Oedenburger Zeitung, Mai 1914 (Jahrgang 46, nr. 99-124)

1914-05-01 / nr. 99

ee 7zsekken Preis: Bränumerationäsreiie: Bär Lola: Banjährig 22 K, Biren B K, vierteljährig 5 K 50 5, monatlidh I K SO Fir Auodwärtd: Sansa 26 K, big 13 8, »ierseljährig 6 K 50 h, monatlih 2 K 30 h __öteitag, 1, M (burger Zeitung »Polififdes Tagblaft. mWreis: 7 Seller, 1, Mai 1914. Adminiftration und Verlag: Buhdrukerei Mlfred Nomtmalter, Grabenrunde Bi. &elepbon Hr. 25. Anferate nach Tarif. Derselbe wird auf Wuns überallhin gratis und franfo versendet. Annoncenaufträge, Abonnement­ und Iniertimndges­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 131) einrufenden Vermittlung durch alle Annoncen bureaus. Des Arbeiterfeiertages wegen erscheint unsere nächste Nummer Samstag abends. Das Grposs des Ministers des Aeußern. Redner bespricht hierauf Die Lage in Albanien. In Rumänien haben sich während und nach der Balkankrise Störungen wahrnehmbar gemacht, die, von einer offenbar mißverständlichen Auffassung unserer Haltung­n während der Krise aus­­gehend, zeitw­eilig einen unfreundlichen Charakter gegen die Monarchie angenom­­men hatten. In seiner Rede vom 3. Januar I. %. ist der damalige Regie­­rungschef Herr Majorescu derartigen Tendenzen­­ entgegengetreten und hat die vorgebrachten Angriffe gegen die Mon­­archie als völlig unbegründet zurückge­wiesen, wofür übrigens auch die Publi­­kationen des rumänischen Grünbuches wie unseres Notbuches hinreichendes Be­­legmaterial liefern. Wenn mir auch unser Auge den erwähnten Vorgängen nicht verschließen wollen, so sind mir anderer­­seits überzeugt, daß sein ernster Politiker des benachbarten Königreiches daran denken FF nie, die großen­ Vorteile aufs Spiel zu fegen, welche die bisher unter­­haltenen engen und freundschaftlichen Bes­ziehungen zu uns dem Lande gebracht haben. Auch die jenige rumänische Ne­gierung hat wiederholt ihr aufrichtiges Bestreben bekundet, den bisherigen ver­­trauensollen Charakter der gegenseitigen mäd­en übergehend, betont Redner die feste Lügung des Dreibundes, berührt die Entrevue in Abbazia und bespricht auch das Verhältnis zu den Mächten der Tripel­­entente. Na­ den Anfeindungen, werden wir in den heißen Tagen der schweren Balkanfrise wegen Wahrung der elementarsten L­ebens­­interessen der Monarchie von manchen Seiten ausgejeßt waren, hat das nüchterne Urteil immer mehr die Oberhand gewon­­nen, daß die Monarchie in einer Epoche allgemeinen Umsturzes im nahen Oriente, hart an unseren Toren, als starf konservati­­ver Machtfaktor, als Element der Ordnung und Ruhe, als Bollwerk des Friedens auf­­getreten ist. Um­­­iese Stellung im Herzen eines mili­­tärisch gerüsteten und schlagfertigen Europa auch weiterhin zu bewahren, sind große An­­forderungen an die Leistungfähigkeit und Opferwilligkeit der Monarchie gestellt und es wird die Aufgabe der maßgebenden saatlichen und gesellscaftlichen Faktoren zu bilden haben, diesem Umstande durch verdoppelte Sorge für die Fortentwicklung aller volfswirtschaftlichen V­orauslegungen Rechnung zu tragen. So weit das Ministe­­rium des Yeußern in diesem Belange ein­­greifen kann, werden wir durch Aufklärung, Anregung und Unterstüßung, teils direkt. Der Ausschuß für auswärtige An­­gelegenheiten Der österreichischen Deles­gation hielt seine erste meritorische Siguue, in der Minister des Weißern Graf Leo­­pold Berchtold sein umfassendes Er­­pose unterbreitete. Dem wir folgende De­­tails entnehmen ! Tach den bemegten Dain, welche meine lebten, vor dem Forum der ge­ehrten Delegation abgegebenen zusammen­­fassenden Darstellungen über Die aus­­­wärtige Lage widergespiegelt haben, ist unter dem Einflusse des allgemeinen Friedensbedürfnisses eine Periode fühl­­bahrer Beruhigung in den internationalen Beziehungen eingetreten, in welcher der Liquidationsprogeß Der überstandenen weltgeschichtlichen Ereignisse, wie die dar­­aus sich ergebende politische Neuorien­­tierung sich schrittweise vollzieht. Im­­ Vergleiche zur vorjährigen Epoche ist denn auch in den seit der legten Tagung verstrichenen Dionaten eine weit gerin­­gere Anzahl von außenpolitischen Bor­ » teils durch die unterstehenden Behörden­gängen zu verzeichnen, die für die Tinter­ Beziehungen in der Zukunft zu erhalten.