Oedenburger Zeitung, Juli 1914 (Jahrgang 46, nr. 147-173)
1914-07-01 / nr. 147
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Das französische Aderbauministerium beschäftigt sich zurzeit mit einer Geiäßvorlage, die den Vertrieb und Gebrauch von Haarfärbemitteln regeln soll. Der Grund dieser Maßnahmen ist die Wahrnehmung, daß bestimte Haarfärbemittel und gerade die in der Wirkung zuverlässigsten nicht selten eine Gesundheitsschädigung zur Folge haben. Zum Haarfärben bedient man sich im allgemeinen zweier Arten von Mitteln: die einen wirken rasch und sind dabei außerordentlich bequem im Gebrauch. Ihr einziger Fehler besteht darin, dass ihre Anwendung wegen ihrer Giftigkeit bestimmte Gefahren mit sich bringt. Die anderen langsamer wirkenden und dabei schwer zu handhabenden Mittel haben dafür den Vorteil, unschädlich zu sein, gleichzeitig aber den Nachteil, das die Farbe nicht so glänzend und echt hervortritt. So erklärt sich leicht, daß die erstgenannten Präparate troß der damit verbundenen Gefahr weitaus vorgezogen werden. Bei leichteren Fällen zeigen si die Vergiftungserscheinungen zunächst auf der Lederhaut und verbreiten sich von hier aus über den Naden, die Ohren und die Augen. Zwanzig bis dreißig Minuten nach der Auftragung des Farbmittels machen ich bei den Betreffenden Schmerzempfindungen im oberen Aus genlid bemerkbar. Es kommt sodann zu einer Anschwellung der Lider, die gewöhnlich nicht lange dauert, aber überaus Tättig it, da die Augen zeitweise ganz geschlofsen sind. In anderen Fällen zeigt si die Vergiftung auch anhaltendes nervöses Nieren und in dem Ausfluß einer hellen Flüssigkeit aus der Nase. Schwere Vergiftungen rufen starre Kopfschmerzen und Anschwellungen des Halses hervor. Daneben machen sich heftige Schmerzen bemerkbar, als wenn die Haut verbrannt wäre. Für Personen, die für Slechten empfänglich sind, bringt die Anwenwendung des Färbemittels außerdem noch die Aussicht, daß sie im Laufe von 24 Stunden von Ausschlag befallen werden. Zum Schuß gegen alle diese Unannehmlichkeiten gibt ein französischer Arzt folgende Vorsichtsmaßregeln an: Man soll niemals auf ein Haar, das kurz vorher entfärbt oder mit ägender Flüssigkeit behandelt wurde, die Farbe auftragen, sondern erst 48 Stunden oder drei Tage nachher. Das Auftragen des Farbstoffes erfolge zehn Minuten nach erfolgter Orydlierung und unter Zufuhr eines warmen Luftstroweg von etwa 60 Grad. Nach der Prozedur soll man sofort den Kopf waschen.Man verwende nur Farbmittel die auf der Basis reiner Chemikalien angefertigt sind.Bei Beobachtung dieser Vorsichtsmaßregeln ist eine Gefahr so gut wie ausgeschlossen Um sich von derNeinheit des Mittels zu überzeugen, tut man gut, vorher eine Versuchsfärbung an einer kleinen Hautstelle vorzunehmen, am besten hinter den Dolchrläppchen. Man bewegt die Stelle dann mit einem isolierenden Kollodiumhäutchen. Wenn im Verlaufe von zwölf Stunden nach der Färtung ji auf der Haut seine Rötung zeigt, so kann man das Mittel unbesorgt anwenden. Die entflohene Haaremprinzessin. Vor einiger Zeit ist Lema Abed, eine Tochter Iazet Vafdas, des ehemaligen Geheimsekretärs des Sultans Abdul Hamid, aus dem Harem ihres Mannes, des Anwalts Mazahr Abed in Damaskus, nach Wien gesflüchtet. Sie hatte ihren wertvollen Schmud mitgenommen. Die Zeitungen erzählen nun, Izzet Balcha habe in Wien gegen seine