Oedenburger Zeitung, 1908. Oktober (Jahrgang 41, nr. 225-251)

1908-10-01 / nr. 225

.­­ 2­ ­stitution. Erst abzwarten, ob die parla­­mentarische Maschine in Konstantinopel in Gang kommt und wie sie funktioniert ... ebenfalls genießen mir jeßt in der Orientpolitik einen­­Augenblick des Auf­­atmens, der Detente, freili) um Den Preis erhöhter Gefahr für die Zukunft. Das muß den Blick Key, die Armeefrage leiten. Die äußere Lage muß die militär­­politische Frage gleichsam von( selbst mit sich in den Vordergrund drängen. Was jeit in Budapest hinter den Kulissen vor­­geht, kann ein Außenstehender nicht ve­­rteilen. Nur so viel ist gewiß, daß im Zu­­sammenhange mit der Diskussion Der äußeren P­olitik auch die der Armeefrage in den Debatten der Delegationen einen breiten Raum einnehmen wird.­­ Oedenburger Zeitung. Die Bilanz der Wähler auf Grund der Wahlreform. Sopron, 30. September. Um die Tendenz der Wahlreform­ des Grafen Andräaffy beurteilen zu künnen, verlehnt er sich. Die Konsequenzen Derselben sowohl vom Standpunkte de Anmwachsens der Nationalitätenstimmen als auch vom Stand­­punkte des Anmwachsens der Arbeiterstimmen mit dem Wahlreformentwurf­­ des ge­wesenen Ministers Fojef v. Kristoffy earasheuer zu vergleichen : Die Magyaren­en nach der legten Volkszählung 51,4 Prozent der Gesamt­­bevölkerung aus. Sie verfügten nach dem bis­­herigen Wahlrecht über 562 Prozent der Stimmen, nach dem Kriftöffyschen Entwurf sollten sie über 614 Prozent der Stimmen verfügen, und nach dem Entwurfe des Grafen Andrasfy werden sie in der gesamten Wähler­­zahl mit 618 Prozent vertreten sein. Die Deutschen bilden 118 Prozent der Bevölkerung.­­ Sie verfügen nach dem bis­­herigen Wahlrecht über 12,7­ Prozent der Stimmen, nach dem Kristofflichen Entwurf sollten sie über 148 Prozent verfügen, nach dem Entwurf des Grafen Andrasfy werden sie in der gesamten Wählerzahl mit 15,2 Prozent vertreten sein. Die Slowakten bilden 119 Prozent der Gesamtbevölkerung. Sie verfügen nach dem bisherigen Wahlrecht über 114 Prozent Stim­­men, nach dem Kuistöfflichen Entwurf sollten sie über 11,6 Prozent verfügen, nach dem Ent­­­­wurf des Grafen Andrasfy werden sie in der gesamten Wählerzahl mit 10,3 Prozent ver­­­­treten sein. Die Rumänen bilden 167 Prozent der Gesamtbevölkerung. Sie verfügen nach dem bisherigen Wahlrecht über 112 Prozent der Stimmen, und dem Schriftöfflichen Ent­­wurf sollten sie über 72 Prozent verfügen, nach dem Entwurf des Grafen Andräsfg wer­­den sie in der gesamten Wählerzahl mit 74 Prozent vertreten sein. Die Ruthenen bilden 25 Prozent der Gesamtbevölkerung. Sie verfügen nach dem bisherigen Wahlrecht über 2,9 Prozent der Stimmen, nach dem Kristofflichen Ent­wurfe sollten sie über 04 Prozent verfügen, nach­ dem Entwurf des Grafen Andrasiy werden sie in der gesammten Wählerzahl mit 65 Prozent vertreten sein. Die Kroatisfche Bevölkerung bildet­e außerhalb Sroatien-Slavoniens — 1­1 Pro­­zent der Gesamtbevölk­erung. Sie verfügt nach dem bisherigen Wahlrecht über­ 12 M­rozent der Stimmen, nach dem Kristoffy’schen Entwurf sollte sie gleichfalls über 12 Prozent verfügen, nach dem Entwurf des Grafen Andrassy wird sie in der gesamten RN mit 1­1 Pro­­zent vertreten sein. Die Serben bilden 2,6 an der Gesamtbevässerung. Sie verfügen nach dem bisherigen Wahlrecht über 28 Prozent der Stimmen, nach dem Kristoffy’schen Entwurf sollten sie 2,3 Prozent erhalten, nach dem Entwurf des Grafen Andrasigg werden sie in der gesammten ach mit 24 Prozent vertreten sein. Die anderen­­ Nationalitäten machen 2 Prozent der Bevölkerung, 1,6 Prozent