­­ Dem heimischen Unternehmungsgeiste im essen der Monarchie in in Betracht kommen. Auf das Verhältnis unter den Groß- | Auslande tunichst W Vorschub‘ Teisten. Die Feuilleton. Die Bosenaner Turmuhr. Von Roloman Mikrath. In derselben Minute, in der die schöne Elisabeth Grünblatt den Beriehungsring vom Finger gestreift und ihrem Bräuti­­gem, Johann Gotthard, zurückgerehtet hatte, war die Rosenauer Turmuhr stehen geblieben. Auf diese Uhr aber, die Gottes Finger aufgehalten und die sein Mensch wieder in Gang zu bringen vermochte, waren Die Rosenauer Bürger ebenso stolz, wie auf den tadellosen Ruf ihrer Töchter: Nun war mit­­ einem Schlage beides dahin, denn es war eine unerhörte, Himmelschreiende Sünde, einem Manne wie Johann Gotthard Die Treue zu brechen. Was aber die Turmuhr anlangt, so war sie einzig in ihrer Art und so weltberühmt, dag Meister Albert Turibius eigens aus der Schweiz nach Rosenau gekommen war, um das M Wunderwert zu studieren. Der Magistrat wollte dem Fremdling seinen­­ Einblic in das Merk gestatten, bis der are der Senatoren seine Stimme erhob: „Lasset den fremden Meister nur gewähren; er wird aus dem Merk nicht flug werden und wir werden unser Geheimnis bewahren, Gastfreundschaft ohne sie verlett zu haben.“ So geschah es denn auch. Meister Tuti­­bius studierte eine Woche lang das Inein­­andergreifen der Räder und Walzen, ohne am legten Tage mehr zu willen, als am ersten. Nur einer hätte ihm das Geheimnis verraten können: der Meister, Der das Merk geschaffen, der alte Martin Sonntag, der aber war stumm. Man schrieb das Jahr 1631, die Taschenuhren waren damals bei den Großen des Reis schon verbreitet, aber sie wurden aus weiter Seine nach Rosenau gesandt, um dort nach der unfehl­­baren Turmuhr gerichtet zu werden. Doc, was nun? Der Hahn des Uhrwerfes, der bisher mit lautem Krähen den Rosenauern die ungeduldig herbeigesehnte Mittags­­stunde verkündet hatte, war verstummt. Sollte man sich das eines wanfelmütigen Mädchens wegen gefallen lassen? ... Die Sache kam vor­ das Gericht. Sieben Rastoren waren aus den nächsten Gemeinden berufen worden, um das Urteil zu fällen. Bastor Yabrici als Veltester war Gerichtspräsident, Paul Sonntag, Der Süngste, führte das Protokoll. Ganz gebeugt und gebrochen erschien der Kläger Gotthard, stolz erhobenen Hauptes die Angeklagte Elisabeth Grünblatt. Ein seidenes Kleid umschloß in schweren Yalten die schlanke Gestalt. Im dunkten­ BR trug sie drei Rosen von blutroter Farbe. Die fischlichen Richter verruten erst, die Braut durch gütliches Zureden zur Einlösung ihres Wortes zu bewegen. Doch sie blieb nie erschüttertt bei ihrem Nein. Dann folge­ten Ankrage und Verteidigung der Anwälte und sowohl die Angeklagte, wie auch der Kläger musten den Gerichtssaal verlassen, bis das Urteil gefällt wurde. Zum Schlusse erhob sie der Präsi­dent und sprach: „Ich beantrage, daß die Angeklagte zu folgender Strafe verurteilt werde: Sieben Jahre lang darf sie seinem Manne zum Traualtare folgen, sieben Jahre an seiner Tanzunterhaltung,­­seinerlei Lustbarkeit teilnehmen.“ »Wir wollen mitIa und Nein abstim­­men,«riefen die Richter.»Nein«bedeutet die Freisprechu­ng.«Paul Sonntag verlag die Namen und fügte jedem das Verdikt hinzu: „Hochwürden Peter Saligius: Ja. Samuel Yerling: Nein. — Johann Vitofik: Kein.“ 2 In diesem Augenblick schrieb Paul Mis­­solczy, der Verteidiger Elizabeths, einige Worte auf einen Zettel, den er heimlich Sonntag zuschob. Doc Dieter steclte ven Zettel in die Tasche, DR ich unterbrechen zu lassen. „Paul Rihtricg: Ja. — Karl Ramm; Nein.“­­ .. (Schluß folgt.) - a U a I ie FF De ua ah a EA a an ni Ad ee ine .

Next