Oedenburger Zeitung, September 1913 (Jahrgang 45, nr. 201-224)

1913-09-02 / nr. 201

Augenblick dürfte sie das Kind wieder umge­­dreht haben und geriet unter das erste Rad des Autos, welches ihm schwere innere Ver­­legungen beibrachte. Trogdem die Aerzte Dok­­tor Boppek, Dr.Graf und Stadtphysicus Dr. Schönberger die erste Hilfe leisteten, war­­ das Kind nicht zu retten und erlag abend 2 ?­,9­15: an den Folgen der erlittenen Beilegung. Den Chauffeur trifft seine Schuld an dem jedenfalls jeher bedauernswerten Un­­glück, denn wie erhoben wurde, hatte er sofort gebremst, konnte aber troßdem das Unglüc nicht mehr verhindern. Heute nachmittags fand ein behördlicher Sofalaugenschein in Anwesen­­heit des Stadthauptmanns Dr. Schmidt statt und morgen vormittags wird die Leiche des Kindes obduziert. Daß erfahren wurde eingeleitet. * Ueber den befragensnwerten, tragischen Vorfall erhalten wir amtlicherseits folgende Darstellung: Obergespan Dr. v. Badın und Vize­gespan v. Hajas waren nach Kapuvar ge­­laden, um an den anläslich des Dorfmeilens des Didzefanbischofs Dr. Arpad Barady veranstalteten Festivitäten teilzunehmen. Nach Beendigung derselben begleitete auch das Auto des Vizegespan den Didzesanbischof 613­ zur Gemarkung der Gemeinde Himold, wo der Did­­zesanbischof heute das Sakrament der Firmung spendete. E83 war gegen dreiviertel 5 Uhr als das Auto, in welchem die beiden Oberhäupter unserer Verwaltung sahen, den Heimkrieg ein­­schlug. Die Uhr zeigte jed­ch, als das Motor­­werk das Hotel Balatin passierte. Zu dieser Zeit Herrschte in diesem Stadteil belegtes Leben.­­ Gegenüber der „Cholerastatue” war in den Schaubuden und Umgebung die Volks­­belustigung eine sehr rege und die Leute be­­völkerten auch die in die Stadt führende Fahr­­straße. Der Chauffeur des Automobils gab vom Balatin angefangen unablässiges Pfeifen­­fignal und die dem Straßenfürper verstellende Bolfsmenge schob sich auseinander und bildete beiderseits am Straßenraume Spalier. Al das Automobil in Diese lebende Allee hineinfuhr, sprang mit einem Tale­raum einige Meter entfernt von dem Kraftwagen ein Mä­d­­chen auf die andere Seite, wo sie nichts zu suchen hatte, da auf dieser Seite nur die hohe Steinwand des kleinen Komitatshauses sich befindet und sein Trottoie führt. Gleich darauf folgte ein zweites Mädchen dem ersteren. Sie schien es sich inzwischen anders überlegt zu haben und man glaubte, daß sie sich zurück­ziehe. In diesem Momente war die Entfernung zwischen Auto und Mädchen kaum 3 Meter. Im rechten Augenblick fehte das Mädchen, Died war die unglückliche Elisabeth Lagler, der Freundin nach und geriet unter das rechte Rad des Autos. Der Chauffeur bremfte und es gelang ihm, das Auto zum Stehen zu bringen, bevor das Hintere Rad das Mädchen berührt hätte. Aber alles vergebens, das erste Rad hatte aus blindem Zufall bereits das zerstörende Werk vollbracht. Da das Krankenhaus nur einige Schritte vom Unglücksplage entfernt war, trachteten die Snrassen des Autos einen Arzt in der Nähe zu requirieren, während einige Zuschauer und der herbeigeeilte Polizist die Transferierung des schwervermundeten Mädchens ing städt. Spital besorgten. E& war aber sein Arzt zu finden. Mit schwerer Mühe konnte der Haus­­vernwalter de Somitatshauses Franz Szabó den Frauenarzt Dr. Alexander Groß im Rasino treffen. Als Dr. Groß im Spital angekommen war, hatte sie auch schon der praktizierende Arzt Dr. Julius Boßwek dortselbst einge­­funden. Aeußere Berlegungen­­ wurden­­ nicht konstatiert, so mußte man mit der Annahme SeeR, daß das Mädchen innere Berlegungen erlitt. Später besuchten Obergespan Dr. v. Badın und P Vizegespan v. Hajas das Opfer im Spital. Vizegefan v. Hajas bemerkte: Ich fühle eine große Erleichterung, daß dem Kind sein größeres Unglück zugestoßen ist. Ihre­­ Augen haben ein reine Leuchten. Sie wird­­ ganz gewiß aufkommen. .... .. 