Oedenburger Zeitung, 1905. Dezember (Jahrgang 38, nr. 276-299)

1905-12-01 / nr. 276

. « ,..’ «"xxxVIII.Jd-hrgana. Freitag, 1. Dezember 1905. Kreis: 6 Keller­­nburger Zeitung Volitu­des Tagblatt. Preis: 6 Keller, P­rämumerations- Breite: zen: Banzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Fr., Bierteljährig ur wg­r­a­b­en m­ as 09H Bär wein: an 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 50 Hl, erteljährig 6 Kt 25 Hl., Monatlich 3 Fr .o 61. Adminiftration und Verlag: Sucdruserei Alfred Homm­alter, Grabenrunde 121, Telefon Nr. 25. Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überall in gratis und franco versendet. A­nnoneenaufträge, Zibonnenentd. und nfertiond » Ges­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenken: Vermittlung dur alle Annoncen-Bureaug. a Nr. 276, a­­ n politische Streiflichter. XXXIV. Sopron, 30. November. Wenn wir richtig­ rechnen, so besigt das Komitat Beit-Pilig-Solt momentan vier Vizegespan-Stellvertreter. Der Erste ist der Obernotar Fa­zeta 38 (suspendirt), der Zweite Heißt Römer (der Ober­­gespan Graf Laßberg substituirt), der Dritte­ Waisenstuhl Bräjee Dalmady, der in einer Winkel-Generalv­erssammlung des Komitates präsidiirte, um die Wahl des Vierten, des Grafen Vigyazo, vorzus nehmen. Die bisherigen Schicsale der Kon­­­urrenten sind verschieden und interessant. Lazelas ist das bedauerns­werthe Opfer des bösen, bösen Brachiums. Er wurde mit „Gewalt“, sonst aber mit geraden Gliedern aus seinem Amt erwedirt und erscheint seitdem nur bie und da im Komitatshause, geistert herum und sieht in bitteren Zähren, daß sogar die früheren Speiteufel der Beamten- Schaft dem „neuen Herrn“ ruhig Ordre pariren. Römer, der „Eindringling”, aber versieht, „wie ein Alter”, die Agenden des Amtes. Am lustigsten faßt sein 208 der Graf Viggazo auf. Er is­t in einer Operettenszene gewählt worden, in „ge­­heimer“ Generalversammlung, bei mit Sesseln und Tischen verbarrifadirten Thüren und verhängten Fenstern, in welcher die Ans­träge in rasender Schnelligkeit verloren und angenommen worden sind, um vor Ankunft de­s Alten, des Obergespans, Schluß machen zu künnen. 3 war die reine Mäuse-Generalversammlung, die vor der Kue zittert. Die tapferen Rurupen ver­­dufteten denn auch im Nu­ß durch das Hinterthürl... Graf Bigg&aro fact nun seine Beamtenherrlichkeit im heiteren Charakter seiner Geburt auf: er gibt Banfette, be­­sucht fleißig sein Komitatshaus, findet aber dort nicht einmal einen Sessel zum Niederfigen. Er ist der richtige Vizegespan- Stellvertreter und Obernotär „in partibus“. * Tolltöpfe fafeln von einem allge­­meinen Administrativ-Strife, den die Mu­­­nizipalbeamten zum Niederbruch der Ne­­gierung arrangiren sollen. Um die Mon­­struorität des Gedankens nur annähernd zu charakterisiren, wollen mir ’mal am Beispiel sehen, was dann alles in’3 Stoden geriebhe. Das Kriminalverfahren hörte auf, weil das nöthige Sitzen und Vermögenszeugniß nicht ausgestellt würde; man künnte seine Realität verkaufen — weder aus freier Hand, noch im Wege der Feilbietung, — weil sein Steuerzeugniß zu bekommen ist; überall, wo die Gemeindenotäre zugleich Matrikelführer sind, gibt es feine Che­­sschließung mehr, seine Eintragung der Geburten und der Todesfälle in die Geburts- und Sterbematrikel. Der Bauer fünnte sein Bferd, sein Kalb, kein Schwein verlaufen, weil Niemand ihm den Pa ausfielt... Diese Beispiele ließen si verzehnfachen, denn unsere ganze staats­ bürgerliche Existenz ist mit allen Fasern an die Administration gebunden... Adh, wenn die Leute doch immer die Folgen so eines närrischen Wortes bedäc­hten ! * Der ganz ausgezeichnete leitende Ausschuß der Koalition ist völlig empört darüber, daß seine Anordnungen jene Folgen haben, die sie eben haben. In jeden po­­litischen Kampf finden es beide Parteien für selbstverständlich, daß sich der Gegner wehrt. Der Ausschuß, oder, wie er sich in der pompösen Stylmeile de Patentpatrio­­t13mu3 nennt: die Vertretung der Mehr­­heit der Geseßgebung, aber findet das lästerlich, majestätsverbrecherisch, unerhört. Und nachdem er Kafjen schmählich ver­­rammt hat und in seiner Sämmerlichkeit nicht aus, noch ein weiß, so protestirt er und vertröstet er die vom Hunger bedrohten Beamten auf den Himmel. D. h. etwas leistet der Ausschuß doch: er arrangirt ein Bankett zu Ehren der suspendirten und strifenden Beamten . Dr. Karl Arnhold. Politische Nachrichten. O .Allerhöpfle Auszeichnung.. Seine Majestät der König Hat dem BDirektor der landwirtschaftlichen Akademie in Magyarsvar Alexander VBHrdE in Anerkennung seiner auf dem Gebiete des landwirthsschaftlichen Fachunterrichtes und der Landwirthsschaft er­­worbenen Verdienste, den Titel eines königl. ung. Hofrathes verliehen.