Oedenburger Zeitung, 1904. Dezember (Jahrgang 37, nr. 278-301)

1904-12-01 / nr. 278

www ARE kmsswvts-f·—i«.ssqx-«Ts---W»z--g-.- - a Nr. 278. Kxxvll Jahrgana Donnerstag, 1 Dezember 1904 Oldenburger Zeitung Preis: 6 Keller. _ Voliti­­ des Tagblatt. on res Asen­ce > Prännmerations: Breiie: Züc Soce: Vierteljährig Samgjährig 20 Rr., Hafbjährig 10 Fr., 5 ft., Monatlich 1 Kr. 70 SI Yür Aufwärts: Ganzjährig 25 Fr., Halbjährig 12 Kr 5091, Vierteljährig 6 Kr 26 Hr., Monatlich 2 Kr 30­9 Administration und Belag: Buhdrunerri Mlfred Momtwalter, Grabenrinde 121, Belefon Ar. 25. Preis: Seller. ze an Snferare nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch ü­berall i­­n gratis und franco versendet. Announcenaufträge, anmen­­ente: und Infersionds­ge­bühren sind an vie Mdım.ictratien (Grabenrunde 121) ainrufendee Vermittlung Dur­ alle Annoncen-Bureaus. Offene Fragen. Sopron, 30 November. Haben die bisherigen Demonstrationen für und wider die Regierung nach irgend einer Seite hin einen entscheidenden Erfolg gehabt ? wird es gelingen die so wesentlich verschärfte Hausordnung im Sinne des Grafen Stefan Tipa unserem Abgeord­­netenba­ je aufzuerlegen ? Wo wird endlich der große Streit um die Herrschaft im Parlamente derjenigen politischen Partei­­stellung entschieden werden, der es bis zu den Neuwahlen gelingt, den größeren An­­hang von Wählern um sich zu schaaren ? Das sind mun lauter offene Fragen, um deren Lösung sie heutzutage die klügsten und meitsichtigsten politifer die Köpfe zer­­brechen. Bis zum Wiederzusammentritt des Abgeord­netenhauses, welcher nach den neuesten Meldungen nicht am 9., sondern schon am 7. Dezember erfolgen soll, wird Die Bewegung, durch welche die offenen Fragen aufgeworfen worden sind, jeden­­fall noch weiter an­wachsen, doch läßt sich schon fest sagen, daß sie von entscheidender Wirkung auf die Lösung der parlamentari­­schen Lage kaum sein dürfte. Der Kampf wird im Parlamente selbst was jeden­ ausgetragen werden, fall auch das beste ist. Allerdings ist die Em­agiation des Grafen Albert Apponyi gestern in Nagypäarad und noch mehr jene des Ministerpräsidenten morgen Donnerstag in Győr von sehr großer Bedeutsamkeit, allein einen sicheren Schluß auf die künfzige Gestaltung des Abgeordnetenhaus­s läßt weder die eine noch­ die andere zu. Darüber wird und man nur die Wählerschaft entscheiden. Nur wäre zu münschen, daß fs dieselbe auch in der Folge so ruhig ver­­halte, wie dies bisher, insbesondere aber in der Hauptstadt geschehen ist, wo, troß­­dem neben der Opposition auch die Zeitung der Sozialdemokraten eine Bolfsversamm­­lung hielt, die Ruhe seine Störung erlitt. Man kann sagen, daß die Parteien bisher mit loyalen Waffen kämpften und es wäre wünschenswerth, daß dieses Vorgehen auch im­­­arlamente Nachahmung fände, was freilich nach den vorhandenen An­­zeichen kaum zu erhoffen ist. Ausgetragen wird der Kampf nur in Bolfsversammlungen, Komitatssälen und in Klubloyalitäten werden. Die Entscheidung wird, nie erwähnt, im Berathungssaale des Abgeordnetenhauses erfolgen. Dort wird auch die Situation erst genau erkenn­­­­­­ba sein. Bei Bieter Gelegenheit möchten wir auf das Unsinnige jener Gerüchte hinweisen, daß gelegentlich der Eröffnungs­­igung in der neuen Gefsion im Parla­­mentssaale zum Schube des Präsidenten und behufs Hinausführung renitenter Ab­­geordneter eine „Wache” aufgestellt werden soll, daß die R­egierung in gemaltthätiger Weise nur die Imdemnität sichern und dann den Reichstag auflösen wird, daß Ge­waltstreike in Aussicht genommen sind und dergleichen mehr. Das sind ein­fahle Gebilde einer erhißten Phantas­ie. Maberiehen davon, daß Ministerpräsident Graf Tifa ausdrücklich erklärt hat, daß Niemand weiter an dem Formen der Geschäftordnung rühren wolle, fällt er auch sonst seinem Menschen ein, an Unregelmäßigkeiten zu denken. Unseren Willens wird die Negierung sich streng an die neue Geschäftsordnung halten. Viller Wahrscheinlichkeit nach wird ss auch der Kampf darum drehen, melde Geschäfts­­ordnung, die neue, wie es die Majorität verlangt, oder die bisherige wie e3 die Opposition fordert. Die Entscheidung dürfte bei dieser Frage fallen. Wie dem aber auch immer sei, an Ge­waltmaßregeln wird nicht gedach­t. Wir kommen übrigens wieder Geltung haben sc. Feuilleton. Das große Los. Aus dem Rusjischen. Iwan Dmitritsch, ein Meiner Mann, der für sig und seine Familie zwölfhundert Rubel im Jahr zu verzehren hatte und mit seinem Schicksal sehr zufrieden war, jegte sich eines Abends nach dem Essen auf seinen Divan und begann die Zeitung zu I­ jen. „Ich hab’ Heute vergessen, nachzusehen,“ sagte seine Frau, die den Tıjg abdeckte, „Sieh mal nach, ist die Ziehungsliste nicht drin ?