0... Worauf Obergespan Dr. v. Badan mit wehmütiger Resignation sagte : — Ic lese von diesen Augen ganz etwas anderes heraus. Das arme Kind ist unrettbar verloren ... - - Das unglückliche neunjährige Mädchen, Tochter des Berghüters Christian Lagler (Wolfgerstaaße 30),konnte noch einvernommen werden.Sie gab zu Protokoll,daß das Un­glück sie nur deshalb ereilte,weil sie an dem Verschluß des Hydranten gestolpert sei. Der Herbeirufung eines Arztes war großes Hindernis entgegengestellt, indem die Telephon­­leitung wegen der Gewitter ausgeschaltet war. * Obergespan Dr. v. Bahn und P Vizege­­span v.H­aja3 haben sich heute in­ den ersten Vormittagsstunden selbst zum V Verhör beim Oberstadthauptmann Dr. HeimLerx gemeldet und­­ rekonstruierten die Sachlage adäquat mit der oben­ angeführten amtlichen Darstellung. &s wurde festgestellt, daß das Auto von Kapupar bis Sopron mit 30 Kilometer Ge­­schwindigkeit per Stunde fuhr und auf der Raaberstraße die Fahrgeschwindigkeit noch be­­deutend verlangsamte. La­­­ ngenburgerz­eitung ‚| ren | | | 2. September 1913. Die Ankunft Purdos in Wien erfolgte am 27.0. M. Als sie bei ihm wiederum Brechdurchfall einstellte, konsultierte er zwei Aerzte, die jedoch die Krankheit nicht erkannten. Erst am 28.0. M. wurde vom Amtsarzt Cholera asiatica konstatiert. * Hier sei noch erwähnt, daß nach er­­folgter Anmeldung des Fremden der A­mt­s=­arzt, ohne berufen worden zu sein — im Sinne seiner Vorschriften aus eigener Initiative bei dem Fremden erschien und nach gerauer Untersuchung Cholera asiatica konstatierte. Dadurch verhütete der Amtsarzt eine SKata­­strophe von Wien. 5 Au in Sopron sollte jeder aus der Fremde Kommende sofort dem Physikus, bezirk. Bezirksarzt angemeldet werden. Engelmacherei in einem gynäkologischen Institut L­ondon,31.August.» Wie die Networker»Sun«meldet,hat die Untersuchung der Strafanzeigen gegen das gynäkologische Institut in Philadelphia ent­­setzliche Einze­lheiten ergeben.Der Untersuchung­s­richter hat bisher festgestellt,daß von den im letzten Halbjahr eingelieferten 1200 Kindern über 900 nicht zu ermitteln sind.Der Ver­­dacht der Engelmacherei richtete sich nicht gege­sp­­das­ amtliche,sondern gegen das private In­stitut auf Grund der anonymen Anzeige eines entlassenen­lärters,die die Polizei zurückzu­­halten versuchte.Der Inhaber deanstitute hat sich,weil er von der Polizei gewarnt worden war,geflüchtet und soll bereits in Kanada anweilen. Eine verhaftete Wärterin hat gestanden, daß die Kinder in Mengen nach auswärts gegeben wurden und daß den nach­­fragenden Müttern gesagt wurde, die Kinder seien nicht mehr am­ 2:ben. Die übrigen BVer­­hafteten leugneten, doch nimmt , die Behörde an, daß alle verschwundenen Kinder ermordet worden sind, während die Pflegegelder nach wie vor den Müttern abverlangt wurden.­ ­ Auswanderungs- und Militärbefrei­­ungsschwindel. Budapest, 31. August.