Oedenburger Zeitung, 1909. Dezember (Jahrgang 42, nr. 275-299)

1909-12-01 / nr. 275

TO? RER TEEN ARE ern TE­N ki 2 % Fa ’­­EHESTEN TRETEN TEE « u Sa e GFRE 7­ n # ‚En Oedenburger Beitung. er TRITT RN OEL # PU Br BU SEENE vr 1 Dezember 1909. treu zu bleiben. Kossuth glaubte nicht daran, daß der überwiegende Teil der W­artei Die selbständige Bank wolle. Um ihm das zu bes­teifen, wurde der bem­ußte Bogen aufgelegt, dem Kofiuth die Folge zuschreibt, daß ihm Die Ministerpräsidentschaft entgangen ist. Diesen Bogen, der die Errichtung der selbständigen Bank am 1. Januar 1911 fordert, hatten 169 Mitglieder der Unabhängigkeitspartei unter­­fertigt. Troßdem entfernte sich Kossuth immer mehr von der Partei und führte dann, von siebenundsechziger Interessen dienenden Indivi­­duen umgeben, den Bruch in der Partei herbei. In jener denkwürdigen Konferenz schüttelte die Partei die Feu­eln des Personenkultes von sich ab und nahm zum überwiegenden Teile für Die Verwirklichung des Programms der WBartei Stellung. Die Partei werde nun, in vollem Bem­ußtsein der Schwierigkeiten, in den Kampf treten, der sicherlich mit einem Giege enden werde. Graf Telefi wiederholte schließlich mit Nacsicht auf die erschienenen serbischen Wähler seinen Rechenschaftsbericht in serbischer Sprache. Ludwig Hold beschäftigte sich in erster Reihe mit der Wahlreform und wies darauf hin, die Unabhängigkeitspartei strebe auch heute ihrem alten Programm getreu die Vermehrf­­achung des allgemeinen Wahlrechtes an. Die Regierung hat die Frage ungelöst gelassen und den betreffenden P­rogrammpunkt der Unabhängigkeitspartei durch das Pluralissten geradezu ausspielen wollen. Auf die Bankfrage "übergehend, betonte der Redner, daß „nicht diese Frage allein die Spaltung in der Unabhängigkeitspartei herbei­­geführt hat. Weferle, Graf Julius Andrasfy und Graf Albert Apponyi suchten die end­­gültige Entwirrung immer dur­ eine neue Parteigestaltung zu erreichen, aber nicht auf Grund des Programms der Unabhängigkeits­­partei, sondern durch­ Vernichtung derselben. Es war nur ein leerer Vorwand, daß die besseren Elemente in der Partei vereinigt werden sollen. Der eigentliche Zmed war die Bildung einer großen gouvernementalen Partei. Auch Franz Kossuth stellte sie­ anfangs das Zusammen­wirfen so vor, daß Weferle, Andraffy und die übrigen mit uns kämpfen zur Siche­­rung der Rechte der Nation, für die wirtschaft­­liche Selbständigkeit, und erst seit einigen Wochen steht er ganz unter dem Einfluß der siebenundsechzige­r Minister, welche das alte Regime wieder herstellen wollen. Franz Koffuth war ein geführter Führer, doch ließ er sich nit von uns führen. Die Unabhängigkeits­­partei konnte ihm da nicht folgen, ohne ihre­­ ganze Vergangenheit zu verleugnen. Insbe­­sondere in der Banffrage hat Franz Kosiuth seinen Standpunkt derart geändert, daß er nicht mehr ein Führer der Nation sein kann. Wer lebt, nachdem uns die selbständige Bank als Gegenwert für die Erhöhung der Quote in Aussicht gestellt wurde, sagt, er habe nicht gewaht, daß der König die Errichtung derselben nicht gestatten werde, der muß samt seiner gleißnerischen Politik vom Gebiete des öffent­­­­ligen Lebens verschwinden. Für führende Politiker ziemt es sich nicht, das Schicksal des Landes ohne das Gefühl der Verant­wortlich­­keit zu leiten. Das künnen diejenigen tun, die imstande sind, die nationalen Rechte, ihre Prinzipien preiszugeben, um die Macht zu be­­halten oder zu erlangen, die dann aber auch nicht verlangen künnen, daß die Nation sich mit Vertrauen an sie wende und ihnen auf der schiefen Ebene folge, die dahin führt, daß mir und gänzlich ergeben.” Versammlungen für die selbständige Bank haben noch stattgefunden in Szatmár, wo Ab­­geordneter Samuel Kelemen, ferner in Nagy­­fata, wo die Abgeordneten Huba Szemere, Bela Ferdinandy und Anton Eber gesprochen haben. Zepterer führte aus, die Unabhängig­­keitspartei künne Franz Kossuth nicht folgen, der den­­Berzicht auf die selbständige Bank predigt, indem er auf den Widerstand des Königs hinweist. Wenn sich Ludwig Ludwig Kossuth