Oedenburger Zeitung, 1902. Dezember (Jahrgang 35, nr. 277-299)
1902-12-02 / nr. 277
| Öedenburger Zeitung, Preis:6 Seiler, »Politisches Tagblatt. ER Pränumerationd- Breite: Für Loco: Ganzjährig 20 Ar., a a 10 Ar., 5 Ir, Monatlich ı Kr. WW SI. Für Auswärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig ae Kr 5051, Bierretjährig 6 Ku 25 HL, Monatlich 2 Kr. 20 HI, Administration und BVerlag: Vierteljährig Buchheuserei Alfred Romtvalter, Grabenrunde 121, elefon Ar. 25. Preis: 6 Selen, Snferste nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch ‚überalli in gratis und franco, versendelt,, Annoncenaufträge, Sonnenentd- und Anfertionds @&es bühren find an die Adminstratioır Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. J & m = means u .«· «. Strengerace Hedenburg, 1. Dezember. ‚Die legte im Monate November ab‚gehaltene Sikung unseres Abgeordnetenhauses unterschied Sich jeder wesentlich durch, ihre gelassene, ruhige Haltung von den Debatten der vorhergegangenen Tage. Das war ein sehr leichtfertiges, weil rigiirtes Spiel, welches anläßlich der Nejli- Affaire gericiste Heißsporne des ungarischen Parlaments wagen zu dürfen glaubten. Alle Besonnenen im Lande meinten berechtigt zu sein anzunehmen, daß es seine Partei in Ungarn mehr geben könne, welche es direkt darauf anlegen würde, das so fostbare Einvernehmen zwischen Krone und Nation absichtlich zu stören. Andererseits aber glaubt man auch, daß man an maßgebender Stelle die böswilligen Versuche, jn Empfindlichkeiten zu reizen, nach ihrer wirklichen Bedeutung oder richtiger Bedeutungslosigkeit beurtheilen und demgemäß behandeln würde. Die bis in die Tiefe desolksgemüths reichende und genügend erprobte Loyalität der ungarischen Nation it gewiß über jeden Breifel erhaben. Warum sei nun die Nation die Verantwortung für die Ausschreitungen oder Hebergriffe einzelner Krafehler und Popu in die festgefügte Komposition unser es es deshalb»hierhervorgehoben,um die Kabinett zu reißen ? Absurdität der Krisengerüchte Elar und „Dec Honvedminister Baron Feier deutlich darzuthun. Freilich, wenn auch nur ein Theil jener Mittheilungen zustreffend wäre, die jegt in manchen Blättern zu Iesen sind, dann würde eine Fejervary-Krise im Bereich der Möglichkeit, der Wahrscheinlichkeit Liegen. Ein = behauptet, daß die äußerste Linke jedem anderen Honvedminister die neuen Wehrvorlagen wotiren würde, Baron Sejervary aber seinen Mann und seinen Groschen bemwilligen will. Ein anderes DBlatt erzählt, sechzig Mitglieder der Regierungspartei mißbilligen die Haltung des Landesverteidigungsministers dem Parlament gegenüber und werden ihrer Unzufriedenheit dadurch Ausdruck verleihen, daß sie die Wehrvorlagen ablehnen. Noch andere ähnliche Mittheilungen werden folportirt, doch sind dieselben nichts Anderes als leere Phantasien. Wären diese Nachrichten jedoch richtig, so darf man wohl überzeugt davon sein, daß Darın Fejerpary seinen Moment auf seinem Bla b liebe. Alle Politiker wissen genau, wie lebhaft dasuhebedürfniß des Ministers ist und daß er nur aus Pflichtgefühl auf seinem Posten ausharrt. Er harrt aus, weil er glaubt, daß lanitätshalber zu tragen bemüssigt sein ? ! geschlossen. ein Anderer mit weniger Aussicht auf Warum for ein bisschen Spektakel von der AN das Gesagte ist für jeden | Erfolg die schweren Aufgaben Lösen würde infen Seite schon hinreichen, um eine Bretche. | Kolitifer selbstverständlich, doch wir haben die seiner marten, doch in dem Augen’ t vary for demissioniren“, schrieen die Erakados der Unabhängigkeitspartei, aber der Ministerpräsident Koloman dr. Szell hat in das durch ungestümes Einherstürmen der Opposition unterwühlte Aderfeld parlamentarischer Bodenbestellung mit dem Pfluge seiner unerschöpflichen Geduld ge=deihliche Furchen gezogen, in die er die Saat der Versöhnlichkeit streute, und wirffic, gelang ihm wieder eine fruchtbare Thätigkeit vorzubereiten. Aus der sogenannten Fejervärg-Krise mird glücklicherweile nichts. Seine Exzellenz reiste nach Wien, wurde dort gestern von dem Monarchen empfangen und dies spricht deutlich dafür, daß der Minister nicht daran denkt, aus dem politischen Leben zu scheiden. Ein Nefjortminister, der zurückreten will, reist nicht zur Berichterstattung nach Wien, sondern wartet iei der Kabinettchef der Krone referirte und der Monarch seine Entscheidungen traf, die eventuell auch eine Berufung des betreffenden Ministers zur