Oedenburger Zeitung, 1909. Juli (Jahrgang 42, nr. 147-173)

1909-07-01 / nr. 147

- ‚XLI. Sahigang. Donnerstag, 1. Juli 1909. ei Wreis: 7 Seller. Binr­ertensperrfe: a 22 K, Bere ang a K, vierteljährig 5K 50h, monatlich 1K%0 Für MEERE Ganzjährig 26 K, halbja­hr 13 K, vierteljährig K 50 h, monatlich 2 K 30 Zur Solo­­burger Leitung Politifhes Taablaft. Mminiftration und Verlag: Buchdenkerei Lilfred Romm­alter, Grebenrunne 121, Gelephon i­. 25. Preis: T Seller ug Shferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsc; iberallhin gratis und franto versendet SAUCHSeRaRNEügE AUbonnements: und nfertionäges bihren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufenden Vermittlung durch alle Annr­nzenbureauf. Oldenbuener Zeitung Mit 1. Juli beginnt ein neues Abon­­nement auf die „Oedenburger Zeitung“. Außer dem sonstigen reichhaltigen Inhalte bringen wir nunmehr ständig eine Romanbeilage in welcher wir die gediegensten und modernsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur "veröffentlichen. Außerdem erscheint auch weiterhin unter Ilustriertes Sonntagsblatt als gediegene belletristische Wochenschrift für Familie und Haus, deren prächtige Illustrationen stets ganz besonderen Anklang fanden. Der Abonnementspreis der „OÖpden-­burger Zeitung“ beträgt bei täglicher Zu­­stellung ins Haug (pro Sopron K 550 für auswärti ® K 6.50 vierteljährig. Für das „Sluffrierte Sonntagsblatt“ sind separat 30 Leiter pro @nartal zu entrichten. Nr. 147.­­e Die nächste Zukunft. Sopron, 30. Juni. Die Würfel sind gefallen. Das Exe­­kutivkomitee der Unabhängigkeitspartei hat die Vorschläge des homo regius runde­ und angeblich einstimmig abgelehnt. Daran wird unwahrscheinlich die für heute nach­­mittags einberufene P­arteikonferenz wenig ändern.­­ Dem jyernerstehenden mag das als männliche, mutige Tat, als ein getreues Sesthalten an den Prinzipien der Partei erscheinen, der Eingeweihte aber weiß, daß d­ieser Schein trügt, Daß die große Partei unrettbar ihrer gänzlichen Auflösung und Zersprengung entgegengeht. Gerade Diese scheinbare Einigkeit ist der beste Bewweis dafür. Es machen sich so viele Sonder­­interessen in den einzelnen Sparteigruppen geltend, daß man lieber übereinstimmend alles ablehnt, alse einzelnen Dieser Gruppen gemilse Vorteile zu gönnen. Die Kofjuthagruppe will mit den bis­­herigen Koalitionsparteien weiterarbeiten, die Yuithgruppe zieht ein Zusammengehen mit den Allliberalen vor und sehen macht sie auch eine dritte Strömung geltend, die auf die Gründung einer reinen Agrarierpartei (vor der und Gott behüten möge !) hinausläuft. Man sieht, von­­ männlichem Mut und starrem Teilhalten an den P­artei­­prinzipien i­ nicht viel zu bemerken, ein jeder Teil ist gerne geneigt, sich unter das „verhaßte Ich“ zu beugen. Der ganze Unterschied liegt darin, daß Kossuth, im Hinblickk auf das bekannte Sprichwort, daß selten etwas Besseres nachkommt, gerne’ alles beim alten lasjjen möchte, während vurth und seine getreuen Ans­hänger, nicht vielleicht aus Ueberzeugung, sondern aus rein per­­önlicher Ahti­­pathie, sich lieber mit den Altliberalen, den „Brabanten”, ja sogar mit dem­­ Teufel verbinden möchten, nur um sich den ver­­haßten Grafen Andrasffy vom Halse zu schaffen. Nun geht die ganze Komödie ihrem Ende zu und was die nächste Zukunft bringen wird, ist demjenigen, der ich seinen klaren Blick zu mahren mußte, fängst sein Geheimnis mehr. Die Krone hat unbestreitbar das Necht, ihre Minister aus der Neihe jener Männer zu wählen, Die ihr zusagen, sie hat ebenso unbestreitbar das Necht, das Abgeordnetenhaus aufzulösen und Neu­­wahlen auszuschreiben, ja­­ dieselben im Bedarfsfalle wiederholen zu lassen. Sie begeht damit keinerlei Ber­affungsver­­fegung und sind Die diesbezüglichen Drohungen mit dem „nationalen Wider­­stande” und vergl. nichts weiter als leerer Sk­lefant. Wir sind im Gegenteil fest überzeugt, daß eine große Anzahl von jenigen Acht­­undvierzigern sich der Lufäcsischen Kombi­­nation anschließen werde und daß es viel­­leicht auf diesem Wege zu einer Neu­­formation, zur Bildung einer neuen Parte k kommt, die den Fusionsgedanken, wenn auch auf andere Art, als man bis­­her dachte, verwirklicht. © Das eine Steht fest: Die Unab­­hängigkeitspartei in ihrer jenigen Form hat ihre Gru­tenz­erechtigung verloren und Feuilleton. Bon Sarajevo nach