Oedenburger Zeitung, 1905. August (Jahrgang 38, nr. 174-199)

1905-08-01 / nr. 174

--«Z«.71«9’«"NM««« - «WM«,» «—-«««s·-«n«.«.-s;7««.7«j.;-cs«-»-s«u \ 7xxxvnI.Jahrgang. PWreis: G Seller. | Bone EI Turn Bm Tau SEEN TEERESE ENTE AUNEE. TE Rrämumerations- Breite: War 2oes: Bengjährig 20 Rr., Halbjährig 10 Mr., Vierteljährig , Monatlich 1 Kr. 70 HI Bär­ie, Pi, een 25 r., Halbjährig w Kr 50 H, B Vierteljährig 6 Kr 25 Hl., Monatlich 3 Kr. 20 Hl. Dienstag,1.August 1905. u r­­d Politisches Tagblatt. Preis: h Keller. Adminiftration und Verlag: Euhdruherei lfred Nomsvalter, Grabenunde 121, Telefon Ar. 25. Nr. 174. Anferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überalli in gratis und franco versendet, BURENPURM DENE Abonnementd: und Infertiond : Ges bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusendem, Vermittlung durch alle Annoncen­ Bureaug. anna a mu­­na M­äßigung im Eifer. Sopron, 31. Juli. Der Monat Juli schließt mit zwei für die Gestaltung der Dinge in Ungarn höchst bedeutungsvollen politischen Erschei­­nungen ab. Mit der Einen meinen wir die sensationelle Enunziation de j ewigen provisorischen Ministerd des Innern, laut welcher Herr v. Kristoffy die Ans­­sicht auf allgemeines Wahlrecht eröffnete, womit er offenbar die ganze, große Arbeiterwelt für die Negierung zu födern versuchte; und die Kundgebung des Baron Desider Blanffy,­n womit der­selbe anstrebt, daß die Leiter der 6Ter­parteien der Koalition in Angelegenheit der zu unternehmenden Schritte unter sich mit den Führern der Unabhängigkeitspartei zu einer einheitlichen Verein­barun­g gelangen. Der Führer der „Neuen Partei” will bekanntlich — mir haben uns hierüber bereit geäußert — die eigenen Anhänger, die Dissidenten und jene wenigen Mitglieder der Unabhängig­­keitspartei, die noch auf der Basis des Deutschen Ausgleichswerkes stehen, zu einer großen Verfassungspartei ver­­schmelzen, die dann im Abgeordnetenhause die Majorität besäße und die Entwirrung der Lage in die Hand nehmen künnte. Der Gedankengang Baron Blanfly's ist unter dem Schlagworte: „Zur Mäßigung in der Hide de Kampfen“ im „Pesti­­ Hirlap“ erschienen und sanktudirt in seinen Ausführungen wie folgt: „Der heutige Kampf ist im Grunde genommen sein Kampf zwischen dem König und der Nation, es ist dies ein Kampf um die Hegemonie des ungarischen und des österreichischen Staat­s. Die Krone hat nur schlechte Nachgeber und deshalb glaubt sie, die Geltendmachung der unga­­rischen Bestrebungen führe zur Einschrän­­kung des Nechiefreifes der Krone, der Dynastie. Und hier liegt der Irichum. Der Kampf wird­ geführt, um dem Be­­rufe der Mitteldonauformation entsprechen zu künnen und da dann die Krone, dem­ die ungarischen Bestrebungen zur Geltung gelangen, nur gewinnen. Die Krone kann nicht mit Vorliebe die einseitigen Interesen des einen oder des anderen Greated vertreten. Sie muß darauf Nacsicct nehmen, was der Beruf, den sie zu erfüllen hat, vorschreibt. An der mittleren Donau ist eine starre lebens­­fähige Formation nothunwendig, die nur dann mit Erfolg Geltung erhalten kann, wenn sie es versteht, entsprechend der heutigen europäischen Tendenz national zu sein. Die österreichischen Verhältnisse Schließen eine nationale Gestaltung aus und so ist denn nur die ungarische Hegemonie berufen, in der Doppelmonarchie zur Geltung zu gelangen. Dies wird auch eintreten. Die heutige Berfassungsfrise wird eine Lösung finden; der besser berathene Herrscher wird es einsehen, daß die ungarische rationalen Bestrebungen seine zentrifugalen sind, fonds dem­ im Gegentheil denjenigen Interessen entsprechen, welche die sichere und ständige Geltendmachung der Doppelmonarchie nach außen auch unter Berücksichtigung der Zus­­unft fiern. Auch die Nation wird en­twissen, daß die Interessen ihrer Zukunft mit den Interessen der Krone, der Dynastie identisch sind und sie wird mit der er­­forderlichen Mäßigung, doch ohne ih­re Rechte aufzugeben, die Lösung der Krise anstreben. Mit er­­forderlicher Mäßigung! Heute bildet der ®.:4. XII. 1867 die Grundlage unseres staatlichen Lebens. Die Interpretation oder die Frage des V­ollzugs einiger Paragraphen dieses Geieges ist es, um was sich der Kampf dreht. Wir befinden uns in einem großen und schweren Kampfe und es ist nicht klug, neue und größere Diskussions­­punkte in den Kampf hineinzutragen. Da­­der vermehren mir nur die Schwierig­­keiten. Das staatliche Interesse