der bisherigen Wähler, 1,1 Prozent der Wähler nach der Shriftöffy’schen Wahlreform und 13 Prozent der Wähler in der Andrafiy’schen Wahlreform aus. Daraus geht hervor, daßs die nationalen Ergebnisse der Andrafig’schen Wahlreform sich im großen und ganzen mit den Ergebnissen der Kristoffy’schen Reform deden. Sie sind um ein Geringes günstiger für die Magyaren, Deuts­chen, Rumänen und Ruthenen, entschieden und­günstiger für die Storafen. Der Unterschied zwischen den beiden Reformen liegt jedoch in nationaler Hinsicht darin, Daß im alle der Kristöfigichen Reform einzig und allein Die Annahm­e der Kenntnis des Schreibens und Lesens in einer absehbar nahen Zukunft eine starre Verschiebung der nationalen Verhältnisse zur Folge gehabt hätte,­n währen­d dies bei der Andrafiyischen Reform nicht der Fall ist, da diese, indem sie das Pluralwahlrecht an den Besiß und an eine höhere Bildung knüpft, eine größere Stabilität der erreichten Resultate verbürgt. gung 1 zugänglich. Von der Bahl der höchst interessanten Kunstgegenstände und Wertsachen seien hier nur etliche erwähnt, und zwar: türkische Zeitzeuge mit Purpur­ und Sammt staffert, goldene und silberne, mit Edelsteinen­­ ausgelegte Steigbügeln, Bistolen in fünftlicher­­ Ausführung, der Burogang des Königs Hunyady Matyad und­ der de Paul Kinizey, Fahnen, ungarische Säbel mit Gold und Edelsteinen ausgelegt, der Säbel des in der Schlacht bei­­ Mohácz (1526) verunglücten Königs Ludwig II., Panzerhemden mit türkischer Inschrift, Nekroto­­uhren, Spiegeln mit massiven Silberrahmen, Vokale mit Elfenbeinschnißereien, ein silberner Vokal des Paul Esterházy, er faht 20 Liter,­­ &öutora aus Silber, ein die Genealogie der Familie Esterházy Darstellender Stammbaum aus Silber, Notenkränze mit Perlen und und Edelsteine, kleine und große Silber­ und Goldmünzen, eine numismatische Sammlung verschiedene Orden, Lufter und Kirchengeräte aus Silber, ein Mederwurf des Königs Matyag, Kostbare persische, Teppiche und viele andere prachtvolle und teuere Kunstgegenstände, deren hoher Geldwert kaum zu bestimmen u­. Schluß folgt.) SEE EEE TE -i- -:.»«x«.,.. .,,--..»,,. 1. Oktober 1948 Politische Hadrid­en. Das Ipanifdie Königspaar in Bndapeft. Aus Budapest wird geschrieben : Das Programm zum Empfang des Spanischen Königspaares wurde nunmehr endgültig festge­­stellt. Der König und die Königin von Spanien "fahren mitteln­ Hofseparatzuges am 30. Sept. 11 Uhr nachts aus München ab und treffen am 1. Oktober 3 Uhr nachmittags in Budapest ein. Am Westbahnhofe werden sie von Sr. Majestät dem König, den in Budapest weilenden Erzherzogen und Erzherzoginnen, dem Korpskommandanten Grafen Herfull Gyllenband, dem­ Stadtkommandanten TMEL, Franz Surányi, dem­­­berbürger­­meister Koloman Fülöpp dem Bürgermeister Dr. Stefan Baarczy und dem­­ Oberstadt- Hauptmann Dr. Desider Boda empfangen ; auch eine Ehrenkompagnie mit Mufit wird dort aufgestellt sein, während die Garnison in den Straßen, welche das Königepaar passiert, Spalier bildet. In der königlichen Burg wird das Königspaar vom zweiten Obersthofmeister Fürst Montenuovo und dem Hofmarschall in Ungarn Grafen Ludwig Apponyi, dann dem gemeinsamen Meinister des Aeußern reis­heren v. Nehlerenthal, den beiden Minister­­präsidenten Dr. Weferle und freiheren v. Bed, den gemeinsamen und den fünf ung. Ministern, den Bannerherren, dem Kapitän der ungarischen Baron Trabantenleibgarde Geza Fejerpäary, dem Generaladjutanten Sreiheren v. Bolfras, so­wie der Balast­­dame Gräfin Ludwig Apponyi geb. Gräfin Margarethe Seherr-Thoß empfangen. Um 6 Uhr abends