Oedenburger Zeitung, 1905. Februar (Jahrgang 38, nr. 26-48)

1905-02-01 / nr. 26

| - N Preis: 6 ‚Keller. Pränumerationd: Breite: Yür Eoes: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Mr., Vierteljährig = De auh­arr 2 70 SL gür a:­se 25 Fr., Halbjährig = Kr 5051, Vierteljährig 6 Kr 25 Hr., "Monatlich 2 fr. 20 Sl. Mittwoch, 1. Februar 1905. ebenburger Zeifun Yolififdes Tagdlaft. Administration und Berlag: Buchtrukerei Alfred NRomtvalter, Grabenrunde 121, Telefon Az. 25. Anferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall in gratis und franco versendet. IERHARFCHANN­ERGE, Konnenent3: und AInfertiond Ga­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufendem Bermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. EINESONCURSEEEEEDEN SER AEMERBERG. SUEH Nr. 26.­­reis: 6 Heller. _ BiesiihemsmmisnEE————— hi _ vn Trübe Aussichten. Sopson, 31. Jänner. Das Chaos ist ein ziemlich kompletes. Das Parlament hat seine Majorität ver­­loren, das Schiff seinen Kompaß. Die Un­­abhängigkeits- und Achtundvierziger- Partei ist die numerify stärkste geworden, aber eine absolute Majorität vermag auch sie nit ins Feld zu stellen. Dann ist sie momentan auch noch nicht „regierungs­­fähig.“ Franz Korfruth hat das einem Ssnterviewer gegenüber in der vorsichtigen Formel ausgedrückt: „Wie­wohl es scheint, daß das Zustandekommen der Personal- Union in einer nicht allzu weiten Zukunft die zwingend Logische Folge der gegebenen Situation sein wird, so gibt es natürlich doch seine Aussicht, daß sie jegt und sogleich vermwir­licht werde.“ Er ist also in seinem Fall in der Lage ein Ministerium zu bilden. Wie bestimmt verlautet, wird Graf Stefan Tipa, der die Demission seines Ministeriums bereits angeboten hat, als seinen Nachfolger den Grafen Iulius Andrässy vorschlagen. Eo ist das voll­­kommen logisch. Schließlich war Graf Andrafiy derjenige auf der Basis des Jahres 1867 stehende Staatsmann, der mit seinen Dissidenten an der Gestaltung der heutigen Situation den wesentlichsten­­ Antheil genommen. Graf Andrafiy hat denn auch bereits erklärt, daß er si­e seiner patriotischen Pflicht auch in Zukunft nicht entziehen werde.” Was wehr bedeutet, daß er bereit sei, die Kabinetsbildung zu übernehmen. Er und seine journalistischen Parteigänger halten die Schaffung einer auf der Basis des 67er Ausgleiches stehenden Majorität für möglich, iiemwohl sie die Akzionzkraft derselben selbst sehr bescheiden bemessen. Graf Andrässfy meint zwar, er glaube nicht, daß das Ausgleichswert durch den Ausfall der Wahlen in seiner Existenz bedroht wäre, „zumal die auf der’ 67er Basis gewonnenen Mandate schließlich doch in der Mehrheit sind.” Diese Kom­­bination legt aber die Vereinigung und Kooperirung der Liberalen Partei, der Dif­­sidenten und der­­ Volkspartei voraus, von welchen Elementen zumindest die Volts­­partei nur doch den einzigen Faden des staatsrechtlichen Verhältnisses zu Oesterreich mit den anderen Gruppen verbunden­ ist. Auf dieser einzigen, ziemlich schmalen Grundlage eine Majorität zu bilden, dürfte wohl ein sehr fragwürdig ausführbares Kunststück sein.. Graf Julius Undräsfg fühlt das in seiner ganzen Schwere. Denn er sucht bei der Aktion dieser 67er Majorität die Unterstüßung dee­r Unabhängig­keitspartei! Sa, er rechnet direkt auf dieselbe, denn „er Hoffe, daß in der Unabhängigkeitspartei selbst, welche ja doch in der­­ Minorität it, so viel Ein­si­cht vorhanden sein werde, um mit den Angriffen auf die 67er Basis nit bis zum Veßersten zu geben, zumal dies die größte Erschütterung für das Land bedeuten würde”. » Hätte nicht,»Bud.Hirlap«,dass Hauptorgan der Dissidenten,diese Äueßerung«« des Grafen Andransy in der bestimak­testen Form eines Interviews gebracht wir hielten sie für einen schlechten Scherz Denn eine Regierung,die schon vor ihrer Konstr tuerung die Gnade des Erzgegners anruft er­­klärt,daß sie nur bei zarter Schonung von dieser Seite leben können werde:eine solche Regierung ist todt,ehe sie gelebt.