erheijcht die L­ösung, aber auch Europa begleitet den Kampf, der auch diesen ganzen Welttheil interessirt, mit gespannter Aufmerksame Zeit. Dieser Kampf muß Europa interessiren. E 3 will willen, ob das Staatengebilde längs der mittleren Donau seinen In­­teressen dient und im Stande ist, seinem paralysirenden Beruf alle Großmacht zu entsprechen. Eine günstige Antwort erhält er nur dann, wenn e& steht, DAB der Kampf nicht den Rahmen und die Organisation der Feuilleton, im Kompfoir. Novelette aus dem Englischen. (Fortlegung). Die Atmosphäre, die sonst von Staub verdickt und recht unbehaglich von f­liegen belebt war, schien heute, da die oberen Fen­­sterflügel geöffnet standen, nicht nur weitaus reiner, sondern sie war auch von würzigem­­ Blumenduft leicht durchzogen. Die Haken an den Wänder, die sonst abgetragene Männer­­überrötlg trugen, erschienen heute förmlich zierlich unter ihrer leichten Last von niedlichen Trauenhüten mit wallenden yedern und hüb­­schen kleinen Schleiern. Sowohl diese Hüte als die versc­hiedenen Tücher und Mantillen brachten etwas Farbe in den Raum. Der frühee nur von grau-braunen Tinten erfüllt ge­wesen. Der Ständer, der sonst eine Anzahl plumper Regenschirme getragen, war nur mit zierlichen Batoub­as gefüllt, deren Griffe und Kettchen in besem Glanze schimmrten. Und — die Wunderbarite aller Neuerungen — auf dem Schreibtische, auf dem schon gar manche tausend Pfund gezählt und gezahlt worden waren, auf dem die großen­ Geschäfts­­bücher imponirend in Neid und Glied aufge» gestellt standen, prangte in einem Wasserglas ein kleiner, aber farbenprächtiger und duften­­der Blumenstrauß. Frauenkleider rauschten sanft, welche Frauenstimmen flüsterten und die ganze Schreibstube fjchien wie durch Zau­­ber gänzlich umgewandelt. Die Brüder blieben betroffen umher, dann einander an und dann wieder um sie herum. Unbemußt blieben di Bliche der B­i­­den an demselben G’genstande haften. In der Fersternische, am fernsten Ende des BZimmers, in einem hellen Zug von Sonnenlicht, saß der neue Schreiber. Die Sonnenstrahlen spi­lten so redlich über das uwellige, Flastanienbraune Haar Hin, daß es Turfen zu sprühben und von einem Glorien­­schein umgeben zu sein schien. Das zarte Gefischtehen, dad es umrahmte, trug das Gepräge ernster Spannung, die weiße Stirne war leicht gefaltet und die forallenrothen Lipp’n preßten si zusammen, während die Heinen weisen Händchen in dem großen Ge­­schäftsbuch b­lätterten oder die­s,der mie in fliegender Haft über das Papier führten. Ein kleiner Tintenfl­x hob das Weiß der Hände und die rosige Färbung der Finger­­feigen nur noch mehr hervor. So hübisch war dieses Bild, daß der ältere Theilhaber der Firma, Henry Middleton, unmwik­ürlich freundl­icch lächelte, waß seinem nüchtern strengen Bee einen ganz ungewöhnlichen Ausbruch verli­ H. Er wandte sie nach seinem Bruder zu­­rück, auch Jef­f Middleton lächelte. Henry legte seine Hand freundlich auf bed Bruders Schulter und die beiden Männer begaben sich in ihre Schreibstube, die sie, Gott weiß wie lange nicht, mit einem andern als einem geschäftlichen Gedanken betreten hatten. Ein gewaltiger Stoß Briefe auf ihren Schreibpulten nahm ihre Aufmerksamkeit als» bald in Anspruch, und nachdem sie sich eine Viertelstunde der Lektüre derselben gewidmet hatten, war jede Spur eines Lächelns aus ihren Zügen wieder geschwunden, und­­ diesel­­ben waren, wie vordem, don Falten und tief eingeprägten Linien vielfach durchzogen. Die­­ Gebrüder Middleton waren wieder ganz und­­ gar Kornhändler. « Von ihren Geschäftsbriefen wandte sich Henry einer langen Liste zu, welche die Auf­­schrift: „Augstehende Schulden“ trug, und die der in jede Einzelnheit eingehende Geschäfts­­mann stets in einem Fach­ seines Schreib­­ti­ches zur Hand hatte. Einige Namen aus derselben auf einem Streifen Papi er notirend, wandte er sich an seinen Bruder mit dem Erjuchen : „Mögtest Du so gut sein, Sojef, in’s Comptoir zu geben und nachsjehen, ob irgend jemnand gegenwärtig unbeschäftigt ist? Ach möchte neun einige Rechnungen zusammen­­stellen lassen.“ Sojef willfahrte und meldete, nach ein par Minuten zurückehrte: „Mid Warnit ist die Einzige, die im Augenblic nicht besonders beschäftigt ist. Ich habe ihr gesagt, sie möge sich bereit machen und zu Dir herein kommen.“ (Zortregung folgt.) ala er . g GEN « an" EERR­ER BIP 4 | | BR

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