Audienz zur Folge haben künnen. Die Demission eines Ressortministers über den Kopf des Kabinetschef Hinnweg, ist nach konstitutionellen Begriffen geradezu aus E Feuilleton. Arme Angelika! Noman von ArtHurfXtoehpt. Kahdrud verboten. ‚ (Sortfegung.) Da trieb ihn eines Tages Neue und Sehnsucht von seinen S Irrfahrten in Die Heimath zurück. Er kam mit dem festen Entschluß nach Berlin, wenn es ihm möglich war, feinere zu Sjühnen und seinem Leben,da ihm fast unerträglich schanl zu werden anfing, ein Interesse zu geben. Er suchte, da er nicht den Muth besaß, direkt vor Angelika einzutreten, vorerst rau Adele von seinen Plänen zu verständigen. Er mußte eine Zusammenkunft mit ihr zu erlangen, allein dieser fiel gerade in die Zeit, in der in Hildesburg alles für Angelica’s dem mächtige vorbereitet wurde und Frau Adele konnte dem reuig heimkehrenden Maler nur sagen, daß er zu spät sam, „Du spät? Warum zu spät ?“ „Weil sie mit einem anderen verheirathet ist Der Kurze wegen und aus gewissen vorsichtigem Bedenken stellte sie die Hochzeit a la fait accompli Hin. Zugleich weigerte sie sich, dem Maler, kannte, der ihrer Tochter Gott weiß melde Unannehmlichkeiten machen konnte, über Angelifas Verhältnisse irgendwelche nähere Auskunft zu geben. Vollmar schwor, die Stadt, an die ihn nun nichts mehr fesselte, für ewig verlassen zu wollen. Gleichwohl befand er sich binnen Jahresden sie als einen Brausetopf tritt wieder in ihren Mauern. Mehr als Herzens bedenken mochten ihn diesmal Geschäftsrücsichten zurückgerufen haben. Fast das ganze Vermögen Bollmar’S bestand aus Berliner Liegenschaften. Trotdem konnte er «3 sich nicht versagen, auch diesmal mit Frau Adele Fühlung zu suchen. Angelifa lag ihm doch noch immer im Sinne. Er kannte zwar nicht die neue Ndreffe der Familie Helme, die in der legten Zeit so häufig die Wohnung medselte, daß der Mdreffalender nicht mit ihrer Schnellzügigkeit Schritt halten konnte, indeß er vertraute sich der allezeit findigen Post an und diesse führte in der That eines Tages Angelica’s Mutter auf seinen Weg. Da hätte da Frau Mdele frei von der Leber sprechen dürfen, hätte er da seltsame Dinge erfahren können ! Ein paar Mal war die Baronin sogar nahe daran, ihrem einstigen Schwiegersohn reinen Wein über alle einzuscheifen. Wozu auch die alberne Rücksicht auf einen Mann, der seine Frau am Hochzeitstage im Stich ließ und sich seitdem Jahr und Tag lang um sie nicht mehr gefümmert? Nur fürchtete sie sich vor den möglichen Folgen einer solchen Aussprache Bei Robert’ blickem Namen ‚konnte sich Angelifa’s Wange in Born und Entrüstung verfärben. Kun aber hatte ohne Frau Adele’s Buthun der Zufall um einen Theil ihres Geheimnisses preiggegeben. Er mar ihr, mo ihre Mutter gegen ihn hHartnädig die Zone aufrecht gehalten, daß sie fern von Berlin als Gattin eines Geistlichen glücklich” und im behaglichen Verhältnissen lebte, von ungefähr im Getümmel der Spreestadt begegnet. Sie hatte ein Packet in den Armen getragen,dessen Inhab er aus einem Firmenstempel auf dem Umschlagpapier glaubte errathen zu können. Sie arbeitete noch immer ihr ein Kunstgeschäft dem erste einst selber empfohlen Warstedenngarme außerhalb Berlins gewesenP War sie nie verheirathet gewesen. War das alles Lüge von Frau Adele?Oder war der Mann,der ihr Gatte geworden,gestarben?»Bedeuteten die dunklen Kleider,die sie trug,Trauer?«fragte er sich mit einigem Gefühl des Triumphes. Auf jeden Fall hatte er sie gesehen, und erschwor sich,sie wiederzusehen Er hatte in dem letzten Jahr ihr Bild aus dem Gedächtnis mehr als einmal auf der Leinewand wiedergegeben und wenn die Kritiker seiner Bildersich für sein Modell begeisterten,geglaubt,daß sein Pinsel ihr Antlitz idealisirt.Alesis aber heute, wie er in dem Menschengewühl der Berliner Straße nicht von ihrer Geste wich, den Schleier von ihrem zarten, erregten Gesicht zug, um ihrer beflommenen Brust freie Luft zuzuführen, erfannte er einen Sterthum. Sie war schöner als alle seine Portrait. Sie schien ihm schöner, alß er sie je gesehen. Und vieleicht war sie auch wirklich seßt schöner [… einst die jugendliche Mädchenfrvepe. Liebe und Leidenschaft, Glück und Sorge hatten ihre ehemals Feindlichen Züge durchgeifügt, wie denn sicher auch dermaleinst Eva schöner als je über die Schmwelie der verhänguigvollen Pforte hinaus trat, der des Herrn Engel Wade hielt flammendem Schwert. · | I (Fortsetzung folgt.) Jst-s · an: ‚a