* „sa, schon,“ antwortete Iwan Dmitritsch, „aber Du hast Dein Prämienlos doch ver­­pfändet, ist es denn nicht verfallen ?* „Rein, ich habe legten Dienstag die Zinsen bezahft. . „Was für eine Nummer hast Du denn ?* „Serie 9499 Nummer 26.“ „Also, schau’n wir mal... 9499 und 26.“ Iwan Dm­itritsch glaubte an sein Lotterie­­glack. Und sonst wäre es ihm nie eingefallen, in die Ziehungslifte zu schauen, aber heute, aus Langeweile nur und weil er die Zeitung gerade so bequem bei der Hand hatte, fuhr er mit dem Finger die Seriennummer Hinunter. Und sofort al wollte sie sich über seine­­ Ungläubigcheit lustig machen, stach ihm schon in der zweiten Brise von oben die 9499 in die Augen ! Ohne nach der Rusnummer zu sehen, er traute sich nicht, ließ er die Zeitung schnell auf seine Kniee finten und verspürte ein an­­genehmes Kältegefühl in der Herzgrube, als hätte ihm jemand einen Eimer kaltes Wasser auf den Bauch gegossen : es figerte und machte ihn schaudern und war doch sehr angenehm „Majcha, 9499 hat gewonnen“, sagte er mit dumpfer Stimme. Seine Frau sah ihm in das staunende, erschrocene Gesicht, begriff, daß er seinen Spaß machte. „9499 ?“ fragte sie und wurde ganz bleich und ließ das zusammengefaltete ZTischtuch auf den Tusch fallen. „Ja, ja... Ganz im Ernst !“ „Und die Rosnummer ?" „Ach ja! Auch die Losnummer. Lebrig en­, balt!....W rt’ mal. Nein sag’ mal..... Sommerhin ist es unsere Seriennummer !! Immerhin, verstehst Du . . .“ Iwan Dmitriusch sah seine Frau an und äschelte breit und geistig ab­wesend, wie ein feines Kind, wenn man ihm etwas Blantes zeigt. Seine Frau lächelte auch : ihnen beiden war er ein angenehmes Gefühl, daß er nur die Serie ge­­nannt hatte und sich nicht beeilte, nach der Nummer die glücklichen Loses zu s­chauen. Sich selbst mit der Hoffnung auf ein mögliches Llnd ein bisschen zu martern und zu neden, das oft so angenehm, so spannend ! „Unsere Seriennummer ist’3“, sagte Ivan Dmitritich nach einem langen Schweigen, „daß heißt e8 besteht die Wahrscheinlichkeit, daß wir­­ gemonnen haben. “8 ist zwar nur eine Wahr­­­­scheinlichkeit, aber die besteht doch !" „Ra, jest schau aber nach.“ „Halt! Enttäuscht werden wir immer noch­ früh genug. “ ist die zweite Zeile von oben. Das bedeutet also einen Gewinn von fünfundsiebzigtausend. Das ist kein Geld, das ist eine Macht, ein Kapital! Und jet brauche ich nur gleich mal in die Liste zu guhen, und da steht dann — 26. He? Hör’ mal und wenn wir thatsächlich gewonnen hätten?“ Das Ehepaar begann zu lachen und sah sich lange sch­weigend an. Die Möglichkeit des Slüdes benebelte sie, sie konnten nicht einmal überlegen oder jagen, wozu sie die fünfund­­siebzigtausend Rubel brauchen könnten, was sie sie anschaffen, wohin sie reisen würden. Sie dachten nur an die Zahlen 9499 und 75000 und malten sie in Gedanken vor sich ein, und das Glück selbst, das so sehr im Bereich der Möglichkeit lag, bedachten sie gar nicht. (Fortlegung folgt.)­­­­ Te­en­­­­­si­olm­, wird von den hervorragendsten Professoren und Aerzten als bewährtes Mittel bei: Lungenkrankheiten, Katarrhen «­­Athmungsorgane, », chronische Bronchitis, Keuchhusten und namentlich auch in der Reconvalescenz nach Influenza empfohlen, erhältlich. — Man achte darauf, dass jede Flasche mit untenstehender Firma versehen ist. Hebt den Appetit und das Körpergewicht, beseitigt Husten und Auswurf, bringt­ den Nachtschwe­is zum Verschwinden. Wird wegen seines angenehmen Geruchs und Geschmacks auch von den Kindern gerne genommen. — In den Apotheke­n zum Preise von Kronen 4.— per Flasche @. 105 F. Hoffmann-La Roche & Cie, chem. Fabrik, Basel (Schweiz). BE Be­ ­­a we EIRFALER

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