Oedenburger Zeitung, 1905. November (Jahrgang 38, nr. 251-275)

1905-11-01 / nr. 251

s-’» z. XXXVII1.·JU.hngnq. ai BE au ln ul TREE: ET Nr. 251, Inst-speisen Mummerationspreise ist­ its isokr­albjä kistocclzierteljähui a ER Be onatiier En 091 Sür ls: or 25 Fr., Halbjährig 13 Mr 50 SI., Vierteljährig 6 Kr 26 Hl., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Mittwoch, 1. November 1905. Srahun­ Zeitung Politisches Tagblatt. Aministration und Verlag: Buchdrukerei Milfred Nomm­alter, Grabenrunde 121. Telefon Ar. 25. Preis:6 Heller. Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall in gratis und franco versendet, U Annoncenaufträge, 2honnen ent3: und Infertio und: Ga­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufendem Bermittlung duch alle Annoncen- Re Des Feiertage wegen er­­scheint unsere nächste Nummer Don­­nerstag Ab­ends. EEE mn ee senemsssimnisun sein isaksige saiuni nun kin nannten nennen... 31 TÜREN BERN EEE ENERTENNER ERST .­­a .'«·,,,- - RE­ N Das große Programm. Sopson, 31. Oktober Das Programm Zejervärdy thürmt den PBelion auf den Dija. E3 enthält eine ganze Reihe gigantischer Staatsaufgaben, wie sie noch sein Negierungsprogramm je geboten hat. æ 3 ist ein Reformprogramm, das Einem den Athem verschlägt, daß ver­­blüfft, im ersten Moment beängstigt. € 3 greift mit fühner, ja verwegener Hand in das tiefste Leben der Nation, um Schüße an verschütteter oder unbehobener Boxiskraft an die Oberfläche zu bringen — mäch­­tige Förderer ungeahnter nationaler Po­­tenzen. && erscheint in seiner idealen An­­gemessenheit beinahe phantastisch, von aller Wirklichkeit abgelöst, jeder realen Schaf­­fungsmöglichkeit feind, visionär. Sieht man aber näher hinzu, so kommt man sehr bald zur Webterzeugung, daß das Programm Bejerpväry troß seines hohen Fluges die Verbindung mit dem realen Boden seinen Augenblick verliert ; daß Seine monumentalen Umrifje uf ung nur deshalb beunruhigend wirken, weil unsere Augen in der Düsterheit unserer unendlich­­ übersteigen E, daß eben — Baron Geza Bejerpäry derjenige ft, der sie durch­führen will. Was nun das Erstere betrifft, so läßt sich darüber, wie weit die finan­­zielle Kraft Ungarns reicht, durchaus seine apodiktische Meinung fassen, denn wahr­­haftig, Niemand hätte denken können, daß dieselbe die Katastrose, die über sie durch die Obstruktion hereingebrochen, so lange aushalten würde . Die Koalition am allerwenigsten. Und sein Mensch kann heute die Grenze ziehen, über welche Hinaus Ungarn in jenen Reformen, die viel Geld hoften, bei vernünftiger Wirthschaft wird gehen können, wenn nur erst einmal die Maschine der Legislative wieder im­­ Gang ist. Was aber die zweite „Bemän­­gelung“ anbelangt, daß nämlich gerade der verhaßte Vejerváry es sein muß, der Ungarn regeneriren soi, so ist das eben nicht zu ändern Der alte Hrr wäre jedenfalls am meisten froh, wäre an seiner Stelle durch die Wahl der Krone ein Anderer, aber mas ist zu machen, wenn die Koalition es für patriotischer hält, den großen sozialen, wirthschaftlichen, militärischen, nationalen, wirklich gehalt­vollen Reformen die rein äußerlich Ver­­brannung der ungarischen Kommandotvorte, vorzuziehen ? Feuilleton. Das verhängnißvolle Portrait. Humoristischer Roman. (Saluß.) „Was für eine gemeine Ausdruckseise diese Leute doch haben ““ sagte Georgina. „Auf diese Art werden wir sie also mit guter Ma­­niec [o], denn gekündigt Hätte ich ihr auf alle Fälle . Herr und Frau Böhmer unterhielten sich während des Abends noch hier über die Photographie. „Alle Henriette hat Deine bekommen, Rudolf, und die Dorid wird demnach diejenige von Wollrabe erhalten haben — wozu ich ihr geatullte,“ sagte Frau Böhmer. „Wahrscheinlich,“ meinte ihr Gatte. Am nächsten Morgen fand Herr Böhmer in seinem Komptoir unter anderen K­orrespon­­denzen zwei Briefe, einen von Wollrabe und­­ einen von dem alten Rehberger. Wollrabe schrieb: Here Böhmer habe ihn zwar schwer beleidigt , aber er halte es den­­no für seine Pflicht, ihn vor dem Abschluß des Berg­werkgeschäfts mit Rehberger auf das Dringendste zu warnen. Die Gruben seien nicht deshalb außer Betrieb gelegt worden, weil dem ehemaligen gräflichen Eigenthümer dur Bez­­iehwendung die Mittel hiezu verloren gegangen, sondern weil sie gar keine Erträge mehr liefern könnten und zum Theil unter Wasser ständen. &3& handle sich bei dem Berlauf nur um eine