Oedenburger Zeitung, 1909. April (Jahrgang 42, nr. 74-98)

1909-04-01 / nr. 74

«­­ee­i 2. April 1909, Oedenburger Beitung. Generalversammlung. Zaunizipiumi Den PVorsiß führt die Präsidentin Frau Dr. Nofenfeld. * Generalversammlung des Hädtischen In der heutigen Generalver­­sammlung wurde mit über­wiegender Majorität beschlossen, die neuen Stierstallungen am „P­flanzsteig“ auf Kosten der Stadt zu erbauen und die in der Bachgasse bereits bestehende Stallung zu restaurieren. Für die R Restaurierung des Theaters wurden 200.000 Stronen votiert und Arch­ett Mepdgyakay mit der Anfertigung der Pläne betraut. Der Betrag soll im Wege einer Anleihe beschafft werden. Infolge der vorgeschrittenen Zeit künnen mir einen ausführlichen Bericht über die heutige Sihung erst in unserer morgigen Nummer bringen . Theaternachricht. Wir werden ersucht bekanntzugeben, daß den morgen Donnerstag den 1 April ,ab die Theaterfafla täglich von 10— 12 Uhr vormittags geöffnet bleibt. Die Photographien des Schauspielpersonals des Direktors Hanns Kottom sind im Tapezierer­­geschäfte des Heren Trinf £l, Grabenrunde,­­ausgestellt. * Tragischer Herbstmord. Gestern nach­­­­­mittags halb 6 Uhr hat sich die 18 Jahre alte Gattin des Gefängniswächters Christian 3­ei­d­­ner, geb. Anna Donath in ihrer in der Teich­­mü­hlgasse Nr. 7 gelegenen Wohnung mittelst Naffermeijerd, den Hals durchschnitten und war augenbliclich tot. Ueber den Selbstmord er­­fahren wir aus polizeilicher Quelle folgendes : Gestern in den­ Nachmittagestunden Hatte sich die gleichfall Teichmühlgasse Nr. 7 wohnhafte Wirtschaftsbürgersgattin Frau Andreas Göschl geb. Therese Holndonner aus ihrer Wohnung entfernt, um in ihrem Weingarten eine A­rbeit zu verrichten. Sie ließ ihre beiden kleinen Kinder Sofie und Marie im Alter von 9, bezieh. 11 Jahren allein zurück. Während ihrer Ab­­­wesenheit kam die junge Frau in die Wohnung der Göschl und soll nach Angabe der Kinder etwas Schmalz und Sped mit si) genommen haben. Von Frau Göjschl zur Nede gestellt, erklärte Frau Zeidner sich sofort bereit, den Schaden ‚durch‘ Heberreibung von 10 K gutmachen zu wollen, denn sie wollte sich die bezeichneten Biktualien nur ausborgen. Jau Söll wies jedoch das Anerbieten zurück und verbat ihrer Nachbarin das weitere Betreten ihrer Wohnung. Dieser wahrscheinlich nicht sanft­­ geführte Dialog Spiste fi dann zu einem traurigen Ereignisse zu. Frau Heidner ri in ihrem Zorne über das abgelehnte Anerbieten einen Revolver von der Wand und­­ drohte die Frau mit ihren Kindern zu erschießen. Frau Göschl entwand der jungen Nachbarin nach hartem Kampfe den Revolver, und eilte auf Die Straße, wo infolge des Lärms der Wachmann Nedecsi alsbald zur Stelle war, der den Revolver an sich nahm­. Während sich di­e auf der Straße abspielte, ergriff Frau Zeidner ein scharfes Nassermesser und Durchschnitt füh den Halo. Frau Zeidner stammt aus Pazsınar bei Bran­d. Ihr tragischer Tod erregt warme Anteilnahme. * Der westungarische landwirtschaftl. Berein hat mit Unterstüßung des Acker­­bauministeriums ® im verflossenen Winter eine segensreiche Tätigkeit geübt. In 12 Gemeinden wurden Weinbaufurfe errichtet, an denen sich 300 Kleingrundbesiter beteiligten. In 7 Ges­meinden wurden Hausindustriefurfe eröffnet, an denen sich gegen 200 Landwirte beteiligten. In weiteren 50 Gemeinden wurden land­­wirtschaftliche Fachvorträge gehalten. Die Zahl der Teilnehmer betru­g 6000. Eine der größten M Wanderversammlungen war die in der Ge­­meinde Kapupar abgehaltene. Die Abhaltung solcher Wanderversammlungen wird sich auch auf den heutigen Sommer erstrecken. * Die Bluttat eines Wahnsinnigen. Eine grauenhafte Bluttat hält die Bewohner von Särpvär in Utem. Gestern nachmittags 4 Uhr