Oedenburger Zeitung, 1909. September (Jahrgang 42, nr. 199-223)

1909-09-01 / nr. 199

U­­ « « XLlL July-gutng Freisx7sveccer. ,Pkäunmeratiouspreife: 'sLoso:Ganz1äh1-i922l.halbjährigllk,v1crteliiibrig SKSCli.monatlichllcsdl-i. sürdlitswärtskgsanjähriqækhalkjfäbriglsxviertekihslsrig gnsozn.nisnatrici12usoh.« Tre u. Kr. 199. edenburger Zeitung »olififdes Taablatt. Adminiftretion und Verlag: AInterate narı Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franko versendet Auchtrukerei Mifter Romtvalter, Grebenrunde 121, Annonzenaufträge, Asonnemenid: und Infertiondges bren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung duch ab­Anns­nzenbureaug. Gelephon Zilr. 25, Preis: 7 Sellex ..-»-·«.WYP—«I--« die Delegationen. Sopron, 31. August. Ursprünglich bestand der Plan, die Delegationen für den Monat Oktober einzuberufen. Davon kan nun bei den Komplikationen der politischen Lage sowohl diesseits als jenseits der Leitha seine Rede mehr sein, und es ist sogar, groß des Umstandes, daß der Minister des Reußern naturgemäß auf eine möglichst frühe ‚Ab­­haltung der diesjährigen Seksion drängt, sehr fraglich, ob die Gntmic­ung der Dinge eine Tagung der Delegationen im Monate November gestatten wird. An erster Linie handelt es sich um die Erledigung der Vorlagen und Gefäß­­entwürfe, die mit der Annexion Bosniens und der Herczegeopina zusammenhängen und deren parlamentarische Verabschiedung nunmehr seinen Aufschub leidet. Des Weiteren aber werden die Aufwände für Heer und Marine, insbesondere die Flotten­­pläne viele Millionen verschlingen und muß die Heeresverwaltung wieder einmal in ausgiebigstem Maße an die „Opfer­­willigkeit der Delegationen” appellieren. Demnach­ wird das gemeinsame Budget eine Mehrbelastung der beiden Staaten enthalten, die auch die ärgsten Befürch­­tungen weit übertreffen dürfte, Bricht man doc in einge­weihten Fachkreifen von etwa 600 Millionen Kronen We­ih­raus­lagen. Die Aussichten für die diesjährigen Beratungen der Delegationen sind schon aus diesem Grunde seine günstigen, sie werden aber direkt verzweifelte, wenn man die gegenwärtige politische Lage in Betracht zieht. Bei ung steht die leidige Banffrage einer baldigen Entwirrung im Wege, in Oesterreich aber mcütet der Sprachenstreit mit erhöhter­­ Kraft und Leidenschaft. Bei uns wird voraussichtlich die Bankgruppe in die Opposition ge­­drängt werden, Oesterreich hat ohnehin seine extreme Opposition, und beide werden in erster Linie mit dem Bermeigern der Staatsnotwendigkeiten ihren Willen zu erzwingen suchen. Daß es unter solchen Umständen in den Delegationen stürmisch hergehen wird, muß jedem einleuchten, der die Psychologie und die Kampfart unserer Parlamentarier fennt. Hiezu kommt aber noch, daß Die­­ enfants terribles des österreichischen Reichs­­rates, die Slawen und die Christlich­­sozialen, ihr Menschen an dem gemein­­samen Finanzminister wegen der Affäre der bosnischen Agrarbank werden fühlen sollen, was selbstverständlich wie der in der ungarischen Delegation entsprechende Wiederhalt finden und Angriffe gegen gemeinsame Funktionäre hervorrufen dürfte, welche in der Gunst der österreichischen Delegationsmehrheit stehen. So sieht man haben wie drüben einer bewegten Delegationsfession entgegen, wobei es noch außerdem vollständig uns bestimmt ist, wann es überhaupt zu der Wahl der Delegationen kommen kann und ob die gegenwärtigen Parlamente überhaupt noch arbeitsfähig gemacht werden können. Die Zusammenstellung des Staats­­voranschlages für das nächte Jahr ist zwar im Zuge, man hält sich jedoch pein­­lich Strenge im Rahmen des diesjährigen B Budgets. Wie unter solchen Umständen die quotenmäßige Beteiligung Ungarns nach den ins riefenmäßige anmach­enden gemeinsamen Ausgaben ihre Deckung und parlamentarische Rotierung erhalten sol, das ist ein Rätsel, mit dessen Lösung sich wohl die kommende Regierung zu befassen haben wird. Politische Nachrichten. Inland. Der Szegeder S Katholikentag Sonntag begann in Szeged die Neunte katholische Landesversammlung, welche drei Feuilleton. J­ätare. Novelle von U. Hinze [Nahdrud verboten ] Er war in einem Städtchen der Steier­­mark. Dort, wo die Talsyzle de Urgebirges fi­­erstredt und sanft ansteigende Gehänge