Oedenburger Zeitung, 1920. Februar (Jahrgang 52, nr. 26-49)

1920-02-01 / nr. 26

«««!l."Februar:t­20 a­ uf Ne Dedenburger Zeitung Die Wünschelrute, Die sebige Metallnot, Hervorgerufen durch den Weltkrieg,. Hat in Schweden neuerdings die Suche nach bisher verborgen gebliebenen Naturflegen angeregt. Hierbei bediente man sich zur Auffindung der Erzlager der schon im Mittelalter bekannten Wünschelrute. Die Nute besteht aus einem gegabelten Zweig vom Haselstrauch. Doch verwendet man auch andere Schößlinge, wie:­ Erle, Linde, Weide, Faulbaum, Ahorn, Ehereihe. Die beiden Gabelsprosien sind zirka 4—10 Millimeter stark und 30—40 Zentimeter lang, das Stamm­ende etwa 10—15 Zentimeter lang. Aehnli­chen Zweigruten sind die Metallruten aus­upfer, Blint, Eisen, Mesling usw. gefertigt. Die Hand­­habung erfolgt in der Weise, daß der Nuten: Hänger die Hände um die Gabelenden legt und sie etwas umeinanderbiegt, das Stammende ist nach vorn gerichtet. Geht man der Gänger über Erzlager, so sol die Spige ausschlagen. Nach dieser stärkeren oder schwächeren Bewegung kan­n man auch auf die Größe der vorhandenen Lager schließen­­­ Die Wünschelrute wird jedoch nicht nur zur Auffindung von Erzen verwendet,sondern auch zur Feststellung von unterirdischen Quellen und von Kohlenlagern Der Glaube an die­ Wünschelrute geht bis ins grüne Altertum zurück.Wir finden sie schon in der Bibel er­­wähnt-Moses schlägt mit dem Stabe Wasser ausdechlsendses Sinai.Später wird sie im Nibelungenlied als,,Nütelin«gepriesen. Im ausgehenden Mittelalter verzierts sie allers hand Aberglaube Da spricht man von einem Teufelswerk mit wundersamer,magischer Kraft ausgestaltet Betsschneidender Ruten in der Johannisnacht,oder am Sonntag nach Neu­­mond,müssen seltsame Sprüche dazu gesprochen werden.Und je nach dem­ Wochentage schlägt sie auf verschiedene Metalle. Interessante Mitteilungen enthalten die alten Chroniken.Darnach gelang es im Jahre 1692 mit Hilfe der Wünschelrute einen Doppels­mord aufzudecken.Die beiden Mörder wurden über 45 Kilometer lang verfolgt.Auch zur Feststellung streitiger Grenzen diente die Rate Es gab bald nichts mehr,worauf die Wünschels­rute nicht reagierte.Man konnte damit ein verborgenes Stück Papier suchen oder seltene Blumen oder Holz,kurz alles. Allmählich aber versuchte man U­rsache und Wi­rkung zu erklären.Bald schrieb man sie»Dünsten und Dämpfen«zu,welche vom unterirdischen Wasser oder Erz ausgingen und eine­r Art magnetische Anziehung ausübten Bald wieder glaubte man a­rbestrische Wir­­kungen oder auch an Ausströmungen der Sonne.­­ Der mischliche Zusammenhang ist auch heute noch nicht einwandfrei erklärt. Eine Erk­lärung läuft darauf hinaus, daß Wasser und einige Metalle radioaktive Strahlen aussenden, welche die Nerven empfänglicher Personen bei­einflussen und dadurch wiederum die Arm­­musteln in Bewegung fegten. Der in der Hand gehaltene Zweig wird dadurchh gespannt und gerät infolgedessen in Schwingungen. Ueber den Wert oder Urmwert der Wün­­schelrute läßt ei sein genaues Urteil abgeben. Bekannt sind die 1906 gemachten Entdeckungen bed Landrated vol. M18lar. Während er den Geologen unmöglich war, in dem damaligen Deutsc: Süd­westafrika Wasser festzustellen, fand vd. Völar über S00 Quellen mit feiner Win­ fhelrute. Die sofort vorgenommenen Bohrungen haben S0 Prozent seiner Angaben bestätigt. Anderseits sind die Ergebnisse der Erz­­iuhung in Schweden mittels der M­ünschelrute als vollkommen fehlgeschlagen anzusehen. Bei Abgrenzung von schon besaimmten Crafeldern hat die Rute, die Felder sogar in ganz ent­gegengelegter Richtung angegeben, also völlig versagt. Ohne Zweifel ist die Wünschelrute nichts anderes als der modernisierte Zauberstab der Magid­, der vielleicht wieder identisch ist