Oedenburger Zeitung, 1905. Mai (Jahrgang 38, nr. 101-125)

1905-05-03 / nr. 101

EEE ax Fahrgang. Mittwoch, 3. 3. Mai 1905. Venen Preis: 6 Seller. TRARATZLEN RR: Pränumerationd- Breite: Sür Lore: Gangjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Mr., Vierteljährig , Monatlich 1 Kr. 70 91 Aär­an anne 25 Mr., Halbjährig 18 Mr 50 91,­­ Vierteljährig 6 fir 25 HL., Mena ih 2 fr 20 Hl _p olitisches Tagblatt. Administraten und Verlag. Huc­drmäkrti Alfred Romwalter,Brahknt und d­L­ Text­san Se 23. Nr. 101 reis: 6 Seller, « -«-Y Inferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überalfi in gratis und franco versendet, Annoncenaufträge, 8 Sonnen‘ ente­ und Infertiond« des buhren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzufendme. Vermittlung di­ch alle Annoncen-Burraug. Ba ER se se ki Zum Wiederbeginn der Parla­­mentsthätigkeit. Sopron, 2. Mai. Morgen Vormittags öffnen sich wieder die Pforten de Hauses der Gesebgebung und wahrscheinlich auch wieder die Schranken des politischen Kampfspiels; denn leider gleicht unser Abgeordnetenhaus dem Janus­­tempel, sobald seine Thüren offen stehen gibt? Krieg. Alle Hoffnungen auf eine bal­­dige Lösung der Krise basirten darauf, daß der König knapp nach dem Beginn der parlamentarischen Arbeit nach Budapest kommen und den Yaden der Verhandlungen mit den Parteiführern wieder aufnehmen werde. 3 galt in politischen Kreisen als wahrscheinlich, daß schon in der ersten Hälfte des Monats Mai ein neues Kabi­­net gebildet sein werde. Allerdings herrscht darüber völlige Ungemeißheit, ob die neue Regierung nur einen propvisorischen Charakter oder ob sich dem Parlamente ein der Koalition entnommenes defenitives Ka­­binet vorstellen wird. Diese Kombinationen wurden nun gestern durch die aus Wien eingetroffene Meldung zunichte gemacht, es sei un­wahr­­scheinlich, daß der König schon in der ersten Hälfte des Mai in Budapest einzu­­treffen gedenke. Der Monarch wird dieser­­ haben, Schnüren. Die von uns bereits öfter registrirte­­ Nachricht über eine von Aler. Weterle beabsichtigte Neugruppirung der Warteten gewinnt von Tag zu Tag an Wahrschein­­lichkeit. Nunmehr erfahren wir, daß nicht von der Noailiirung der auf der 6Ter Basis stehenden Parteien die Rede ist,­­ sondern daß eine auf Liberaler Grundlage stehende Koalition gebildet werden soll, der die „freiheitlich gesinnten” Mitglieder der Liberalen Partei, ferner die Dissidenten und die Liberal dentenden Mitglieder der Unabhängigkeitspartei angehören sollen. Doc­han die Bildung dieser Koalition erit dann ernftlih in Frage kommen, wenn die Koalition der oppositionellen Parteien aus irgend­einem runde zer­­fallen würde, bei den geöffneten Thüren des Parlaments­­hauses ihren Einzug halten. Diese Eventualität dürfte Feuilleton, Das Gespenst im Hinterhause. — Geschichte aus dem Volksleben von Otto Mofjer. — (Zeerregung.) Better Gottlob umfachte krampfhaft den Griff seines Kürass­ersäbels. „Bilae, faß !" kommandirte er mit be­­bender Stimme. Der Hund gewann durch Diesen ihf neuen Muth, denn er flog an. In demselben Augenblide senzten sich die glühenden Augen, und ein­ falber Blig, welcher durch die bleigefaßten Rundcheiben des Fensters ruetem zeigte dem Retter eine Heine graue Gestalt mit einer Art Pelzmüge auf dem Kopfe, welche dem Hunde entgegen­schmwebte. Bilas stieß einen wilden Schrei aus und sprang mit gewaltigem Safe nach der Treppe. Da er jedoch in der dichten insterniß nicht jehen konnte, glitt er auf der obersten Stufe aus und purzelte mit Gepolter die Treppe hinab. Retter Gottlob, der nicht wußte, wie dieser Lärm zusammenhing, Gob bon Furcht ergriffen seinen Scharofsierfäbel und führte gegen die heranpolternde Masse einen krästigen Hieb, dessen Wirkung ein Schmerzensichrei des unglühlichen Hundes anzeigte. In diesem Mioment begann vor­ der Sommerstube ein graufiges Gaukelspiel. Aus den zwei glühenden ‘geräuschlos hin und her Kufchten. Dabei ver­­nahm der don Entgegen fast gelähmte Vetter ein Röceln, wie das eines sterbenden und dazwischen ertönte heiteres “Lachen und ein Raufchen, ald würden leichte Ge­wänder be­­­­-Au­genwaren acht gn­ worden,deren Truges Meldung nach zwar an u zu Een des­­­er u­ wa e8 Feine Bündel Könige von Lachen zu veranstaltenden Jagden nicht theilnehmen, doch wurde das Neijeprogramm noch nicht festgelegt. Diese Meldung wird halbamtlich durch das fol­­gende Kommunique bestätigt: „Bezüglich der Verlegung des Früniglichen Hoflagers nach Budapest ist bisher seinerlei Ver­­fügung getroffen worden.