auf diesen bequemen Standpunkt hätte stellen wollen, so hätte er seine Tage nicht in der Verbannung schließen müssen; auch er hätte dann Geheimer Rat, Ritter des Leopold2: ordend werden, im Salonwagen fahren und jährlich 30.000 Kronen als Gehalt beziehen können. Der verhaftete „Finnländische Pro­­fessor“. Der vorgestern von der Budapester Polizei wegen Sch­windeleien im Klub der Unabhängigkeitspartei entlarvte und verhaftete angebliche finnländische Professor, der mit seinem wahren, wenn auch nicht ganz ehrlichen Namen Bela Wildenauer heißt, hat al Schmirndler eine ziemlich bewegte Verhangenheit hinter sich. Exit dieser Tage hat die königliche Kurie ein Urteil des königlichen Gerichtshofes von Szombathely und das hierauf bezügliche Urteil der küniglichen Tafel in Gyr bestätigt, laut welchem der wegen Betruges bereits wieder­­holt vorbestrafte Bela Wildenauer wegen Ver­­brecheng des Betru­ges und wegen berauchten Betruges zu sechs Monaten Kerker verurteilt wurd­e. Aus den Akten­­­ieses Strafprozesses geht der folgende, stellenweise des Humors nicht entbehrende Tatbestand hervor. Im Juli 1908 kam Bela Wildenauer nach Vasbär, wo er sich für einen aus M­uf­­land wegen politischer Umtriebe geflüchteten finnländischen Arzt ausgab und um ein Dar­­lehen bat, damit er nach Sankt- Pölten zu seinen xuffischen Gesinnungsgenossen reifen künne, die ihm zu seiner in Nußland erliegen­­den Kaution verhelfen würden. Der Arzt an den er sich gewendet, empfahl ihn dem Präsi­­denten der dortigen städtischen K­asinoaz. Dem Präsidenten des Kasinos kam jedoch der Dar­­lehenswerber, namentlich dessen Intelligenz verdächtig vor. Die von Wildenauer gewünschte­­ Samm­­lung von Beiträgen unter den Mitgliedern des Kasinos unterblieb, doch erhielt Wildenauer immerhin von zwei, drei Personen soviel, das er abreisen konnte. Bald darauf tauchte er in Szombathely auf, wo er sich dem dortigen fün. Notar als ein aus Rußland vertriebener Kollege ausgab. Er sprach in gebrochenem Deutsch und mengte in seine Rede einige­ deutsche Brocken ein. Auch hier gelang es ihm, obwohl sein ganzes Wesen auch beim fün. Notar Verdacht erweckte, einen kleinen Unterstüßungsbeitrag zu erhalten. Schlimmer schon erging er ihm in Győr Hier suchte er den Sekretär des Aerzie­­bverbandes auf und indem er erklärte, daß er Arzt und Universitätsprofessor in Finnland sei und aus politischen Gründen flüchten mußte, bat er um ein größere Darlehen. Der Sekretär des Werzteverbandes erwirkte ihm auch tatsäch­­lich ein Darlehen von 50 %. Einer der Nerzte, der das Darlehen auszahlen sollte, bat Wilden­­auer, dieser möge sie doch als Arzt legiti­­mieren. Wildenauer erklärte, daß er in der Haft bei seiner Flucht aus der Heimat seine Rupiere mitzubringen vergessen habe. Der Lydrer Arzt, dem bei dem Dramen noch zwei Kollegen assistierten, forderte hierauf Wilden­­auer auf, einige Rezepte niederzuschreiben. Wildenauer kam dieser Aufforderung nach und schrieb einige unzusammenhängende lateinische und hebräiische Worte auf3 Papier. Die Aerzte lasen mit Erstaunen diese sonderbaren Rezepte und als sie dem angeblichen Kollegen ver­­schiedene chirurgische und andere Ärztliche In­­strumente zeigten, wußte Wildenauer von seinem einzigen derselben zu jagen, wie es heiße und welchen Brede er diene. In die Enge ge­­trieben, gestand Wildenauer, daß er allerdings nicht bemweisen künne, Arzt zu sein, allein daß er Jude sei, dafür künne er jeden Augenblic den Beweis liefern. Die Györer Aerzte waren jedoch auf diese Beinweisführung nicht neugierig, sondern erstatteten gegen den Sch­windler die Strafanzeige, die dann später zu seiner Ver­­urteilung führte. E Tagesbericht aus Sopron und Westungarn, Sopron, 30. November * König Friedrich von Dänemark. Aus Gmunden wird gemeldet: König Friedrich von Dänemark ist gestern Hier eingetroffen und wurde am Bahnhofe von der bezoglich Gumberlandsschen Familie empfangen. * Ein nexter Hofrat. Die gestrige Nummer des Amtsblattes publizierte die Verleihung des Hofratstitels an den P­rofessor an der Budapester­­ Universität Dr. Stefan