mit dem Stabe der Mofse, der sich Befamt­lid­end auf Die Kunst verstand, die Quelle zu entdecken und hervorzuloden. Die Erfolge der Wünschelrute sollen im übrigen nicht bestritten werden; da sie aber viel häufigeren Mißerfolgen gegenüberstehen, so beweisen sie nicht mehr für die Wunderkraft der Wünschelrute als die prophetischen Künste der Zigeuner und Karten legt. Manchmal trifft s­ein­e in der Regel aber nicht. |­­ AIs besteingeführte, altrenommierte Gilenhandlung 624 empfehlen si­ch­e srich Stang’s Nachfolger Derenburg, Grabeneunde 65. Telephon 114. Erstklassige Damenschneiderin empfiehlt sich für elegante Damentoiletten nach­ neuesten Journalen. Chise Ball :: toiletten und Massenfostüme : Marie Lieberman Hedenburg Franz Sojefd-Play Nr. 5, IL ©t. oder Georgengajje Nr. 1, II. St. 4521 +++ +++ Walfiichmargarisne. Die Veriwendung von Walfiichiped und -fleisch zur menschlichen Nahrung ist Feineswegd­exit eine Errungen­­schaft unserer Setzhungrigen. Zeit. Bereits vor einigen Jahrhunderten diente Walfiichfleisch zu Sranfreich mie auch in einigen anderen Ländern als Lebensmittel. Neuerdings hat man, wie ein Bericht der Fisch-Kommission der Vereinigten Staaten meldet, in den H­and i« nachvifchen Ländern das Verzehren zubereiteten Walfiichfleisches wieder aufgenommen, und die öffentliche Meinung steht dieser Bereicherung des Hüchenzettels durchaus günstig gegenüber. In Dänemark sind bereits 20.000 Tonnen Walfischfleischfett zu einer vorzüglichen Mar­­garine verarbeitet worden, und auch in Nor­­wegen hat man eine Reihe von Fabriken zu diesem Zweckk gegründet. Der Walft­chmargarine wird neben ihrer Schmachhaftigkeit große Haltbarkeit nachgerühmt. Auch die Verar­­beitung des Fettd gu Räuceriped it sehr lohnend. In den Vereinigten Staaten macht man neuerdings viele Experimente mit Flich­­dlen.­­­ahlreich sind die fetten File und einige Organe derselben sind mod, besonders fetthaltig. 3 sei hier nur um die Leber des Kabeljaus erinnert, die den Leberthran liefert. Wenn es gelänge, diese Dele für die Küche und den Rohgenuß verwendbar zu machen, so wären wir um ein nahrhaftes Lebensmittel reicher. Doc­­h eint gerade leber die Nahrungs­­mittelchemie auf besondere Schwierigkeiten zu stoßen. Gerade der Leberthran mit feinem ab­­stoßenden Geschmack bildet das beste Beispiel hiefür. Aber alle Schmierdle können die Fischöle inzwischen immer Verwendung finden. 4 Lebereiszerü finomsäggal tapad az arc- 68 kezbörre a valödi ıDIANA-PUDER föleg, ha behintes elött a bört valödi IDIANA- KREM segitseg6&vel äpoljuk puhävs, finommä. Mindenmüti kaphato6. Kis doboz 8 K. Nagy doboz 92 K. 1310 i Seite 3 FeuilketonI Schicksal. VonToskaLettonx (Nachdruck verboten.) Tokior Sturm wohnte in einem kleinen Haushalt an den Dünen inmitten von Ebek­­erchen,Knick u­­nd alten Weiden,die tiegebeugt s über den grünen Gartenzaun,nickten.Zuweilen streichelten die Sonnenstrahlen die hoyv,tluge Stirn des Landarzteszenner arbeitsmüde auf das Meer blickte,und seine Augen in tiefer Sehnsucht brannten,noch öfter überraschten ihn Regenschauer auf der Einsama Landstraße, wenn er­ zu seinen Kranken fuhr oder in seine stille Wohnung zurückkehrte.Keine liebe Frauenhand verschönte die Tage seines LebeM Nie hatte e­r die frohe Ausgelassenheit der Jugend kennengelernt,sondern war still und versonnen seinen Weg gegangen,aber keiner besaß ein tieferes Gefühl.Und in Feierstunden tauchte ein Gesicht aus der Kinderzeit vor ihm au­f,Wärm­e,­Blondbeit uk­d Heiterkeitnnks­­strahlend,daß man sich in seiner Näeivol­t­­fühlen mußte Die blonde Lotte in der fernen Stadt war die Kameradin seiner Kindheit, und die Stimdben, wo er sie geliehen, waren von tiefer Bedeutung für ihn gewesen, von der niemand eine Ahnung hatte. Sie wedte tr ihm