Oedenburger Zeitung, 1920. April (Jahrgang 52, nr. 75-99)

1920-04-01 / nr. 75

­­s Bajazzi von Levucavalli,Die Boheme, Tosca von Vuccini, Gar­men von Bizet, Der Epangeli­­mann von Frenzl, Die verkaufte Braut von Smetana, ferner Salıne, Hoffmanns Erzählun­­ gen, Die Yüpiın ulm. « Wir wollen hoffen,daß sich das­ warm begrüßte Projekt Biräugig,welches in dem großen Krette der Aumitfreunde und Kenner aunserer, an musikalisch Gebildeten, überaus reichen Stadt berechtigte Sympathie gefunden hat, noch, im Verlaufe der nächten Wochen wird verwirklichen können. Dedenburger Zeitung Seite 3 Tagesneuigkeiten. Dedenburg, 31. März P­ersonalnachricht. Unter Regieungs­­kommissär Dr. Stefan v. Ziemberg it gestern früh in wichtigen Am­tsangelegen: Reisen nach Budapest gefahren. Das Manifest an die interalliierte Mi­­ltärtommission in Oedenburg. Gestern aamittags erschien eine Ertraausgabe des „Sseroni Hirlap“, welche in französischer, deutiger und ungarischer Sprache an die hier weilende Ententemission gerichtet ist. Das Manifest beinhaltet, daß „Weittun­­garn“ nur im Rahmen Ungarns sein Ge­­deihen finden kann. Das Manifest wurde der interalliierten Militärmission bereits übergeben und wird im Wege der Wiener Gesandtschaft auch unserer Friedensdelega­­tion in Paris übersendet werden. Damit es Diese an die zuständige Stelle, an den Ober­­fen Rat, weiterleite. Der M.G.B. „Liederfranz“ hielt am 24. d. M. seine 61. Generalversammlung ab. Den Glanzpunkt bildete die Wahl Vize­bürgermeister Dr. Schindler zum Vereins­­prä­sidenten. Auch sehr gelungene Beiträge trugen zum animierten Verlauf der Berganme­dung sehr viel bei. Todesfall. Am 29. d. M. starb der Schuhmachermeister Anton Swoboda im 63. Lebensjahre. Die Ber­ehrseinschränkung auf der Staatsbahn bezieht ji, wie wir erfahren, nur auf Die sogenannten Nebenlinien und wird der Verkehr auf den H­auptlinien, so Raab Bud­apest, in vollem Umfange auf­­rechterhalten. Der Markt von Ejepreg darf wegen in der Umgebung aufgetretener Maul- und Klauenseuche bis auf weiteres nicht ab­ge­­halten werden, die­rum auf alles vergaß. Gegen abend, als die Lichter von beidern Ufern und die Sterne in den Donauwellen flimmernd h­erumburgten und Johannistäfelchen spielten, saugten wir im Bett an. Hans faßte mich fest unter und so folgte ich ihm willenlos, die Bedenken bald vergessend, wie er mich führte, voll Glück mit einem Füßen Ahnen und Schauernden Bangen. Mir gingen die Stiege im Hause herauf, in welchem er wohnte und da betrat ich zum ersten Male seine Stube.“ „Am anderen Morgen schien die Sonne Thon Hoch in die Fenster hinein, als ich erwachte.“ ,,Er war schon sfort,auf dem Sessel neben mir stand eine Tasse Milchkaffee und eine Schnitte Brot und einige Entschuldi­­gungszeilen von seiner Hand,daß er­ in’5 Geschäftsort mußte.—Da war die süße Mattigkeit plötlich wie weggeblasen,die Tante fiel kn h­eim die wohl die ganze Nacht an mich,mit Bangen gewartet,die Nähstube,wo meine­ Kamer­dinnen und die Leiterin sich wohl fest die Köpfe über mein Ausbleiben zerbrachen. — Hurtig war ich angezogen, das heiße Gesicht fühlte ich mir bei der Wald­­toilette, brachte mein verwirrtes Haar so gut , ging in Ordnung und schlich, mie eine Sünderin, mich vor dem bevorstehenden Gewitter fürchtend, über die Stiege herab. Draußen war alles so wie sonst, dieselbe Menge eilte ge­­schäftig ihren Zielen nach, nur ich war eine Andere geworden. 65 war mir, als ob jeder alt ansehen würde, daß ich diese Nacht nicht zuhause geschlafen und daß an mir eine große Veränderung vorgegangen sei.