entstand bei heftigem Drfan im Hause des gutsituierten Hutmachers djef Tomfa ein Brand, der den ganzen Marftflec einzuf­ä­b­ern drohte. Den Schrecken mehrte noch die Mitteilung, daß ein In­wohner de Hauses namens Ga Szartd den Flammentod finden müsse, da eine Rettung aus dem bren­­nenden Haufe unmöglich sei. Beherzte Feuer­­wehrleute ließen sich aber dennoch nicht abhal­­ten, ins Innere des brennenden Hauses ein­­zudringen. Hier bot sich ihnen ein entgeblicher Anblic. Szartö lag mit durchschofffe­­ner Brust auf der Erde. Kein Zweifel‘: S­ärtö wurde von Mörderhand getötet und sodann das Haus in Brand gesteckt. Der Ver­­dacht, diese beiden Verbrechen verübt zu ha­­ben, richtete sich auf den 28jährigen Sohn des Hutmachermeisters To­m­fa, der plößlich ver­­schwand. Die Nachforschungen haben ergeben dak Tomta auf den Dachboden eines Hauses flüchtete und si dort mittelst Revolvers entlibte.. Es ist kaum zweifelhaft, daß Tomte’ nach dem Morde und nach der Brandlegung, die er offenbar im Wahnsinn verübt hatte, sich selbst das Leben genommen hat. * Der Meierhof im Sinrorf Barısa abgebrannt. Ein furchtbarer Brand mietete nacht in der Nähe des Kurorts Tarıza (Talis­mannsdorf). Der Meierhof Vilagos, Eigentum des Grafen Batthyandy, gegenwärtig ver­­pach­tet an Rafael Berfopvits wurde ein Naub der Flammen. Ein riesiger Sturm, der zur Stunde des Tellerausbruch d­robte, ver­­hinderte die Lokalisierung de Feuers, das troß aller Anstrengungen der herbeigeeilten Teuerwehren nicht bewältigt werden konnte. Der Schaden, da der ganze Meierhof in Schutt und Asche verwandelt wurde, beziffert sie auf über 30.000 Kronen.­­ Bei Personen, deren Beruf eine vor­­herrschend fißende L­ebensweise erheilcht oder denen die nötige kürperliche Bewegung verjaut­et, treten häufig Störungen des Verdauungs­apparates auf. Zur Beziehung dieser Leiden leisten weder vegetabilische Mittel, noch andere Mineralwässer gleich nachhaltig günstige Dienste, wie eine mehr­wöchentliche Kur mit dem an schwefelsauren Salzen,so außerordentlich reichen natürlichen Franz Josef Bitterwasser. * Ein verhafteter und wiederentkom­­mener Mörder. Aus Kapozvar wird berichtet: Der Doguliner Gendarmerie gelang es gestern einen der Vacz­ Neträger­raubmörder zu ver­­haften. Der Mörder, der seinen Namen nicht angeben wollte, wurde unter Bewachung zur Bahn gebracht, um nach Budapest befördert zu werden. Unterwegs, zwischen den Stationen Somogykob und Despöstanya, sprang Der­­selbe von dem in voller Fahrt befindlichen Eisenbahnzug plößlich herunter und verschwand spurlos Nach dem entlommenen Mörder wird gefahndet. * Eierfarben in verschiedenartigen Farben, kaufen Sie am besten in der Lömwen-Droguerie Franz Müller, Sopron, Spitalbrüche, Gerichtshalle. Der defrandierende Juwelier. In Sopron Hatte sie vor etwa zwei Jahren ein Herr Theofil Novak als Uhr­­macher und Juwelier niedergelassen, der das Herausschwindeln von Samwelen geschäftsmäßig betrieb. Er nahm Brillant-Boutons, goldene Ringe, Ketten 2c. von Wiener und­ Budapester Zumelieren in Kommission, verkaufte die Gegenstände und steckte den Erlös in die eigene Tasche. Durch diese Machinationen kam die Wiener­ Firma Marius Eisenberg und die Budapester Firma Friedländer zu Schaden. ‚Gestern fand wegen dieser Betrugesakta die Hauptverhandlung gegen Novak statt. Der­­selbe erscheint in Stärlingskleidern be­reitet von einem Lustizsoldaten. Er verbüßt nämlich im Soproner Gefangenhause eine 1­,,jährige Keckerstirafe. Novak verantwortet sich dahin, daß er die Waren nicht in Kommission übers nahm, sondern als Juwelier getauft habe. Er schulde daher den „Betrag, den er bezahlen werde. Die gestern einvernommene 19 Jahre alte Buchhalterin der Firma Eisenberg, Sarah Horn mies mit den mitgebrachten Büchern Annisholms Geheimhilfe Detektivroman von Sir Werner. Autorisierte Weberregung aus d. Dän. von F. dr. Känel. 