Oedenburger Zeitung, 1908. Juni (Jahrgang 41, nr. 127-148)

1908-06-02 / nr. 127

­k. Oedenburger Zeitung. 2. Juni 1908 quarisierung zu danken hat! Wer wüßte nicht,­n welchem Maße die Verbreitung der ungarischen Sprache zum großen Teile sein Werk it. Wer fennt die segenbringende Aktion der von ihm initii­erten Sinderkolonie nicht und welcher. Gebil­­dete Soprons hat ihm bei seinen allmonatlichen Soireen nebst viel Belehrendem nicht auch großen Kunstgenuß zu danken! Bedeutet Die geistige und künstlerische Entwicklung und For­­derung schlummernder Talente nicht allein schon eine hervorragende Kulturarbeit und sind ‚nicht jene, die an dem Emporblühen dieses Soproner Vereines wader mitarbeiten, wahre Kulturträger . Wir wollen, wie gesagt, beileibe nicht die Bedeutung des S Kulturvereines . Schmälern, allein auch unsere eigenen in demselben Geiste längst zivilisatorisch wirkenden Schöpfungen lassen wir nun einmal nicht in den Hintergrund drängen. * * * Und nun wollen wir und bemühen, ein kurzes Bild über den Verlauf der Festivitäten zu entrollen. Ankunft der Gäste. Samstag nachmittags gegen 7 Uhr brachte der verspätete Zug den illustren Gast in der Werfen des Geheimrats Koloman vd. SzE £ LlLl, der in Begleitung einer demselben bis Bür entgegenfahrenden Komitatsdeputation hier eintraf und von dem am­­ Werren sehr zahlreich versammelten Publik­um mit lebhaften Zurufen begrüßt wurde. Auf die Sch­wungvolle Ansprache des Bür­­germeisters Dr. Töpler ermiderte Herr von StEll, daß es an ihm sei, für diesen schönen Empfang zu danken. Er sei gerne und mit Freuden gekommen, da ihn­­ an die Stadt Soppron jene Erinnerungen knüpfen, die in der Seele des Menschen die bleibendsten und wertvollsten sind, die ersten Eindrücke in den­­ Sindesjahren. Er habe auch­ die Einladung zur hiesigen Generalversammlung gerne angenom­­men, da er überzeugt ist, daß Sopron mit jenen Prinzipien und Bestrebungen sympathi­­siere, die den Kulturverein leiten. Sie sehen die Bannerträger der ungarischen Kultur und der Verbreiter der ungarischen Sprache gerne in ihren Mauern und er fühle sich hier zwis­­chen Brüdern und Mitarbeitern, in einer Um­­gebung, wo man vom Geiste des Zusammen­­wirkens beseelt erfolgreich tätig sein künne. Der zweite Empfang fand auf dem Werk von der Győr-Sopron-Ebenfurter Bahn statt, wo gleichfalls unser Bürgermeister die Gäste herzlich willkommen hieß. Den Dank für den festlichen Empfang verdolmetschte hier Markgraf Edward Ballapicini, der sich gleichfalls hier nicht al Gast betrachtet, denn auch er sei in Sopon in die Schule gegangen, hier be­­gann er zu tanzen, hier arrangierte er Bälle. Und wenn sich auch Manches seit dieser ge­­raumen Zeit änderte, Eines ist geblieben : der Soproner patrotische Geist, der auch ihn im Leben auf den richtigen Weg leitete, „wo ich — ohne unbescheiden zu sein jagen kann — nicht ohne jeden Erfolg zum Wohle unseres teuren Va­­(Lebhafte Elfenrufe.) Die Gäste wurden mittelst beigestellten Equipagen in ihre Absteigquartiere geleitet, um si eine Stunde später im Stadttheater zu dem Konzerte einzufinden. Wenn wir auch hier in unseren Erwar­­tungen, was wirklich künstlerisches Niveau der einzelnen Produktionen betrifft, enttäuscht wurden, so wollen wir doch wahrheitsgemäß konstatieren, daß die mitwirkenden Kunstkräfte aus der Hauptstadt eine sehr freundliche Auf­­nahme fanden. Vielleicht nahm man auch auf den heißen Sommertag bei Zusammenstellung des Programms Rücsicht und wollte schon von vorneherein ein Slabaret bieten, das als salches auch allgemein befriedigte. Genußreich war Der­­ Gesang der­­ Opernsängerin Frau Arania Fodor. Die Dame verfügt über einen metallreichen­­­ Mezzosopran von wohlflingendem Timbre. Nur wollte und das Geberdenspiel beim Vortrage einer Arie nicht behagen. Gute Sachen boten Fr. Margit Kornai und insbesondere die Herren Gydzd und Bälint, von denen­­­­ der Tebtere durch seinen prächtigen lyrischen Tenor und geschmackvollen Gesang angenehm