Oedenburger Zeitung, April 1913 (Jahrgang 45, nr. 74-99)

1913-04-01 / nr. 74

ö XLVJahrgang Gedenliurgerzetku »Holitiides Tagblatt. reis: 7 Seller. Prännumerntionspreife: #är Lofo: Be 22 K, a \ K, vierteljährig K 50 h, monatlich 1 K 90 Für uewärts; Ganzjährig 26 K, ee 13 K, vierteljährig 6 K 50 h, monatlich 2 K 30 h. Dienstag, 1. April 1913 Adminiftration und Verlag: Bucdrukerei Mlfred Nomtalter, Grabenrunde 1i., Telepbon Ar. 25. Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franfo versendet. BUSEREREREENGE, Abonnements- und Unfertiandger­­ühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzujenden Vermittlung durch alle Annoncenbureang. Preis : 7 Seiler. Jingere Errungenschaften und Erfolge Hinzus weisen. Die Schaffung des Wehrgeheges und die Niederringung der Obstruktion sind Erfolge von epochaler Bedeutung. Die Zerfahrenheit unserer Wehrmacht — die befragen@werteste Frucht der Obs­truftion — hatte die mit uns nicht im Bundesverhält­­nisse stehenden Mächte immer fühner und fühner gemacht, und in gar manchem unange­­nehmen Auftreten mußten wir das Grnfen unseren Ansehens schmerzlich empfinden. Diesen Herabgleiten auf der schiefen Ebene hat die gewalt­same Beendigung der im Gumpfe der Obstruktion erfü­denden Wehrgefetdebatte, die im Zusammenhange mit einer Verlegung der Geschäftsordnung erfolgte Annahme der Vorlage seitens der überwiegenden Mehrheit Einhalt geboten. Wie auf einen Rauberschlag schuf sofort auch Oesterreich da Wehrgefeb, und auch die Großmachtstellung der Monarchie hatte ihr früheres ungeschmälertes Ansehen zurückerobert zu einer Zeit, in welcher sie dessen gerade am dringendsten bedurfte, am Vorabend des Balkan­krieges. Unsere Verbündeten, deren unsere Freundschaft bereits von zweifelhaften Werte zu sein schien, beeilten sich­, das Büldnis mit und zu erneuern, während die entgegengelebten S Interessen verfolgenden Entente-Mächte jedes Wort, jedes Auftreten der Monarchie fortan mit demjenigen Nespert Honorierten, welcher einer ihrer Kraft berengten Großmacht zukommt. Hätten mit der Verfahrenheit unserer Wehr­­macht nicht in zwölfter Stunde ein Ende ge­­macht, wir seufzten vielleicht jebt Schon über die Schrecnisfe des über uns hereingebrochenen Krieges! Die Niederringung der Obstruktion aber, sowie die im Wege der abgeänderten Geschäfte­­ordnung erworbene Sicherheit, daß die Obstruk­­tion als System niemals wieder in unser Par­­lament einziehen wird, haben für unser vers­taffungsmäßiges Leben geradezu die Bedeutung der Lebensrettung. Anderthalb Jahrzehnte eins durch­wand ft) unter politisches öffentliches Leben unter der würgenden Faust der Obstruk­­tion. Die furchtbaren materiellen und moralischen Beimwüstungen, welche die Obstruktion ange­­richtet, würden Bände füllen! Hätte nicht die mehlüberlegte, stahlharte Entschlossenheit des Chefs der Regierung, die Unerschiedenheit des prosidentiellen Mannes auf dem Präsidenten­­stuhle des Abgeordnetenhauses und die lobens­­werte Ausdauer der Nationalen Arbeitspartei die Obstruktion nicht niedergerungen; der Be­­obachter der Ereignisse hätte heute nur noch darüber nachzudeuten, obwohl das Soldtat Polens oder das der Türkei das Los des Ungartums sein wird? Die Kanonen — fpreden. Sopron 31. März. Bor Sfutari dröhnt der Kanonen­­donner. Tagelang hat der Vertreter Ruß­­lands auf die Drderd seiner Regierung marten würfen, bevor die von der Bot­­schafterreunion beschlossene Demarche in GSetinje unternommen werden konnte. Endlich ist sie am Freitag erfolgt. Am Samstag erklärt König Nikita, daß er behufs Antworterteilung die Angelegenheit einem Ministerrate vorlegen und sich mit seinen­ Verbündeten ins Hinvernehmen regen müsse und fast zur Stunde genau, da diese Hinauszögernde Antwort erteilt wird, gibt der König der Schwarzen Berge seine wirkliche Absicht fund. Durch den Mund der Kanonen zeigt er, daß der für ausgesprochene Wille Europas für ihn nichts, absolut gar nichts bedeutet, daß er, der Herr über wenige Quadrat­­meilen Landes ic) mehr dürft, als die sechs Großmächte zusammen. Wohl noch­ nie ist es gesagt worden, Guropa so offen zu verhöhnen, den Willen des ganzen Groteils so bedenkenlos zu brüssieren, den Forderungen der Raison sowohl, wie der Kultur und Menschlichkeit so ohne Skrupel ein „Schachmatt“ anzufügen — wie es nun König Nikita von Montenegro wagt. Zwei Momente find­es vor allem, die in der Sfutari-Affäre einer näheren Beleuchtung bedürfen und die fs als Jagen sofort einem jeden aufdrängen: Welches ist die Gesamtheit der Momente die König Nikolaus zu dem schier ıwahn­­wißig erscheinenden Schritte veranlaßt haben Frönnen und welche Folgen kann dies Vorgehen für die gesamte internatio­­nale politische Lage und den Frieden Europas haben? Die erste dieser Fragen ist troß der mehrfachen Wurzeln des Problems, das eigentlich­­ gar feines ist, leicht zu be­­antworten. Bereits am Dienstag hatte die Botschafterkonferenz in London be­­schlossen, sofort eine Demarche in Cetinje zwe­s Abzuges der Zivilbevölkerung und Einstellung des Bombardements von Slutari zu veranlassen. &3 vergingen aber drei volle Tage, bevor man in Petersburg sich entschloß, Die entsprechen­­den Aufträge Hinauszugeben, drei Tage höchst peinlicher Spannung, da absolut "ht einzusehen war, welchen Grund man »r Gängerbrüche haben könne, Die » der übernommenen Berpflich­­t zögern. Dies Warten mußte Nikolaus die Vorstellung "ußland nicht „mittun” : Kräfte tätig seien, die n, in das Konzert der harte Hasardspiel, Mächte einen schrillen Mißflang hineinzu­­tragen und offenbar hält er diese Kräfte für wertvoll genug, si auf sie zu stoßen, wenn er sich zu dem offiziell kundgetanen Willen der Regierung des Zaren in Gegenfaß stellt. Daß er dies aber tut, dies wiederum hat mehrfache Gründe. Da ist vor allem die Eifersucht gegenüber den Bundesgenossen, die alle ruhmgefrönt und mit reichem Landerwerb heimkehren werden: Serbien hat Uesfach, Griechenland Sanina, Bulgarien endlich das so heil­­umstrittene und ersehnte Aodrianopel ge­­wonnen.­ Nur M­ontenegro verblutet an den Wällen von Sfutari. Nicht weniger als 22.000 Mann sollen die Söhne der Schwarzen Berge an Toten und ver­­mundeten bereit verloren haben — für dıss bevölkerungsarme Land eine entgeß­­liche Katastrophe. Und der König muß fürh­ten, daß das tollfühne Unternehmen, in das er sich in jener verblendeten Selbst­­überschäßung eingelassen, daß auch jeßt seine Handlungen diktiert, ihm, vielleicht der ganzen Dynastie zum Ruin werden kann. Darum wagt er das Schier, frenel- Sfutari neuerlich zu beschießen. Ueber die aller­steif­bare Skrupel­­losigkeit dieses Vorgehens kann eine Bes­­chiedenheit der Anschauungen nicht be­­stehen — und doc braucht man die Wirkung nicht allzu persimistisch zu be­­urteilen. Das Strafmandat wird zur Ausführung gelangen — damit dürfte wohl nach menschlicher D­oraussicht die Angelegenheit ihre Grledigung finden. England hat durch den Mund Sir Edward Grey­ gesprochen und seinen Zweifel daran aufkommen lassen, daß er den Standpunkt Oesterreichs, Italiens und Deutschlands völlig teilt . Die Sprache der führenden englischen Blätter ist eine höchst deutliche Absage an Rußland, wenn Dieses es sich einfallen lassen wollte, panflavistische Bel­­leitäten zu unterfrügen. Die Erkenntnis hievon ist in Serbien m wenigstens teilweise durchgedrungen, wo die Journale mehr­mütig über Nußlands „Verrat an der Hlavischen Sache” Hagen.­­­­ Montenegro mils eine furchtbare Schuld auf fie laden, die Hüter der Menschlichkeit, die Wahrer der Nechte Europas, sie werden, wenn nötig, ihre Pflicht gegen das uropa höhnende Montenegro erfüllen.­­ Erfolge und Ziele. Bom Neid­dtaggabgeordneten Georg Lufäcg, Geh. Nat, kun. ung. Unterrichtminister a. D. IH. Aber auch die zweite Regierung der Na­­tionalen Arbeitspartei vermag auf nicht des­ ­okal-Beitrng. Von unserem Privatverschönerungs- Verein. Der Verschönerunger Verein, der wie sam­t eine zweite Körperschaft eine so außerordentlich gemeinnüßige, ja wahrhaft fegenbringende Tätigkeit entfaltet, hielt Sonntag im Hotel P­annonia seine Generalversammlung. Dieselbe eröffnete der verdienstvolle Präsident den]. Vizebürgermeister Dr. Franz Brink, von dem der Oberstadthauptmann Dr. Heimler, der äußerst agile B Vizepräsident sehr treffend bemerkte, hab­­aum, ein zweiter Bürger hier exiftiert, der mit so viel Liebe an seiner Vater­­stadt hängt. ’-« . ..».’·-.-.«--.-. w Be .-".-.­­Be Zi re m Bar a N­a RG la .gsdzxsvxscst.:«-ss-ii««AMUCWHMs-s«I.-.WM·s»ki.ppx.k«xw-MJ.MM«»»·

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