Tochter, die noch nicht siebzehn Jahre alt ist, gerichtliche Schritte unternommen. Er erklärt, der Schmud sei sein Eigentum. In Triest habe Frau Abed einen Teil dieses Schmuces bei einer dortigen Bank in einem Safe deponiert, verschiedene wertvolle Stücke verpfändet oder veräußert sind unter Mitnahme eines weiteren Teiles des Schmuches sich nach Wien begeben, i woselbst sie in einem Singstraßenhotel logiere. So lautet die Behauptung der Klage. Alle Bersuche des Gatten und des Vaters, die Flüchtige zur Nachkehr zu bewegen, blieben erfolglos. Deshalb unternahm Iazet Pascha gerichtliche Schritte gegen seine Tochter. Er erwirkte eine Verfügung, durch die der Triester Bank verboten wurde, den in dem Safe befindlichen Schmud ohne gerichtliche Bewilligung herauszugeben. E& wurde auch der jungen Dame gerichtlich untersagt, den noch in ihrem Befich befindlichen Schmud zu veräußern oder zu verpfänden. Den Wert der gesamten Samellen beziffert Jazet Barcha auf 100000 Kronen. Mit Noüdsicht darauf, daß die Dame nach ottomanischem Gejebe zwar ehemündig, aber troßdem noch minderjährig und demmnach , nicht dispositionsberechtigt ist, hat die Wiener türkische Botschaft auf Ersuchen des Gatten und des Baterd Schritte unternommen, um Die Barockeförderung der Frau Abed oder deren 1. Siyja Nachgabe an den Vater durhruft yem nach ottomanischen Gefek noch in. Die väterliche Gewalt über seine Tochterzeit. Die Verhandlungen bei Gericht find Her noch im Gange und werden wohl notgedauern. Mittlerweile lebt die junge Framyey im Wiener Singstraßenhotel, die europe Freiheit genießend. Sie hat vor Gericht ht zwanzigmal aufgeschrien : „Lieber in den, als zum Gatten oder gar zum Bater zurüs Sie will lieber in Wien Sprachlektionen gelt, als daheim die Haremsdame spielen. T Schmud, so behauptet sie, künne sie von d Mutter her als ihr Eigentum betrachten, abe auch, ohne Schmuck werde sie sich vermög, ihrer Kenntnisfe durchschlagen. In der Tat ist Frau Abed nicht nur bildhübisch, sondern auch sehr gebildet. Stedenpferd = Lilienmilch - Heife von Bergmann & Co; Telchen a./Libe erfreut sich immer größerer Beliebtheit und Verbreitung dank ihrer anerkannten Wirkung gegen Sommersproffen und ihrer erwiesenen Unübertrefflichkeit für eine rationelle Haut- und Schönheitspflege. 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Vor allem aber, so hob einer der Herren bewundernd hervor, sei es geradezu großartig, in wie meisterhafter und Flaver Meije der Sprecher es verstanden habe, sein schwieriges Thema der im Durchschnitt nicht gerade hochgebildeten Zuhörerschaft anschaulich zu machen. „Ach“, meinte der Gelehrte erklärend, „sehen Sie, ich blidfe bei meinem Vortrag in solchen Fällen immer den Zuhörer an, der mir das am wenigsten intelligente Gesicht zu Haben jeint. Und nun erkläre ich die Sache so lange und so genau, bis ich an jenem Gesicht ablese, daß der Mann es verstanden hat.“ Einen Augenbsi später betrat der Herr Bürgermeister den Raum und ging auf den Gelehrten zu. „OD, Sie glauben nicht, welche Freude Sie mir heute abend bereut haben. Während des ganzen Vortrages hatte ich das Gefühl, als blicken Sie nur mich an und als sprechen Sie nur zu mir.“ Abonniert die „Oedbg, Zeutg‘ Für die Redaktion verantwortlich: Friedrich Hommalter Herausgeber und Verleger : Alfred Rontwalter. 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