auffiel. Al ein recht guter Pianist führte sich Herr Dientl ein, der auch das Affompagne­­ment diskret besorgte. Generalversammlung des K­ulturvereins. Im großen Kasinosaal hatte sich gestern lange vor der auf 11 Uhr anberaumten Stunde ein sehr zahlreiches distinguiertes Wuclitum einge­­funden, zu dem schöne Damen unserer Gesell­­schaft ein großes Kontingent stellten. Da man und die Vorträge, bezieht Neferate, die bei diesem Anlasse gehalten wurden, nicht zur Ver­­fügung stellte, obschon man an kompetenter Stelle willen hätte müssen, daß in erster N­eihe die Deutschgeschriebene aber in ungarischem Geiste redigierte „Oedenburger Zeitung” — als führendes Organ der großen Bürgerschaft — zu berücsichtigen getwesen wäre, künnen wir uns über den Verlauf nur ganz kurz äußern. Die V­ersammlung eröffnete Bräses Mark­­graf B­allapicini, der den Antrag stellte, daß Koloman vd. SzEell al Ehrenpräsident gebeten werde, Dieselbe zu leiten. Herr d. SzEell folgt dieser ehrenden Einladung und dankt dafür, daßs man feiner, der vor 17 Jahren an der Wiege dieser Institution stand, nicht vergaß. Er sei gerne in diese blühende, gebildete Stadt des alten Pannonia genommen, die als Bastei der Kultur ihre Mission längst erfüllt. Er erörterte sodann die Tätigkeit des Kultur­­vereins, dessen Zweck die Verbreitung der Kultur und ungarischen Sprache, jenes erhabensten nationalen und staatlichen Zieles it. Sein Appell, dieses zu unterfrügen, richtet sie dann an die Gesellschaft, da der Staat nicht imstande sei, alles allein zu machen. Ein starrer Staat baue sie nur auf starker Gesellschaft auf. Der Staat leitet die großen Schöpfungen, aber In­­halt und Seele hauchen ihnen erst die wachsame Gesellschaft ein. Diese These gelte namentlich für Ungarn, mit Hinweis auf ihre eigenartige staatsrechtliche Lage. Wir sind — fährt dann Seine Exzellenz fort — genommen, um dieses Bewußtsein zu weden und die Superiorität der ungarischen Sprache, unser heilige Necht, zu verkünden. Es ist dies der Schah der Nation und ihre Erhaltung eine direkte Lebensbedingung. (Beifall.) Ohne jede Gemalttätigkeit wollen wir dieses Be­wußtsein in jedem Bewohner Ungarns uwachrufen, nur liebes und Schonung, voll die Flamme der ungarischen Staatsidee in allen Herzen entzünden. In diesem Gedan­­ken müssen wir­­ bei Vermeidung von allem, was uua trennen künnte, einig sein. Auch derjenige, der einen Helfer zur Förderung die­ser Bewegung beisteuert, ist ein Missionär des segensvollen Werkes. Redner berührt auch die bevorstehende allgemene Wahlreform die eine weite Erwägung verdient. Nicht unter gemeilten Schlagworten, an die man ich klam­­mert, künnte eine solche Reform in Leben ge­­rufen werden, s­ondern unter Beobachtung von Prinzipien. Zu­­­ieser befenne er sich seit nahezu 40 Jahren und denen war er auch nicht einen Augenlih­t untreu. Unser Wirken — Schloß Szell — war bisher geräuschlos und wird es auch in der Zukunft sein. Möge Jedermann seiner materiellen und geistigen Kraft entspre­­chend beitragen An der Wurzel müsse der Baum gepflegt werden, erst dann freuen wir und der Blume, des Obstes. Begeisterung brachten wir und diese wollen wir in alle Herzen pflanzen. Mit Bergnügen habe er in Sopron unwahrge­­nommen, daß die Kultur hier eine wahre Pflanzstätte gefunden und er freue sich über­all dag, was er hier gesehen, seine Anerkennung auszubrücken. Die gehaltvolle Enunziation Seiner Ex­­zellenz entfesselte andauernden Applaus. Nach­­dem Obergespan Dr. Bahn und Bürger­­meister Dr. Töpfer zu Autentifatoren des Protokolls designiert wurden, ergriff in erster Reihe unter Obergespan als Vertreter des Unterrichtsministers Grafen Albert Apponyi und Ministerialrat Saroffy-Capeller­as Delegierter de Acerbauministers Dr. Das ranyi das Wort zur Begrüßung des Kultur­­vereines und feierten das Triumvirat, das den­­selben von Sieg zu Sieg führt. Sodann be­­grüßte Bürgermeister Dr. Töpler namens der Stadt den Kulturverein, der unsere Sym­­pathien in vollstem Maße