Oedenburger Zeitung, 1908. August (Jahrgang 41, nr. 176-199)

1908-08-01 / nr. 176

Ende zu machen. Auf Veranlassung des Ministeriums des Innern wurde, nie bekannt, der Stadthauptmann der Buda­­pester Staatspolizei Dr. Ladislaus Sándor mit den Recherchen betraut. Stadthauptmann Dr. Sándor begab sich in Begleitung zweier Detektivs nach dem Schauplage der Tätigkeit d­ieser Aus­­­wanderungsagenten und sehon im Laufe einiger Tage gelang es ihm, die Mani­­pulation derselben zu enthüllen und die Liste jener Beamten festzustellen, die den Agenten hilfreiche Hand geboten hatten. Dr. Sander konstatierte, daß die Bande mit falschen Pässen gearbeitet hatte. Diese Zustände werden so lange bestehen, als das Ausmwanderungsgefeg existiert. Wanderungsgeseßen m wäre dessen Abschaf­­fung und die Preisgebung eines aus dem Mittelalter stam­menden, bei uns neuer­­lich eingeführten Standpunkte. Braucht man aber unbedingt ein Auswanderungs­­gejäß, so möge man die Freizügigkeit jener einschränken, welche im Auslande die Millionen verprüffen, welche emsige Arbeiterhände erworben haben. Dann wird die Auswanderung nach Amerika von selbst erlöschen, denn die Abeiter werden zuhause Arbeit finden. Die beste Reform des Aus= ‘ Die Weisen des Kaisers Wilhelm. Sopron, 31. Juli. Dem „Reiter Lloyd“ wird aus Berlin berichtet. Der Deutsche Kaiser traf von seiner Nordlandsreise wieder auf D­eutschem Boden, in Swinemünde, ein, um sich zum Bes­itß des schwedischen Hofes zu rüsten. Im Abstand von wenigen Tagen wird dann die Bewegung mit dem König von Großbritannien im Taunus folgen. Daß die Anregung zu diesem Zusammentreffen vom König ausge­­fann als richtig angenommen werden. Jedenfalls hat man darin einen weiteren Beweis der guten und freundlichen Beziehungen zu sehen, die zwischen den beiden Herrschern bestehen. Selbstverständlich wird ihr Beisammensein im Schloß Friedrichshof­ nicht den Charakter einer offiziellen Staatsvisite haben, sondern sich vermutlich in demselben Rahmen bewegen, wie die Bewegung vom 14. August vorigen Jahres in Wilhelmshöhr. Kombinationen über die politische Trags­­eite des Vorganges sind vorläufig jedenfalls müßig und werden kaum angestellt. Die hiesigen­ Zeitungen sind auch, von einigen frei aufge­­regten Organen abgesehen, mit Kommentaren über die nordische Rundreife des Präsidenten­ Valieres recht sparsam gewesen. Einen neuen Zug im Bilde der internationalen Be­­ziehungen hat weder der Besuch in Kopen­­hagen noch der in Stocholm bedeuten künnen. Die Herzlichkeit des Empfanges in Dänemark wie in Schweden entspricht den Verhältnissen und wird dem französischen Präsidenten hier nicht beneidet. Daß einige P­ariser Blätter es für nötig hielten, die Dänen ausdrücklich daran zu erin­­nern, daß auch sie verlorene Provinzen zu be­­lagen hätten, war ein Gefühlsbedürfnis, bei dessen Befriedigung allerdings wohl übersehen worden ist, daß der Vergleich der Loglösung der „up ewig ungedeelten“­­Herzogtümer mit dem Berlust Elsaß-Lothringens implicite eine Anerkennung der historischen Berechtigung auf dieses leiteren Ereignisses besagt. Das von Paris aus in Umlauf gelegte Gerücht von einer zwischen Kaiser Wilhelm und dem Präsidenten Fallières h­erbeizuführenden Begegnung ist nun durch die Tatsachen hin­­reichend widerlegt worden. Enttäuschungen können sie daraus nur bei Leuten ergeben haben, die den politischen Dingen ferner stehen. In politischen Kreisen wußte, man von vorne herein, daß weder auf der einen, noch auf der anderen Seite an eine Begegnung gedach­t­ werde. Wenn jehr die Nachricht auftaucht, Herr Pichon beabsichtige nach der Nevaler En­­trevue über Berlin zurückzukehren und dabei kurze Zeit in