Szefely. ‚seinen Standpunkt, * Bischof Dr. Schoebel T. Aus Leitmerig wird telegraphiert: Bischof Dr. Schwebel it gestern gestorben. * Meyer Oberstussrichter. Die General­ - Kongregation des Komitates Va wählte — wie man uns berichtet — an Stelle des ver­­storbenen Fofef N­ag Yy den Honorar-Oberstuhl­­richter Tuboly zum Oberstuhlrichter des Särvärer Bezirkes, nachdem z­wei Nefleftanten auf tiefe Stelle vor der Wahl zurücktraten. * Gründung der Kossuthpartei. In­ Gzelldömdli fand — mie und unser S­ombathelyer Korrespondent meldet — eine stark besuchte V­ersammlung der dorti­­gen Unabhängigkeitspartei unter Vorsik des Advokuten Dr. Ludwig B­orkolub statt. In derselben erschien auch der Abgeordnete des Bezirkes, Dr. Jend Berzsenyi, der warum er ih Franz Kossuth anschloß, erörterte. Die V­ersammlung botierte ihm volles Vertrauen. Auf Antrag des­ Hon.-Obernotars Ludwig vd. Dilly wurde an Franz Kosjuth ein Begrüßungstelegramm ges­­ichtet und die Gründung der Kosjuthpartei beschlußmeise ausgesprochen. * Einige Karikaturen — Typen aus dem Rolfsleben — hat der Graphiker. Stefan Somo, ein sehr talentierter junger Mann — gezeichnet und in der Auflage des £. und £. Hofbuchhändlers Arpad Mahr ausgestellt, wo sie vielbewindert werden die­­selben verkörpern einen sehr gesunden Humor und treffliche Beobachtung; an ist die Ein­­stellung eine entsprechende. In Anbetracht dessen, daß solche Originale­­ immerhin zur Er­­gänzung einer Bildersammlung mehr geeignet sind, als eine Vervielfältigung, wäre der An­­lauf al ein Weihnachtsgeschenk recht passend und würde gewiß dem Beschenkten viel Freude bereiten. * Die Stadtvertretung in Brennberg. Die von der Repräsentanz der fünf Freistadt entsendete Kommission erschien gestern nac;­ mittags unter Führung des Bürgermeisters in Brennberg und mußte, obschon von '/,4 bis 17,8 Uhr im Interesse der entlassenen Arbeiter verhandelt wurde, unberrichteter Sache heim­­kehren. Direktor Wilhelm Riegel gehte der Kommission auseinander, daß er im Interesse der Disziplin von dem eingenommenen Stand» punfte nicht um ein Jota abweichen künne und vielmehr bei dem gefaßten Beschlusse verharren müsse 74 Bergarbeiter, die als Uhr­­heber die Streife zu betrachten seien, kürne er gegenwärtig unter seinen Umständen zurück­­nehmen. Alle anderen Arbeiter werden — ssenn Sie sich freiwillig melden — aufgenommen. Dir. Riegel wolle aber später, wenn er die Ueberzeugung gewonnen haben wird, daß auch die M­ädelsführer sich­al friedfertige Arbeiter er­weifen, also nach Monaten sich dazu bewegen lassen, auch von den Entlassenen einzelne zurüce­zunehmen. Nach einer solchen kategorischen Erklärung bleibt den Arbeitern nicht übrig, als sich ins unvermeidliche Schicsal zu fügen. Die 74 Berg­­arbeiter haben nun das Territorium der fünf Freistadt — wenn sie sie um eine andere Arbeit nicht umschauen — zu verlassen und die Irregeleiteten müssen als die Unterlegenen beim Direktor in Prem­berg vorstellig werden. Die entsendeten Vertrauensmänner der Stadt­­vertretung­­ haben nichts unversucht gelassen, um­ da Interesse der Arbeiter zu mahren. Alle Ueberredungsfünfte scheiterten jedoch daran, da& die Direktion der Bergbau Aktiengesellschaft den jenigen Streif nicht nur vollkommen unge­rechtfertigt, ja direkt vom Zaume gebrochen findet. * Bransdanubische Sektion des Landes. Tierarztvereines. In Szombathely fand Sonn­­tag eine Versammlung der Veterinäre Trang­­danubieng statt, zu welcher 67 Tierärzte aus 11 Komitaten erschienen waren. Wie man und schreibt, wurden die in Vehprem am­ 8. Sep­­tember 1. 3. festgestellten Statuten angenommen und dieselben behufs Genehmigung dem Landes­­verein unterbreitet. Präses der Sektion wurde Veterinärzinspektor Ignaz Trombu­äg, Vizepräsidenten SJal­b Hapas und Fofei Feldher. Schließlich wurden der Gefgetär und Kaflier und der aus 12 Mitgliedern bestehende Ausschuß gemählt. Mehrere unterbreitete An­­träge wurden dem Ausschusse zur Verhandlung zuge­wiesen. Jährlich werden fünf ordentliche Generalversammlungen abgehalten.

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