Oedenburger Zeitung, 1905. Juni (Jahrgang 38, nr. 126-147)

1905-06-01 / nr. 126

W- MASTMULPL.-s-.H7:e-kvkxs«ff,kikxd,2jTHE-»H-«»«.-«-««--—.-. rn -, ONWH.-i--:-»-.."s·-««n--xs AXXVIL Sahrgang. Preis: 6 Keller. Pränumerations- Breite: * &oes: Banztal 20 Kr. Ibjährig 10 Fr., Vierteljährig m ß 5. Be 0­onati­ayı En ' vH ae. Ganz 25 Kr., Halbjährig a Kr 5091, ag Bierteljährig 6 er. Monatlich 2 Kt. 30 Hl. Donnerstag, 1 Juni 1905 Re­a N. 126. Ledenburger Zeitung »Politisiches Tagblatt. Preis: 6 Heller. Administration und Berlag: Buchtrukerei Alfred Nommalter, Grabenrunde 121. Telefon Ar. 25. Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall in gratis und franco versendet, DENN ERDENEM­­ENGE: Abonnem­entd- und Infertiond: Ges­chühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzufenbems Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. | | | | BEE” Des Feiertages wegen er­­­scheint unsere nächste Nummer Freitag Abends. mar EEE ER:­ ­­er ran er Tenenongn em Die Saifon der Experimente. Sopron, 31. Mai. Der „munderschöne“ Monat Mai hat in der Bolitis wahrlich nichts An­­muthiges hervorgebracht, er verjeßte ung mitten hinein in die Saison der Experi­­mente, die bisher sämmtlich mißglühten. Nachdem er Graf Julius Andrasfiy vergebens nach allen Richtungen um einen opfermüthigen Staatsmann umgesehen hatte, der in selbstloser Hingebung geneigt gewesen wäre, als Ministerprösident den Beruud­ zu wagen, den verfahrenen Sarven der Regierung wieder ins richtige Geleite zu bringen, verfiel man in Wien, da alle Kombinationen mit Baron Burian, Noöner, Szehen­e tutti quanti ges scheitert waren, auf die zum mindesten abenteuerliche Fer, den „standhaften Binn­­soldaten” FEM. Baron Ga Fejer, v­ardy an die Sorge des Kabinets stellen zu wollen. Das Erzellen, Sejerväry sich der Sysiphusarbeit zu unterziehen ent­­schlossen war, ist nicht zu verwundern, troß­­dem er im Vorhinein wissen mußte und auch wirklich gewußt hat, daß er im Be­­griffe stehe einen verlorenen Posten zu beziehen. Baron Fejerväry ist ja­­ doch im ‚allererster Reihe Soldat, der es für seine unabweisliche Pflicht hält, dem Nafe seines Königs zu folgen, zu jeder Zeit und überallhin. &$3 verdient sogar dieser neuerliche Beweis von Wagemuth volle Anerkennung. Aber zu vermindern ist, daß man einem Mann in seinem Alter­­­­­ und mit seiner verdienstreichen V­ergangen­­heit eine Aufgabe übertrug, die nur mit einem Debacle allerärgster Art hätte endigen können. Nach diesem mißrathenen Experiment, meinen wir, fünnte man in Wien nichts Vernünftigeres thun, als dort wieder an­­zufangen, wo man besser gethan hätte, nie aufzuhören. Man muß neuerlich die Ver­­handlungen mit der Koalition auf­nehmen, zumal ja der vom Grafen Julius Andrassy gestellte Vermittlungsantrag,­­ deren wir fürzich erwähnt haben, nicht geeignet scheint, den Gegenjaß zwischen Krone und Majorität zu überbrüden, ohne einer der beiden Parteien allzu große Opfer aufzuerlegen. Der Stein ist leicht ins Rollen gebracht. Eine unbedachte Be­­wegung genügt hiefür, ihn aber auf seinem Sturzwege aufzuhalten, das ist oft selbst Nielsenkräften nicht möglich. Möge man deshalb in Wien seßt doppelt achtsam und bedachtsam sein und lieber mit einem mageren Frieden vorlieb nehmen, als einer Kampf provoziren, der leicht für beide Theile verhängnißvoll werden kann. Denn nach übereinstimmenden Mel­­dungen aus Budapest in den Blättern jeder Parteirichtung, ist die Koalition, nach der verblüffenden Zumuthung den Baron Yeservary ald homo regius anzu­­erkennen, fester gemiethet als je und unbe­­dingt entschlosjfen, ihren Standpunkt im Parlament auch weiter unerschütterlich zu vertreten und möglichst ruhig abzuwarten, bis sie annehmbare Konzessionen erhält, oder bis sie eventuelle verfassungswidrige Entscheidungen zu einer Gegenaktion ver­­anlassen. Mittlerweile soll dem Antrage Kossuths gemäß die Ausarbeitung eines selbstständigen ungarischen Zolltarifs in Angriff genommen werden, damit das Land nicht in eine Zmangslage gerathe. Das demissionirte Kabinet Tipa aber kann auch ferner weder leben noch sterben. — EEEaRAEEBENE Aus dem Abgeordnetenhaus. Sopron, 31. Mai. Die Majorität jegte in gestriger, unter Bareuß des ersten Präsidenten Julius Justi abgehaltenen Eigung, troß des so entjeglich­­ beh­ängnißvollen Ausganges der Intompati­­bilitätsaffaire des Grafen Keglevich, die Menschenjagd gegen einzelne Mitglieder der Liberalen Partei fort. „PB. 2.