Oedenburger Zeitung, 1919. August (Jahrgang 51, nr. 74-93)
1919-08-07 / nr. 74
= Wiener Blätter in Oedenburg. Nach langer,langer Zeit waren gestern abends die ersten Wiener Zeitungen .ttt«Oedenburg frei erhältlich Das Publikum stand in langen Reihen vor den Zeitunggeschäfte Blum und viele Mußten auch diesmal UHUe Zeitung zu Bette gehen.Jest wird sich auch die Tätigkeit der,,Zeitungsschnapper"wieder aufhören,die alltäglich die aquien beenden und ihre mitgebrachten ,·Zeitungen boten und diese dann in mehr oder minder geheimen Zusammens käsiften einem spannend laufchenden— eundegs oder Bekanntenkreise vorsahen. Was geschieht mit unserem Kasino ? Nachdem die Sozialisierungsverordnungen bereits mit gestrigem Tage aufgehoben wurden, drängt ei allen Kasinomitgliedern die Frage auf, was mit Dciesen Räumen gesehen sei ® Das altehrwärbige Kasino, auf bad wir Oedenburger mit Nedt stolz fen können — befieht do& ein Nehnliches nicht im ganzen Bande — war gewiß weder in der Vergangenheit eine Gefahr für die Haftenbemufte Arbeiterschaft, noch wird er eine solche für die Zukunft bilden. Wenn mm ein Stüngel, der Hinter und unter feinen gewwissen Gesichtsuersprüngen noch nicht ganz troden gefvorfen, im aufgeblasenen Bewußtsein seiner geistigen und moralischen Inferiorität seinen Geifer versprigte und die Kaslenmitglieder mit Berleumdungen bejubelte. 19 zeigt Died dem nur von der Jredehei,ber Robert Singers uni wie sie eben helfen müsen, aber die bewährte Leitung desBereines wird gewiß keine Devinte zögern, diese Institution, die auß Bürgergroschen gebildet wurde, je eher ihrer Bestimmung wieder zu übergeben. Der unglückliche Stolz und die Soldaten ohne Sterne. Hentie hätte es beinahe Deenschenleben gefottet, daß aestern ein Wachweister die Genugtuung fi verschaffte, seine Distinktion, die „Sterne und Bärtel”, aufzunähen und damit zu ifoszieren. Seine Untergebenen, als auch Gleitgesinnte, zogen ihn heute im Hotel Pannomia deswegen zurerantwortung. Der Mahtmeister wehrte ic; e3 ist zu Schüffen gekommen ud das Ende des Liedes war, daß die Nachtruhe der Bevölkerung gestört war und durch die auegerüdte Polizei samt Bereit haft der Stenuer Hochadler 24 Soldaten zur Voliger geführt wurden, wo sich während der Verhöre und wahrscheinlich auch wacher bitter nach) deuten kören, daß ein paar Zelluloid: sterne noc) feie Derartige Beleidigung sind; daß man bedwegen Gewehr: isoff: weifelt. Endlich ein Lichtblick! Die heute erschienene Verordnung des Hiesigen Vollzugsausschusses des Arbeiterrates der Stadt und des Komitates Oedenburg spricht endlich jene deutliche Sprache, auf die wir seit langem mit Sehnsucht warten! Den nach hier gewanderten galizianischen Lettenhändlern und Breistreibern wird endlich offen ud ımdere hlümt zur Kenntnis gegeben, wie sehr unerwünscht ihr Aufenthalt in unserer Stadt is und wo der Zimmermann für sie das bemußte Lo gelassen Hat. Wir Hoffen, daß diese Verordnung, der Hoffentlich in recht baldiger Zukunft ähnliche Folgen mögen, von recht guten Erfolge begleitet sein wird, damit wir endlich von jenem jene Nationalität zerlegendem Element gründlich befreit sind. Die Versreuung hat folgenden Wortlaut: „Im Sinne, des Beischlusses der Arbeiterräte der Stadt und des Komitates Oedenburg order wir alle