Oedenburger Zeitung, 1905. Oktober (Jahrgang 38, nr. 225-250)
1905-10-01 / nr. 225
= VI RE zu 7 — a: - « Fee Erzeor zn Zn s»-.-—««,....,«.. - -s-—««-—-—.«.s1,.-.»-.s-..».,»-v.»s-.»-.«-» ,...v.-»1«-.,»-» RITTER s« ts « . ungarischen Angelegenheiten nur der ungarische Ministerpräsident die verfassungsmäßige Deckung für den König hergeben kann, wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als daß der König dessen Handlung ihnen den Wahn erweckt,ihnen diesen selbst wieder nimmt. Dr. Karl Arnhold. Oedenburger Reifung, bedingungslosen Widerruf des bedenklich stilisierten Punkte der königlichen Enunziation, die Aufregung der Nation wesentlich gemildert werden wird; dies aber ist gewiß umso mehr zu wünschen, als die Situation ohnehin genug schwierig ist und nicht noch durch die Ausbeutung ähnlicher Zwischenfälle verschärft zu werden braucht. 1. Oktober 1905. Eine beruhigende Deklaration. Sopron, 30. September. Baron Fejerpary wurde vom Sr. Majestät ermächtigt eine Erklärung, oder — besser gesagt — eine Erläuterung des gravamindsten dritten Punktes der den Koalitionsführer am verhängnißvollen 23. September übermittelten Bedingungen des Königs zu berlautbaren, und damit dem berlegten Rechtegefühl der Nation Satisfation zu verschaffen.z= Die offizielre „Buch Korr.“ bringt wie folgt den Wortlaut der Deklaration: „Ministerpräsident Baron Geza 5 eisrpäry machte, von Dritthalbstündiger Audienz bei Sr. Majestät zurückehrend, den Vertretern der Presse folgende Mittheilung : „Ich habe mich davon überzeugt, daß die Krone niemals die Absicht hatte, den duch die Verfassung und die Gejege gesicherten Rechtsatrels der ungarischen Gejeggebung irgendwie zur beschränken und daß die im 3. Bunft enthaltene Erklärung blos den Sinn hat, daß insofern die Mabsicht gehegt würde, an Stelle des für die Behandlung der gemeinsamen und der im gemeinsamen Einvernehmen zu erledigenden Angelegenheiten im Gejeg-Ürtitel XII vom Jahre 1867 feftgejegten Modu2, even tuel einen anderen, jedoch ebenfall die Mitwirkung Defterreichs vorausgejegten Modus treten zu lassen — diesem Se. Majestät nur so zustimmen könne, wenn Aussicht darauf vorhanden ist, daß diesbezüglich in Defterreich daßselbege jegliche Uebereinkommen zustande kommt, wogegen man wohl kaum einen Einwand erheben konnte, da jede solche Art der Behandlung, die ein Mitwirken Defterreich voranziegt, in der Proriz faktijy nur so verwirklicht werden kann, wenn Die berfassungsmäßigen Faktoren Defterreichs die Verwirklichung desselben Modus ihrerseits ebenfalls beschließen. Die Borvereinbarung kann ja immerhin, sei e8 im Wege der Regierungen, sei e8 im Wege von Parlaments-Depu tationen, angejtrebt werden. Man kann - also der in Trage stehenden Erklärung unter keinerlei Umständen den Sinn beimessen, daß unser wirtsschaftliches Verhältniß zu Oesterreich so lange unverändert bleiben kann,als beide Staaten kein anderes Uebereinkommen treffen ; die Erklärung kann umso weniger diesen Sinn haben, als sie mit dem ©.-U. XII: 1867, und zwar mit dem $ 68, somie mit dem &.-W. XXX :1899, laut welchem für den Fall, als die beiden Staaten si nicht einigen Fünnen, die wirthschaftlie Selbstständigkeit Ungarn ausdründlich gesichert if im Widerspruch fliehen würde.