Oedenburger Zeitung, 1905. Februar (Jahrgang 38, nr. 26-48)

1905-02-01 / nr. 26

Eif. —»«--«UND-Pf-TJ.TT’PZWJM’WÄMZTTT I Y Br R | Haaren verfallen ist Franszssuth hat Sonntag in Miskolcz das Wort fallen lassen,er,,bemerkenlos«,daß er als Führer der stärksten Partei hin­sichtlich der Gestaltung der Zukunft eine unmittel­­bare Rolle spielen könne.Diese un­­mittelbare Rolle dürfte aber unter Anderem auch die interessante Handlung darstellen, wie der brave Vogel der 67er Regierung zur Ausbrütung des 48er Kufufgeies der Personalunion gebraucht wird. Eine Regierung auf Krüden. Eine Regierung unter Kuratel der Unabhängig­­keitspartei, das sind die Aussichten, die ung die nicht unwahrscheinliche Gestaltung der näch­sten Zukunft bietet. Dr Karl Arnhold. Oedenb­urger Zeitung. Tip die Verantwortung für dieses Debacle der Regierungspartei zu tragen, schon darum, weil er bei o­ffenkundiger Unsenntniß der wahren politischen Stimmung im Lande, die Wähler forsch­te“. Dr. Julius Wlafich über die Lage. Sopron, 31. Jänner. Die „Zeit“ veröffentlicht einen Artikel des ge­wesenen Unterrichtsministers, Geheim­­rath Dr. Julius Wlafsich, worin es heißt:­­„Eo muß vor allem die Frage beantwortet werden, ob duch die Wahlniederlage des Kabinett Tipa und der Regierungspartei die Liberale politische R­ichtung m­it Ungarn gefä­hrdet sei. Kein Ber­­­ünftiger in Ungarn glaubt dies. Als Kabi­­nettschef kann nur­ ein Liberaler Staatsmann in Kombination kommen. Denn von den 450 Mitgliedern de­sge­­ordnetenhauses sind mindestens 400 Liberal gesinnt. E­& zeugt von einer geradezu naiven Unkenntniß der Stimmung im allgemeinen und der parlamentarischen Verhältnisse im be­­­­sonderen, wenn man die Gefahr eines rundschrittlichen Regimes befürch­­tet. Ebenso unrichtig ist die Behauptung, daß der 1867er Ausgl­ich in großer imminenter Gefahr schwebe. Der Ausgleich ist durch die Politik, die das Ministerium Tipa inauguriren wollte, sicherlich in Gefahr gerathen. Denn nicht ver­­lest und erbittert einen freien Bürger mehr als der Versuch der Vergewaltigung des Parlaments. Graf Julius Andrassy sprach vor kurzem das kluge Wort, daß man den Ausgleich durch die Mittel des Baciischen Systems nicht stärken, sondern nur Schwächen künne und die Ereignisse haben ihm recht ge­­geben. Nur auf streng geießlicher Basis ist der Ausgleich zu erhalten und wenn dem Auß­­gleic dann keine andere Bedeutung beigelegt werden sol, als die Schöpfer desselben, Franz Desät und Julius Andräsffjy, diesem großen staatsrechtlichen Werke gaben, dann wird er auch im neuen Abgeordnetenhause eine Hinreichende Mehrheit finden, die ihn wirkungsvoll und erfolgreich vertheidigen kann. Sa­man darf sogar die begründete Hoffnung hegen, an die Unabh­ängigkeits­partei werde nicht in jener heftigen Weise wie unter dem Regime Tifa den Ausgleich bekämpfen. Und hier muß ein schwerer Vor­­­wurf gegen das Regime Tipa erhoben werden. Dieses Regime, da stets mit seiner Ausgleichstrenge und seinem Liberalismus ‚prü­fen wollte, hat im gegenwärtigen Wahl­­kampfe abermals den heftigsten Krieg gegen die auch gleichstreuen und Liberalen Politiker geführt. Wie gegen die liberalen Dissidenten gekämpf­t wurde, die sämmtlich ihre politische­­ Bedeutung im Kampfe für den Ausgleich und den Liberalismus erlangten, darüber wäre viel zu sagen. E83 genüge die Konstatirung, daßs die auch gleiche treue Regierung viele der liberalen Dissidenten um jeden Preis zu Falle bringen wollte, obwohl diese Difsidenten die erprobtesten und verläßlichsten Stüßen des Ausgl­ih8 sind. Wäre der Plan des Grafen ZTipa gelungen, dann allerdings­ würden bei den Wahlen viele Anhänger des Ausgleichs gefallen sein, und zwar nur deshalb, weil