Oedenburger Zeitung, 1909. Oktober (Jahrgang 42, nr. 224-250)

1909-10-01 / nr. 224

Ausko­­vr 2 500" - meer ng ÜEVRORBEHTEER BETRIEBE EZ KEIL. a Sehenbunger Zeitung MXreis: 7 Seller. Prännmeratinnäpreife : BE : Lola: Ganzjährig 2 K, Veh » K, vierteljährig 5K 50h, monatlich 1K%0 Für EEE Bansjährig 26 K, ti 13 K, vierteljährig K 50 h, monatlich 2 K Sretig, 1. Oktober 1909 1 . Oktober. 1909. »Politisches Tagblatt. Administration und Verlag: Buchbrauerei Zilfred Nomtvalter, Grebenrunde 121, Belephen Nr. 25. Fe 224. Preis­ 2 Scheller "CERSSEEERESEREEEERETEINE? 1 SREBPEESEESEEBEDEEEETSEBENEREE”" ZEEBSEEREER, 52% Inserate und­ Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franto versendet rg, Abonnemenid: und nfertionäges bühren sind an die Administration (Drachenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Anni­nzenbureaus. Medenburger­­ Zeitung Mit 1. Oktober beginnt ein neues Abon­­nement auf die „Medenburger Zeitung“. Außer dem sonstigen reichhaltigen Inhalte bringen wir nunmehr ständig eine Romanbeilage in welcher wir die gediegensten und modernsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur veröffentlichen. Außerdem erscheint auch weiterhin unser Illu­striertes ENDE al gediegene belletristische Wochenschrift für Familie und Haug, deren prächtige Illustrationen stets aeiz besonderen Anklang fanden. Der Abonnementspreis der „Oeden­­burger Zeitung“ beträgt bei täglicher Bu­­stellung ins Haus (pro Sopron K 550, für augmärti K 6.50 vierteljährig. Für das „Ilustrierte Sonntagsblatt“ sind separat 30 Leiter pro Onarial zu entrichten. Feuilleton. Barum id Gretchen Holm nicht zum Weide bekam. (DOriginalfeuilleton der „Oedenburger Zeitung“.) Sa, ja, da ist eine tragikomische Ge­­schichte. Heute nämlich erscheint sie mir fomisch, damals aber, als sie passierte, da­­ nahm ich sie fürchtlich tragisch, so tragisch, dab ich mich volle acht Tage Hindurch mit Selbstmord­­­en trug. Ich war damals noch ein kleiner FJour­­nalist in dem noch kleineren Städtchen Grünau, wo ich den „Grünauer Boten” vom Leitartikel bis zu den diversen „Eingesendet“ ganz allein redigierte. Biel zu tun Hatte ich nicht, denn die wenigen Neuigkeiten, die sich im Städtchen zu­ trugen, gingen so rasch von Mund zu Mund, daß ich einfach nur die Ohren offen zu Halten brauchte. Der­­ Reporterdienst verursachte mir also seine Schwierigkeiten, ebenso wenig wie der Leitartikel, denn Grünau war seit urdent­­lichen Zeiten streng konservativ und regierungs­­freundlich, ich brauchte also nur einfach alles, was die Regierung tat, in den Himmel zu erheben, die garstigen Oppositionellen aber in ihmwungvollen Worten zu Landesverrätern zu stempeln und in den tiefsten Pfuhl der Hölle zu berdammen. Umso mehr verlegte ich mich auf den feuilletonistischen Teil unseres Blattes, mußte ich doch, daß der erste Brief all der blühenden Mädchenm­ospen Grünaus am Samstag abends, wenn der „Grünauer Bote” erschien, dem ER TEERLHPTE EITHER BEI RER RE­I Bor der Entscheidung. Sopron, 30. September. Alle Augen sind nach Wien ge­richtet, wo heute Dr. Weferle um wahrscheinlich schon morgen Franz Ko­­­­ruth in Audienz erscheinen werden, um die Entscheidung des Monarchen bezüglich­ der Demission und der Lösung der Krise entgegenzunehmen. Weferle geht mit dem D­emwußtsein nach Wien, daß Die Krone­­ der gemesene seine Entwirrungsvorschläge ablehnen wird. Dagegen ist die Unabhängigkeits­­partei voll froher Hoffnung, hat sie doch die Sache nunmehr furchtbar schlau an­gepacht. Franz Kofjruth hat sie nämlich das Entmwirrungsprojekt Ladislaus LU ur tück zu eigen gemacht, dasselbe, das Finanzminister erst vor kurzgem aus Wien mitbrachte ; die Unab­­hängigkeitspartei wird also vom Monarchen jenen Modus der Ent­wirrung empfehlen, den er selbst kürzlich durch seinen Ver­­trauensmann vorgeschlagen hat. Darauf basiert die Siegeszuversicht der Unabhängigkeitspartei und, mathe­­matisch genommen, ist Dieselbe auch vollkommen berechtigt, denn Kossuth be­­findet damit der Krone gegenüber weit größeres­ntgegenkommen, als Die 67er Parteien mit ihren nationalen und wirtschaftlichen Forderungen. &3 ist der hochkronische Fall eingetreten, daß Die beiden Richtungen vollständig ihre Rollen vertauscht haben, denn heute sind Die 67er Parteien die F­ordernden, die Unab­­hängigkeitspartei aber diejenige, die alles, alles gewährt, nur um endlich ihren Herzenswunsch