Oedenburger Zeitung, 1908. Oktober (Jahrgang 41, nr. 225-251)

1908-10-01 / nr. 225

| KXML Sahrgang. Wreis: 7 Seller. Pränumerationsprrtie: a 22 K, halbjährig 11 K, vierteljährig K 50 h, monatlich 1 K 90 h. Für atuswärns­­ee 26 K, halbjährig 13 K, vierteljährig 6K 50h, monatlich 2K 30h. Für Lofo: Polififches Tagblatt. Abminiftration u umd Verlag: Buhdrakerei Mlfred Rommwalter, Hrabenrunde 21, Selepbon Air. 25. Donnerstag, 1. Oftober 1908. TEE an Hedenburg­er Zeitung. ‚Preis: 7 Seller Lm­erate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franto versendet. BES ARGEHERZREDE. Abonnements­ und Anfertiandges­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annonzenbureaus. l | Nedenhurner Zeitung Mit 1. Oktober beginnt ein neues Abon­­nement auf die „Dedenburger Zeitung“ ; dies jelbe bringt als Beilage das „Luftrierte Sonntagsblatt“ gediegene, belletristische Wochenschrift mit pracht­­vollen Bildern. Abonnements-Preis der „Oedenburger Zeitung“ samt Bustellung ins Haus?! Viertel­­jährig 5 Kronen 50 Heller loso Oedenburg . 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Allein die Agitation­ dagegen beginnt schon sicht­­lich abzuflauen und der Lärm wird ganz verstummen, wenn man sich Durch Die Tatsachen überzeugt haben wird, wie wenig er die Interessen unserer Agrarier tangiert und die er insbesondere nicht imstande­n­, die Gestaltung der Dich­­preise sonderlich zu­ beeinflußen, die nach Ansicht aller Sachstundigen in den nächsten Monaten Start anziehen werden; also dürften die Debatten lange nicht so hitig sein, wie man besorgen zu müssen glaubte. Mit der Zeit werden sich unsere Agrarier auch mit dem Gedanken eines Handelsübereinkommens mit Rumänien und Bulgarien vertraut machen und der Besuch des­ Ministros Sturdza in Wien und des Fürsten Ferdinand in Budapest ist die Einleitung zu einer handelspolitischen Aktion auf­­­ diesem Gebiete. Aber das Hauptthema der Ver­­handlungen in den Delegationen wird, wie getant, das bosnische Problem bilden. An gewiissen Zentralstellen in Wien hört man nicht gern davon sprechen. Allein das ist vieux jeu, die alte diplo­­matische D­ogel: Strauß - Bolitif, die in unserer Zeit mit ihren Bolfsparlamenten und Der­ ausgebildeten Presse ziemlich deplaziert erscheint. Warum soll man denn gerade bei ung von Bosnien nicht Sprechen, da man doch überall, in ganz Europa, davon spricht? Dean braucht nur nicht, mie Dieb? von mancher Seite geschieht, von der These: „Die Türkei ist ein Ver­­fassungsstaat“ als von einer undisfutabeln Prämisse auszugehen und von ihr aus für die Folgerung zu plädieren , nunmehr müsse auch in Bosnien ein beschleunigtes Eintennen in ähnliche Bahnen erfolgen. Direk­t steht die Sache so, daß die Türkei nach dem Wunsche der A Jungtürfen in einen Verfassungsstaat verwandelt werden soll. Sie ist jedoch noch lange sein solcher. Mer bürgt dafür, daß sie es auch tat­­sächlig wird? Daß die Mächte sich beeilt haben, vor der neuen Richtung die Neue­­­renz zu machen, bemeist gar nichts. Reden mir Doch offen und gestehen wir uns ein, daß die zünftige Diplomatie durch die Ereignisse wieder einmal gehörig überrascht wurde. Die Mächte hatten feine Ahnung von der epochalen Ummälzung, die sich da unten, „weit hinten in der Türkei”, vor­­bereitete, und seine Ahnung davon, wie nahe ihr Ausbruch bevorstand. Die Mächte — alle ausnahmslos! — waren schlecht unterrichtet, ist es nicht möglich, daß sie es wieder sind? die Befriedigung über die angebliche „Negenerierung der Türkei aus eigener Kraft” haben sie freilich aus­­zusprechen sich beeilt. Was wird aber ge­­heben, wenn die Türkei sie als unfähig erweisen sollte, sich selber zu helfen ? Berfängt sich der jungtürkische Ausflug irgendwo im altkonservativen Gestrüpp und mißlingt