sie die Rechteverlegung des Ministeriums Tipa nicht mit ihrem Namen deben wollten, a­ber den weiteren nachdrücklich betont, daß es eine betressene Verdächtigung ist, wenn man die liberalen Dissidenten für die Niederlage verantwortlich machen will, die die Regierungs­­partei erlitt. In erster Reihe hat Graf Stefan Die Ereignise in Rußland. Sopron, 31. Jänner. Trogdem in Betersburg derzeit Rube bereicht, so macht dieselbe doch den Eindruck einer schwülen Stile vor dem G Sturme. Bei allem Aufgebot der militärischen Macht zur Niederhaltung der revoltirenden Elemente, gewinnt dennoch die Bewegung im russi­­schen Volk­ immer mehr an Ausdehnung. Zwar verhalten sich, wie gesagt, momentan die Arbeitertreffe äußerlich ruhig, sie warten aber auf das Signal der Intelligenz, um gemeinschaftlich mit dieser vorzugehen. Die Nachr­icht, Generalgouverneur Trepoff be­­absichtige, SGorkij h­inrichten­ zu lassen, ern­­ie einen Schrei der Empörung in allen Schichten. Kein Mensch wann jecht, offen von Politik zu prec­hen ; dafür finden überall ins­­geheim Versammlungen statt, in welchen die Lage eingehend erörtert wird. Nur eine Meinung berrieht überall: Mit den Waffen in der Hand geschlossen gegen die Tyrannei vorzugehen. Die Polizei verfügte die Schließung­­ aller Waffenlager, doch kommt diese Maßregel zu spät, da überall die Waffenläden schon allsverkauft sind. Die Truppennachsc­hübe nach der Mandschurei wurden eingestellt, denn zu­­nächst genügt das vorhandene Militär kaum, um in den Städten des europäischen Rußland die revolutionäre Bewegung niederzuhalten und dann fürchtet man, daß bei neuerlichen Mobilisirungen der Aufstand offen losbrechen­­ werde. In Moskau sind in 40 Fabriken 250.000 Arbeiter im Ausstande. Außer dem achtstündigen Arbeitstag und Lohnerhöhung verlangen sie die Einrichtung einer Arbeiter­­­bibliothek. Die Verwaltungen der Fabriken haben bisher nur 300 Rubel für die Bibliothek bewilligt, dle anderen Orderungen aber abgelehnt. Infolge des fast allgemeinen Arbeiter­­Strikes herrscht auch in mehreren Straßen von Mostau Wassermangel, da ja an die Arbeit bei den Wasserwerten ruht. In der Gasanstalt werden Soldaten unter der Leitung einiger Meister verwendet, die mit Gewalt ge­­­­zwungen wurden, ihre Arbeit weiter zu ber­­ich­ten. Gestern fehlte es einigen Stadttheilen an Brod, da die Bäder sie dem Strife an­­schlossen. Abends kam es zu einm Zusam­­menstoke zm wildhen Strifenden und Mi­­litär, wobei fünf Personen getödtet und 20 berwundet wurden. An den Mauern von Warschau wurden Plakate in russischer und polnischer Sprache affichirt, in denen der Stadt­­hauptmann Baron Nolten der Bevölkerung die Anerkennung für ihr ruhiges Beinhalten anläßlich der Unruhen in anderen russischen Städten ausspricht und sie auffordert, sich auch weiter ruhig zu verhalten, da sonst die­­ schärfsten Maßregeln zur Herstellung der Ordnung ergriffen würden. Die polni­­sche sozialistische Partei hat Flug­­schriften verbreitet, in welchen sie zum Wider­­stande gegen den russischen Despotismus auf­­fordert.­­ Der kommende Mann. Um Libe­­ralen Klub wurde mit Bezug auf die Beru­­fung von Parlamentariern und Politikern zum Monarchen auch davon gesprochen, daß nicht nur aktive Mitglieder des Abgeordneten und Magnaten­­hauffes, sondern auch ungarische Dip­­io­­maten, und zwar die Botschafter in Rom und Berlin, Graf Sz­shen und Herr v. Szögyeny Marich eine Berufung nach Budapest erhalten werden. Es soll nicht ausge­­schlossen sein, daß der zukünftige Ministerprä­­sid­ent aus der Reihe der Diplomaten ausgewählt werden wird. | ' 1. Februar 1908. " bei­m Ausland. Die Revolte in Aufich-Polen. Man meldet an Warschau: Der Strike nimmt hier furchtbare Dimensionen an. Magazine und Geschäftsläden werden vielfach ge­­plündert. Die Kaufleute verrammeln ihre Geshäfte.