Oedenburger Zeitung, 1902. November (Jahrgang 35, nr. 252-276)

1902-11-01 / nr. 252

.--.( | M | XÄxV. Sahrgang. Sanitag. 1. Atonember 1902. 1902. Sedenburger Zeitung Me 6 Seller. »Holitifdes Tagblatt. Preis: 6 Su I Xoco: Pränumerationsd: Breife: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig Brief., Monatlich 1 Kr. 70 Sl. gür Aufwärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 8 Kr 5081, Vierteljährig 6 Kr 25. 91., Monatlich 2 fr. 20 Sl. Adminiftration und Verlag: Buchdrukerei Mlfred Mommalter, Orabenrunde 121, elefon Ar. 25. Iniera ir 232 ad Tarif. EEE Derselbe wird auf Wunsc ü­­im gratis und franco versendet. EURUNEERENTIEEREG: zu en ient3: und Infertionds: @es­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung duch alle Annoncen-Bureaus. ° a mi 2 - Des Feiertages wegen er­­­scheint unsere nächste Nummer Montag Irre d8. ‚ Allerheiligen -- Alterseelen. Oedenburg, 31. Oktober. Seit einer Reihe von Jahren ist es nicht vorgekommen, daß man das hehre Seit der Todten nicht am 2., sondern erst am 3. November feiert; allein es ist unverrüdbare Labung der katholischen Kirche, daß der Tag des Herrn, der Sonntag, an dem heuer „Allerseelen“ fällt, sein Tag allgemeiner Trauer sein darf. „Allerheiligen“ dagegen ist sein be­­wegliches Fest, es gilt dem Ungedenken an jene bevorzugten Geister, die vermöge ihrer einstigen Hochthaten für die Kirche und die Menschheit Heilig gesprochen wurden, aber deren Namen der katholische Kult seinen besonderen Ehren­ und Erinnerungstag im Kalender einräumen konnte,­­weil ihre Zahl weit größer ist, als die der Tage im Jahre. Während indeß das Fest „Allerheiligen“ nur unsere katholischen Mitbürger feiern, it der Gedenktag der Todten - Gemeingut aller Menschen, denn wer hätte nicht einen theuren Heimgegangenen zu bemweinen! und es ist jedem Fühlenden unter uns ein unbezwingliches Herzens­­bedürfniß in wenigstens einmal im Jahre die Blume wehmüthiger Erinnerung auf das Grab der ung in das bessere Jenseits' Vorangegangenen zu legen. Allerseelen! An diesem Tage schmerzlicher Raderinnerungen bevölkert sich die stille Welt der Zodien, der geräusch­­lose Kirchhof, und­ zwischen Gräbern und Schollen wandert mit düsterm Antlig und thronenden Augen andachtsvoll die Menge. Die Todten sind uns, lieb, theuer und heilig. Wir pilgern in ihr Land und zieren die bemoosten, epheusumranften Hügel der Erwigschlummernden mit Blumen und Kränzen. Mit dem glühenden Thau unserer Augen bewegen wir den fahlen Grabstein, das harte Kreuz und zünden zum Seelen­­heile der Todten fladernde, flimmernde Lichtehen über ihre Ruhestätte an. Dort fineen wir auf der fairen Erde neben­ dem Grabenbette unserer Lieben, flehen um ihre Verzeihung, für das wir in zu ihren Lebzeiten etwa Leides angefügt hätten. Aufrichtige Thränen vergießend, fnneen wir dort, mit inbrünftigem Gebete den Herren um die Gnade lindernden Trostes bittend. Wie andere ist doch das öde, stille Reich der selig Schlafenden, als die geräusch­­volle, lärmende Welt der Lebenden. Eine unübersehbare, riesige und doch so leicht überschreitbare Scheidewand trennt Die Beiden­ des Entjagens, der Suden im Leben fast Jeder darnach trachtet ich den UAndern vorzudrängen und — wenn er sein muß — den Mitkämpfer niederzuringen, ist der stille Gottesader das­­ Reich des Friedens, unverfälschten Gleichheit. Der Kirchhof ist die einzige Stätte auf Erden, wo die Wünsche schweigen, das Strebertgum nicht Fuß fallen kann. Dort tauchen alle mensch­­lichen Schwächen und Steinlichkeiten in Nirvana, in das große Nichts unter und nur die leise, unbestimmte Hoffnung auf ein besseres Leben nehmen wir zum stillen Grabeshügel mit. Der Besuch der Todten sei uns eine ernste Lehre nicht nur die ewig Schlum­­mernden zu ehren und zu achten, sondern auch jene, die noch wachen und mit uns am Webestuhl der Zeit mühselig je nach ihrem Berufe ihr Garn spinnen, sei es — wenn das Glüh an ihrer Seite steht — zum Prachtgewand, sei es zum Arbeitermittel, zulegt wird doc immer ein — Leichentuch: darauf. Frieden unter uns, das ist die hei­­lige Mahnung der Eichhöfe am Aller­­seelentag. Nicht nur Fürstprimas Kardinal Baßary, dessen Teuchtender