Oedenburger Zeitung, 1904. März (Jahrgang 37, nr. 49-74)

1904-03-01 / nr. 49

Zreiscsgseccen Pränumerationssreise Ganztobrig 29 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig 5 Kr, Monatlich 1 Kr. 70 Hl. Kür Andwärth: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 50 Hl., Vierteljährig 6 Kr 25 St., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Zü­r Loese Dienstag, 1­1. . Mai 1904. Lebenburger Zeitung »Politisches Tagblatt. Adniniftration und Verlag: Buhdeukerei Wlfred Nomsvalter, Grabenunde 121, Telefon Ar. 25. Preis: $ Seller, ee Inferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überal­l in gratis und franco versendet, Annoncenaufträge, Shownem­ents= und Insertionds @es­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenken. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. Grumem en Feuilleton. Aus eigener Kraft. Roman aus dem Rachlafse von Adolf Stredfus. Nachdruck verboten. (Zertregung.) Zweierlei habe ich im Urmwalde nie über­­­wunden, das ist die Liebe zu einem gemissen pommer’schen Mädchen und zu meinem deutschen Eichenwalde. Ich packte meine Sachen zusammen und fehrte in Deutschland zurück, aber Niemand solle wissen, wer ich war und woher ich am. Mein alter Vater, der mir für ber Schollen gehalten hatte, und meine einzige Schwester waren schon gestorben. Sonst ging mich auf der Welt Niemand etwas an. Nur was aus dem pommer’schen Mädchen geworden wäre, das wollte ich missen, und wenn’ möglich wäre, in ihrer Nähe leben. So kam ich denn von einer Torftstele zur anderen. Schließlich bin ich bei Ihnen in Brandenberg gestrandet. Aber da war es schon zu spät, sie hatten sie schon zu Grabe getragen.“ Seine Stimme war immer leiser ge­­worden, er hatte die Augen beim Erzählen geschlosfen und verstummte fest, von inneren Thränen erstickt. Frau von Brandenberg dachte an den unerjeglichen Verlust ihres geliebten Mannes, ihre Sohn an ein geliebte Wesen, deren Befit ihm bei seiner völlig dunklen Zu­­kunft abgeschnitten erschien. Knöwe ergriff zuerst wieder das Wort: „Über die Kinder, Herr Baron, die Kinder.“ — —­ Nr. 49. — m , Der Delegations-Hohfuß. Sopron, 29. Februar. Bereits haben die beiden Delegationen ihre Schlüpfigungen gehalten und die un­­garischen Delegirten sind nach Budapest zurücgekührt. Die Kostenvoranschläge für den gemeinsamen Staatshaushalt sind u­n­­verändert angenommen worden und die Zwischenfälle, die man insbesondere bei der Verhandlung des Heeresbud­­gets erwartete, sind nicht eingetreten, was hauptsächlich dem Verhalten des ge­­meinsamen Kriegsministers General Pit­­reich zu verdanken ist, der, wie sich gezeigt hat, nicht nur ein ausgezeichneter Soldat ist. Sondern Sic, auch auf dem politischen Terrain mit Takt, Klugheit und großer Geschieflichkeit zu bewegen weiß. Wenn aber auch das gemeinsame Budget ohne größere Schwierigkeiten unter Dach gebracht wurde, so man doch nicht gesagt werden, daß die Verhandlungen der ungarischen Delegation, wie man dies ur­­sprünglich erwartete, zur Besseiung der politischen Situation beigetragen haben. Wir stehen diesbezüglich heute bei der Wiederaufnahme der Verhandlungen des Abgeordnetenhauses gerade dort, mo wir damals waren, als das Haus aus Anlaß der Delegations-Session vertagt wurde. Die Delegation hat sich zwar sehr ausführlich mit den politischen Fragen befaßt, doch zur Klärung der Lage sehr wenig beigetragen. Nur die Angelegenheit der ungarischen Militär-Erziehung erscheint volständig ge­ Härt. 3 ist Konstatirt, daß thatsächlich Alles geschehen sei, um dem ungarischen Element den ihm gebührenden Prag im Offizierskorps der gemein­samen Armee zu sichern. Doch läßt sich noch nicht erkennen, welche Wirkung die Lösung der Frage auf die Opposition des Neichätages üben­­ wird,­­ besonders da die Opposition in der Dele­­gation auch Hier Manches auszufegen hatte. Jedenfalls bildete die Erörterung dieser Trage das fachlich unwichtigste Moment der diesjährigen Delegationsverhandlungen, wo­­rauf auch der­­ Präsident der Delegation, Graf Julius Szapäry in seiner Schluß­­rede hin­wies und zugleich an die ungarische Gesellschaft die Aufforderung richtete, die Aktion der Regierung auf diesem Gebiete zu unterstüßen, ohne welche Unterstügung diese nur schwer zum Ziele führen könnte. Wenn auch die Vorgänge in der Delegation in politischer Hinsicht das nicht gehalten haben, mass die Freunde der parlamentarischen Ordnung von ihnen erwarteten, so kann andererseits auch nicht gesagt werden, daß dieselben zu einer Bes­­chlechterung der Lage