“ (Sortregung folgt.) Kh­ Die G Siebenbürger Flüchtlinge ! An Ostersonntag und Montag wird zugun­­sten Der Siebenbürger Flüchtlinge im ganzen Lande eine Sammlung eingeleitet. An die­­ser Sammelaktion, welche nur nur eine patriotische, sondern auch eine rein mensch­­liche Pflicht ist, möge sie jedermann betei­­ligen. Die Sammlung wird in den einzelnen Ortigarten des Komitates Durch Die Be­­zirks-, vespettive Totalörtlichen Volfsorga­­nisationsfommissionen borgensinm­en i­er­­ven. Die erford­erlichen Sammelbögen wer­­den im Wege des Komitats-Militärkomman­­das den Kommissionen zugereikt. Auf un­­serem Stadtgebiete wird an den zwei­ Feier­­tagen auch eine öffentliche Sammlung statt­­finden. Wir hitten das Rubiikum, die Be­­mühungen der absammelnden Damen tat­­kräftig nach Fähigkeit zu unterirügen. Die Eigentümer von­­ Restaurationen, Kaffee­­häusern und Gastwirtschaften werden eben­­falls auf diesem Wege ersucht, in ihren So= falen während Dreier zwei Tage die Sammelaktion zu fördern. Die erforder­­lichen Canmelbühhien für diesen BZmwed sind bei der Hauptabteilung der Move (Esengerygasse, Sreimauverlege) erhältlich­. Ein jeder Heller, den wir beisteuern, Hilft eine Träne Der geflüchteten Siebenbürger Unglücklichen trocnen. Geben wir daher gern und nach bestem Können! Sm Interesse eines Einheitsgeldes. Wie wir erfahren, ist in der Sittung des Landes­­verbandes der Kabrifsindustriellen hier Ge­ Dante aufgeworfen worden, den Staat zu veranlassen, das Postgeld einzuziehen und für­­­ieses gestempeltes Blaugeld zu emit­­tieren, von welchem jet genügende Men­­gen der Negierrung zur Verfügung stehen. ie Direktion des Verbandes hat denn auch beschlossen, den Durchführungsentwurf dem Finanzminister zu unterbreiten. Die Sicherung des Kohlen- und Benzin­­bedarfs. Der Oedenburger Landwirtschaft- Liche VBerein hat an das Aderbauministerium eine Eingabe gerichtet, Damit den Wanid­­wirten Des Komitats Die notwendige K­oh­­len- und Benzinmenge für die Drufchzeit sichergestellt werde. In der Eingabe st au) die Bitte enthalten, aus Sparsamkeits- und Vereinfachungsrüchichten die Verteilung Des Brenn- und Betriebsmaterials Dem KRomi- Tats-P Vizegespansamte oder dem Landwirt­­schaftlichen Verein zu überlau­fen. Damit Die einzelnen Grundbejiger niccht gezwungen sind, ist an Fabriken und V Bergwerke zu wenden. Die öffentlichen Angestellten fühden auf den Abschnitt Nr. 18 dreißig Desagrammı Zuder im Preise von 270 Kronen erhalten. Zur Verteilung sind das Mehlbuch und die Legitimation mitzunehmen. Slatte Weinreben erhältlich! Dem städtischen Wirtschaftsamt gelang es einen größeren Posten, im ganzen 100.000 Stüd, sogenannte glatte Weinreben zur Frühlings­­pflanzung zu erwerben, melde an die Wein­­gartenbefiger zu 1000 Stüd zum Laufpreise von 600, mit dem Ber­adungspreise von 40 K abgegeben werden. Breistreiber werden interniert. Der Budapestier Spirituosengroßhändler­ Markus Brandstädter wurde vor kurzem bei der Stadthauptmannschaft des 7. Bezirk­ wegen Preistreiberei zu einen halben Jahre Arrest und zu 10.000 Prozen Geldstrafe verurteilt. Gleichzeitig wurde bei der politischen Sektion der Polizei seine Internierung beantragt. Dem Antrag wurde Folge gegeben und Brandstädter wurde man aus dem Schubhause nach dem Interniertenlager in Hajmasker gebracht. Die an den Minister ded unern gerichtete Appel­lation wurde abgewiesen, so, daß die In­­ternierung nunmehr in Rechtskraft erwachsen ist. Eine Zigeunerschlacht. Aus Ballau sc­hreibt man: Im nahen Dorfe Schalding kam es zwischen dem Dorf sich aufhaltenden Zigeu­­nern zu einer Prügelei und Messerstecherei, wobei einer der schwarzen Gesellen in den Rüden gestochen wurde. Als das Messer nicht mehr ausreichte, wurde die Schußwaffe zur Hand genommen und wurde auch auf die in­­zwischen erschienene Gendarmerie scharf ge­schaffen. Zebtere brachte zwei der Haupträdels­­führer in die Sronfeste nach Passau. Der Oedenburger Männergesangs­­verein „Liederfranz“ hielt am 29.9. M. unter Borsig Teined Vorstandes des DBize­­bürgermeisters Dr. Andreas Schindler eine konstituierende Ausschüpfigung ab. Gewählt wurden: zum Borstandstellvertreter Friedrich Puller, Kaufmann, Sekretär Michael Trog­­mayer, Städtischer Oberbuchhalter, Kaffier Eduard Gruber, städtischer Beamter, Schrift­­führer Josef Böße, städtischer­­ Beamter, Archivar Michael Steiner, Schneidermeister, Wilhelm Thurner, Dekorateur, Obmann des Vergnügungskomitees Friedrich Buller, Kauf­­mann. &5 wurde beschlossen, daß der am 1. Feber 1. 