­ Das Militär mußte gestern wiederholt einschrei­­ten. In der ZTomarmwagassie kam es Vor­­mittags zu einem Zusammenstoße z­wischen den Getrifenden und dem Militär, bei dem zwei Arbeiter sowie eine Frau und ein sed­s­­jähriges Mädigen getödtet wurden. Mehrere­­ Soldaten wurden dur Revolverschüffe ver­­legt. Ein Genddarmerieoffizier wurde durch einen Revolverschuß­ getödtet, dreißig Arbeiter sind verwundet. Die Stadt ist noch­ immer im Dunkeln, da auch die Laternenanzünder fi dem Strife angeschlossen haben. In der Telegraphen- und Telephon­­zentrale arbeitet das Mittär. Der Verkehr in B­arfhau ist volltändig eingestellt. Sämmtliche Restaurants, Cafes und Läden sind geschlossen. In vielen Geschäften, Insti­­­­tuten und Bureaus wurden die tyenster einge­­schlagen. Die Zahl der Opfer der Unruhen ist wo nicht genau bekannt, wird jedoch auf 160 Todte und Verwundete geschägt. Der xufisch japanishe Krieg. Wieder Haben die Russjen, vdiegmal bei Schwere Nieder- Heilaitai eine Lage erlitten. Während mehrtägigen Kämpfen, wobei die einander gegenüber stehenden Truppen unter furchtbaren Schnee­­stürmen schwer zu leiden hatten, wurden die Russsen troß ihrer numerischen Ueberzahl geschlagen und zum N­achzuge über den gefrorenen Huffluß genöthigt. In den ver­­schiedenen Z­eilgefechten, in die die Schlacht Heilaitai zerfiel, scheint es an vielen Punkten zu mahrhaft mörderischen Kämpfen gekommen zu sein, wobei die Ruffiten beim Angriff und während des N Rückzuges die schwersten Verluste erlitten haben. In Tok­o spricht man von 10.000 Mann, denen 5000 Mann eigener Berluste gegenüberstehen. 500 Russen, eine größere Anzahl als in der zehntägigen Schlacht am Schaho, geriet­en bieber in japanische Kriegs­­gefangenschaft. Politische Nachrichten. O K kirchliche Ernennungen. Seine Majestät hat den Berzenczeer Dechant­­pfarrer Johann Kapulal zum Hajkend­­­örineger Titularpropst, den Nog­­odpataler Pfarrer Karl Neyman zum Titulardom­­bern der Eptergomer Erzkapitele, den Nyiregyházaer Dechantpfarrer Julius Betro­­bit zum Abt der Šebenyer Abtei ernannt.­­ Graf Stefan Riga kehrte Heute von Gent nach Budapest zurück, um sich under­­meist nach Wien zu begeben. Die Audienz beim Monarchen ist für morgen Mittwoch anberaumt. Graf Stefan Tika wird in dieser Audienz sein Demissionsgesuch überreichen. Wie es heißt, wird Handelsminister Sieronymi bis zur Lösung der Krise probioriich mit den Agenden eines­ Ministerpräsidenten betraut werden. Engelbericht aus Sopron und Mielungarn, Zagertalender. Mittwoch, 1. Februar: Kath­­­lien: Ignaz M. — Protestanten : Brigitte. — Gries &Ynn: 19. Jänner. Masarius, Sopron, 31. Jänner. * Goldene Hochzeit. Diej­ 3 nur wenigen auserwählten Ehepaaren beschiedene herrliche Zeit. Doppelt erle­bend, wenn es die jubilirenden Hochzeiter in ungebrochener körperlichen Rüstig­­keit und im BVoflbefige ihrer geistigen Gaben brgeben, feiert übermorgen Donnmerstag der alteit3 Hochgeachtete hiesige Zimmermaler und Dekorateur Herr Gustand Krautt mit seiner ihm in Leid und Freud stets treu zur Seite gestandenen Gattin, Frau Marie Krautt, geb. Wurm. Das ehrunwürdige Subelpaar wird am 2. Februar in B­iesiger Domfirrhe der Heiligen Messe um­­­ 12 Uhr beimohnen, nach welcher Seine Hohm, der Domherr St og eine der seltene eier verherrlichende Ansprache an das vom Almächtign so sichtbar bescghrmte Jubelpaar richten will. Dagjelbe darf mit berechtigten Hochgefühle auf seine lange Erdenlaufbahn zurückh­olen, denn man selten können sich Menschen rühmen, wie Herr Gustav Krautt

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