Oedenburger Zeitung, 1904. April (Jahrgang 37, nr. 75-88)

1904-04-01 / nr. 75

ERBETEN ’ Jst-» In ET. x XXX VII Zahrgana. Freitag, 1. April 1904. Preis: 6 Keller. edenburg Bräm­merations-Breite: Kür Loco: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Fr., Vierteljährig x 5 Kr., Monatlich 1 Kr. 70 Hl. Kür Answärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 50.Hl., Vierteljährin A Mr 25 Kr., Monatlich 2­ Kr. 20 HI TE TEE EEE er »Politisches Tagblatt. Administration und DBerlag: Telefon Ar. 25. mem 4 Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überal­l in gratis und franco versendet, Buchdrucerei Alfred Romtmalter, Grabenrunde 1, Annoncenaufträge, Sidonnen ent3: und Insertiond: Bei bi­hren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung duch alle Annoncen-Bureaug­­eitung Preis: 6 Seller, Dedenburger Zeitung Mit 1. April beginnt ein neues Abon­­nement auf die „Dedenburger Zeitung“ ; die­­selbe bringt als Beilage das „Iluftrirte Sonntagsblatt“ gediegene, belletristische Wochenschrift mit pracht­­vollen Bildern. Abonnements-Preis der „Wedenburger Zeitung“ jammt Zustellung ing Haug : viertel­­jährig 5 Kronen Ioco Dedenburg ; Augwärt : vierteljährig 6 Kronen 25 Heller. 25 Für die illustrirte Sonntags-Rei­ Se" lage 30 Heller pro Quartal separat, Dreißig Jahre im Dienste der Deffentlichkeit. Sopron, 31. März Wenn diese Zeilen ihren wmwerthen Lesern morgen Freitag Früh in die Hände gelangen, so hat sich der nunmehr dreißig Jahre alte Ring geschlossen, der mir am 1. April 1874 mit dem zeitungg=­lesenden Publikum dieser Stadt und­ des K­omitates verbunden hat. Ich bin von dem Gefühle tiefster Dankbarkeit für die Hurde des Publikums erfüllt, die mir während meiner dreißigjährigen Thätigkeit als Chefredakteur der „Oedenburger Zeitung” begleitet hat, denn nur das mich ehrende Wohlwollen meiner hochgefrägten Mit­­bürger ermöglichte es mir meine bescheidenen Kräfte ununterbrochen und freudig in ihren Dienst zu stellen, wobei ich das erhebende Bemwußtsein in mir trage, wenigstens mit ehrlichem Wollen, stets nur Gemein­müßiges angestrebt und so viel ich konnte, gefördert zu haben. Allerdings ver­­mochte ich nicht Alles zu erreichen, das ich mir­ im vermeintlichen Interesse meiner Mitbürger und jenem des Ansehens und Emporblühens meines geliebten Sopran zum Bier gelebt Habe, allein wider alle Gegenströmungen erfolgreich zu ringen reichen die wenigsten Menschenkräfte aus und zumal dann nicht, wenn es wie hier leider schwer überbrückbare nationale, po­­ fitische und konfessionelle Gegenfälle gibt. Sich troß derselben so zu behaupten, daß man ihnen ein volles Menschenleben hin­­dur Stand hält, gehört zu den schwierigsten Aufgaben eines Publizisten. Nur getragen von der Gunst des P­ubliktums, nur im stählenden Bemwußtsein treu erfüllter Pflicht und bei gewissenhafter Einhaltung uner­­schütterlicher V­orläge, wurde mir jene­r Widerstandsfähigkeit verliehen, die mein dreißigjähriges journalistisches Wirken er­­fordert hat. Heute, an der dreißigsten Jahres­­wende meiner hiesigen Thätigkeit, erlaube ich mir um die Wortdauer des bisher in meine gewiß gutgemeinten Absichten gelegten Vertrauens des p. t. publikums zu bitten, indem ich gleichzeitig das feierliche Ver­­sprechen leiste, nach besten Kräften nach wie vor dahin mitzuarbeiten, daß nationales Empfinden, Humanitäre Wirken und kultureller Fortschritt sich immer­ mehr und mehr im trauten Sopron, das mir zur zweiten Heimath wurde, entfalten mögen. Ich erlaube mir die Ausführungen eines hochangesehenen Mitbürger im Ans Ichluße mit dem Bemerken beizufügen, daß ich davon zu freudig berührt bin, um der Bitte um ihre Aufnahme widerstehen zu künnen. Ernst Marbach. * * Am 1. April werden es gerade dirißig Sabre, daß Ernst Marbach (Julius Baron Potier) an die Spige Ddiries Blatt 8 trat. Wahrlich eine stattliche Rah: von Yaheen, geweiht einer anstrengenden, aufreibenden und wenig dankbaren Thätigkeit, die einen ganzen, birlseitig gebildeten Mann erfordert. Was es bedeutet an der Spite der Redak­ion eines Provinzblattes zu stehen, darüber dürfte wohl der größte Th­il unsecer p. t. Lefr im Un- Haren sein G­oß und rücfichtelog sind die An­­forderungen, die das Bublikum oft an die Unter­nehmer und Herausgeber, die Deffentlichkeit wird an den Redakteur ftelen und kaum nennende­mwerth ist der Erfolg — befold is der