sogenannte Sciebung ; der nahe Eigenthümer sei Rehberger selbst. Zum K lnd habe er die Wahrheit noch rechtzeitig genug erfahren und sich beeilt, deren Böhmer sofort dievon in Senntniß zu fegen, erbärmlichen täglichen Umstände verfüm­­mert, verblödet, zur Abmessung großer Raumverhältnisse, zum Blid in die Sonne unfähig geworden sind. Da ist vor Allem das Projekt des allgemeinen geheimen Wahlrecht. Weder feine große Tragweite und innere Bedeutung werden wir noch sprechen; jedt wollen wir nur hervorheben, daß seine Idee durchaus nicht? Ungeheuerliches, Unerhörtes ist; die Unabhängigkeitspartei hatte diese» Wahl« recht sogar auf dem offiziellen Programm, so lange sie selbst nur „unabhängig“ war. Und es ist ein wahrhaft jammervoller An bk­e, diese für den freien Flug edelster freiheitlicher Ambition bestimmte Partei heute in schmachvoller Selbstverstümmelung, wie einen flügellahmen, zerzauften Ad­er grämelnd eigen zu sehen, wo sie sie doch gerade für das allgemeine Wahlrecht bei­geisterungsvoll bis über die Woffen erheben sollte. Die oppositionelle Breite (die übrigens, nebenbei gesagt, das Programm als Schwindel bezeichnet, was bei dieser O­ppositionsqualität selbstverständlich ist) hat eigentlich nur von ihrem engeren Partel­­standpunnkt Einwendungen gemacht, im Al­­gemeinen aber bemängelt sie nur, daß die geplanten Reformen finanziell unsere Kraft Der alte Niehberger schrieb: Wollrabe wäre ein Schwindler und Betrüger, und Herr Böhmer möge um Gottes willen das Berg­­werk nicht von ihm kaufen, denn er würde ihm sein Vermögen offen. Falls Herr Böh­­mer die Sache, wie ex Hoff, dem Stantean­­malt übergeben werde, stände er mit seinem Zeugniß zu Gebote. Herr Böhmer fühlte sich tief erschüttert. Weldy’ seltsamer Zufall hatte ihn unwah­rschein­­li­cher dem vollständigen Ruin gerettet, denn er war so gut wie entschlossen das Bergmerk zu kaufen — oder sollte er es eine Vorsehung des Himmels nennen? Er faltete die beiden Briefe, die er an­fangs verächtlich von sich geworfen, sorgsam zusammen und schloß sie in da­nn d:3 eisernen @eldichrante, in welchem er seine Familiendokumente verwahrte Rach einiger Zeit begegnete Frau Böh­­mer der betreffenden Doris und redete sie an wegen des Jahrmarkt abenteurisch. Es war ihe darum zu thun, zu erfahren, wejen E­ld das Mädchen damals von der Wahrsagerin erhalten habe. „Ach,“ erwiederte Doris auf die diesbe­­zügliche Trage, einen ganz niederträchtigen Affen hätte sie bekommen. Frau Böhmer machte befriedigt ; dies­ Charakterisirung Wollrabe’s stimmte mit der ihrigen überein , und sie bezog dies­lbe um­so mehr auf den Lederhänd­er, als er wirklich ein etwas bäßlicher Mann war. Mit Sehnsucht erwartete Georgina die ersten fühlen Tagen, welche ihr erlaubten, den kostbaren Baletot, Couleue Dalai-Lama, anzuziehen. Endlich erklärte sie einen schönen Septembersonntag für einen solchen, an wel­­chem man sich in seiner Kleidung schon sehr in Acht nehm­n müsse, denn es sei Gerbstlih raub. Nach Tıiche zwang sie ihren Rudolf zu einem Spaziergang und trug dabei zum ersten Male voll Stolz, den wunderbaren grünlich braunen Sammetmantel. „Rudolf“, sagte sie mit einem Male zu ihrem Manne, „ist dad nicht Wolltaber, der uns da entgrg k­ommt ? Ich denke, er ist nach einer andern Provinz g zogen ?“ „Ganz richtig, er wohnt jegt nicht in Balderel­ben auf seinem Gute und das liegt auch schon in der benachbarten Provinz.“ „Schade ! Ich hoffe schon, er wäre i recht wir von uns fort.“ Während­ fj­n erreichte der Lederhändler das Eypaar. Er nahm grüßend den Hut tief ab, wo Herr Böhmer blichte ihn nie fort an und grüßte nicht wieder. „Neurolf, wie froh bin ich, daß Du dir den Wenschen von Dir abgeschüttelt hast“, is spach seine Frau zu ihm, nachdem Wollrabe sie nicht mehr verstehen konnte, und je ihıem Manne dankbar den Arm. Frau Böhmer brauchte Henriette nit zu pfündigen ; sie fündigte selber, denn ihr I­mmermann wollte schon im Winter mit in Hochzeit machen. Erst in der legten Stunde bek­ündigte ihre Tiefstherrin ihr, sie wolle ihre die entzwei geworfene Terrine nicht auf den Lohn arrechnen und ihr dem alten Tuchmantel ichenten. Herr Föhmer aber gab heimlich no ein anständiges Hodz­i'szejch ii An d­msilbın Zagr, wie Henriette mit ihrem BZimmrmann, trat auch Dori mit ihr m Schneider vor den Standesbeamten. DEE Era |

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