erfüllt zu sehen und ans Ruder zu gelangen. Der Plan ist schlau erdacht, doch hat man in der Berechnung einen Faktor übersehen: die Vertrauensfrage, „Seuilleton“ galten. Was hätten sie auch anderes lesen solln? Die „Tagesneuigkeiten“ mußten sie ja alle schon und der „Leitartikel“ war D damals noch­ seine Lektüre für junge Mädchen ; so weit war die Frauenemanzipation noch nicht vorgeschritten. Sch schrieb und schrieb also von den hellen Sternlein am Himmel, den süß duftenden Notenknöpfen, von der Sehnsuc­ht des Früh­­lings und der ewigen Macht der Liebe. Sie lasen es alle, ich aber schrieb nur für eine­n für Gretchen Ho­lm. Gretchen war die einzige Tochter des hochmögenden N Ratzherrn und Spezereimaren­­händlers Johann Nepomuk Ho­lm, eines der bedeutendsten Gönner­ unsere ® Blattes, Der immer für ein ganzes Jahr pränumerierte und dessen Gattin F rau Barbara, geb. Weißholz eine entfernte Rousine des damals im Benith seines Ruhmes stehenden syrischen Dichters Rafael Weißholz war. Dies war Grund genug, sie in literarischen Fragen als unappel­­lable Autorität anzuerkennen und ihr gajte freundliches vor zum Mittelpunkte aller schöngeistigen Bestrebungen des Städtchens zu machen. Nie im Leben werde ich jene Mittwoch- Abende vergessen, wo­bei Tee, Butterbrot, Weißwurst und sauren Gurken deflamiert, rezitiert, musiziert und­­fritisiert wurde, imo man es in jugendlicher­­ Begeisterung sogar fertig brachte, Kropftods „Meiliade” in ihrer ganzen Länge zu lesen und — kritisch zu be­­sprechen. In solcher Umgebung wuchs Gretchen zur blühenden Jungfrau heran, ist es da ein denn es it mehr als fraglich, ob die Krone geneigt sein wird, auf die schönen Versprechungen Kossuths zu bauen, hat sie doch diesbezüglich Jon bittere Erfahrun­­gen machen müssen.­­ Die mit so großer Spannung er­­wartete Entscheidung des Königs dürfte daher wahrscheinlich keine Entscheidung bringen, wenigstens nicht in der erwarteten Richtung, denn weder Meferle, noch Kosjuth ist in der Lage, der Krone Garantien dafür zu bieten, daß die gegebenen Zusagen auch unwirklich ge­halten werden. 63 werden also aller menschlichen Voraussicht nach die Programme beider Koalitionspolitiker abgelehnt werden und spricht man in einge­weihten Kreisen davon, daß der König entschlossen sei, eine Persönlichkeit mit der Gutwirrung zu betrauen, die im Verlaufe der gegen­­wärtigen Krise bisher überhaupt nicht ge­­nannt wurde. Man hat an maßgebender Stelle­­ gerade genug von der 48er, aber an von der 67er Politik Man will eine neue M Politik inaugurieren, eine Politis des ehrlichen Dualismus ohne Hintergedanken, eine Politis, die alle staatsrechtlichen Lagen für immer ausschaltet, um umso mehr Gemischt auf das volfswirtschaftlic­he Gedeihen des Landes zu legen, mit einem Mort Wunder, daß auch ihr Herz voll Poesie, ihr Köpfchen voll romantischer Gedanken mar ? Heute würde mir ihr rundes, pauß­­bädiges Gesicht mit den unwasserblauen Augen, umrahmt von ein paar faustdicen, strohblonden­­­öpfen, die kleine rundliche Gestalt vielleicht hausbaden erscheinen, damals aber war sie für mich der Inbegriff alle Schönen und Herr­­lichen. Sie ist es auch, die meine ersten Verse auf dem Gemissen hat, in denen von Mond- Schein, Jagminlauben, abgrundtiefen Niren­­augen und brechenden Herzen die Rede ist, fleißig UFER, mit einer Unzahl von Ge­­dankenstrichen, denn der moderne Lyriker darf seine innersten Gedanken nie ausschreiben, er darf sie nur andeuten. Und sie liebte mich wieder. Unvergeblich bleibt mir der selige Augenblick, als ich unter dem Einflusse der vierten Tafje Tee (mit Rum !) eines schönen Abends den Mut faßte, ihre meine Liebe zu gestehen. Sie hatte eben ein großes Stück Kuchen in den Mund gesteht, deshalb verzögerte sich die Antwort, dann aber gestand sie mir in holdem Erröten, das auch sie mie schon längst gut sei und nichts sehn­­licher wünsche, als „himmlische Rosen in mein irdisches Leben zu Flechten.” Ich war im siebenten Himmel. Ende des Monats war Gretchend Namensfest, da sollte die Verlobung fundgemacht werden. Der Ein­­willigung der Eltern war sie sicher, ich hatte seitena­n derselben stets so viel Wohlwollen ge­wossen, dab auch mir diesbezüglich nicht bange war. Der Himmel schien mir offen, ich sah mich schon mit einem Fuße im P­aradiese, Mn Pe­­ee Allen­ her,­­ BRETT­NER fee ki; iin ch

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