Oedenburger Zeitung, 1904. Januar (Jahrgang 37, nr. 3-25)

1904-01-05 / nr. 3

Irrigisgdeccer Voktitsches Tagblatt. Burger Zeitung Preis: $ Seller, Pränumerstrond: Breite: Yür Loves: Ganzjährig 20 Sr., Halbjährig 10 Fr., Viertejährig un Ber., Monatlich 1 Kr. 70 Hl. Kür Auswärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig E Kr 5091, Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Administration und Beilag: Buddenserei Alfred Nomtvalter, Grabenrunde 121, Telefon Nr. 25.­­­ ­ Oedenhuener Zeitung Mit 1. Jänner begann ein neues Abon­­nement auf die „Oedenburger Zeitung“ . Die­­selbe bringt als Beilage das „Sluftrirfe Honntagsblatt“ gediegene, belletristische Wochenschrift mit pracht­­‚bolfen Bildern. Abonnements-Preis der „Wedenburger Zeitung” jammt Zustellung ins Haus : viertel­­jährig 5 Kronen Loco Dedenburg . Auswärts : vierteljährig 6 Kronen 25 Heller. BEI für die illusteirte Sonntags-Bei- BES lage 30 Heller pro Quartal separat- IF- H FT IT Inferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall in gratis und franco versendet, A­nnoncenaufträge, Zibonnem­entd- und Infertiond. Ges bühren sind an die­ Administration (Grabenrunde 121) einrufendes Vermittlung duch alle Annoncen-Bureaus. Epilog zu den Neujahrsreden. Sudapest, 4. Jänner. (P. ©.) Die Neden, welche anläßlich der heutigen Neujahrsempfänge durch Die Spigen unserer politischen­­­arteien ge­­halten wurden, trugen alle den Stempel der verworrenen politischen Lage und­­ gaben überdies­ ein charakteristisches Bild der Unfruchtbarkeit unseres modernen P­ar­­lamentarismus. Biel rauschende Phrasen Das einzige mal volltönender herausflang, ist die herz- und eigentlich wenn anhalt. Berurtheilung der Ob welche in den meisten der­­ Reden ehrlich betont wurde, sie berührte überdies recht sympathisch. Namentlich Graf Stefan Tipa fand in dieser Hinsicht manch treffendes Wort. Der Empfang beim Präsidenten der Liberalen Partei, wie der beim Präsidenten des Abgeordnetenhauses hat in Nede und Wechselrede nichts mehr geben künnen, als bedenkliche Symptome sowohl in Bezug auf das frühere Verhalten der Liberalen Partei, als auch bezüglich der daraus entstandenen Lage des ungaris­chen Parlaments. Dort wie da war der Ausklang nur ein „Sursum corda!“ Eine Fortlegung der Misere des ver­­flossenen Jahres, ja geradezu ein methodi­­sches Ausbauen dieser Misere ist der Inhalt der Neujahrsrede des Grafen Ypponyi. Was er als Zukunftspolitik kennzeichnet, kann man nicht als wahrhaft national erachten, denn denselben nationalen Kern hat auch die Politik der Liberalen Partei und darum scheint es, daß er eine nationale Politif Hat, die ausschließlich Parteisache ist. Denn Graf Upponyi ist, wie er den Thatsachen gegenüber nicht ableugnen kann, gerade damals in der Partei ver­­blieben, al es sich um die Anbahnung der Ausgestaltung der nationalen Politis handelte, und ist aus der Liberalen “Bartei ausgetreten, als diese Ausgestaltung schon ar umschrieben und von ihm, wenn auc­h mit der gewohnten reservatio mentalis angenommen war. S Hierüber Hilft "dem Grafen Apponyi seinerlei Yeichendeuterei, seinerlei noch so beredte Argumentation hinweg. Der in Bezug auf glänzende Wortbeherrschung unübertreffliche Führer‘ der ehemaligen Nationalpartei wußte auch seine bestimmte Nichtung anzugeben, in der seine Anhänger sich bewegen sollen, er hat seiner Politik sein bestimmtes Ziel zu legen vermoc­ht, so wenig wie der Führer jener Partei, mit der Graf Apponyi in vielen P­unften die innigs­te Wahl­­verwandtschaft zeigt, der Führer der Volks­­partei, Graf Ferdinand ZihYy. Das wichtigste thatsächliche Moment, die wichtigste Enunziation, was Ungarn zum Ausbau einer besseren Zukunft unbedingt zu unter­­nehmen hat, hat Graf Stefan Tipa geboten. Ungarn Hat vor Allem, so Hat er die beredten Aeußerungen des­ gewesenen Staatssekretärd Franz Nagy erwiedert, Ungarn Hat vor Allem den Parlamen­­tarismus im Lande zu rekonstruiren, denn wenn in anderen Staaten der Parlamen­­tarismus eine Art der Regierung ist, so ist er in Ungarn die einzige Garantie für­ die nationale Existenz. Solange der Parlamentarismus bei und nicht rekonstruiet ist, kann an ein gedeihliches positives Arbeiten gar nicht gedacht werden, da ja barte ftruction, EM­ ag m 2 Feuilleton. Aus eigener Kraft. Roman aus dem Nachlasse von Adolf Strehfuß. Nachdruck verboten. (Sortregung.) „Sie konnten noch einmal wohnmächtig werden. Sie jagten selbst, Ihnen brumme der Kopf. Es bleibt dabei, Will und Emma bleiben bei Ihnen und ich hole die Hülfe herbei. Ich fürchte mich gar nicht, allein durch den Wald zu gehen.