“ & Kann mit Genugthuung Konstatirt werden, daß die Interpretation, welche Ministerpräsident Baron Yeterbury den Worten des Königs gegeben, nicht blos bei dem großen Publikum, sondern auch bei einem großen Theile der Presse günstige Aufnahme gefunden hat. Weniger befriedigt allerdings sind die Organe der Koalition, welche zwar über die „Rücwärtskonzentrirung” frohlonden, gleichwohl aber die Erklärung des Ministerpräsidenten nicht als voll genügende Reparatur ansehen wollen. Sie sind bemüht, sichkünstlich fachliche Einwendungen gegen einzelne Ausführungen des Barons Yejerpäry zufonstruiren und betonen, daß die übrigen Punkte des Ultimatums noch immer unverändert fortbestehen. Allein selbst tmern der Inhalt dieser Erklärung den Ansprüchen der Majorität wirklich nicht ganz zureichend entgegen Same, so darf doch behauptet werden, daß durch den Politische Nachrichten. O Sofjagden. Wie aus Wien berichtet wird, wird Se. Majestät mit Rücsicht auf die Krise in Ungarn den biegmaligen Hofjagden in Steiermark nicht beimwohnen. An den Hofjagden werden teilnehmen: die Prinzen Leopold und Georg von Baiern, Erzherzog Franz Saldator, der zweite Obersthofmeister Fürst Montenuppo, Oberstlämmerer Freier vu. Gudenus, Treibere vd. Krieghammer, Graf Baar und noch einige geladene Gäste. Die Jagden werden fünf Tage dauern. Erzherzog Josef in der Märamaros. Erzherzog Josef weilt bekanntlich zur Zeit mit seiner Gemahlin Erzherzogin Auguste in der Märamaros, um der Jagd abzuliegen. In der Begleitung des erzherzoglichen Paares befinden sich Hofrath Libitz und ein Jäger ; ferner hat die Forstdirektion den beskannten Bärenjägerr Cy6Etus den Hohen Jagdgärten beigeordert. Erzherzog Josef gedenkt eine Woche in der Maramaros zu verbringen. Aus dem Alter Bauministerium. Der Ackerbauminister hat den Ministerialrath Baron Hieronymus Malcomes zum landwirthschaftlichen Fachreferenten für das Königreich Italien ernannt. Der neue Fachreferent wird seine Thätinfeit am 1. Oktober aufnehmen; sein vorläufiger Sigift Venedig. Graf Albin Eschy in Wien. Ministerpräsident Baron Ega Fejerpáry ist gestern aus Wien in Budapest eingetroffen und hat den Grafen Albin & 8 . Ey von dessen Berufung zur Audienz bei Str. Majestät verständigt. Graf Albin Coäkly, der sich gegenwärtig in Szepe8 Mindpent aufhält, wird unverweilt die Reise nach Wien antreten. Wie „Budapesti Naplö“ mitzutheilen weiß, folportirt man in politischen Kreisen eine interessante Heußerung des Grafen Albin &3.Ly. Der Präsident des Magratenhauses sol in einer aus Bolitifern bestandenen privaten Gesellschaft Folgendes erklärt haben: Wenn ich aus dem statistischen Daten die Beruhigung gewinne, daß das allgemeine Wahlb vet mit geheimer Abstimmung nicht die Schwächung des Ungarthums zur Folge haben würde, stelle ich mich unbedingt in die Reihen der Anhänger desselben. O Graf Apponyi über die Sage. Der Budapester Korrespondent der „Zeit“ hatte Gelegenheit, mit dem Grafen Albert Apponyi über die Situation zu sprechen . Graf Apponyi äußerte sich wie folgt: „Die Audienz vom 23. d. war zweifellos das Wort österreichischer Rathgeber de Monarchen. Schon die fünf Punktationen — die unmöglich in dieser Form aufrechtbleiben können, da sie zum Theile direkt gegen den Ausgleich verstoßen — bemessen, daß diese Bedingungen in Österreich formulirt wurden. Kein Ungar gebraucht solche Ausdrück, kein Ungar würde solche staatsrechtliche Fehler begehen und sein Ungar solche Unmöglichkeiten niederschreiben. Ob der Audienz ein mohrbesechneter Plan zu Grunde lag, weiß ich nicht; ich weiß