­­ Die hiesige Polizei verurteilte den ehe­­maligen Diener im Kriegsministerium, Beleger des goldenen Verdienstkreuzes, Johann Mo­f­­fiogu, wegen Auswanderungsschwindels zu fünftägigem Gefängnis und 500 K Geldstrafe. Moffiogu steht außerdem im Verdacht, in Oesterreich Militärbefreiungsschwindel getrieben zu haben. Piravon- Haarpflege auf wissenschaftlicher Grundlage. Die tatsächlich beste Methode zur Stärkung der Kopfhaut und Kräftigung der Haare. Preis pro Flasche Ä. 2.50. Mehrere Monate ausreichend. 1613 l Blutige Zusammenflöße in Dublin. Baflreiche Beziehungen. Dublin, 31. August. Der Aufstand der Straßenarbeiter hat gestern abends zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei geführt. 4000 Aufständige wollten nach einer Versammlung in geschlos­­senen Zügen die Straßen durchziehen. Als die Polizei diese Absicht verhindern wollte, wurde sie nicht nur von den Streifenden, sondern an von enstern, und Dächern der Häuser mit Steinen be­worfen. Die Polizei zog nun­ mehr blaut. E83 kam zu einem furchtbaren Handgemenge, in dessen Verlaufe siebzig Streifende schwer, siber Hundert leichter verlebt wurden. Zehn Polizisten erlitten ebenfalls schwere Beilegungen, ein Polizeibeamter starb nach seiner Einlieferung ins Spital.­­ Der Cholerafall in Wien. Wie zu erwarten war, ist der aus Saloniti, bezieh. Serbien eingeschleppte Cholera­­fall, dank der energischen­ Maßnahmen der Sanitätsbehörde, bis nun vereinzelt geblieben. Der Salonikier Alexander Pardo ist nicht nur Bazillenträger, sondern selbst an Cholera asiatica erfrankt, und zwar befindet er si­cn Neronvaleszenz. Die eigentliche Krankheit hatte Pardo bereits überstanden, als er in Wien eintraf. Heute ist er so gut wie genesen. In seiner Gesellschaft befand sich eine Dame namens Chad Lömwenbein au Saloniti, die gleichfalls zum Kongresse nach Wien fuhr. Frau Lömenbein war, als sie ge­­hört hatte, daß ihre Reisebegleiter wegen Choleraverdachtes und Spital gebracht worden war, aus ihrem Absteigquartier versc­hwunden und hatte anderswo Wohnung gesucht, ohne sie zu melden. Drei Tage lang wurde sie von den Behörden gesucht, bis sie sich gestern abends über Zureden eines Korresteilnehmers freiwillig im Franz Josefs-Spital meldete. Sie­­ wurde natürlich sofort zur Beobachtung zurück­­behalten. Man ist nun bemüht, all jene Per­­sonen ausfindig zu machen, mit denen Frau Römenbein in Wien in Belchruna gekommen war.­­­­ Tagesweuigkeiten. Sopron, 1. September. * Auszeichnung. Die Deutsche Sta­­tistische Gesellschaft hat in ihrer leßten­digung den Direktor des Budapester Statistischen Amtes Dr. Gustav Thirring zum korre­­spondierenden Mitglied ernannt. * Boltan Hekete, Professor der Selmecz­­bány der Forstakademie weilt seit einigen Tagen behufs Studiums unserer städtischen Waldungen in Sopron. Professor Fefete, der den Forst­­arrangementslehrstuhl an der Akademie inne­­hat, äußerte sich dem Forstmeister Frdinand­­ Bügn gegenüber über die rationelle städtische Forstwirtschaft in überaus lebender Weise.­­ Ernennung. Georg Tompa wurde vom Obergespan Dr. dr. Bahn zum Kanzlei- Hilfsoffizial in der Obergespangkanzlei ernannt. "An seine Stelle beim Cäepreger Stuhlamt tritt Stefan Haba aus Feljöpulya. „ Der evang. Konvent hielt gestern unter Borfich des Inspektors der Kirchenge­­meinde Dr. Eugen Jergenyi eine Sittung, “in welcher die erledigten vesp. neu Freierten­­ Stellen im Wehrkörper befest wurden. Zur Zur EZ

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