Berlin zu verweilen, so könnte hier insofern etwas Tatsaches zugrunde liegen, als schon vor einiger Zeit aus Varis verläßlich verlautete, der Französische Minister beabsichtige für die Heimreise die Landroute­n zu mählen. Ob er dabei in Berlin Aufenthalt nehmen werde, ist bisher nicht bekannt geworden. Herr Bihon hat fi ftete bemüht, mit der deutschen diplomatischen Vertretung freundliche Beziehungen zu unterhalten, und er­ würde wohl auch in Berlin, wenn er die Absicht haben s­ollte, dort mit offiziellen Persönlich­­keiten in Verkehr zu treten, aufgenommen werden. Aber, wie gesagt, man hat hier noch nichts darüber verlauten lassen, daß mit einer jec­en Absicht gerechnet wird. + Wenorganisation des öfterl. Kabi­­netts. Die Slavische Korresondenz erfährt aus zuverlässiger, Prager Quelle, Ministerpräsi­­dent Be beabsichtige im Laufe des Herbstes die ganze Regierung zu parlamentarisiren, d. h. die Minister Bienerth und Klein durch parlamentarische Minister zu erseßen. Diese legieren sollen den deutschen Parteien entnom­­­men­­ werden. Diese Neuorganisation des Kabinettes würde die Grechen benachteiligen. Wenn man nämlich von dem Ministerpräsi­­denten und dem Landesverteidigungsminister absieht, so bleiben von den übrigen 11 Minis­­tern sieben für die Deutschen und vier für die Slawen. Nachdem Bienerth und Klein als Beamten betrachtet wurden, haben die Grechen gegen diese Zusammenstellung des Kabinetts seine Einmendung gemacht. Ist aber lenkt man die Aufmerksamkeit auf den obigen Plan der Regierung und fordert die tzechischen Abgeordneten auf, im Herbste für die Grechen ein­e weiteress M­ortefeuille anzu­­streben. .gangen ist, diesem Gutachten die praktischen Erhebungen über das Alter der P­ersonen bei Eheschliegun­­gen in Preußen. Nach diesen heirateten im Jahre 1896 erst 259 Männer, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, im Jahre 1897 waren es 299, im Jahre 1899 stieg die Zahl 368, im Jahre 1900 auf 1546 und 1901 auf 1848. Unter den jungen ,die­­erstgenannten «frauen befanden sich in den «Jahren 8,12 und 15,die noch nicht dase Lebensjahr zurückgelegt hatten. Lebrigens ver­­­teilen sich diese frühen Heiraten auf Personen der sämtlichen sozialen Stände und Angehörige aller bestehenden Berufe. Sehr bemerkenswerte Ausführungen über das zu frühe Heiraten der Frau macht auch­­ Dr. Beyer in Wittenweiler auf Grund seiner­­ Erfahrungen als Nervenarzt. Demnach kann das zu frühe Heiraten an der Entstehung schwerer nervöser Erkrankungen der Frau die Schuld tragen. Leider ist die Meinung sehr verbreitet, daß die Ehe ein Heilmittel bei manchen kranthaften Zuständen und namentlich bei Nervosität sei. Die Ehe schafft aber der­­artig neue Verhältnisse in physischer, seelischer und sozialer Hinsicht, daß sich ihre Wirkung niemals mit Sicherheit vorhersagen läßt. ‚Dr. Beyer macht auf die noch wenig beachtete Tatsache aufmerk­sam, daß Geisteskrankheiten und schwere Nervenkrankheiten gerade häufig Dieses hat D demnach­ die Bedeutung einer Quarantänezeit, und vor dem einundzwanzigsten im zwanzigsten Lebensjahre beginnen Alter " Lebensjahre sollte daher sein Mädchen heiraten. Dr. I. &. Ernst. Politische Nachrichten. + König Eduard in Sihl. Die „Pol. Corr.