geführt hätten, wie dies die Obstruktion erwartet hatte. Wir sind, wie gesagt, nach der Delegationssession ruft dort, wo wir vor derselben waren. Das ist die Bilanz der Geffion. Die Obstruktion hat nicht abgerüstet, hat aber auch keine Nahrung erhalten. Die Ent­­scheidung ist wieder in das Parlament verlegt. Deutlich wird man erst in einigen stieß er plöglich hervor, „die habe ich beschürt, die gingen mich was an. Wäre ich nicht ver­­haftet worden, so wäre auch die arme Willi nicht zugrunde gegangen. Aber schließlich mußte ich ja reden, wenn ich nicht selbsst wie ein Mörder und Schurke in der Welt dastehen wollte. Nun wissen Sie, weshalb ich nicht frei von der Leber weg geredet habe, und wenn Sie mir das verzeihen künnen, dann will ich Ihnen auch den materiellen Schaden erregen, den Sie gehabt haben.“ „Wie sol ich das verstehen ?" fragte Wolfgang: „Sie solen, kurz und bündig, heute von mir die vierzigtausend Thaler zurücknehmen, die Sie von Ihrem eigenen Erbtheil an und­ doppelt gezahlt haben, weil Sie es nicht mußten, daß Funk der Mörder war.” „Dehiwegen habe ich doch nicht mein Erbtheil geopfert.“ B­erichtigte Wolfgang, „sondern weil ich nicht wußte, daß mein Vater das Mündelgeld wirklich ausgezahlt Hatte. Das wußten Sie doch auch nicht , und dann sagen Sie mir mal, woher wollen Sie die bierzigtausend Thaler nehmen?" „Obo, mein junger Herr, unterschägen Sie mich nicht. Knöwe hat Ihnen zwar gedient wie ein armer Mann und ein armer Mann ist er ja auch. Aber der Upfen, der seine Nase überall ringesteckt hat, der hat meinen Knecht, den Jürgen, außgefragt, was ich eigentlich in dem großen eisernen Koffer unter meinem Bette Hatte; und der dumme Jürgen­­ hatte­­ Tagen sehen. Dann aber muß Klarheit eintreten, denn eine weitere Verzögerung der Wiederherstellung der parlamentarischen Ordnung ist einfach unmöglich. Und warum? weil wir troß aller Vereicherung der Diplomatie, daß das po­­­itische Wetter in Europa unverändert bleiben werde, dennoch schwere Woffen im fernen Osten aufsteigen sehen und es immerhin möglich ist, daß auch über uns eine ele­­mentare K­atastrophe hereinbricht. Derzeit sind alle Belfer auf ihrer Hut und eine gesteigerte Wachsamkeit ist überall zur obersten Pflicht geworden. Die Neden unserer Parlamentarier in den Delegationen bewiesen, daß auch bei uns die mögliche Terniwirfung jener Konflagration, welche alle Staaten dies­ wie jenseits des Welt­­meeres in Spannung erhält, die Gemüther beschäftigt. Und diese politische Empfindung­ sollte nur auf die Delegationen beschränkt sein und in den Augenblicken verlöschen, da der Reichstag sie versammelt ? Die Vernunft sträubt sich gegen diese Annahme. Sollte wirklich die leidige Objstration in einer Zeit, da alle Völker ihre geistigen Kräfte sammeln und anspannen und alle vom Gefühle­­ der Einheit durchdrungen werden, die V­olfsvertretung Ungarns zu täglicher Hilflosigkeit verurteilen, viele verhindern, mit geeinter Macht die In­­teressen der Monarchie zu behüten ? &8 ist Schon traurig genug, daß eine­­ Be­­fürchtung dieser Art überhaupt ausgesprochen werden muß­­ ihm auch verrathen, daß wohl Geld drin wäre. Sehen Sie, nun begreifen Sie auch, weshalb der Upfen mich so gern aus der Welt schaffen wollte und inneßhalb vorher schon mein Knecht Zürgen im Walde hat dran glauben müssen. Die Wilddiebe Hätten ihn erschaffen, Hieß es, ja, wir wissen nun, wer es mar, und bald darauf sollte ich auch dran glauben. Da, den einen Vormittag, wo die Klara Müller und die beiden jungen Dingerchen mich Halb todt im Walde gefunden haben; wenn die nicht gekommen wären, dann hätte der Upjen­no mehr beigepacht, als er schon dem Herrn von Zunft bei Lebzeiten aus der Nase gezogen hat. Aber die Klara Müller, die keine reiche Er­­zieherin, die hat ihm die Suppe versalzen. Und dann ist sie bei mir geblieben, bis mir mieder besser war, das tapfere Mädel, und am Senfter hat sie gemacht in derselben Nacht, wo der Herr und sein Imfpektor uns überfallen wollten, ba, ha, ba! Bei Funk war er s­chon wieder Mathäi am legten und da sollten meine Tuben herhalten. Das muß doch Upfen ihm wieder beigebracht Haben. Aber die Klara Müller Hat gemacht, die hat gemacht, und deß­ ‚ Balb soll sie von meinem Gelde auch mag haben.“ Sehr schaute er Wolfgang forschend im die Augen, um die Wirkung seiner legten Worte zu ergründen. „Wissen Sie, wo das Mädchen steckt 2“ „Sie ist bei dem Justizrath von Früh­­berg.“ „Daß sie nicht in Dahlwig bleiben würde, ie er­re.

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