Oedenburger Zeitung, November 1914 (Jahrgang 46, nr. 250-274)

1914-11-01 / nr. 250

.. 1. November 1914. Eine gründliche Reinigung der Kopfhaut und des Haares erreicht jede Dame in­n I . . Ludwig's Damenfrisier-, Kopf­­wasch- und Manicure - Salon, . $opron, Silbergasse Nr. 19.. .— Modernst eingerichtet (Kabinen System). Sepa­rater Damen-Salon separater Herren Rasier - Salon und separate Werkstätte für :-ı­asse Haararbeiten. =­ y Rene ;«.- » —— - RT, . y + Vokal-Beitung. Der Verband der ZYrager­s Kaufmannschaft sendet uns seine Eingabe an das österreic­hi­­sche Ministerratspräsidium. Wir lasssen aus derselben nachstehenden Auszug folgen: Eines der peinlicsten Begleiterscheinun­­gen des Krieges ist die sprunghafte Steiger­­ung der ausländischen Waluten, welche­ Stei­­gerung naturgemäß zur Teuerung der im­­portierten Waren wesentlich beiträgt und das finanzielle Ansehen der Monarchie nach Innen und Außen in Mitleidenschaft zieht. Unsere gesunden Währungsverhältnisse bieten zwar dem Auslande nicht den gering­­ten Anlaß den Wert unseres Geldes zu un­teriragen. Doch haben wir zu wenig fremd­­ländische Valuten um die Zaffuren über im­­portierte Waren in entsprechender Baluta zu decken. Unser­ Export aber, welcher in norma­­len Zeiten die hiefür notwendigen Zahlungs­­mittel bot, ist nahezu gänzlich unterbunden. Die natürliche Folge ist die große Nachfrage nac­h fremdländischen Waluten und die enorme Steigerung derselben, welche zu einer immer weiter fortschreitenden V­erteuerung aller Bedürfnisse führt. Außerdem stellen die ausländischen Firmen, die in Kronenwährung abgeschlossenen Kontraste einfach mitachtend, die überspanntesten For­­derungen und verlangen nicht nur Voraus: Bezahlung, M Warenübernahme in ausländi­­schen Häfen, sondern auch eine Aufzah­­lung auf unsere Valuten. Leider ist da ein Umschwung während der Dauer des Krieges nicht zu erwarten, allein zur Verbesserung der leidigen Verhältnisse kann das große Rubliftum und die Kauf­­mannschaft wesentlich Beitragen. — ‚Das große Rubliftum, wenn es auf gewisse G­e­­nußmittel und Qurusartikel fett verzichtet, wenn es sie bloß auf den aller­­notwendigsten Bedarf in fremden Waren be­­schränkt, wenn es mit einfachen, aber ebenso guten inländischen Habiitaten Vorliebe nimmt, wenn unsere­rauen im Haushalte nur inländische Produkte verwenden. — Die Kaufmannschaft aber, wird vom Rubiikum derart beeinflußt, daßs sie sich nur auf den allerdringlichsten Bedarf einschränken und von der Einfuhr aller jener Waren absehen muß, die nur dem Luxus, dem Genusse und dem M Wohlleben dienen. Das hiedurch dem einzeln auferlegte Opfer st sehr gering im Vergleich zu den Entbeh­­rungen, welche unseren tapferen Soldaten im Felde auferlegt sind und zu den Gefahren für Leib und Leben, welchen sie tagtäglich im Kampfe todesmutig entgegenziehen. Durch eine derartige Haltung des Publi­­kums und der Kaufmannschaft, wird der Im­­port und die Nachfrage nach fremdländischen Valuten vermindern, die ausländischen Fir­­men werden an unsere Kaufleute seine so überspannten Forderungen stellen und die importierten Waren werden wieder billiger. Gleichzeitig würden aber auf diesem Wege Millionen von Kronen, die für Nichtigkei­­ten und Ueberflüssigkeiten an das Ausland abgegeben werden müßten, Dem Lande er­­halten bleiben. Welchen Wert es aber für einen kriegführenden Staat hat das Geld im Lande zu erhalten, bedarf wohl seiner wei­­teren Erörterung. a ee, .