“ meldet: . Die Ankunft­­ des Königs Eduard in Sihl wird am 12. August er­­folgen. Sein dortiger Aufenthalt wird von ein­­tägiger Dauer sein. In der Begleitung des Königs wird sich Unterstaatssekretär des aus­­wärtigen Amtes Sir Charle Hardinge befinden. Ferner werden der Monarc­enzusam­­menkunft Meinister des Neußeren Vehren­­thal, sowie die beiderseitigen Botschafter Graf Mensdorff und Sir William Goldhen beimwohnen. + Der Auswanderungsschwindel. Die hauptstädtische Polizei lebt die umfassende Untersuchung betreffs der Mißbräuche im Aus­wanderungsinweren in den Somitaten Bereg und Jemplen fort. Teils wurden mit Hilfe von Dorfrichtern und Dorfnotoren die Stellungspflichtigen über die Grenze ger Schmuggelt, teils die Auswanderer mit Legiti­­mation­sarten bloß für Deutschland versehen, von wo sie sodann mit Leichtigkeit nach Ame­­rika auswanderten. Ferner ist man Aftendieb­­stählen betreffend die Verurteilung wegen Ver­­gehen gegen das Auswanderungsgejeb auf die Spur genommen. Die Appellationen der Ber­­urteilten an das Innenministerium wurden als abgesendet in das Brotofoll eingetragen, während tatsächlich die Apellationgarten verschwanden, so daß die Beschaffung der in der unteren Instanz Berurteilten nicht durchgeführt werden konnte.­­ sollen in die Untersuchung auch jede untergeordnete Amtsorgane beruni­elt ein. a­n Dedenburger Zeitung. 1. August 1908 Communial-Zeitung, Kundmachung. Es wird hiemit zur allemeinen Kenntnis gebracht, daß Freitag den 7. August 1. $, vormittags 9 Uhr die Grasfechtung vom großen und fe­inen Tiefen­­weg auf die Zeit vom 1. Dezember 1908 bis 30. No­­vember 1914, d­a. auf sechs Jahre, an den Meistbieten­­den verpachtet wi­r. Die Steuer, welche der Ersteher auch zur bezahlen hat, ist per Jahr 11 Kronen 45 Heller. Die weiteren Bedingnisse werden vor Beginn der Lizi­­tation verlesen. Sopron, am 29. Juli 1908. Das städt. Wirtschaftsamt. Tagesbericht aus Sopron und Westungarn. Tageskalender. Samstag, 1. August. Katho­­lien : Petri Kettenf. — B Protestanten : Petri Kettenf. Sopron, 31. Juli. * Fremde Ordensauszeichnungen. Se. Majestät Hat gestattet, das Feldzeugmeister Baron Karl Steininger, Kommandant des 5. Korps und Kommandierender General in Pozsony das Großkreuz de Preußisch Königlichen Noten Adler-Ordens mit den Diamanten; FZM. Henri Rupprecht von PVirtjolog, Kommandant des Pozgonyer 4. Honveddistriktes, das Großkreuz des sächsisch­­-weimarischen weißen Falten-Ordens annehmen und tragen Dürfen. * Sandor Weiß im Lempel der Nep­­flogen. Auf Einladung des Gemeinde-Vorstandes wird der Sohn des hiesigen Oberkantors, Herr Sandor Weiß, dessen glänzenden lyrischen Tenor und dessen künstlerischen Vortrag wir jüngst auch in diesen Blättern würdigten, heute Freitag abend 3­­,8 Uhr und morgen Samstag vormittags 10 Uhr ,bei dem Festgottesdienste als Vorbeter funktionieren. * Die Nimrode unserer Stadt. Mit dem morgigen Tage (1. August) erlischt die Schonzeit für Nebhühner und unsere Jäger können wieder dem Jagdvergnügen mit voller Luft obliegen. Bisher haben Jagdkarten ge=­löst: Dr. Martin v. Szilvasy, Peter Old­­bary Hauptmann, Johann Ayvola (Wien), Nobert Bär, Abel Anderka, Stanz Grünzeiß sen., Franz Grünzeiß jun., Dr. Kol. Tüpler, Oeza Garlathy, Graf Elek Feitetich, Bela Parragh, Johann N. Ruß, Johann Hauer, Martin Schneider, Bela Betris, Dez3ő Geiger, Lajos Starf,­­Dr. Ignaz Wallner, Franz Hatvan, Leopold Kohn (Wien), Viktor Gröffel (Wien), Ferdinand Boer, Leo Schwarz, Ferdinand Thirring, Ludwig Klauß, Ludwig Rab, Dr. Samuel Klauß, Ferdinand Klaus, Ludwig Conrad, Zosef Bed, Heinrich Leitinger (Wien), Andor Chapol, Julius Lang, Franz Hafenöhrl, Geza Schrödl, Stefan Madotto, Alfred Lähne, Karl Franz und Frau, Johann Szerdahelyi, Rudolf Tarnos, Dr. Johann Kofas, Emerich Szilágyi, Karl Falk jun., Juliup Noth, Dr. Peter Rathonyi, Ferdinand Bilhofer, Adolf Ky, Miksa Radomscky, Karl Selemen Ober­­leutnant, Rudolf Rötschacher, Friedrich Ritter, Ludwig Kluge, Franz Blechmann, Marcell Gzingraber Benediktiner-Professor, Dr. Josef Kovatsz, Dr. Julius Amon, Dr. Koloman ee E04 va } V »Es re FE: * N RER Beer

Next