Wahlspruch „Pax“ ist, sondern auch der­ greise heilige Vater, Ze­o XIII. predigt nachdrückichft den Frieden, er predigt ihn den Selbstsüchtigen, den Frondeurs der Gesittung, die nicht mitthun wollen am großen sozialreformatorischen Werke. Er lädt alle Nationen ein, „den liebreichen Charakter der Kirche ohne Vorurtheil ins Auge zu fassen, um doch den Ein­­flug des Christenth­ums den bürgerlichen und sozialen Einrichtungen den Frieden zu sichern“. Bapst Leo stellt die höchsten Anforderungen, denn er verlangt Die V­orurtheilslosigkeit Die fällt dem K­leinen Beistande am schwersten. Im engen Kreise befangen, stößt er überall auf Tradition und Herk­ömmlichkeit und haftet an der Erinnerung, da das eigene Denkvermögen zu schwach ist. Die­­ Vor­­aussegungen für ein ungetrübtes Urtheil fehlen, und dieses ist doch erst die Vor­­ausfegung für die Vorurtheilslosigkeit. Diese Befangenheit im Vorurtheil lastet schwer auf und. Da der Heiland noch unter Menschen wandelte, hat er sie tief beklagt, und noch jegt im zwanzigsten Jahrhundert, empfinden wir täglich und stündlich den Drud, welchen geistige Bet­­rümmerung um unser Handeln und Fühlen legt. Wir schleppen diese Unfreiheit mit uns herum, sie macht uns unduldsam. Wir billigen den Sat Voltaire’s, daß man gegen Alles tolerant sein dürfe, nur nicht Pietät und Egoismus!­­ gegen die Intoleranz, allein wir haben nicht die Kraft in uns, anders, besser zu werden. Am Allerseelentag aber, laßt uns daran denken, daß es ein sc­­we­­res Bergehen gegen die Mitwelt ist, wenn wir und politischer Differenzen halber, befehden. 3 gibt seine Ver­chiedenheit zwischen den Menschen, außer vielleicht in ihrem Bildungsgrade. Diesen müssen wir heben und sei­e3 vorläufig auch nur terassenförmig. Das bei den Grabhügeln unserer Lieben ermachende Mitgefühl stärfe in uns die Prinzipien des Libe­­ralismus und der Humanität, er stähle unsere Seelen und befähige unsere Herzen zur Achtung und Wärme für die Mitmenschen, damit haben wir zugleich dem reinen Patriotismus unser Weihopfer dargebracht. E. M. Dekerreich-Ungarn. O­­berlodbung im­­ Herrscherhause. Erzherzogin Elisabeth die Tochter des verstorbenen Erzherzogs Karl Ludwig und der Erzherzogin Maria Theresia wird sich mit dem Prinzen Johann Liechten­­stein, dem dritten Sohne des Herrenhaus­­mitgliedes Fürsten Alfred Liechtenstein, ver­­loben. Die Erzherzogin ist am 7. Juli 1878 zu Reichenau geboren und steht demnach im 24. Lebensjahre. Prinz Johann Liechtenstein, ein Neffe des bekannten Reichsrathsabgeordneten Fürsten Alois Liechtenstein, ist am 6. Jänner 1873 zu Wien geboren, Jona 29 Jahre alt und bekleidet die Charge eines Linienschiffs- Fähnrichs. Das Haus Liechtenstein, dessen Mitglieder bekanntlich regierende Fürsten sind, it dem Hause Habsburg ebenbürtig.­­ Die Reife des Ministers Daranyi im Szeklerland. Ackerbauministers Daranyi ist am 29. d. aus Marospajärhely in NY. Szereda eingetroffen. Der Minister empfing eine große Deputation unter Führung des Kleingrundbesiger Alerius Ricovics. In der Antwort auf die Begrüßung erklärte der Minister, er sei deshalb persönlich in das Szed­er­­land gekommen, um die Leute von Angesicht zu Angesicht zu sehen, und er hoffe, es werde ihm Hand in Hand mit dem Ministerial- Bevollmächtigten Johann Sander gelingen, die Interessen des Szekler Volkes zu fordern ; zugleich betonte er aber, daß die Kleingrund­­besiger auch hier nicht Hinter den Fortschritten auf landwirtsschaftlichem Gebiete zurückleiben dürfen. Die Landwirthe Karl und Nikolaus Adorjani trugen hierauf dem Minister in mehlgelegten Neden mehrere Anliegen bei. Abends 6 Uhr traf der Minister in Szefely- Udvarhely ein, wo er beim Obergespan Hollaky abstieg. — An dieser Stelle sei erwähnt, da­ Abgeordneter Josias Molnár eine von 13.000 Szeklern unterfertigte Petition beim Abgeordnetenhause einreichte. In der Retition wird die Regelung des Kommassationg­s­­wesens verlangt von welcher die Zukunft des Szekler Volkes abhängt OHonvödmiuiaetRatongexörvänr J« in Wien Zur Feker des fünfzigjahrigi Bestandes der Kriegsschule ist unkc sz selbstverständlich # a iR B 2­4 H­­«­­

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