­ ­ Am Sesenburger Beitung. Luther-Naptär. (Luther-Kalender.) Zum­ viertenmal verläßt die Presse in über­­aus handlichem Format der Luthers Kalen­­der, um seinen Weg in die fernsten Winkel des Landes zu finden, wo eine evangelische Gemeinsamkeit ristliche Bande zusammen­­halten. Zum viertenmale und mit immer wachender liebevoller Vorsorge der Redak­­teure und der Druderei. Die vier Jahre, seitdem dieser Kalender erscheint, waren vollauf genügend den Ankrümmling zu nostri=­fiz­ieren und von Jahr zu Sahı mit gefalte­­ten Händen wieder zurückzuwarten. Ein Rat­­geber, ein Kreudenstundenbereiter, ein Irö­­ter und Vertiefer it in einem dieser Kalen­­der. Bestimmt für alle Stände in der Brus­­dergemeinschaft evangelischer Kirche. Für Arm und Reich, Geschulte und jene mit einer Bildung der Ortsschule. Für alle bedeutet viele herzensinnige Gabe der Redakteure, Senior Edmund Scholg ,und Professor Ludwig Hetvenyi — eine Notwendig­­keit. Jedes Haus, wo Luthers Worte gehört und versteht werden, muß sich die Türe öff­­nen, um diesem milden, wohltätigen Gast Einlaß zu gewähren. Die Fülle des Gebo­­tenen übertrifft auch das Bisherige. Nicht nur an Umfang gewann der Luther-Kalen­­der, sondern auch der Inhalt und die Harmo­­nische Durchbildung des ganzen Werkes weist eine Entwicklung auf. Gewiß eine liebevolle verstehende Hingabe der Redakteure. So vieles wäre hier zu erwähnen, so vieles besonders zu kennzeichnen, daß unser Raum es nicht zus läßt, bei jedem dieser auch stilistisch schönen Artikel, Gedanken, Plaudereien, Erzählun­­gen, Bere, Würdigungen und Netrologen führender evang. Persönlichkeiten zu verwei­­len. Hier seien einige nichtsdestoweniger in besonderem hervorgehoben: Aus den C­hriften Luthers (ganz gewiß eine willk­ommene Gabe), Synodal-Erinnerungen (wertvoller geschichtlicher Beitrag aus der Seder „Koronitäs“; unter dies­em Pseudonym versteht sich einer unser besten Historiter evang. Kirchengeschichte). Der legte Super­intendent (dieser Artikel Prof. Hetvenyis ist dem hunder­ten Wiederkehr des Geburts­­jahres Alexander Karjays gewidmet). Bel­­letristische Beiträge finden wir von dem be­­ten evang. Dichter: Karl Santha, sohann von Karl Esite, Divonys Gyarmathy, Michael Szalay, Frau Helene Ginenver- Györy („Erinnerung“ an ihrem Vater, dem Dichter Wilhem Györy); Frau Je: Benkty, Raul Petrovics; Dr. Gisella Art­­bauer skizziert in einem sehr lesbaren län­­geren Auflag die reizende Erzählung des Subilars Beter Rosegger; ferner Frau Jo­­lan Rozlay-Sencs, Sranz Ihak. Viel Beachtung verdient die gediegene und von tiefem Wissen durchdrungene historische Ab­­handlung des Prof. Alexander Bay über „Die evangelischen Nadasdys“. Der Wiener­ Neustädter evang. Geistlicher Adolf KRappus widmet unter dem Titel: „Wie ein fath. Schriftsteller den Evangelischen eine Kirche schuf‘, einen Auftag Peter Rosegger. Da finden wir in Zusammenstellung des Seniors Sholg die Jahresgeschichte der ungarländi­­schen evangelischen Kirche; die bedeutendsten Ereignisse des Jahres (wie das Seraje­ver Attentat) leben in uns wieder auf, indem­ wir in diesem schönen Kalender blättern. Da finden wir die Nekrologe Franz Kossuths, Josef Veres’ (Abgeordneter, und bester evang. fischhlicher Kanzelredner) Prof. Wil­­helm Sauß, die Würdigungen Andreas Bognars, Gustav Demitter (des Wohltäters der Leibiizer Kirchengemeinde) und unter dem Gesamttitel „Gelegenheitszeilen über einige unserer Hervorragenden“, über Otto Luhmann, Franz Steiger, Dr. Matthias Szlavit, Ludwig Brocsko, Dr. Julius Shmidt, Johann Hajdu. Andere ak­tuelle Bilder und Miszellen h­umoristischer und ernster Natur vervollständigen Diesen Kalender, welcher auch mit anderen Behel­­fen, die ein Kalender bieten muß, reichlich ausgestattet ist. Für den Schluß liegen wir die besondere Gabe dieses Jahrganges. Der Zuther-Kalender bringt eine freudige Ueber­­raschung. Eine funstvolle Reproduktion Dürerscher Gemälden: Die vier Apostel: „Sjohann und Beter“, ,„Mart und Paul“. Diese sind die wertvollsten Beigaben, mit denen ein Kalender je seine Kiefer bedach­te. Kunstvolle, reine, schöne Dreifar­­benbrüche, wie je­ in den größten ausländi­­schen Kunstanstalten