“ Diese Nachricht hat natürlich nicht dazu beigetragen, die hochgradige Nervo­­sität der politischen Kreise zu beschwichtigen. Bei der Koalition festigt sich immer mehr die Meberzeugung, es sei darauf abgesehen, die DOpposition „auszuhun­­gern. Man spricht von einer Obstruktion der Wiener reife, denen gegenüber die Koalition die passive Desistenz anwenden müsse. Dagegen will die Koalition mit aller Kraft die Absicht der Liberalen Partei, in den landwirthschaftlichen Vereinen Stimmung gegen das selbstständige Zoll­­gebiet zu machen, vereiteln. Gegenüber der ablehnenden Haltung der Hoffreie bezüglich der nationalen For­­derungen plaidirt Gabriel Ugron für die Ber­weigerung aller Steuerleistungen, wobei er dafür eintritt, das Parlament möge die Negierung wegen der ungeweglichen Steuereinhebung zur Veranttwortung ziehen. Sobald das Ministerium sein Geld be­­wegt. Noch stand Better Gottlob, von dem legten Bruchtheile seines Bannermuides ge­­halten, den Kürassierfäbel in der Hand, doc wäre er lieber zehn Meilen weit von diesem Zummelplage der Gespenster entfernt gewesen. AS aber in dem Augenblice, wo ein Blig­­strahl durch das Fenster flammte, er eins der grauen Gespinster mit ausgebreiteten Armen und den Glühaugen unter der Pelzmüge auf fl­­egschweber gab und er die geisterhafte Berührung fühlte, war’s mit seinem Manner­­muthe vorbei. Mit dem Schreddengrufe: Schierg — Lit! Licht! e& kommt ! stürzte er sammt Pilas die obere Treppe hinab. Den Bater Schiert, welcher in Folge die langen Warten im dichter Finsterniß ebenfalls ein wenig eingesc­hlummert war, hatte erst der laute Anschlag des Hundes erweht und ihm angezeigt, daß oben, beim Retter Gottlob, nicht Alles richtig sei. Das M­öcheln und Rauschen hatte er auch bemerkt. Als er den Schrei des Hundes vernahm, wollte er in die Tascde nach dem Feuerzeuge greifen, konnte seinen Beleuchtungsverfuhy jedoch nicht zur Ausführung bringen, denn wie er eben mit zitternder Hand ein Handhölzchen ergriffen hatte und sich bemühte, es in den engen Hals des Fläschcheng zu bringen, verrahm er im Winkel des Baales auf einem alten Kleider­­fchronte wieder das schredliche Röceln und ah zwei glühente Punkte durch die Finsterniß leuchten. Jet pachte auch den alten Echierg das Entgegen. Yaft ohne zu willen, was er bhat, zog er die russische Nesterpistole aus dem Busen und feuerte blindling2 auf das nächt­­sie Ungethüm, daß die Echrote praffelnd in den Schrank einschlugen. Bomie aber der Schuß gebracht hatte, stürzte mit aller Gewalt . Entsetzung­ olng eine schwere Mofse über ihn ber und brachte den ohnehin nicht fußfesten alten Herrn der= ‘ gestalt auß dem Gleichgewicht, daß ihm, troß feines Staufene, nichts übrig blieb, als den vermeintlichen Sput zu paden und si an u­m festzuhalten. Dasselbe that aber an dieser und die nächste Folge war, daß Beide, gemeinschaftlich mit dem beulenden Hunde und aus voller Kehle um Hilfe rufend, in engber­­schlungenem Knäuel die steile Treppe hinab raten. Hatte das ganz nahe gekommene Ge­­witter schon viele Schläfer aus dem Schlummer gewet und zum Aufstehen veranlaßt, so brachte der Donner des Schufses das ganze Haus auf die Beine. Der Erste, welcher leichen­­lola und mit einem brennenden Lämpchen in der Hand erschien, war der auf dem Haußflur­m wohnende Hausmann SHarnisch. Hinter fic­h seine bebende­rau mit dem zwölfjährigen Söhne, Alle angethan wie sie der Schrei­ aus dem Bette gescheucht Hatte, notorischer Gespenstergläubiger war, hatte man es für bedenklich gefunden, ihn mit in das Geheimniß zu ziehen und deshalb ruhig zu Bette geben lassen. Der matte Schein des Lämpchens reichte gerade weit genug, um die ganze Beicheerung auf der Hangflur er­­lernen zu können. Da lagen nämlich die beiden Gespensterjäger, Vetter Gottlob und Vater Schiers mit mächtigen Bärlatschen an den Füßen. Beide aus Leiberkräften um Hilfe rufend, in en­ger Umarmung und neben ihnen stand Pilas, blutend und ohne Schwanz und winzelte zum Erbarmen. Da Harnisch ein Zur Sage. Im „wunderschönen Monat Mai“ be­­ginnen wieder — wie bekannt — die Sigungen in unserem rekonstruirten Abgeordnetenhaufe Lage in Ungarn selbstredend auf dem Parlamente bafirt sein, von dem aber leider seine frohe Maienstimmung vorausgesegt werden kann, und somit wird der Schwerpunkt der politischen Sopron, Mi a eh

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