Die „Negenerierung aus eigener Kraft“, dann kommt eine Situation, deren ernster Charakter, wie zahlreiche private Mitteilungen aus England besagen, dort schon jegt­r deutlich vorausempfunden wird. Darum in Bosnien Vorsicht, Feine Ueberhaftung, nur stufenmäßiger Aufbau einer gemeilten autonomen Mitwirkung bei den ÜBermaltungsagenden, feine blinde Nachahmung der österreichischen Provinzial­verfassungen, nur Bezirks- und Kreisräte unter Vorsuß des Amtschefs, ausgestattet mit Fronsultativem, aber nicht sdezifivem Botum. Kurz: feine parlamentarische Kon- Finilleton. Sorditenstein (Frakno). Bon Guslan Ebner. (Fortlegung.­ Lints ist ein, mit kleinen schießscharten­ förmigen Senstern versehenes, langes, Fase­­mattenähnliches, mehrere Wohnungen enthalten­­des Seitengebäu­de. Am Ende desselben ist eine auf einem Turme aufgebaute Bastion, die in späteren Jahren alle Feuerwerks-Taboras­torium diente. An demselben vorüber gelangt man zu der großen, 75 Meter tiefen Zisterne, welche Esterházy Paul 1660 bis 1690 von 300 türkischen Gefangenen herstellen ließ. Ueberraschend ist das herrliche Echo aus der Tiefe. Im Zwinger sind viele teil aus Eisen gegossene, teils gehämmerte Kanonenkugeln zu sehen. Am Ende des kleinen Hofes steht ein mächtiger Turm. Hier ist auch der Eingang zum Zeughaus, in welchem die sonderbarsten Belagerungen und Feldgefchüge zu sehen sind. Man findet Hier Mörser und Haubigen, so­­genannte Traubenfartätichen, Kanonenkugeln aus Marmorstein, Granaten aus Glas, Sturm­­drescheln, Morgensterne, Pechkränze, alte Schilde, Panzer und verschiedene Fahnen um. Hier waren auch 4 Stück Kleine Ameipfünder, mit welchen Oberst Dampiere den in seinem Schloß Hart bedrängten Ferdinand II. von den Böhmen befreite. Im Jahre 1848 eignete sich die ungarische Regierung diese historischen Beldfunce an und gebrauchte selbe­r zu ihren Eweden. Ueber eine Treppe aufwärts gelangt man in ein zweites Gewölbe, wo Doppelfürasfe, Nesterhelme, alte türkische Gewehre und Pistolen, und viele andere Waffen und Fahnen­­eingelagert sind. In einer Abteilung sind verschiedene Waffen, Lanzen, Helebarden, P­artisanen, Nac- Schloßflinten, lange Musketen, kurze Schwerter, türkische Ge­wehre, ungarische Husarensäbel in Menge vorhanden. Da gibt es auch noch Schloßflinten und Pulverkapseln, Reiterriemen und Pferdezeug. Die merkwürdigster Gegen­­stände sind die türkischen Wurfspieße, und die alten Puzogange, da breite Schwert des Soproner Scharfrichters, jenes, des berüchtigten Räubers Jehmeniczy. Doch wer kann sie alle nennen die hundert und hundert verschiedenen Stücke, an die sie manch blutiges und ge­schichtliches Ereignis knüpft. Der Hof ist ein regelmäßiges Viereck In der Mitte desselben steht die Resterstatue des Fürsten Paul Esterházy. Am Fuße de­=­selben finden türkische Sklaven. Oberhalb des Tores befindet sich in rotem Marmor gemeißelt eine lateinische Inschrift. Die unwörtliche Ueberlegung lautet : Mich Forchtenstein Hat der Friedensschluk des Königs Mathias I. dem Kaiser­­ Friedrich III. gegeben. Die Liebe des großen Kaisers Ferdinand II. hat mich dem Neid­e zurücgestellt. Desselben Huld Hat mich dem Grafen Nikolaus Esterházy Palatin und Nitter des goldenen Vließes Uebertragen Welcher mich, durch Alter zerfallen, Dem Boden gleichnachend vom Grund an neu baute, Dem Baterlande, seinen Nachkommen und deren Schub sich aber die Unvergänglichkeit erwarb. Ebenerdig ist nebst etlichen Wohnräum­­lichkeiten die überaus reiche und wahre Kunst­­schäße bergende fürstliche Schagkammer. Selbe it äußerst selten und dann nur unter der strengsten Aufsicht dem Publikum zur Besichti- I .» - RT. ER »E- ·—-—"-—-.-,s?·»sis-Tk«-««s-;,is .««-—«4’«,..««s. BERN Tee

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