41] Mahdrud verbsten.] Schluß. Schon vorher aqubwege geraten,wurde er nun unter den jungen Spitzbuben und an­­gehenden Verbrechern vollständig verdorben. Er flüchtete dann aus der Anstalt und vagierte wieder im Lande umher, bis er zu­­fällig mit Williams und seiner Bande zus­­ammentraf. Sie nahmen sich feiner an und sorgten für ihn, wofür er ihnen bei ihren Schärfen streichen, Einbrüchen un.­behülflich war. Eines Tages kam Williams zu ihm und teilte ihm mit, daß sein Vater gestorben wäre und sie nun zurück nach Dänemark reifen wollten. Vier Mann stark kamen sie herüber und quartierten sich bei dem alten Müller ein, den Williams von früher her fannte. Von hier an unternahmen sie dann ihre nächt­­lichen Crpeditionen nach dem Schloffe, wie wir bereit mußten. Er berichtete uns dann weiter, daß Williams ihm in der vorigen Nacht mitgeteilt habe, sein Vater sei erst recht gestorben, er habe ihn drunten im geheimen Gang erschossen. Aus Kummer darüber habe er an der Expe­­dition von heute abends nicht teilnehmen wollen. As er 6i8 zu Diesem Bunte erzählt hatte, hörte ich pröglich einen Fluch, einen­­ bracht Hat. »­­ Schuß und sah eine dunkle Gestalt in den Wald neben dem Weg hineinhufchen. Es war der Müller, der die Gelegenheit zur Flucht bewubt hatte. „Ach, daß ihn nur laufen,” sagte Sadson. „Wir werden feiner schon noch Habhaft werden.“ Aß wir auf N­avıızholm anlangten, führten wir den jungen Viktor hinauf in das Turmzimmer, wo der alte Baron und „die junge Herrschaft” saßen­ und nng voll Spannung erwarteten. Sakson erstattete kur den Bericht über das Geschehene und alle gratulierten ihm zu dem schönen Resultat. Man beschloß, den jungen Piltor in einer Privaterziehungsanstalt unterzubringen und — er läßt sich eigentlich nicht viel mehr mitteilen, als das Sadson und ich von der dankbaren Familie Abschied nahmen, am nächsten Morgen früh nach Vejlby und von dort über Aarhus nach unserer lieben Haupt­­stadt fuhren. Der Müller war und blieb für immer versch­wunden und Viktor kam nach z­wei­­jährigen Aufenthalt auf einer Lateinschule mit der funfelnden Studentenmühe auf dem Kopf nach Ravnsholm zurück. Er wurde mit Freude und­ Liebe in der­ Familie aufgenommen und sein Uneinge­weihter bat jet eine Ahnung davon, daß der junge Forstkandidat Viktor von Naben ein paar Jahre seiner Kindheit in einer australischen Erziehungsanstalt wer: Wir waren wieder daheim in unseren gemütlichen Wohnungen in der stillen Wallgasse auf Prinsens Bro. Jakson ruhte von den überstandenen Anstrengungen aus und ich arbeite wieder für mein Blatt. Wenn wir dann am Abend bei Damen sahen, entweder in meinem Saal oder in dem geräu­­migen Divanzimmer Jacksons, dann erzählte er gerne von seinen Erlebnissen im In- und Auslande. Er hatte wahrlich etwas erlebt, das der Nede wert war. Diese Abenteuer notierte und verwahrte ich, um später von den Taten er­­zählen zu­ können, die Jadson ausgeführt hatte. An meinem Geburtstag im Frühling überreichte er mir feierlich­ eine­ Schachtel mit einem rostbaren Brillanten in goldener Faltung. „Das it das einzige, was ich von dem Navnızholmer Schach mitbrachte, den wir in jener Nacht in dem unheimlichen Gewölbe fanden.” Ich dankte ihm für das schöne Geschent und sagte: „Darf ich ihnen mein eigenes Geschent präsentieren.” Ich reichte ihm ein Paket, das er öffnete „“o ist bloß eine kleine Erzählung von den Erlebnissen eines englischen Detective und eines dänischen Journalisten auf einem jütischen Edelhof. Sie trägt den Titel „Ramnsholms Geheimnisse.” & .­z-·z«. u

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