“ Knömwe schaute Klara mit einem eigens thümlichen, grinsenden Lächeln an, sie gefiel ihm offenbar sehr. „Nun, das muß wahr sein. Muth Hat das kleine­ hübsche Frauenzimmer“, brummte er. „Run mag drum sein. Gehen Sie, Sie werden den Weg schon finden , aber ehe Sie gehen, versteelen Sie die goldene Kette, die Ihnen über die Brust hängt und an der gewiß im Gürtel eine goldene Uhr steht. && treibt sich oft genug Gesindel Hier im Wald umher, das wie die Raben durch blinfendes Gold gereizt wird.“ Klara befolgte den verständigen Nat, dann eilte sie fort, nachdem sie noch einmal freund­­daß sie mit ihrem seiher­­ viel geübten Ortssinn den richtigen Weg finden werde. Der Freiherr Adalbert hatte vortrefflich geschlafen. Wenn er auf am­­abend seinem Retter Wolfgang erklärt hatte, er sei wahn­­sinnig verliebt, so hatte ihm doc diese wahn­­sinnige Liebe den Schlaf nicht geraubt und auch die gute Laune nicht verdorben. Er­schien den Zwist, den er gestern Abend mit dem sie versteckte die kostbare goldene Kette, sich zurücgegrübt hatte. Sie war sicher, Better gehabt hatte, vollständig vergessen zu­­ haben, ohne aber deshalb auf die Absicht, die­­ diesen Zwist hervorgerufen hatte, zu verzichten. „Ich möchte den heutigen Vormittag verwenden, um in Dahlwich bei Funk einen Besuch zu machen“, sagte er beiläufig während des Frühstücke. „Funk bat als Halber Bei­­mwandter wohl das Recht, zu erwarten, daß der erste Besuch, den ich in der Nachbarschaft mache, ihm und seiner liebenswürdigen Frau gilt.“ Nach einer Stunde fuhr der leichte Kutscherwagen, in den Adalbert und Wolf­­gang, eine Zigarre rauchend, neben­einander saßen, durch das Thor de3 Brandenberger Schloßhofes, den nach Dahlmig­­ führenden Weg einschlagend. Der Wagen fuhr langsam durch den mahlenden Band. Die Retter sahen schweigend in die weichen Kiffen zurückgelehnt, sie waren beide nicht gerade zu einer freunds­­chaftlichen Unterhaltung aufgelegt, so über­­ließen sie sich denn lieber den Gedanken, die besonders Wolfgang in durchaus nicht an­­genehmer Art beschäftigten. Beide dachten an die schöne Gouvernante in Dahlwik und daran, wie diese wohl den Treibern Adalbert von Brandenberg empfangen­­ würde, wenn sie in diesem bei der Vorstellung jenen Herrn er­­nannte, dem sie in Berlin eine faire Nicht­­achtung bewiesen hatte. Adalbert fühlte ein ihm ganz ungewohntes Bangen vor dieser Borstellung, er, der die unerschütterliche Zu­­versicht hatte überall, wo er erschien, aufg freundlichste und zuvorkommendste auch von den verwöhntesten jungen Damen empfangen zu werden, fürchtete sich beinahe davor, daß die arme Gouvernante dem treiheren von Brandenberg, dem Weillionär, dieselbe falte­n und Eitelkeit verführen lassen künnte, Zurückweisung zu Theil werden toffen fünne, wie dem unbelannten Herrn, der sie in Berlin zu grüßen gewagt hatte. Wolfgang­ dagegen grübelte darüber nach, ob­wohl auch Klara dem Einfluß zugänglich sein werde, den Rang und Reichtum unterfrütt durch eine stattliche, schöne Gestalt und ein einnehmendes Wesen, dem F­reiherrn überall sicherten. Es war ihm ein fast unerträglicher Gedanke, daß es Adal­­bert gelingen konnte, sich Klara Liebe zu erwerben, oder daß sie, selbst wenn sie ihn nicht lieben würde, sich durch den Ehrgeiz seinen Liebesworten zu lauschen, one­ sie zurückumeisen. Hatte er nit die Pflicht, die seinem Daniel Frühberg Anvertraute zu marnen ? Adalbert wollte sicherlich nur ein frivoles Liebesverhältniß anbahnen, unmöglich konnte er die redliche Absicht haben, die arme Bür­­gerliche zu seiner Gemahlin zu machen. Und­­möglich? War nicht Klara so schün, so liebenu­­mwürdig und liebreizend, daß Adalbert, um sie zu besißen, wohl die Pflicht, die er dem alten Geschlecht der Brandt von Brandenberg zu schulden vermeinte, vergessen konnte ? Klara, die Gemahlin Adalberts! Wolfgang? Herz zug si Krampfhaft zusammen bei dem Ge­­danken, daß die möglich sei Aber melches Recht hatte er, darüber empört zu sein ? In diesem Augenblick sah Wolfgang Klara eilig zum Walde heraufkommen. Mit einem schnellen Sat war er aus dem langsam fahrenden Wagen ; er eilte Klara entgegen ; der Freiherr Adalbert, der sie ebenfalls gesehen hatte, folgte ihm auf dem Fuße. (Fortlegung folgt.) Ihroff

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