nur, daß durch solche Zwischenfälle nicht jener Effekt erzielt werden kann, der beabsichtigt war. Wil die Krone den Frieden mit Ungarn, dann kann dies nur durch eine offene, loyale Aussprache oder durch einen bei allen ungarischen Parteien im hohen Ansehen stehenden Mittelmann erzielt werden. Niemand wäre in dieser schwierigen Situation geeigneter, ein Einvernehmen zwischen den Monarchen und der Parlamentsmehrheit herzustellen, als Koloman Sz6Ll, der sich in ähnlicher Situation bewährt hat und der heute umso sicherer einen Erfolg erzielen könnte, als er das Vertrauen des Monarchen und das Vertrauen des Parlaments befigt. Doch ob der Weg der friedlichen Entmirrung eingeschlagen wird oder ob neue Experimente mit Baron Feijeszbäry gemacht werden, meine Meberzeugung ist Die, daß, wo immer auch die nächte Zeit bringen möge, wir der Entwirrung dennoch nähker stehen, als je zuvor. Die Nation muß nur faires Blut bewahren und ruhig, würdig und gelossen auf der Basis des Bejehes außbaren.“ O Hraf Infinus Andeäffy Hat sich von Töle- Derebed, in Gesellschaft des Grafen Andreas Hadil-Barktsczy zu mehrtägigen Jagden nach LZupkoniw in Galizien begeben. O Die Arader Märtyrer. Die heutige 56. Jahreswende des Todestages der Arader Märtyrer wird voraussichtlich im Rahmen besonderer, bedeutsamer Festlichkeiten gefeiert werden. Das Amt des Festredners in Arad hat der Reichetags-Abgeordnete Bela Bar ob&28 übernommen, der dem Präsidium des Urrangirungstomites bereits mitgetheilt hat, daß er vor dem Denkmal der Märtyrer eine Rede halten wird. In Arad it die Idee aufgetaucht, daß diesmal mit Nachsicht auf die außerordentlichen politischen Verhältnisse am Gedenktage in Arad gleichzeitig an 13 Stellen der Stadt Reden gehalten werden sollen, und zwar durchwegs von Reichstags-Abgeordneten, die in der Stärke von 60 Mann in Arad anwesend sein werden. Das zur Verwirklichung dieser See entsendete Komite hat in einer kürzlich stattgehabten Sigung beschlossen, im Wege Franz Kossuth's dreizehn Mitglieder des leitenden Ausschusses zu Nednern auffordern zu lassen. Zu diesem Behufe wird am 3. Oktober eine Deputation bei Franz Korfruth und auch bei den zu designirenden Teitrednern bersprechen. Enthießung des Hektionschefs König. „Budapesti Hirlap“ schreibt angeblich auf Grund verläßlicher Informationen : Der Seketär der Kabinetskanzlei, Baron Karl König, war seit zwei Wochen nicht im Amte. Er wird behauptet, er sei schwer krank. Er wird aber auch behauptet, daß sein Leiden nicht so schwerer Natur sei, sondern daß er vielmehr in Ungnade gefallen ist. Angeblich sol Baron König der Umstand geschadet haben, daß er in diesem Jahre während seiner Aufenthalte in Ungarn mit ungarischen Bolitifern in Berührung getreten sei. Wo Baron König schied, wurde das Losungewort ausgegeben, daß sein Nachfolger eine solche ungarisch sprechende Persönlichkeit sein möge, die noch niemals mit ungarischen Bolitifern in Berührung getreten ist. Der Gesuchte wurde in der Person des gegenwärtigen österreichischungarischen Generalkonsuls in Frankfurt am Main, Dr. G. Darudáry, gefunden, der schon seit zwei Wochen im Amte ist. Darupary war zu seiner Zeit, als der Chef der Kabinettkanzlei Ritter v. Schießl in Belgrad den Bosten eines Gesandten bekleidete, Vixefonsul des dortigen österreichischungarischen Konsulats. O Die gemeinsame Konferenz der oppositionelen Parteien. Gegenüber den Vor, R >