Oedenburger Zeitung, 1908. September (Jahrgang 41, nr. 200-224)
1908-09-01 / nr. 200
ATXAL Jahrgang. Wreis: 7 Sheller. Pränumerationspritie: Für Lofo: Ganzjährig 22 K, halbjährig 11 K, vierteljährig K 50 h, monatlich 1 K 90 h Für annsmänns: Sen 26 K, Satjäßeig 13 K, vierteljährig K 50h, monatlich 2K 30h Dienstag, 1. September 1908. UERIZEmTeTT " Oedenburger Zeit _Politisches Tagblatt. Adminiftration und Verlag: Buhdrukerei Alfred Romtalter, Grabenunde Di. Celepbon Ar. 25. Ar, 200. Wreis: 7 Seller Anferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franto versendet, SRHENIEeARTeENGE Abonnements: und Infertionägesbühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annonzenbureaus. Wahlreform und Fusionsfrage. Sopron, 31. August. Zwei Jagen sind es inhaltsschmwer, die jeit zu den immer näher kommenden Herbstsorgen das meiste Nachdenken verursachen. Wir meinen die Wahlreform und die Fusionsfrage. Bezüglich der ersteren veröffentlichte gestern das Organ der Verfassungspartei: „Magyar Hirlap” eine Unterredung mit dem Staatssekretär im Ministerium des innern Grafen Hadis über die Erörterungen, die in bezug auf die Wahlreformfrage gegenwärtig in der ungarischen PBresse im Zuge sind. Der Staatssekretär erklärte zunächst, daß ein derartiger Seenaustausch in der PBresse nicht unterschäßt werden darf, und führt sodann Folgendes aus: &3 sei nicht angezeigt, die Frage der Wahlreform schon feit in Form von Diskussionen auf die Tagesordnung zu bringen, weil dies alle Gegner der nationalen Bestrebungen in Ungarn selbstvertändlich mobilisieren würde. Es wäre unwünschenswert, diese Diskussion nicht fortzulegen, weil während einerseits die an die Wahlreform angeknüpfte Verteidigung der großen nationalen Interessen nur dann selbstbewußt und stark sein kann, wenn die öffentliche Meinung sie in ihrer Gänze und in ihrem organischen Zusammenhang kennen lernt, anderseit. Diese großen Interessen nur in einem ganz harmonischen Werke gesichert seien. Eben deshalb ist es leicht begreiflich, daß die Negierung ihre, für die zukünftige Gestaltung der Nation so wichtigen Pläne ius solange nicht vor die Oeffentlichkeit bringt, bis sie nicht die Negierungsparteien vollständig informiert hat. — „a3 die Unterbreitung der Wahlreformvorlage im Parlament betrifft, so kann sein Zweifel darüber obwalten, daß im ersten Monate des im September beginnenden Reichstagszyklus Graf Julius Andraffy seine Vorlage dem Hause übermitteln werde. Man muß den Kampf im Interesse der Viation energisch und zielbewußt fortlegen und dürfe eben deshalb die Kräfte nicht in Detailfragen zersplittern.“ Die Fusionsfrage anbelangend, hat sich der P Vizepräsident der Unabhängigkeitspartei Ludwig Holld im „Magyar Orkag” über dieselbe in einem Artikel unter dem Schlagworte: „Gedanken über die Parteigestaltung der Zukunft” wie folgt geäußert: „Die Koalition wurde bekanntlich aus den verschiedenen politischen Parteien des Landes gegründet, um das Land durch ein Uebergangssystem einem regulären Regime zuzuführen. Eine Stabilität kann in der politischen Tendenz des Landes erst dann eintreten, wenn man eine kompake Majorität gesichert habe. Eben deshalb wird, sobald die Koalition ihre Mission erfüllt haben wird, die Frage aufgeworfen werden, ob es zweckmäßig wäre, auch weiterhin die Koalition aufrechtzuerhalten. Hollo glaubt, daß dies ein ehr schwerer Fehler wäre ; denn während des Uebergangsregimes bedurfte man der Koalition ; die Ereignisse der legten Sahren zeigten aber, daß die Parteigegenfage so groß sind, daß auf längerere Zeit Der Destand der Koalition nicht aufs Spiel gelegt werden darf. Auch hat die Nation den Bestand der Koalition nur für die Uebergangszeit sanktioniert. Deshalb müsse man trachten, sobald die Koalition ihre Aufgaben beendet hat, eine einheitliche einige Partei zu schaffen. Dies sei eine Conditio sine qua non des zukünftigen Regimes und bedeute die Nulliierung aller jener, welche hinsichtlich der zukünftigen Aufgaben der Nation einem einheitlichen Ziele entgegensteuern. Wir willen, fährt Ho Lilo fort, daß die große Deajorität der Nation für Die Unabhängigkeitspartei Stellung genommen hat. Grnt wenn diese Partei hinsichtlich der