathen sind; die Lage der kommerziellen Zustände wurde immer prekärer und wir , die wir einst stolz sein­­durften auf Dedenburgs blühenden Handel und Wandel, auf seine enorme Bauthätigk­eit und seine Hohe kulturelle Bedeutung — wir mußten fEleinlaut alle frühere Be­­triebsamkeit einstellen, denn das Geld wurde rar und die ehemalige Lebens­­freudigkeit machte einer alle Kreise gleich­­mäßig erfassenden Entmuthigung plan. Aber, Gottlob! allem Anscheine nach werden wir uns jeßt wieder aus Der Erschlaffung aufraffen, indem heute das neue Schuljahr offiziell beginnt. Wer Augen Hat zu sehen und Ohren Hat zu hören, der weiß zur Genüge, daß es aber auch auf kulturellem Gebiete noch unvergleichlich mehr zu thun gibt, als sich unsere landläufigen Kulturpolitiker und unberufenen Berufspädagogen­­ träumen lassen. Wir begrüßen die neugestärfte Schaar von wehrfähigen Meistern und lernbegierigen Jünglinge, deren ed trob all den Schwierigkeiten ihres Berufes bei uns in Sopron in relativ größerer Menge als anderswo, in Städten gleichen Ranges gibt, auf das Herzlichste. Sie gehen Heute mit frü­her Kraft und verjüngter Hoffnung an die Arbeit. Möge sich diese in je ausgiebigerem Maße zum unwohlver­­standenen Wohle unserer nicht überall , richtig erkannten und darnach­ behandelten nationalen Kultur­­gestalten ! E. M. Feuilleton. Arme Angelika! Roman von Arthur Kovep!. Nachdruch verboten. (Sortregung.) Nur gefiel sie ihr in den legten Tagen nicht mehr. Sie schloß sich fester als je in ihre Kammer ein, sah pröglich bleicher, ernster und nachdenklicher aus und sprach, wo sie so lange, wenn man seinen Namen genannt, mit troßiger Resignation ihre Lippen geschützt, mit einem ‚Male davon, an ihn zu schreiben, ihn zu fragen, warum er sie so lange ohne Nachricht ließ. Wer weiß, was ihm zugestoßen sein konnte ! Was war nicht alles Möglichkeit im Leben ! Da, sie Hatte sogar schon Kuno nach der Billa Vollmar gesandt, um dort durch den Portier den derzeitigen Aufenthalt Frau Voll­­mar’s zu erfahren. Sie schien, da man ihr über Verbleib des Malers nirgend genügend Auskunft geben konnte, ihren Brief an ihn über die Adresse seiner Mutter sceiden zu wollen. „Mir auch recht, wenn sie ihm nach­­laufen will. Wenn sie nur damit etwas er­­reicht,“ dachte Frau Adele, als sie sie beim Betreten ihres Stübchens nicht an ihrer kleinen Staffelei, sondern vor ihrer Schreibmappe eigen sah, wo sie mit zögernder Hand die Seiten eines rah­mfarbenen Briefbogens füllte. Angelika blickte um sich, als ihre Mutter auf der Schwelle ihres Kämmerchens erschien. Sie verbarg ihre Schreiberei schnell unter ein Löschblatt. „Mama ?“ stieß sie fragend hervor, als­­ würde sie in ihrem Allerheiligsten durch den Besuch ihrer Mutter nicht allzu häufig gestört. Als sie den Brief in ihrer Hand sah, sprang sie in die Höhe. „Ein Brief — an mich !* eilte sie mit außgestreckten Händen van Adele entgegen. Ein Leuchten der Freude blikte plößlich aus ihren Augen, die sie wie dankbar gegen das Walten des Höchsten, der doch Niemand ver­­läßt, zum Himmel emporschlug. „Gib Ber, Mutter. Natürlich ist er von Robert. D mir schlechte, kleinmüthige Menschen, gleich das Vertrauen zu jemand verlieren zu mollen, weil er nur wenige Wochen aus den Wagen gekommen und wir nicht von ihm hörten. Aber nein, Mama, nein. Dieser Vorwurf kann mich nicht treffen. Denn schau ?" mit einer Geste ihres linken Armes nach ihrer Brief­­mappe Hin, „da war ich eben dabei, vertrauen­­voll in die Welt hinein an ihn zu schreiben “ Frau Mdele’S Ton Hang merkwürdig fast gegen den ihrer Tochter. „Sieh zu“, sagte sie, als sie den Brief in ihre Hand legte, ob er von ihm kommt. Seine Handschrift ist es nicht.“ Angelika öffnete das Kouvert mit bebenden Händen. Sie trat in das volle Licht des Senfters hinein. Das Papier flog in ihren Fingern. Eine Weile starrte sie auf die Zeilen, ohne ein Wort zu entziffern. Sie merkte nur, der Brief war nicht von ihm. Also doch nicht von ihm ! Und sie Hatte er doch so sicher ge­­glaubt. „Run?“ fragte Frau Adele, die sich vergeblich­ mühte, über ihre Schulter Hinweg das nur mit ein paar kurzen Zeilen bededte Schriftstück zu ent­­räthseln, was gibt es? Von ihm ist’s nicht, wa? Also von wem? So sprig doch, Angelifa! Gib den Brief her, I­ ih ihn lese.“ Angelifa sammelte sich zu einer aber­­maligen Lektüre des Briefes, dann händigte sie ihn ihrer Mutter ein. „Von ihm ist’s nicht,“ sagte sie Hleinlaut. „Scheint mit dem Silberdiebstahl bei Herrn Kasparı — Du weißt, mit dem Prozeß zusammenzuhängen, zu dem ich nächsten Monat als Zeuge geladen. Ich wüßte jedenfalls sonst nicht, wa ein Herr vom Gericht mit mir zu schaffen hätte, der sieg selber.“ Frau Adele griff nach dem Papier. (Sortlegung folgt.) neugierig Hinter ihr

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