fi im Gebiete der Stadt und des Komitates aufhaltenden fremden Staatsbürger, die sich seit Kriegsausbrichier niederließen, sowie sämtliche durch den abgedankten regierenden Rat auf das Gebiet der Stadt oder des Komitates Delegierte politische oder sonstige Betraute auf ihre Papiere, resp. Bebauungen in Oedenburg im städtischen Meldeamte, in den Bezirkshauptorten beim Präfiium des Bezirksrates, in anderen Germeinden beim Präsidium des Arbeiterrates des Ortes zwecd Einsichtnahme unverzüglich vorzulegen. Das Meldeamt hat mit dem durch die Arbeiterräte hinzu delegiertem Wusschusse, weiters die Präsidenten der Bezirksräte und Arbeiterräte der Gemeinden haben strengsteng zu erwogen, wen eine Aufenthaltsbewilligung zu erteilen sei. Galizischen Staatsbürgern, resp. dorthin Zuständigen kann eine solche Bewilligung überhaupt nicht erteilt werden, da sie Kettenhändler und Preistreiber sind. Desterreichischen Staatsbürgern kann eine Bewilligung nur auf Grund der Reziprizität erteilt werden, das heißt, wenn die Österreichische Regierung die Verordnung diber die Ausmessung der Ungarn zurüczieht. Von den ungarischen Staatsbürgern können amtlich Ausgesandte eine Aufenthaltsbewilligung erhalten, wenn das Präsidium des Oedenburger Arbeiterrates die Notwendigkeit dieser Aussendung durch Eintragung in ihre Papiere bestätigt, weiters auch Kaufleute und Gewerbetreibende in dringenden Geschäfts- oder Privatangelegenheiten, wenn sie die Dringlichkeit dieser Angelegenheiten beim Präsidium des Arbeiterrates darstellen. Schließlich von Privatleuten ale jene, die gieeds Besuches ihrer Verwandten oder zwec's Erholung bei ihren Verwandten untergebracht sind und so weder die Wohnung, noch die BVerköstigung anderer in Anspruch nehmen. Die bisherigen Bewilligungen wird der unterfertigte Ausschuß auch überprüfen, weshalb auch die Papiere der Ach _bereits hier Aufhaltenden vorzulegen sind. Die Ausweispapiere sind in der Stadt Diedenburg innerhalb 48 Stunden, im Komitate innerhalb 4 Tage vorzulegen. Mer, seine Papiere innerhalb dieser Brift nicht vorlegt und seiner Verspätung nicht annehmbar begründen kanır, wird durch Die Rote Wache der Stadt und des S Komitates Oedenburg ohne jedes weitere Verfahren vom Gebiete der Stadt und des Komitates ausgemieten und es werden an ihm auch Die Spesen des Abschubes eingetrieben. Wer seiner Meldepflicht nicht Geniüge leistet, oder wer solchen sich verbergenden Personen Ouartier und BVerhäftigung gibt, wird mit einer Norreststrafe bis zu 30 Tagen und mit einer Geldstrafe 618 zu 5000 Kronen bestraft. Eine Aufenthaltsbewilligung unter 3 Tagen wird durch das Meldeamt der Stadt Oedenburg, über 3 Tage durch den Arbeiterrat delegierten Ausschuß bewilligt, welcher im städt. Meldeamt täglich zwischen 12 und 1 Uhr eine Eigung abhält. In den Bezirkshauptorten und Gemeinden erteilt die Aufenthaltsbedingung das Präsidium des Bezirks, resp. Gemeinde-Arbeiterrates. Ueber die sich beeldenden senden die Bezirks- und Gemeinde-Räte dem Vollzugsausschhsse des Komitates ein Namensverzeichnis ein,und zwar separat über die, welche eine Auffenthaltsbewilligung erhalten und separat über die Audgewiesenen. Der Arbeiterrat des Komitates fordert die Präsidien der Bezirks- und Gemeinde-Arbeiterräte auf, bei der Beteilung mit Aufenthaltsberoilligungen dieser Verordnung gemäß strenge und gerecht vorzugehen, da er widrigenfalls gezwungen wäre, das Verfahren wider sie einzuleiten. 