Oedenburger Zeitung, 1904. Mai (Jahrgang 37, nr. 100-123)

1904-05-01 / nr. 100

ge \ . Preis: 6 Seller. »Polififches Tagdlaft. Preis: 5 Heller, e= = — S Pränumerationo Preise Administration und Verlag: Inserate nach Tarif. Bär Roco­­an 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig % = Derselbe wird auf Wunsc fiberalli in gran­d und franco versendet 5 Kr. Monatlich 1 Kr. TU SI. Buddrunerei Alfred Gmtwalter, Grabenrunde 121, |­ginnoncenauftrage, Stoomien­ents. und Infertiond: @er­ation (Grabenrunde 121) einzusenden Bär Huswärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 5051, Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 2 fr. 20 Hl. Telefon ir. 25. bühren sind an die Abmt Her | Bermittlimg Dur alle Annoncen-Bureaug. BT EN der König­­­in Dsudayenl. Sopren, 30. April. Der morgen eintretende diesjährige Mai lädt sie so recht als „Wonn­mond“ an. Die Schönheit der sich unter klarem Himmel entfaltenden Vegetation, die Doppelte Tei­esfreudigkeit der arbeitenden Klassen, da diesmal der Arbeiterfeiertag auf einen Sonntag fällt und was mit dem Eintritt des nächsten Monats die Patrioten ganz besonders höher schlagen macht, ist die am 2. Mai erfolgende An­kunft Seiner Majestät des Königs in seiner ungarischen Neich&haupt- und Nesi­­denzstadt, also im Herzen des Landes. Die­­ hauptstädtische Bevölkerung rüstet bereits zu einem diesmal ausnehmend fiolennen Empfang des Monarchen. Veranlassung zu der projektirten Freudenkundgebung der Hauptstadt bot — mie bekannt — die hoch­­herzige Entschliegung, womit der König die Heimbeförderung der Ale Rafoczy’slI. angeordnet hat. Man ist also im Begriffe den Dank der Bevölkerung und ihrer Freude über den königlichen Wort nicht blos durch die feierliche Begrüßung des Herrschers zu manifestiren, sondern seinerzeit — bei Heim= bringung der Ueberreste Rakföczta — eine großangelegte Landesfeier zu arrangiren. Vorläufig berief gestern der Bürgermeister der Metropole Yoh­ann Halmos eine Konferenz ein, um über die Modalitäten des so Fest sich als möglich Azweigenden Empfanges zu berathen. Diese Konferenz, an der außer den meisten Stadtrepräsentanten auch die Ds zahlreicher hauptstädti­­schen Klubs und Vereine, sowie die Dele­­girten der Universitätsjugend theilnahmen, eröffnete Stadtrepräsentant &. C3äßär mit einer kurzen Begrüßungsansprach­e an die Erschienenen, worauf er den Zweck der Konferenz fizzirte und beantragte, die Ver­­sammlung möge sich als Arrangirungssomite fonstituiren. Redner ersuchte zugleich den Bürgermeister Johann­­ Halmas, den Borsig zu übernehmen. Der präsidirende Bürgermeister theilte nun mit, daß der König, von der Alb­­sicht der Hauptstädtischen Bürgerschaft in Kenntniß gerebt, mit lebhafter Freude die Aenderung jeines Neifeprogramms ange­­ordnet habe, und statt um Halb 8 Uhr Abends, um beiläufig eine Stunde früher in Budapest eintreffen werde. Der Empfang des Königs — sagte Nebner — erde, da wegen der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit seine, entsprechenden Vor­­bereitungen getroffen werden können, fein so jeder imposanter sein können, als es unwünschenswerth wäre, allein den Mangel an Brunt werde die Begeisterung und die warme Herzensfreude der getreuen Bürgers­­chaft vollauf erregen. Der Bürgermeister proponirte, daß sich die Mitglieder des hauptstädtischen M­unizipalausschusses im „Kann das Zufall sein ?“ fragte er sich immer wieder. „Das märe ja ein h­öchhit , seltsames Naturspiel. Man hört ja dergleichen ‚ bon Doppelgängern. Der Vater dieses Mannes­­ soll ein­en seine Mutter eine Französin gewesen sein. Friedrich Treudler jun. heirat­ete eine Gauflerin oder Tänzerin, eine Französin ; die ganze Kette schließt sich in Die Verhältnisse ein, dom Standpunkte der Wahrscheinlichkeit ist ein Zweifel kaum möglich , aber vom juristischen­­ tandpunkte ... .?" Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Seinem Gefühl nach war dieser Künstler der Enkel des alten Treudler und ihm gehörte das Erbe ; moralisch sei er gezwungen zurück­zutreten, aber das Gejäß verpflichte ihn, nach den Beinweiöstücken zu forschen, denn nach dem Material des alten Plessem war kein Beweis zu erbringen. „Ich sage mir deshalb," monologisirte er weiter, „ich stehe im Necht , Gefühl gegen Gefühl, Moral gegen Moral, nach meiner Seite neigt sich die Waagschale. Soll ich einem fremden Menschen, dessen Aehnlichkeit unsere Phantasie erregt, mein Recht so ohne weiters außliefern ? Ich möchte den sehen, der daß thäte !" So­ suchte Werner die Negungen seines Gewissens ‘zu beseitigen, so lehnte sich der Zurift gegen das Gefühl auf, so das Gewissen gegen den Egoiemus. Aber bei all seinen Er­­­wägungen vermochte er sich nicht zu dem Gedanken durchzudringen, daß dieser Tougiani ein Lump sei. Das war sein vagabundirender­­ Gaufler, der Ru hatte etwas Edles, Nobles Westbahner zum Empfange des Königs 2 forporativ einfinden mögen und an die Einwohnerschaft das Erjuchen gerichtet werde, an den Straßenzügen, durch welche Se. Majestät zur königlichen fahren wird, in großen Massen Spalier zu bilden und die Gebäude mit Flaggen, Blumen- und Teppichschmud zu versehen. Für die Deform­ung der in den Weg fallenden städtischen Objekte werde Die Burg Kommune Sorge tragen. Außerdem werde die Stadtbehörde die Negierung ersuchen, die Kettenbrüche zu schmüden, Donaudampfschifffahrts= Gesellshaft, Die und Die, drängte e8 Herzen der­­ Feuilleton, Am­edt und fit. Original-Roman von Dr. Fr. Gödde, Nahhdruch verboten. (Foctregung.) Die Theilnehmer der Schlittenpartie waren in gedrüdter Stimmung in ihre Be­­hausung zurückgekehrt. Al die Schlitten vor dem Hause in der „Hohen Luft” hielten, er­­klärte Werner, daß er noch dienstliche Ge­­schäfte habe. Feodor hatte noch V­orbereitungen zur Abendpo­stellung zu treffen . Berg mußte sich selbstredend seinen Obliegenheiten widmen ; Frau Walter hatte im Haushalte zu thun, und so blieben nur die beiden­­ Freundinen übrig, die noch beieinander zu bleiben wünschten, um zu plaudern. Des Nechteanwalts dienstliche Geschäfte schienen nicht dringend zu sein ; er ließ sich im Wohngemach die Lampe anzünden und ging in­­ dem luzurids ausgestatteten Zimmer auf und ab ; dann nahm er ein großes Album von einem Seitentische und betrachtete die Bilder des verstorbenen Treudler und seines Sohnes. Er rief sich die Erscheinung des alten Onfeld in allen Einzelheiten ins Gedächtniß, verglich alle mit dem jungen Manne, in dessen Nähe er eben geweilt hatte, und er mußte sich gestehen, daß ihm eine solche Aehnlichkeit noch nie aufgestoßen sei, nicht allein im M­eußeren und der Gesichtsbildung, sondern auch im Tone der Stimme und der Art der Bewegung, dem ganzen Wesen.­­ Propellerunternehmung, die Tunnelgesell­­schaft, die ungarische Fluß- und Sees­chifffahrtsgesellschaft auffordern, die Be­­flaggung der Schiffe, respektive des Tunnel­­eingangs zu veranlassen. Die Proposition des Bürgermeisters wurde einhellig ange­­nommen. Zum Schluffe beantragte no Bojef Dezsenyi unter allgemeiner Zu­­stimmung, daß die Hauptstadt ihre Freude über die­sön. Entschließung betreffend die Heimbeförderung der Aiche NRarosczıg nicht 6108 omm­äßli) des Eintreffens des Königs zum Ausdruck bringen, sondern späterhin sich an die Seite einer zu ver­­anstaltenden Landesfeier stellen möge. Bei dieser Gelegenheit ung jedoch gewiisse irrthümliche Gerüchte, die betreffe der Nepatriirung der Gebeine Franz Nikóczis II. aufgetaucht sind, an sich, daß darauf hindeutete, daß er einer besseren Familie angehört hatte; der ganze Mensch zeigte ein Distinguirtes Wusschen, welches auch durch­ die Theaterluft nicht be­­einträchtigt wurde. Er sprang endlich auf und klappte das Buch zu: „Ich bin verböß ges­torden, plage mich mit Bhantagmagorien !" Aber seine gedrüdte Stimmung blieb, als ec dad Zimmer verlieh. Es Feodor hatte einen Gang zum Reiche­­theater gemacht ; als er wieder daheim an­­langte, begegnete ihm Marie auf dem Korridor, die ihm zuflüsterte, daß er Besuch habe. Der alte Seebär süße in fjeinem Zimmer und awardete auf ihn. Neugierig betrat Tougkani seine Wohnung und fand, auf dem Sofa­fiiend, den alten Jörg Blefjem vor. „Gut, daß Sie kommen“, begrüßte ihn der Alte, „ich habe einige wichtige Worte mit Ihnen zu sprechen. Sie müssen mir einen "dein allestelen, der mir den Juristen gegenüber V­ollmacht gibt, daß ich Ihre An­­gelegenheit führen darf, sonst kann ich nicht weiter.“ . .,Gekn,sehr gern,«erwiderte Feodor. »Glauben Sie denn noch an denc­olg?« „Warum denn nicht? Seien Sie doch vernünftig, wir gehen zusammen zu meinem NRechtebeistande “ „Doch noch einige Fragen möchte ich „vorerst beantwortet haben. Können Sie mir einige Angaben über den Tod Ihres Vaters, die Dertlichkeit, wo Sie zulegt gewohnt haben und dergleichen geben ?" NERTTERNL RER UN 22 DE NEE­BEN RNESLNÄTAN 5 :

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