und kuppelförmige Hügel, sowie eine ver­­schwenderische Vegetation, die zur Zeit des V­orfrühlings bereits üppig entwickelt ist und ein Landschaftsbild von anmutiger Schönheit gibt. Abendsonnenglanz lag darüber außge­­gossen. Ueber das Tal Hin tönte das Alte: Läuten — 8 war Lätaresonntag morgen Gerade so golden wie draußen, lag das Abendrot auf dem gesenzten blonden Kopf des Mädchens, das in der Hauptstube eines freund­­lichen Häuschens saß und ein langes Holz­­stäbchen emsig mit bunten Bändern umflocht. Nun ward an seine Spike ein B­eig mit jungem Grün gehettet. Das sah hübsch und lustig aus! Dem Mud­, Cantas zwölfjährigem Bruder, würde der Stab schon gefallen! Er sollte ihn morgen, beim Umzug der Schul­­kinder, tragen. Dem­ Läzaresonntag wird hier zu Zande von Jung und Alt festlich begangen: der Winter ist vorüber, der Sommer nah und damit die Freude. Manche tragen auch kleine Kränze an den Stäben und reichen sie in die Häuser hinein und erhalten dafür Geld -oder kleine Gaben. Solch ein Kränzlein, jet vermelft, ver­­blaßt, hing gerade über Gantas Köpfchen an einem aden von der Zimmerdedke herab. Er war dem Borjahre und, wie üblich hier, auf­­bewahrt worden. An dem Kranz mußte wohl eine Er­­innerung Hängen, denn al das Mändel gebt sein Werf beendet, 05 er den Brief zur Decke empor und sah schier versonnen auf den Kranz. Und da geschah es, daß die Santa plößlich aufschrie, aufsprang und die Hand auf den roten Brustflef preßte, über dem prallen Mieder­g leife, aber sichtbar bewegte sich der Kranz. Das bedeutet Glück, sagt der Aberglaube. „Mikofch !” stieß die Canta­ hervor. „Mie forch!” Und all die Sehnsucht, dad Baudern und Sorgen der rechten Monate mollte sich von ihr lösen. Freilich, der Läzare-Sonntag mar ja nah mit feiner zauberkräftigen Macht ! Sie dachte zurück an den Augenblick, als der Kranz gerade so geheimunsvoll sich bemegt hatte sie eben — damals, als der Mikosch Abschied genommen, um zurüczukehren nach den bheimatlichen Kalkbergen, nahe bei Marin­­ell. « » Cantas Eltern waren deutsche Steierer, der Mikosch aber ein Slowene.Er war auf einem großen Eisenwerk tätig und sehr tüchtig in seineem Fach Aus dem Fest der Weinlese im letzten Herbst,»hatten sie sich kennengelernt. Der Mikosch war ein bildsauberer Bursche in seiner schmucken Obersteiertracht,und die Canta das schönste Mädchen bis hinab zum Mürztag und sie waren echte Kinder ihrer wundervollen Heimat.Impulsiv und leicht empfänglich,war die Liebe,rasch wieder Blitz über sie gekom­­men.Cantas Vater aber war stolz auf seine schöne Tochter und der Mikosch war ihm zu wenig als Schwiegersohn.,Erst tudich hervor in deinem Fach,ehe du bei mir anklopfst“, hatte er dem Werber erwidert. „Aber beeilen , du dich, denn seine Waare geht schnell De. „Diese Lippen bleiben dein !” waren Santa rechte Worte gemesen, während der Mikosch, unter Leidenschaftlichen Treueschwüren sie zum Abschied an sich gerissen — da hatte der Läzarefranz leise sich bewegt... . Das Mädchen fuhr aus feinem Sinnen auf. Die Tür öffnete sie ungestüm und der Muck, ein Hübscher Junge in Kniehosen und bunten Trägern über dem Leinenhemd, stürmte herein. „Ist der Stab fertig, Canta 2" „Sreilich, Muck, und er wird dire sehen gefallen.” “ „Sa, der ist schön!” sagte er mit Leuch­­tenden Augen und hafchte nach dem Stäbchen, das die Schwester hoch hielt und schmenfte er triump­hierend durch die Luft. „Beinahe fu schön wie —.” Er steche, schlug sie mit der Hand leicht auf den Mund und lachte. „Morgen wird es so wunderlichön, mie’ noch niemals war,” prahlte er. Und verschmigt zur Schwester hinklingelnd: „Es wird nämlich eine Ueber­­raschung geben, — Hörst du, Canta? eine Ueberraschung! Ich darf sie aber nicht ver­raten und Die anderen Kinder auch nicht !“ Sie lächelte über seinen findlichen Eifer. Ihre Gedanken aber waren bei Mikosch und ob es ihm mehr gelingen würde sich herbor­­zutun, wie es der Vater gewollt. „Ich frag’ auch gar nicht, Muck, damit ich dich nicht in Versuchung führ’ zu plaudern,” beruhigte sie ihn. „Ich halt’s schon aus bis morgen.” „Wenn du mnwüßtest, was ich weiß, Canta, würdest du es nicht!“ Damit lief er lachend hinaus. (Schluß folgt.)

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