nicht schöner und arti­­stischer ausgeführt werden können. Die Ken­ner werden uns recht geben, denn nicht die Selbsterhebung ist in uns zu Worte gekom­­men, sondern die unleugbare Wahrheit, die unverwischbare Wirklichkeit. Diesfer Yar­­bendıuc­ht ein­­e provinzialen Kunstfönnens und Leistungsfähigkeit. Und —— nage durch das ganze Land. Eine ganz neue Art heimtüdischer Kriegführung schienen die Hem­de schon seit Monaten geführt zu haben, ohne daß wir ihr Treiben ahnten. Auf schnel­­len Automobilen durchflogen sie das Land, in allen möglichen Verkleidungen. Oft stellte sie atemlos in den Bürgermeistereien der Gendarm ein, um die amtliche Nachricht zu bringen, daß ein feindliches Automobil sich nähere, mit xusliihsfvangösischer Kriegsan­­leihe an Bord, oder mit anderen wichtigen Dingen und Personen. Einmal wurde amt­­lich auf­ ein Automobil gefahndet, in wel­­chem ein Rufe unter den Namen eines deut­­schen Fürsten reiste. Dann hieß es wieder, das französisch-rusiische Gold sei ausgeladen worden, um von zwei als Maurer verkleide­­ten Spionen weiter befördert zu werden. Jeder Tag brachte neue Nachrichten und neue Aufregungen. So kam es, daß die Dörfchen am Rhein sehr­ bald ein sonderbares Bild boten: die Straßen waren verbarrifadiert mit Leiterwagen, Stacheldraht und Gerüm­­pel, während die ihrsamen Bürgersleute mit allen möglichen Waffen der Wacht am Rhein in das Handwerk pflichten. Diese Tage der Beunruhigung forderten blutige Opfer. Feuilleton. Kriegserlebnise. — Bon Dr. Curt Abel­:Musgrave — Kriegsbeginn im Dorfe (Fortlegung.) An die Möglichkeit des Krieges glaubten wir nicht in unserem Dörfchen. Murmelte nicht der Rhein sein ewiges Lied? Lachte nicht das Gold der Sonne in der schäumen­­den Welle? Zogen nicht die Buben und Mä­­dels mit den tönenden Gitarren singend,­­pielend und scherzend stromauf, stromab, tagaus, tagein! Und Hang es nicht Todend voller Lebenslust aus tausend Kehlen: „Zieh nit an den Rhein! Zieh nicht an den Rhein! Mein Sohn, ich rate dir gut!“ Und dann kamen die Schreckensmeldun­­gen, eine nach der anderen. Krieg mit Rus­­land. Krieg mit Frankreich. Krieg mit Bel­­gien. Krieg mit England. Krieg mit Ser­­bien. Krieg mit Japan. So manchem stohte der Atem. Mander verzweifelte in diesen ersten Tagen am Ger­­manentum, an Deutsc­hland, an sich selber. Die Aufgebote kamen in hastiger Folge, exit für die Jungen, dann für die Reservisten und schließlich für die bärtigen Familien­­väter des Landsturmes... alles innerhalb einiger Tage. Die Maßregeln der­­ Regie­­rung schienen von Unruhe zu zeugen. Auf dem Felde reifte die Ernte in seltener Pracht und Fülle In den Weinbergen versprachen die Trauben einen zwar sehr­ spärlichen Herbst, aber doch vorzüglichen Wein. Und nun mußte alles plöglich in Stich gelassen werden. Pflug, Schaufel, Hobel und das sons­tige Rüstzeug des fleißigen Arbeiters, um dem Schwerte und der Ziinte Pla zu mac­hen. Es kann nicht geleugnet werden, we­­nigstens am Rheine pachte eine unruhige Angst die Zurückgebliebenen. Seit mehr als vierzig Jahren hatten die Leute im Frieden gelebt. So mancher Zweifel an der Weisheit der Regierung und der Tüchtigkeit des Hee­­res war inzwischen aufgestiegen. Und jeßt galt es die große Probe zu bestehen. Bald flogen die unssinnigsten­­ Gerüchte dur­ die Luft, um aufgegriffen, verbreitet und ge­­glaubt zu werden. Die Franzosen waren in Eljah eingefallen und hatten Straßburg ge­­nommen. In Ostpreußen richteten die Russen ein gräbliches Blutbad an, alles sengend und brennend. Und überdies eilten wie Feuer­­brand die Meldungen von feindlicher Spio­­­­ (Schluß folgt.) Alle. ah a —­­,, . SRH 4 ».-« MWHH«-«Ap«gizwsz» W. ARE-.-—«-.—.s..-»»-z.-.·...«-« z-Ä-s«-.—-.-«—-..h..-.:Th-·.«c.-».­­-. ’MLO--«—.-..;-k--—k««.:s-—.:s.-«-«»««-.L«-Y..s.3.-.—·«".«..LJ

Next