« Und was sol man gar zur Erwartung sagen, daß sich die Unabhängigkeitspartei durch die Gefahr „der größten Erschütte­­rung für das Land” von „Angriffen bis aufs Aeußerste” zurüchalten werde lassen, — dieselbe Partei, die ja das sechte Jahr­­zehnt hindurch kaum etwas Anderes gethan, all durch äußerste Angriffe das Land aufs Aergite zu erschüttern; D­iese egoistischeste­­und skrupelloseste Partei, die nie jemanden geschont hat, Jeden mit allen Mitteln ver­­­­folgte, der ihren Zielen und Freden im Wege Stand. Uebrigens weiß die Unabhängigkeits­­partei auch ohne einen Unterthänigfeitz- Düdling, daß eine­ Zukunftsregierung im­­ ihrer Aktionsfreiheit ihr mit Haut und Bi © | ' .) ” 2 =“ »z­­­. ER Feuilleton, Zwei Todfeinde Kriminalgeschichte von­­ Shubar. (Saluß.) Montanistch denke,was der Anges klagte empfand,als der kleine Zeuge Ihns genau bezeichnete Des Fakbof eines Mantels seines Bartes,seine ungewöhnliche Korp­sgröße. Alles stimmte überein. Kit sagte der Präsident zu dem Knaben: „Sehe Dich einmal hier im Saale um, 95 Du den Mann, der den Anderen­ erschaffen hat, beraugfind ist. Nimm Die Zeit dazu und sehe Dir alle Leute genau an.“ Der Kleine blickte eine Weile schüchtern „im Saale umher, ohne daß er schien, daß er Den finden würde, den er suchte. Uebrigens berfuhr er bei der Lösung seiner Aufgabe mit einer für seine Jahre großen Verständigkeit. Er musterte die Anmwesenden nicht auf’s Gerathewohl durch einander, sondern nach den R ihen der verschiedenen Pläne, welche sie einnahmen: Erst die Personen der A­ugen­­bank, dann die des Buschauerraumes, dann die vereinz­­elt oder in Gruppen umherstehen­­den. Endlich ist sein Auge auf den Unge­­­sagten, und mit einer Bewegung, als fürchte er sich vor demselben, prallte er ein paar Schritte zurück „Was it Dir, mein Sohn?“ fragte der " Präsident, der den Anwaben während de Sudens genau beobachtet hatte. " „Das ist er!" antwortete der Kleine mit > angstvoller Stimme, indem er mit dem Finger auf den Angefragten wird. „Das ist der Mann !" Diese Worte erregten sowohl bei den Richtern, wie im Publikum die größte Ueber­­raschung. Der Graf­ aber wurde bloß wie der Tod und ihren Mühe zu haben, sich aufrecht zu erhalten... . Die vier Worte des Knaben hatten für ihn das Gewicht eines Todes­­urtheils. „Das also ist der Mann, der auf den Anderen geschoffen ?*" fragte der Präsident nach kurzem Schweigen den Heinen Zeugen. „Iit das auch gewiß ?* „sa, dag ist ee — ganz gemik, das ist er !" erwieberte der Knabe, indem er mit der Hand auf den Angeklagten deutete. Der Präsident lie nun den Kleinen ab­­treten und wendete sich mit­­ den Worten an den Grafen : „Run, Graf Murashinski, Sie hörten die Auslagen dieser drei Zeugen. Was haben Sie darauf zu erwiedern ?" Mit erkünstelter Ruhe antwortete der Angeflagte : „Die Aussage eines Kindes kann keinen Werth haben, weder gegen mich, noch für mich. Wer weiß, wen oder mwan der Elrine Buriche gesehen oder gar geträumt hat. Biel­icht hat man ihm seine Rolle eingelernt, um einen Schein von Beweis gegen in borzubringen ; er sieht ganz danach aus . In diesem Augenblick­ kehrte der vorhin mit der Etuifcheide abgesandte Gerichtsbeamte in den Saal zurück. Er flüsteete dem Prä­­­­sidenten einige Worte zu und übergab ihm ein Heine in Papier eingeschlagenes Päckchen. Der Präsident legte dasselbe vor sich ein und wendete sich wieder zum Angeklagten : „Sie bestreiten also die Richtigkeit der von den Beugen behaupteten Thatsachen ?“ „Ganz gewiß", denn es ‚Und Sie bleiben auch dabei, das zu der aufgefundenen Sch:ule gehörige Etui niemals besessen zu haben ?* „Ich bleibe dabei, ist Die Wahrheit“. „Das ist sie nicht, traf Murafcingu­t, erwieberte der Präsident mit Betonung, und das ihm überbrachte Mädchen öffnend und ein darin befindliches goldenes Etui borzeigend, fügte er Hinzu: „Sehen Sie hier — das ist das Etui, zu welchem die Scheide gehört; man hat es soeben in Ihrem Schreibtische aufgefunden“. Der Ungesagte verstummte:* „Haben Sie noch etwas vorzubringen ?* fragte ihn Der Präsident nach kurzem Scweig?n. „Nein !" antwortete der Graf, im Gefühle, daß er verloren sei, mit großer Resignation. — Der Gerichtshof zog sich zur Berathung . Eine Stunde darauf war der Stanislaus Hoff Graf von zurück . Ang­ klagte, ‚ Muraichingli, zum Tode dur den Strang .Todfeind hatte richtig. E­ft Aber dem Galgen legte der N­­ ein volles Geständniß seiner That ab. verurheilt. Sein prophezeit! . . 2

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