W­ostar. Bosnien ist nach unserem Sprachgebrauche durch das kleine Wörtchen „und“ mit der Herzegowina auch als Begriff völlig verbunden worden; melde Gemalttat! Gleich nach Ueber­­screitung der Grenze wird sie offenbar, erregt das „und“ durch einen langen Gedankenstrich als Zeichen der erfolgten Begriffsforrestur. Etwa zwei Stunden nach der Abfahrt von Sarajevo tritt dieser Wechsel ein; man hat die stark bewaldeten sanfteren Höhenformen, Spender der massenhaft in den Stationen lagernden Bauholzer, die Weiden. Die jßig bes­chachten Häuschen passiert und it, von einer Zahnstange unbemerkt unterftügt, auf die Pak­­höhe der van planina gekommen. Dieser Pak, nur wenig niedriger als der Brenner, ist gleich ihm auch die Wasserscheide zwischen der Adria und dem Schwarzen Meere, der mächtigen Buchenwaldungen wegen auch Sommerfrische. Hier, bei dem langen Tunnel, der, volle Steigung ersparend, das Frangebirge unterfährt, ist ein wenig Zeit gegeben, die Sorgfalt des militärischen Schubes zu be­­wundern, der in rascher Fahrt zu leicht über­­stehen wird. Hier hat sich die unserem Staate eigene Kunst der Improvisationen wohl glänzend be­­währt. Ein geriisser Stob an permanenten Sicherungsbauten dient als Rüh­alt. Jedes der einsamen Stationsgebäude ist nämlich durch Panzerplatten mit verschließbaren Gewehr­­­­scharten an Fenstern und Türen armiert, so das Ueberfälle auf diese für die Erhaltung des Bahnbetriebes unentbehrlichen Hochbauten mit geringer Beratung abgewehrt werden können. Zum Schube besonders wichtiger Tunnels oder Brücken bestehen eigene kleine, sehr feste Defensionzlaternen, in felsigem oder Karst­­terrain oft kaum von der U­mgebung zu unter­­scheiden; für telephonische und Signalverbin­­dung ist natürlich gesorgt. Die Befagung der Bahnhöfe und­­­ieser Objekte genügten fest begreiflicher­weise nicht zur Bestreitung der vielen Posten und Pas­trouillen längs der ganzen bosnisch-herzegowini­­­chen Linien; darum mußten stärkere Wachen eingeschoben werden, wo auch die abgelöste Mannschaft eilen und ruhen konnte. Am ein­­fachsten­ geschah deren Unterbringung in abseits geschobenen Waggons vierter Klasse, nebenbei gejagt, einer Spezialität, welche der Armut der Bevelferung durch einen beipiellos billigen Fahrtarif Rechnung trägt und sie dadurch auch an das vielfach militrauisch oder als überflüssig betrachtete moderne Verkehrsmittel gewöhnt. Primitive Blockhäuser aus Brettern oder Karstgestein, von der Mannschaft selbst errichtet, sind weitere Auskunftsmittel. Dabei ist die Kontrolle der die Züge verlassenden Raffagiere eine sehr strenge, da Gendarmerie, von der militärischen Wache unterstüßt, jeden zur Legiti­­mation auffordert; der große Wert der­ Gen­­darmen kommt hier besonders in ihrer Kennt­­nis der anfälligen Bevölkerung zum Augbruch, deren Taschen je nach dem Leumund de3 ein­­zelnen gar nicht oder sehr genau untersucht werden. &3 it daher j’gt wohl nirgends sicherer zu reifen als gerade hier. Jenseits der Jvan planina ein ganz ver­­ändertes Bild; tief unter der in eleganten Kurven hinabfindenden Bahnlinie ein Meer von blühenden Obstbäumen. Der von dieser Strecke stets sichtbare imposante Gebirgestod der Prenj, stark an die Dolomiten erinnernd, trägt übrigens schon eine Reihe von Schughütten, die, für Hoctouristen erbaut, stets mehr besucht werden. Konjica, das alte Türfenstädtchen mit großer Vergangenheit, steinig in feinem Blütenmantel liegend, ist vorüber, wider folgt ein eld­­defilee, in dessen Tiefe die Narenta rauscht, während die Hänge Ruinen uralter Burgen tragen, die wie Schwalbenreiter daran­­leben. Eine mildbe­wegte, reiche Vergangenheit ließ ihre Zeugen überall in diesem unteren Neul­ande; sie wird zu achten sein. Jenseits führt die Straße, Hoch über dem Fluß; da steigen zwei Mudlmanen müh­­selig von Blod zu Blod den Hang hinab, der eine hat nun das Wasser erreicht, nimmt die rituellen Waschungen vor, er flimmt dann einen Felsen mitten in der schäumenden Flut und betet dort, flach zu Boden gebiet ; nichts hätte ihn fest abgelenkt und nie hätte er es sich verziehen, ohne Waschungen zu beten, mit Waller erreichbar; daß er Gebetzzeit mar, sagt ihm wehr der Stand der Sonne; er schien zu arm, als daß man ihm den Relit einer Uhr zutrauen konnte. (Fortlegung folgt.) a

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