errang, worauf die Wieder­­ahl der bisherigen Leiter mittelst At­­klamation erfolgte. Den Schluß der Generalversammlung bildeten zwei massige Vorträge Jend Rakofis und des evang. Bischof Franz Gyurap die außerordentliche I­nteresse hervorriefen. Das Festbankett. Gestern mittags 1 Uhr fand ein Bankett in der geräumigen Veranda unseres herrlichen Elisabethparkes statt, an welchem über 200 Personen, darunter viele Damen, teilnahmen. Die­dee, die Damen zu dem Diner Heranzu­ ziehen, war eine sehr glückiche und gab dem­­selben erst den gefälligen Rahmen. Den ersten stehend angehörten, mit Enthusiagmus aufge­­nommenen ZToast auf Seine Majestät als ersten Ungar, sprach Geheimrat v. Szel­. Löber­­gespan Dr. v. Boon leerte sein Glas auf die leitenden Persönlichkeiten des Kulturbereins. — Sz­eLl ließ die Soproner, wo er in seinen Kinderjahren, um Deutsch zu lernen meslte, hochleben. Heute hat sie das Bild derart zum Vorteile Soprons geändert, daß er sehr gerne Soproner wäre, wenn er nicht dem Vagmegge angehören würde. — Bürgermeister Dr. Kol. Töpler läßt die Gäste hochleben. Des ref. Rishold Gabriel Antal Trinkspruch galt dem Obergespan, Bürgermeister und­­ Vizegespan. Dann sprachen noch Vizegespan v. Hajas, R­afkofi, unter Abgeordneter Dr. Andreas Csizmazia, Abgeordneter Dr. Talos auf die Honved und Aurdl v. Sarkozy, ge­wesener Obergespan, auf die Gemahlin SzE6113 geb. Vörösmarty. — Das Menu war recht gut zusammengestellt und wurde die Küche des Herrn Restaurateur ® Hoditsch, sowie die rasche Bedienung allgemein belebt. Es war die erste Feuerprobe, die Herr Hoditsch zu bestehen hatte und er darf auf den Erfolg stolz sein. Um das Gelingen des Banfetts hat sie auch der umsichtige Direktor der Brauerei, Herr Alfred GLüd, sehr verdient gemacht. »Der landesgewirkt hab­e.« Tagesbericht aus Sopron und Melungern. Tageskalender. Dienstag, 2. Juni. Katholiken: Erasmus. — Protestanten : Ephraim. Sopron, 1. Juni. * Zum Abschied des kön. Tafelrichters Eugen Nagy. .Gestern vormittags 10 Uhr versammelten sich im großen Saale des hiesigen Gerichtshofes Ddessen Mitglieder, ferner Die Staatsanwälte und Die Advokaten unserer Stadt, um unter Borjit de Gerichtspräsidenten Desider Geiger eine Feitlgung abzuhalten. Den Grund hinzu gab die Auszeichnung des Gerichtgrates­ Eugen Nagy, dem nach vierzig­­jähriger Dienstzeit aus Anlaß seiner Pensio­­nierung von Seiner Majestät die Allerhöchste Anerkennung ausgesprochen wurde. Im Namen des Gerichtshofes richtete Gerichtspräsident Geiger warme Worte der Anerkennung an den Ausgezeichneten. Im Namen der Staats­­anwaltschaft verabschiedete sich­ von dem fün. Tafelrichter Nagy, Staatsanwalt Gabriel Schneider. Die innigsten Gefühle der An­­hänglichkeit verdolmetschte im Auftrage der Advokatenkammer deren Präsident Dr. Nikolaus Schwart­zen. * Soproner Kunstverein. Das Präsidium des ungarischen Kulturvereines de Distriktes jenseits der Donau, Geheimer Rat Koloman v. Szell, Geheimer Rat Graf P­allapicini und Magnatenhausmitglied Rakoff besuchten die Ausstellung de Soproner Kunstvereines. P­räsident Architekt Ullein begrüßte die Herren in einer kurzen Ansprache mit der Betonung, daß der Kunstverein mit der ungarischen Kunst das zu erreichen anstrebt, wo der Kultur­­verein mit der Pflege der ungarischen Sprache erreichen will. Geheimrat v. SzEll ermiderte, daß er die unverwandtschaftlichen Bestrebungen anerkennt und sehr erfreut ist darüber, daß Sopron sich so vielseitig vervollkommnet zeigt. Beim N Rundgang durch die Ausstellung waren es namentlich die Bilder der Frau Seemann, sowie der Herren Steiner und Holldß, welche sein besonderes Gefallen erregten. Von Frau Hedwig Mehle-Großmann — dieser anerkannten Zierde unserer Maler — hätte er gerne die zwei Noforobilder angefauft, aber leider waren dieselben auf Bestellung gemalt. Die Herren schieden überhaupt mit dem besten Eindruck von Sopron und gratus TE Kö, ! e ; a “ » #* x

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