findet ein Familien- Um 9 Uhr wird der Ball bei Hofe im neuen Ballsaal abgehalten, der bei dieser Gelegenheit zum erstenmal in V­erwen­­dung kommt. Freitag um Halb 1 Uhr mittags wird der König von Spanien sein in Budapest garnisonierendes Regiment, das k. u. k. Infan­­terie-Regiment Nr. 38, besichtigen, und einem Dejenier des Offiziersorpd anmwohnen . Köni­­­gin Ena Viktoria wird in derselben Zeit beim Erzherzog Josef und der Erzherzogin Auguste einem Familiendejeuner beimwohnen. Abends 7 Uhr findet ein Galadiner im Zere­­moniensaal statt, um 9 Uhr wird im gräflich Eugen Karatsonischen Palais ein Ball ver­­anstaltet. Samstag mittag halb 2 Uhr findet ein allerhöchstes dejeurer dinatoire statt und um 4 Uhr nachmittags erfolgt die Abreise vom Westbahnhofe nach Dresden. # Unterrichtsminister Graf Apponyi beim König. Der Kultus und Unterrichts­­minister Graf Albert Apponyi ist gestern Vormittag vom König in besonderer Audienz empfangen worden. Man bringt diese Beru­­fung mit der in Lösung begriffene Frage der Katholikenautonomie in Verbindung. + Ministerrat. Heute Mittwoch, mittags 12 Uhr wurde im Palais des Ministerpräsi­­diums einen Ministerrat abgehalten, in welchem die laufenden­ Angelegenheiten zur Verhandlung gelangten. tt Die Delegationen. Nach einer aus­­ Lidze eingetroffenen Depesche hat man in den Kreisen der Landesregierung bestimmte Kenntnis, davon, daß die Thronrede, mit welcher der König die Delegationen­­ eröffnen wird, wichtige­ Mitteilungen über die künftige staatsrechtliche Stellung Bosniens und der Herzegovina enthalten wird. Zum Pronsidenten der ungarischen Delegation dürfte Graf Theo­­dor ZihHY, zum Vizepräsidenten Bela Baras ba3 gewählt werden.­­ Der Nuntius beim Fürstprimas. Der­ päpstliche Nuntius, Erzbischof Granito Di CBelmonte stattete geitern vormittags in­ Begleitung seines Sekretär Monsignore Roisi dem Kardinal­-Fürstprimas.­laudius Baßary einen­ Besuch ab. Der Nuntius wurde vom Dom­herrn Marius Berger empfangen und in die Appartements des Fürst­­primas geleitet, wo die beiden Siechenfürsten eine halbe Stunde lang die­set in Ungarn auf der Tagesordnung stehenden, die katholische Kirche­ betreffenden Fragen besprachen. 8 dürfte ich dabei in erster Reihe um die Landes­autonomie der Katholiken in Ungarn und um die Regelung der Kongrua gehandelt haben, welche Fragen in der­ nächsten Zeit ihrer Lösung zugeführt werden sollen. Es kann wohl angenommen werden,­ daß auch das päpstliche Dekret „Ne temere“ und die weite Streife ziehende Bewegung berührt wurde, die sich infolge der erwähnten Dekrete insbesondere in protestantischen Kreisen fundgibt. Da Kardinal- Fürstprimas Klaudius Vakary derzeit nicht in der Lage ist, Besuche zu machen, wird der Nuntius wahrscheinlich sich noch einmal in das Primatialpalais begeben, um die K­onferenz mit dem Fürstprimas fortzulegen.­­ Die Wahlreform. Die Zurüstungen für den Kampf um­ die Wahlreform werden in allen Lagern mit Volldampf betrieben. Die Mitteilungen der Blätter zeigten klar die Um­­riffe einer Gegenkoalition, in der die Sozial­­demokraten und die Nationalitäten die wich­­tigsten Faktoren sind, denen sich die radikale Partei und einige Bauernbündler anschließen. Kun verlautet aber auch schon mancherlei von einer zweiten, bereit gebildeten „Gegen= Koalition“. In D dieser hätten sich nach einer und zugehenden Mitteilung, die unabhängige Linke, die Demokraten und die Bauernpartei Achims zusammengefunden. &3 bleibt abzu-= warten, ob die Meldung sich bestätigt. Einer Statt. D­ie Hr

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