3. anberaumt gewesene Sänger, abend verbunden mit Tanz am 11. April ab» gehalten wird. Die zur ersten Veranstaltung gelösten Karten haben ihr volle Güftigkeit. Mit Rücksicht darauf, daß das eventuelle Rein­­erträgnis dem Dedenburger Volksfackenverein zugewiesen­ wird, werden Mederzahlungen dlantend angenommen und öffentlich quittiert. S Kartenvorverlauf für diesen Abend bei Herrin Konrad , Seel, Kaufmann, Grabenrunde 25 und Hann Friedrich Buller, Kaufmann, Elisabethgasse 5. V­erordnung über die Wechsel­­proteste. Das Amtsblatt publiziert Die Negierungsverordnung Zahl 2590/1920 M. E., laut welcher die Präsentierung wegen Hono­­rierung, der P­rotest, sowie der vorheige Bericht bezüglich der in der Zeit vom 15. Oktober 1919 bis zum 31. März 1920 abgelaufenen Wechsel, Handelsanweisungen und Marrant ® vnange­­sehen wird. Bezüglich der nach dem 31. März bis zum 30. Juni L. $. fälligen derartigen Papiere wurde der Präsentierungs: und Protestierungstermin bis zum 15. Juli 1920 verlängert. A­merikanische Pläne im Salz­kammergut. Wie in Salzburg verlautet, will eine amerikanische Finanzgruppe im Salz­­kammergut am verschiedenen Stellen des Seen­­gebietes, sowie in Salzburg selbst und im Licht unter Beteiligung amerikanischen Kapitals großzügige Gasthofe und Badeanlagen schaffen. 65 füme u. a. ein neuer Gasthof auf dem Scalberg in Betracht. In erster Linie sollen der elektrische Betrieb der Salzkammergutbahn, die Ausgestaltung des Autobusverkehres, Die Umgestaltung und Neueinrichtung der schon be­­stehenden Gasthöfe, die Förderung des Segel­­und des Mintersportes vorgenommen und moderne Sanatorien eingerichtet werden. Weibliche W­erzte in China. In China ist man fest sehr bestrebt, weibliche Aerzte heranzubilden. Gegenwärtig Studieren an amerikanischen Universitäten 44 junge Ehi­­nesinnen auf Staatöloffen Medizin. Eine Am­efische Dame, Frau Dr. Yama Kui, hat bereits ein Krankenhaus gegründet und eine Anzahl von Apotheken errichtet. Das Kranken- Haus ist hauptsälisch bestimmt Krank­enpflegerinnen auszubilden. Eine Familientragödie. Am ver­­gangenen Sonntag­abend­ waren in einem M­ok­auer Gasthaus Scartenspieler beisammen, welche schließlich in Streit gerieten. Der Wirt wies die­­ Gesellschaft aus dem Lofale und auf der Gasse fand es zum Laufhandel. Vor dem Hause der Johann Ningbauer wurde Alois Miederer zu Boden geworfen und mißhandelt. Einer der Teilnehmer, der den Streit schlichten wollte und der Bruder der Ningbauer war, rief seinen Bruder zur Hilfe, der auch vom Bette aufsprang und sich zu den Streitenden begab. Bei der Balgerei, wo Wiederer am Boden lag, gelang es diesem, einen Revolver aus der Tasche zu ziehen und drüdte ab. Die Stugel drang den eben herbeigekommenen Sc­­han­ingbauer in den Bauch. Schwer verlegt wurde er in die Wohnung gebracht und Ärzt­­liche Hilfe herbeigerufen, aber alles war ver­­geben, denn am zweiten Tag mußte er unter fürchterlichen Qualen sterben. Man kann fi den Sammer seiner jungen Frau vorsteen, die ihm am Tage vorher das erste Kind schenkte. Ber einem Jahre wurde ihr Vater an der gleichen Stelle von einem Grenzsoldaten unbe­­absichtigt angeschoffen und er mußte an den Folgen sterben. Am vergangenen Donnerstag wurde der erst 26 Jahre alte Ningbauer zu Grabe getragen und war das Leichenbegängnis wohl das imposanteste, dad man je in dieser Gegend gesehen. uf

Next