“ berichtet : Raum hatte Präsident I­ustb gemeldet, daß der Intompatibilitäts-Ausschuß das Verfahren in Folge gegen den Grafen Regievid e­ines jähen Ablebens eingestell habe, eröffnete Stefan Zlim Ey die Hege gegen den früheren Präsidenten Desider Berczel, indem er be­­hauptete, daß die erhöhte P­ension, welche dieser aus königlicher Bande bezieht, mit dem Abgeordnetenmandat inkompatibel je. Im Sinne der Haußordnung wurde diese Anzeige im Wege des Präsidiums an den kompetenten Ausschuß gewiesen, worauf das Haus die Ver­­handlung über den hoffruthschen Antrag betreffend dir Echaffung beim­ ungarischen autonomen Zollarijs wieder aufnahm. Zu­­nächst motibirte in etwad­e'wund:ner Nede der Gefretär des Landes Agrikulturvereines Iulius Rubiner, warum er diesem Antrage zustimmt. Er anerkannte wohl, daß die Frage des Zollgebietes eine rein wirthischaftliche sei, meinte aber, daß das Interesse der „Land­­­wirthischaft auch bei selbstständigem Zollgebiete bewahrt werden könne, wenn auf die Ver­­bindung mit Defterreich und die besondere Pflege der Agrarinteresssen Gewicht gelegt wird und wir einzelne Industrieartikel Dester­­reichs mit einem Zoll belegen, unseren Roh­­produkten aber die zolfreie Einfuhr rach Desterreich sichern könnten. Außerdem müßten wir eine Garantie dafür bekommen, daß Desterreich die unseren Agrarprodukten zu ge­­währende Begünstigung nicht auch den über­­seeischen und den Orientstaaten gewähren wird. Damit Desterr­ich seine landwirthschaftlichen Feuilleton. Die Bettlerin. — Novelle. — (Schluß.) Meine Mutter nahm das Mädchen zu sich und suchte es zu trösten. Ich gab meine Entlassung ein und nachdem unsere Vorbe­­reitungen zu unserer Abreise in Die Heimath getroffen­­ waren, gab Gertrud (so hieß die Bettlerin) ihre Einwilligung, uns zu begleiten. Ihre erste Verzweiflung hatte sie gemildert , aber eine unüberwindliche Trauer legte sich auf ihr pas, 8 Wohn. Die Wohlthaten meiner Mutter fi­len auf sein undanfbares Land; jeden Tag­ gab ihr Srtrud Bennweife von zärt­licher Liebe und Unkärglichkeit, und jeden Tag fühlten wir und meibr zu d­e­­m herrlichen Wesen bhr gezogen. Gertrud nahen ind­ B zusehends ab. Ihre Wangen wurden blaß und ihre Augen bekamen je Ausbruch der Mutklofizteit und Verzagtheit. E53 war ein physischer Stund zu diesem Zu­­stande vor­handen ; meine Mutter suchte einen moralischen ; und mit Freundin und Wohlthäterin forderte sie Gertrud der Autorität einer auf, ihr Vertrauen zu schenkn. So gedrängt, gestand sie meiner Mutter, daß sie bei Leb­­zeiten ihres Vaters einen jungen Dann ge­­kannt, der um ihre Hand habe werben wollen; aber die ehrgeizigen Eltern D desselben hätten ihre Einwilligung versagt. Gertrud war kurze Zeit später mit ihrer Mutter Jah &... über­siedelt, und die beiden Unglückkichen sahen sich nicht wieder ; sie waren sich jedoch treu geblieben, wovon zahlreiche Briefe zeugten. Aber sie sah keine glückliche Zukunft für ihre Neigung voraus, da die Eltern niemals ein­­willigen würden. „Warum haben Sie mir daß nicht früher getont ?" rirf meine Mutter, inde­m sie sie um­­armte : „ich hätte Ihnen vielleicht manchen Kummer ersparen kühnnen.“ Ohne mir anzu­­vertrauen, was fir erfuhr, schrieb sie an die Eltern des jungen Mannes, daß besondere Gründr, eine Pflicht der­ Dankbarkeit, sie ver­­anlaßter, für die Zukunft des jungen Mädchens zu sorgen, und doch wenn der junge Mann noch immer die gleichen Absichten hege, sie ihr schwarzig Tausend Gulden Mitgift geben werde. Umanehend kam eine beiahrnde Antwort. Meine Mutter las sie zuerst Gertrud vor, welche gar nicht an ihe Glüd glauben wollte und so artige Wohlthaten anzunehmen sie weigerte. Dann erst regte sie mich von der Gadıe in­ Kenntniß. Ich ward leichenblaß und ausßer Standes, ein Wort zu sprechen : „Was hast Du denn ?“ sagte sie zu mir, „wiederholtest Du mir nicht zwanzig Mal, daß wir eine Heilige Schuld bei Gertrud einzulösen haben und daß, so lange dies nicht geschehen, zu Deinem Glück etwas fehlen würde.“ „sa, Mutter, das ist wahr.“ „Run, so habe ich das Mädchen nach ihrem Herzen verbunden ; wir sind ihr nichts mehr schuldig. Sei glücklich !" Ich antwortete nicht. Da e­r nicht mit meinen Händen bed­dend, schien ich in meine Träumereien verjunfen ; als meine Mutter mich jedoch berlassen, brach ich im lautes Schluchzen aus. Auch ich hatte ein Geheimniß, das ich ihre noch nicht anvertraut : das Mit­­leid, die Dankbarkeit nach in ein tiefere Gefühl verwandelt und nun erst mußte ich war, was «& war. Die Strafe war furchtbar : nur das Glück, das ich Gerü­uden bereitet, konnte Ballam für­­ meine Wunde sein. : hatten sich nah und '

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