1. Ueber diesen Beschluß find gimedd Bollzuges das Bataillonskommando der Oedenburger Noten Wache, 2. das Kommando de Noten Wachdeta- Hement 3 des Komitates, 3. das städtische Meldeamt, 4. sämtliche Bezirks und Gemeinde-räte und zwecs Senntnisnahme die Leitung der politischen Detektivabteilung zu verständigen. : = u | Rumänen auf der Insel Cs Budapest, 7. August. Eine rumänische Abteilung wurde heute vormittags besobachtet, wie sie nach der Safei Köepel die Donau überjebte, wurde Gewehrfeuer vernommen. Die Rumänen wollten die sehr wertvollen Munition, und sonstigen abcrit Manfred Weiß’ und die Nabiostatt bejegen. Ihre Absicht war ferner , Maschinen nach Rumänien zu Ab führen. Die Arbeiter der Fabriken hab sich aber zur Wehr der Fabriken gefiel Bald darauf Ententedelegierte Freitag in Budapes Versorgung der Stadt Budapest. Budapest, 7. August. Die Lage der Budapester ist ehr ungünstig. Seit vier Tagen sind feine Lebensmittel eingetroffen. Da jedoch jegt die Blodade aufgehoben wurde, sollen bereits ganze Transporte an Lebensmitteln an der Grenze beim Abtransporte harren. Dies Umgewippeit infolge der Belebung, die Ursache, daß man biese Transorte abrollen zu Taffen für ai zatfam findet. Man will ES Ankunft der vier Ententebelegter abwarten, welche am Freitag in Bud pest eintreffen. Franzosen in Budapest. Senf, 6. August. Lyoner Meldungen zufolge soll der Abtransport von 5000 französischen Soldaten nach Budapest bevorstehen. Wichtige Konferenz in Budapest mit den Ententebevollmächtigten. Budapest, 6. August. Heute abends fand zwischen dem Ministerpräsidenten Solvns Beidt und den Ministern Sosef Haubric und Peter Agoston einesteils und dem rumänischen Kommandanten und dem englischen General Gordon eine Konferenz statt, in Sachen des Nüdzuges der Bejagung aus Budapest. Die Entscheidung über einen Naczug eines großen Teiles der Bejadung dürfte nach Eintreffen der Ententedelegation fallen. Die Stimmung der Entente ist — wie man sagt — für Ungarn günstig. Letzte Nachrichten. Die Budapester Blätter _ . erscheinen nicht. Wien, 6. August. Dem Journal des Debats zufolge soll die endgültige Antwort an Deutschösterreich den kommenden Montag mit einschneidenden Wenderungen zugunsten Deutschösterreichs erfolgen. Budapest, 6. August. Die bürgerlichen Blätter Budapests haben sich in der Trage dDed Wiedererscheinung solidarisch erklärt Der „Peter Lloyd” erklärt, allen Ereignissen seit dem 24. März ferne gestanden zu sein. Das Geld, das seinerzeit von der Näteregierung samt dem Blatte übernommen wurde, sei bis zum rechten Helfer aufgebraucht und Die Mitglieder der Gesellschaft mweilen gegenwärtig im Nozlande. Keine Blockade mehr gegen Ungarn. Züri, 6. August. Die Schweizer Telegraphen-Information meldet aus Paris: Gemäß dem Bericht Huuvera an die Friedensionieren, wurde Die Aufhebung der Blocade gegen Ungarn verfügt. 