­­ Ein neuer HGefeimrath. Seine Ma­­­jestät bat dem Generalauditor Alexander Hanzkarl von Beregna, Selktionschef im ungarischen Landesvertheidigungs- Ministe­­rium, aus Anlaß seiner selbsterbetenen Ben­­sionirung die Würde eines s. u... gehei­men Rathes verliehen. “ Die Obergespans - Infallation in Komárom. Gestern Mittwoch hat die Kongre­­gation des Komitat Komázom um 10 Uhr Vormittags begonnen, doch war der Saal de Komitatshauses schon lange vorher mit den Mitgliedern de Munizipal Ausschusses gefüllt. Der Abgeordnete Rudolf Balman richtete eine Ansprache an die Bersammelten. Während er sprach, öffnete sich die Wohnungs­ tbhür des Obergespang, durch welche Obergespan Ga Rubinyi eintrat. Ohrenbetäubender Lärm und Abzugrufen empfigen den Obergespan, der einige Augenblicke ruhig zumartete, dann aber mit der Gloce läutete, um Ruhe zu schaffen. Als dieser Versuch erfolglos blieb, forderte er troß des Lärm den Honorar- Obernotär Karl Witanjch auf, das Proto­­koll zu führen, worauf er mit lauter Stimme die Eidenformel sprach. Der Lärm hielt auch während dieser Zeit fort­­während an. Der Abgeordnete Graf Nikolaus Zichy sc­hleuderte ein vor ihm stehendes Zintenfaß gegen den Obergespan, der jedoch nicht getroffen wurde, wenn auch die Tinte auf dem Tische versprigte. Nachdem der Ober­­gespan den Eid abgelegt hatte, fragte er, ob der fon. Staatsanwalt anwesend sei. Der Staatsawalt war jedoch nicht in der Kongre­­gation an­wesend. Demzufolge erklärte Ku­­binyi, er selbst werde das Verfahren gegen die Rnbestörer einleiten. Hierauf erklärte der­­­bergespan die Kongregation für geschlossen.­­ Im Peer Komitatshaufe, welches von der Polizei noch immer belegt ist, herrschte auch gestern Rube. Im Barzimmer des Obergespan-Stellvertreters halten fi ständig 12 Polizisten auf. Der Obergespan- Stellvertreter hat vor mehreren Zeitungs­­berichterstattern sig wie folgt geäußert: „Es sind Maßnahmen getroffen, um den Grafen Franz V Bigyazsó das Betreten des Komi­­tats haute zu vermehren, weil ich den Grafen Franz Bigyazó als geieglich gewählten Vizegespan- Stellvertreter nicht anerkenne, nach­­dem ich die fragliche Generalversammlung, in welcher diese Wahl erfolgte, aufgelöst habe und überdies der Minister die Wahl annur­ Graf Bigyazs ist auch gestern im Amte nicht erschienen. Wie verlautet, so Graf Franz Bigyazs die Absicht haben, auf sein Amt zu verzichten. O Das Leichenbegängniß des Grafen S­chenyi Man m­iet am 28.­­ auß Sz6tesjeherpnär: Die Leichenfeier für das verstorbene Magnatenhausmitglied Gra­­fen EmericH Szechenyi fand in Sar­­pentele im Beisein der Erzherzogin Eli­­sabeth Amalia und ihres Gemahls Prinzen Alois Liechtenstein, wie zahl­­reicher Wristelraten und Abgeordneten statt. Die Einsegnung vollzog der er­st Bischof Dr. Graf Nikolaus S.odheny . Wieder eine em­ıigte­ Demission. Aus Jo­mb­or wird unterm 28.d. geschrieben: Dobergespan Paul­atinoputs meldete dem Minister des Innern seine Demission an.­­ Aus dem Liberalen Klub. Gestern fanden sich im Budapester Kublofale zahl­­reiche Abgeordnete ein, welche sich mit der Nothwendigkeit einer baldigen, friedlichen Entwirrung der Krise ernstlich beschäftigten. Man betrachtet als das beste, ja einzige Mittel dazu, die je eher zustande zu brin­­gende Ralliirung der gleichgesinnten Politiker. Wie gerüchtweise verlautet, sind mehrere her­­vorragende Mitglieder der Liberalen Partei auch thatsächlich an der Arbeit, um eine derartige Gruppirung der Siebenundsechziger- Parteien je eher h­erbeizuführen. Die Initia­­toren dieser Bewegung entfalten diesbezüglich eine Thätigkeit, die sich noch im engsten Rahmen bewegt, Hoffen aber, in Kürze mit fünfteten Vorschlägen an die zu einer fried­­licn Lösung der Krise bereiten S Politiker herantreten zu können. Aber auch die Regie­­rung hat mwieder ihre Arme liebevoll der Partei entgegengestreckt. Einige intime Freunde des Ministerpräsidenten bemühen sich im Schoße­n dieser Partei, für die Fortschritts­­partei Anhänger zu gewinnen. Diesbezüglich sollen bereits seit einigen Tagen vertrauliche Besprechungen in dr Wohnung eines­ aristo­­kratischen Mitgliedes der Liberalen Partei stattgefunden haben. — Erminister Berze­­liczky war gestern Abends Gegenstand herz. ‚lite. . En »­­is­­«.«. .« .­..» IN :' s.’.«.s« st Be:

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