die Arbeitsluft und den Schaffensdrang und fehtwehte ih­n als Siegespreiz vor Augen. Wenn er an sie dachte, mmmwehte ihn ein Lied mit süßer Heimat klang und zauberte auf sein müdeg, Hlaffes Gesicht ein sonniges Yädeln. Er wollte das blonde Mädchen zu Mich holen, in sein ein­sames Haus, wo im Habit die Winde mit den Ehereichen spielten. Als strahlende Note solte sie des Lebens Heiterkeit in seinen Garten tragen und abseits von den Dornenpfaden wandeln die seine Jugend vergiftet hatten. Und er fühlte als einsamer Mann einen lieben Frauenbiid aus weiter Ferne, um den er si auf die Neife begab. Reiner in Städtchen erkannte den Frems­den, der müde beim Pulveläuten an dah­er der „goldenen Sonne” Flopfte, und doch war er Tag für Tag durch die alten Straßen ge­wundert, dad M­änzel auf dem Roden. Freilich, wer in seine Augen geshaut, wäre erstaunt gewesen über so viel Schwermut, die in ge­­quälter Ungewißheit fladerte Eine Frauen­­gestalt öffnete ihm. In dem Halbdrnklen Dänmerlicht erkannte er Lotte, die blond und reif vor ihn Stand. Er beherrschte sich, um seine Gemütebewegung nicht zu verraten. Ruhig bot er ihr einen guten Abend und sah voller Verwunderung, daß ihr Gesicht bleich und bewegt ward demn den einfachen Worten. Frauen können so fehtran fill werden, wenn die Erfüllung ihrer Sehnsucht naht, um die sie heiß gerungen Wenige Menschen im Städtchen hielten es für ein Glück, daß die blonde Lotte sich mit dem stilen Doktor verfohte und alle an­­deren Bewerber abm­ied, deren es für sie viele gab. Ihre Schönheit war edel und maßvoll, aber Höchst eindringlich dadurch, daß se voll fontnen mit dem seelischen Ausabruch ver­­schmolz. In Feierstunden liebte sie den stillen Mann mit einer weichen, Füßen Mütterlichkeit, seine Nähe tat ihr wohl, und nie wollte sie die liehende Sorafalt milfen, mit der er sie angab. Auch Iodte das einsame Haus an den Dünen mit feiner Stille und Einsamkeit, mit feinen weißen Vorhängen und den leuchtend roten Geranientöpfen vor dem Fenstern, von denen er ihr erzählte. „Jeder fan in der Ehe tum und lassen, was er will”, war der Grundfas, nach dem das junge Paar sich sein Leben zu gestalten suchte, denn nach den Anschauungen Doktor Sturms mußte der Mensch unbedingt seine persönlice Freiheit haben, um Liebe und Treue als Geschent annehmen und­ geben zu können. Wad er ersehnte war kein Traum mehr, es war Wirklichkeit Froh eilte Frau Lotte durch die Räume des alten Hauses, blickte vom Fenster auf das Meek, wo blau das Wasser aufleuchtete, ordnete die Blumen in­ den Rasen und fühlte doch eine unbestimmte Angst, ald ginge sie Pflichten entgegen, denen sie nicht gewachen war. Ihre Natur strahlte hell und for­mig und wollte vielen Menschen Freude bereiten, aber unbewußt e­mbfand sie diese Da­meneinfamkeit als schwere Kette und verlangte nach Geselligkeit, die sie Hier nicht finden konnte. Jigndwo gähnte ein Abgrund in die einsamen Stunden, wo sie auf sich selbst ange­wiesen war, eine Sehntut nach fraftvoller Lebenserfüllung marterte ihr Herz Herz und machte es müde und fraftlos. Es gibt Frauen, die in einer fieien A­tmosphäre von Licht und Fröhlichkeit, Berwunderung und Anbetung schweben müssen, um ihre Lebens­­triebe zu vollsten Entfaltung bringen zu kön­­nen. Wohl sorgte ihr Gatte in rührendster Weise für sie Mit weichen, fast frauenhaften Händen versuchte er ihr Schönheit in den Alltag zu tragen, aber die eigentliche Kenntnis der Frau war niemals die starre Seite seines arbeitsreichen X­bens gewesen. Er manderte fü­l seiner Wege, und doch war ihm alles eine tiefe Freude, so ei jubelndes Glück, wenn er müde von seinen Besuchen beim­ehrte, und sein junges Weib ihm entgegenschritt. (Fortlegung folgt.)

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