Negierungsaufgaben mit der Krone und Reine kommen wird, wird die Zeit eintreten, wo sie alle patriotischen Gemente auffordern muß, sich zur Durchführung der Negierungsziele und zur Vorbereitung der zukünftigen Verwirklichung der Unabhängigkeitsbestrebungen zu vereinigen. Offen gesagt, künne die Unabhängigkeitspartei sich unter seinen Umständen dazu hergeben, die alte 67er Basis zu restituieren. Sie müsse eine vernünftige, gemäßigte, doch entschiedene Unabhängigkeitspolitik verfolgen. Hierunter verstehen wir die Schaffung unserer wirtschaftlichen Unabhängigkeit, die Anerkennung der Plarität Ungarns auf militärischem und diplomatischem Gebiete, die Abschaffung des unsinnigen Instituts der Delegation. Feuilleton. Führerlose Gratwanderung über Suldenspite (33853 M.), Schrötterhorn (3380 M.), Kreilspige (3389 M.) und Königgjoch (3295 M.). Ortlergruppe. Bon N. E. Zupancic, Mitglied des D. u. De. UV, De. TE. und De. 63 Nach glücklicher Ueberwindung eines mir auf italienischem Boden arrivierten grande malheur, durch welches meine projektierte Reiseroute eine starre Renderung erlitt. konnt’ ich der gewaltigen Sehnsucht nach den hehren Schönheiten einer Eiswelt nicht ganz widerstehen und da er diesmal nicht das Dorado „germatt“ mit feinen Riesen, wie ursprünglich geplant sein konnte, entschloß ich mich wenigstens teilweise meinen einst vor 3 Jahren gefaßten Entschlag zur Ausführung zu bringen, der imposanten Ortlergruppe meinen Besuch abzustatten, u. a. jenem nordwestlichen Teil Derselben, der die ausgesprochene Scheidewand zwischen Nord und Süd, aber auch gleichzeitig die sprachliche und politische Grenze bildet. Am 23. Juli 1908 fuhr ich von Meran Wintfergaubahn bis Latsch, wo ich gegen nachmittags ansagte. Es war ein prachtvoller Sommertag. In wahrhaft italienischer Schönheit blaute der Himmel über der üppigen Landschaft, deren Netze schon von vielen besungen worden sind. Hier stieg ich ganz allein auf, um sofort den bezeichneten näheren Fußweg nach Mierter im Martelltal, welches 8 Stunden lang, in seinem Talschluß ein außergewöhnlich schönes Bild dem Beschauer bieten sol, einzuschlagen. In sanfter Steigung gehts teilweise über bewaldetes Terrain, an den Namen von Ober und Unten-Montan vorüber, entlang des im Z Talgrund rauschenden Palimabaches, bis zum Bad Salz, einem kleinen unansehnlichen Dorfe mit paar hübschen kleinen Häusern. Die Szenerie des Tale wird immer interessanter. Gewaltige Spuren einstiger Bermwüstung durch Ueberschwemmung werden sichtbar, einige mächtigen Schußbauten, die errichtet werden mußten, geben Zeugnis von der Gewalt des hervorbrechenden Gebirgswassers. Hinter Bad Salz gesellte ich zu mir ein Führer, wohl in der Hoffnung, daß ich seine Dienste in Anspruch nehmen werde wollen. Ob zwar mir das Plaufchen während des Gehens bergauf, als gesundheitswidrig Direkte unangenehm ist und ich außerdem am liebsten allein wandere, plauderte ich dennoch mit Berguügen mit diesem sehlichten Naturmenschen und gab ihm gelegentlich eine Antwort. Er mußte aber auch über manches interessante Thema von der Gebirgswelt zu erzählen, was mich erklärlicherweise starr anzog. Speziell über meinen geplanten Uebergang nach St. Katerina und Bormio konnte er mir gute Auskunft erteilen. Weniger erfreulich war das Besprechen der gegenwärtigen Schneeverhältnisse welche äußerst abnorm waren. Ende Juli bis zu 1’, Meter Schneehöhe in den hohen Regionen, — wäre seit Jahren noch nicht dagewesen meinte er. — Wie erinnerlich hat es in der dritten Stiliwoche ihr schlechtes Wetter gegeben. In der Niederung Regen und Kälte, in den Höhen Schnee und Sturm. Hoch amüsiert haben mich seine Aeußerungen über den mwelischen Nachbar und alß ich ihm die bekannte Begebenheit von dem bor zirca 14 Tagen bei Sebenico von einem unserer Torpedoboote gerapperten Schiffe erzählte, das sich bei im Geheimen getriebenen Tiefmessungen ertappen ließ und dann über Anrufen des Kapitäns die deutsche Flagge gehißt, sich an dem Glaube machen wollte (was ihm aber nicht gelungen war), da lachte er herzlich auf und meinte in seiner urwüchsigen Art: Ja der Italiener is a falsches Luder, der mwoaS jell Jed’s! (Sortjegung folgt.) A Su ar di A 5 de Pe Eu