materielle — den ein solcher Mann der Feder erringt. Umso größere Anerkennung und erleihägung verdient er, wenn er t­oß der großen Schwierigkeiten, troß, deß vi­ icn Unger machten, den dieser Beruf mit sich bringt, seinen Plag volkommen ausfült und ih­u seiner Pflicht lebt. Und ein solcher Mans treuer Pflichterfülung war und ft E. Marbach. Das muß Freund und Feind anerkennen. — Wahrlich der Lebensweg Marbach’s war und ist nicht mit Rosen bestreut und die große Begabung, das außerordentlich, nach vielen Richtungen Hin ermiesene s­chriftstellerische Können, dad E. Marbach stets bethätigte und heute noch beshätigt, es fand anne nicht Geld; Ihr konnts ruhig jagen. DO, ich hab scharfe Augen, Ihr seid nicht der, für den Ihr Euch aufgebt.“ Der junge Mann bliche erstaunt auf­­„Aber bester Mann“, erwiderte er, „ich werde Euch nicht belügen ! Bin ich Euch doch zu großem Dante verpflichtet. Ich sagte Euch die Wahrheit. Weiteres kann ich von Euch nicht annehmen, aber an Euch denken will ich“. Feuilleton, Am Reddit und Yflidht. Driginal-Roman von Dr. Fr. Gödde. Nachdruch verboten. (Fortregung.) Der Fremde langte tüchtig zu; er war dem Verhungern nahe gemwejer, nach so viel Aufregung und Anstrengung schmeckt es vor­­trefflich. Das Mahl wurde von Yörg mit seinem Worte gestört ; erst als der junge Mann ge­­sättigt war, begann er wieder: „Al­lo am 29 Oktober, zwischen 5 bi 7 Uhr Abends, Wind Nordost, staıfen Regen, Ihr Name ?* „Heodor Zouelani“. „Wie alt?“ „Fünfundzwanzig Jahre“. „Beruf?“ „Seilfänger". „Aha !" Förg frah den jungen Mann iarf an; dann fuhr er fort: „Sie­­ sind von der. „G“olombe*, wollten von Hapre nach Bremen und haben Schraubenbruch erlitten ?" sar: „Ob gefunden, wissen Sie nicht ?* „Hgweifellos untergegangen“. Jörg machte noch einige Notizen, dann legte er dem jungen Wanne da Buch vor mit den Worten : „So, das müssen Sie nun noch unterschreiben !“ Toue kani unterschrieb und Jörgdegs gleichen. „Sie werden nun der­­ Rettungsstation überwiesen“, sagte Jörg, indem er das Buch wieder in den Schrank barg. „Doch noch eine Frage: Sind Sie vielleicht verwandt mit dem Grosk­aufmann Trendler in Bremen? Derselbe starb, wo, es mögen etwa drei Jahre verstrichen sein, als er starb“. „Rein“, ermiderte Feodor Z Touplani, „Der Name ist mir unbekannt. Mein Vater starb vor zwölf Jahren in Spanien ; er war allerdings aus Bremen gebürtig,­­mehr weiß ich aber nicht. Ich möchte. . .“ Er brach ab. Jörg merkte, daß es dem jungen Manne peinlich­ war, über seine Familienverhältnisse zu sprechen. „So, hm“, machte der alte Seebär, und dabei blinzelte er so verstohlen zu Yeodor hinüber, daß dieser sichtlich verlegen wurde, aber dad machte auf den Alten gar seinen Eindruck; er fing wieder an: „So, jo, ja, ja, aber Sie haben große Aehnlichkeit mit meinem früheren Herrn, dem Kaufmann Trendler, große Aehnlichkeit. Wenn ich­ ihre Gestalt sehe .... hin. . das ist auf­­fallend. Es gibt ja wunderbare Naturspiele, das ist­ richtig, aber jo was hab ich noch nicht gesehen. Sie werden jeßt wieder schlafen wollen, na, gute Ruh!“ Am andern Tage trennte sie Feodor von seinen Nettern.­ Der alte Jörg reichte ihm die derbe Rechte und sagte: „Laßt es Euch gut gehen . . ..aber, Ihr habt das Gesicht bon Jemand, der mir­ viel Gutes erwiesen hat. Wenn ich Euch mit irgend Etwas helfen kann... * * * In der K-Straße, dem Zentrum Bremen­, liegt ein großes Haus, welch­s zu der Hinter­­lassenschaft des Großlaufmannes Trendler ge­­hört. E&s war ein Edhaus, welches je einen Flügel nach zwei Straßen hinaussandte. Der eine Flügel lag in der vornehmen­­ Straße, der andere Flügel begrenzte die „Hohe Luft“, eine frequente Nebenstraße oder vielmehr Gasse. geder Flügel hatte einen besonderen Eingang, man nahm auch an, daß aus dem Ganzen durch Ü Vermauern je­ zwei Häuser gemacht seien. So Hätte man eigentlich von einem Haupt- und Nebengebäude sprechen können, denn so getrennte waren es auch die Insassen hinsichtlich ihrer Lebenesphäre und ihres Berufs. Der Vordere,­­­Straßentheil, war vornehm, elegant, sein — hier konnten nur vermögende Leute wohnen ; der Hintere Luftgarsen- Theil, barg eine Menge seiner Wohnungen ; hier wohnten Chambregarnisten, Kleine Leute, dunkle Existenzen, die Elemente einer Großstadt. (Sortjegung folgt.) ahnen. ei Ku 2 Sa­­ u ar Se 1)! e N­is­se

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