1 . Kun als unwillkommener alt. Bien, 6. August. Obzwar der Internierungsort Beladung streng geheim gehalten wurde und ebenso, damit sein Aufenthalt noch verborgen bleiben werde, hat man sich eines falschen Namens bedient, war es dennoch nicht zu verhindern, Daß der Aufenthaltsort und Name befannt wurde. Die Ortschaft Reindlmühle in Niederösterreich. Die Bevölkerung der Ortschaft hat in einer sehr stürmischen Sikung des Dorfweilen Bela Kung verhandelt und hat bei der Bezirkshauptmannschaft Brotest eingelegt, daß Bela Sun 618 zum nächsten Samstag wieder entfernt werde. Wie man sich in Frankfurt die ungarische Entwirrung vorstellt. Wien, 6. August. Die „Frankfurter Nachrichten” zünden den Einzug der Szegediner Regierung in Budapest für Montag an. Die Regierung bringe die Landesinsignien (St. Stephansfrone, Szepter, Neiddapfel 2c.) mit, welche dem feierlichen Zuge vorangetragen werden. Wir reproduzieren diese Nachricht, damit unser Publikum sich darüber geradeso amiüsiere, wie wir es taten. Drum der Mörtin-Anmmalter Drndtrheil.M_ Deherkum. DERIHER MeER Endgültige Antwort an DeutschÖsterreich. | IP Kuns Bitte um russische Bilfe bereits im Juni abgelehnt. Wien, 6. August. Von rufsischer Seite wird gemeldet, daß Bela fun bereit um Mitte Juni um dringende rufsische Hilfe bat, mit dem Bemerken, daß man seiner Regierung nur mit ‚ruffischen Truppen helfen konnte. — Die rufsische Sowjetregierung Hat die ‚Bitte Kunz Furzweg abgelehnt. 3 _ RER Theater und Rıunfı An untere Künstlerinnen un Künstlert Der politische Regimewechsel war auch an Ihnen, die Sie in unsern Mauern nicht Heimlich sind, spurlı vorüber gegangen sein und dedha müssen wir geute als Vertreter derbgesesfenen Bürgertumes Dedenbur; euch an Sie unser Wort richten. ‚Wir können es nicht begreifen, d« Sie in der Vergangenheit großständigen Lobes, Befriedigung über d Entgegennahme Ihrer Leistungen emfunden Haben, wurde doch auch vesucht die darstellende Kunst in » Sklavenfetzen der Diktatur zu schlage, mengte man sich da in den Spieplan in einer Weile ein, der jede innigere Verständniß des Diktierende in Stage stellt. Wenn es Ihnen tro:dem gelungen ist ein künstlerischt Kivesu der Vorstellungen zu erhalte it es nicht das Verbdienst der me’ gebenden Valtoren, die die dent! „ Kultur vor ihren Sarren spann “ tollte, sondern zuallererst das DVidienst Ihres Könnens, Ihrer Ziel zu Ihrem schönen Berufe und dasjenige Ihrer Leitung. Die bürgerliche Presse kann er jegt beginnen Ihre Leistungen zu beurteilen und Sie merden derselbe eine gutgemeinte, ehrliche Kritik’ gibi auch dann nicht übel nehmer wenn hie und da auch ein Wort de ‚Tadel fallen muß. Theater und Presse, beide stehen in allererster Lini im Dienste deutscher Kultur, in das wollen wir Beide niemals vergessen. Sie sind in allererster, Lini dazu berufen, das fast exsclafen Nationalbemn wuht sein unseres Volfes z erweden, die Liebe zu deutscher Aı und Sprache zu vertiefen und un die Unterdrückung unserer sprachliche und kulturellen Rechte vergessen machen, die wir seit Jahrhunderten erdulden mußten. An ihnen liegt er diese Grenzstadt westlicher Kultur , einem je festeren Bollwerfe auszugestalten und dazu wollen wir Ihnen helfen, mit Ihnen mitarbeiten, ämpfe: und — siegen ! Piner N Berantmwortlicher Redakteı : Dr. Stefan Palovich. Herausgeber: Röttig-Romwalter Druckerei-A.-@. In der Teppichfabrik Philipp Haase Söhne, Baross ut 24 Teppiche, Teppichlauer, Battvorleger, Schlafdecken, Pferdedecken, sowie Kotzen u. Kleiderstoffe verkauft.