Oedenburger Zeitung, 1920. Juni (Jahrgang 52, nr. 123-146)

1920-06-01 / nr. 123

schu­ltleltungxced­enburg,Deäkpl·50,kernlpr.25 sprechlt amäenderschriftleitung tiglsch vonll——17 Uhr. Zuschriften sinci­tetsanäleschaltleitung und nicht an einzelne Personen derselben zu richten. Dringliche Meldungen sind uns telephonisch zu übermitteln. Al « Unabhängiges politisches Tagblatt Deutschwestungarns ABERBEBEREN Verwaltung, Oedenburg, Deäkpl. 50, Fernsprecher 10. Anzeigen und Abonnements werden in unserer Ver­­waltung, Denkplatz 56, und in unserem Stadtlokal, Grabenrunde 72, angenommen, Schluß der Anzeigen­­annahme 12 Uhr milde an Samstagen 1 Uhr vorm. Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag pünktlich um­­­,5 Uhr nachmittags zur Ausgabe.­­ Bezugspreise: Monatlich 20 RK, "­jährlich 60 M "jährlich 120 K, ganzjährig 240 RK frei ins Haus zugestellt. im 32. Jahrgang. das Steigen der Krone. Unser Geldwesen befand sich bis vor einigen Tagen in sehr Schwerer Krise. Die ungarische Krone fiel beinahe von Tag zu Tag, genau so wie ihre Schwester, die österreichische Krone. Auch die deutsche Mark bildete seine nenneswerte Ausnahme. Fast schien es so, ald wäre er den Sieger­­mächten und den ihnen wirtschaftlich ver­­bündeten Neutralen gelungen, den Tief­­stand des Geldes der Mittelmächte zu­ einem dauernden zu machen. Da kam es vor einigen Tagen zu einer an sich äußerst erfreulichen Aufwärtebes­wegung. Die Börsen der Ententestaaten, vor allem aber die der Neutralen begannen ganz plöglich, ohne nach außen hin erkenn­­bare Gründe, unsere, Tomwohl wie Die österreichische Krone und die Mark höher zu bewerten, und geradezu sprunghaft klet­­terten die Devisenkurse der Mittelmächte in die Höhe. Zuverfit kehrte in die Herzen aller jener ein, die tror allem an eine Gesundung, unseres vwolfswirtschaftlichen Lebens glauben. Nur ein Kreis wurde bon wilder Panik erfaßt, nämlich jene Bampyre der menschlichen Gesellschaft, Die desto besser gedeihen und wuchern können, je mehr dad MWirtschaftsleben frank ist: die Börseipofulanten und der zahlreiche Trost der Valuta und Werteffektenschieber waren die Leidtragenden der Steigerung der Krone. Alle anderen aber freuten sich dieser wenn auch nur fleinen Erholung unserer Krone. Gleichwohl dürfen wir uns nicht der Täuschung hingeben, daß das alte Geld ebensowenig wiederkommen wird und dann wie etwa die alten Wirtschafts­­formen und, die alten internationalen Be­­ziehungen aus der Zeit vor 1914. Dies Gr­ennt uid müssen wir aus den Gründen schöpfen, Die unseren Pronenfurd derart herabdrücken. Die Mittelmächte mußten, um während­­­ der Kriegszeit und in der Nachkriegszeit den riesigen Geldbedarf aufzubringen, die Kotenpeife Tag und Nacht arbeiten lassen. Dad hätte an und für sich noch nicht zur­­ Folge gehabt, den Kurs­ unseres Geldes herabzudrücken. Verhängnisvoll wırde — und das i­ die übereinstimmende Ansicht aller Wirtschafte politiser — erst der Um­­stand, daß mit der so gewaltigen Ver­­mehrung 568 Banknotenumlaufes das Warenangebot nicht gleichen Schritt hielt, vielmehr halten konnte. Das Mißverhält­­nis zwischen Geldimlauf und Warenange­­­­­bot wurde immer Ärger und brüche sich vor allem darin aus, daß alle Breise ins Angemessene stiegen. Die Kaufkraft des neu ausgegebenen Rapiergeldes stürzte sich eben mit aller Kraft auf das vom Tag zu Tag mehr zusammenschrumpfende Waren­­angebot. Während des Krieges war nur der Mangel an Rohstoffen an dieser Waren­­verminderung Schuld. Als aber Zusammen­­bruch Fam, der einerseits den Arbeitern und Angestellten höhere Löhne brachte, andererseits aber die Arbeitsdisziplin und Arbeitsfreude gewaltig und Wanten brachte, wo­durch die Kaufkraft weitester Kreise bedeutend erhöht wurde, ohne daß die ent­­sprechenden Gegenwerte erzeugt worden ! !‘ dienstag, den 1. Juni 1920. ge ungarische Königsfrage. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 31. Mai. Die erst seit Kurzem erscheinende Wiener Tageszeitung namens „Wiener Lloyd“ bringt in ihrer heufigen Folge an erster Stelle eine Unterredung mit dem italienischen Ministerpräsidenten Nitti über die ungarische K­önigsfrage. Nitti erklärte, er hätte auf eine diesbezügliche Anfrage sich mit den Alliierten in Verbindung geregt. England, Frankreich und Japan erklärten, daß sie in der Frage der ungarischen Regierungsform nicht interessiert seien und gegen das Königtum, falls die Rechte des Königs derart verkürzt werden, daß dieser dem Willen der Bolfsvertretung unterstehe, nichts einzuwenden haben. Auch Italien habe sich diesem Standpunkte angeschlossen und erkläre sein Desinteressement. Auf eine Frage, wie sich die Alliierten zur Wahl eines Königs aus dem Hause Habsburg stellen würden, erklärte Nitti, diese Frage sei überhaupt nicht zur Besprechung gekommen, jedoch glaube er, das man gegen einen König aus welchem Hause immer, der in den nationalen Wünschen und Gefühlen des ungarischen Boltes wurzelt, seine Einwendungen erheben werde. Dieser bu­chttalienische Spannung Drahtbeucht der, Oedenburger Zeitung”) Belgrad, 3. Mai. In der Samstagfigung der Nationalver­­sammlung wurde eine Interpellation eingebracht, in welcher die Regierung befragt wird, was sie gegen das neueste Abenteuer Vinnunzios (Bewegung von Suffas) zu unternehmen gedenke. Der Ministerpräsident erklärte, daß Diese Ge­walttätigkeiten den ungün­­stigsten Eindruck machen und die Regierung f­ür­ die kommenden­­ Ereignisse seine Verant­wortung übernehmen künne. Dieser Stand­­­­punkt wurde auch­­ den alliierten und neutralen Regierungen zur­ Kenntnis gebracht. Die [serbische] Friedensdelegation wird diesen“ Standpunkt dem G Obersten Rate mitteilen. Die serbische Armee 8 Wurde durch die Regierung entsprechend verständigt. Das Haus Hahn diese Ausführungen des Ministerpräsidenten­­ mit ‚großem­­ Beifalle auf. (Suffak ist ein Varort von Fiume, der "bisher von = a­gien Suigfinnen ‚DEIERE wenn sentr: Die ‚Schriftleitung.) an si = % a a nen Verhaftungen in Neupest. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 31. Mai. Das Neupester Militärkommando verhaftete geitern den den 20jährigen Terroristen Stefan Arvat. Auf Grund seines Geständnisses gelang es, noch 20 Mitglieder der Begkai-Gruppe festzunehmen. Aus dem Zerhör ergab sich auch, daß der Advokat Nikolaus Reiner der Stellvertreter de Kommandanten Pepfats ist. Er wurde ebenfalls in Haft ge­­nommen. Straßenbahnzusammenstoß in Budapest. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) Budapest, 31. Mai. Gestern abends um °­,7 Uhr ereignete sich ein Zusammen­­stoß von zwei Zügen der Glektriichen Zotalbahn­. Bei der Endstelle der Kerepeier­­ 2otalbahn, an der Kreuzung der H­ungaria­­straße mit der Kerepejerstraße fuhr eine Gleftriiche dieser Linie in einen Zug der­ Glömdrer Bizinalbahn. Der Zug wurde infolge des Anpralles in zwei Teile zerg­riffen. Einige Waggons kippten um. 68 gab sieben Schwerverlegte und eine Anzahl Leichtverwundete. Todesfall war zum Glück feiner zu verzeichnen. Die Unter­­suchung gegen die Wagenleiter wurde eitts geleitet. in Verschiebung der Konferenz bon Shan. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Parts, 31 Mai. Zufolge Blätter­­­meldungen sollen England und Frankreich „ihre B Zustimmung zur Verschiebung der­­ Konferenz bon Span gesehen haben. Diese wird daher zwischen 10. und­ 20. Juli stattfinden. Dementsprechend wird­­ auch die Brüsseler Finanzkonferenz ber Tchoben­ ie englisch- russischen Verhandlungen. aa­ 31. Mai. Regierung Hat eine Kommisltion er­­nannt, welche die Verhandlungen mit dem russischen Volksbeauftragten Ba­­­rtajin zwecs Aufnahme der Handels­­beziehungen mit Sowjetrußland zu füh­­ren haben wird. Die von England ge­­forderte Goldzahlung wurde im MWeren angenommen, jedoch ergaben sich einige Schwierigkeiten dadurch, dass England das Gold nur zum V Vorkriegsturje von Pfund 70 Vence nehmen will, wäh­­rend Karalin die Bewertung zum heu­­­tigen Kurse von 5 Pfund 7 Pence for­­dert. Auch hegt man einige Bedenken, das russische Gold, welches aus­ konfis­­zierten Privatvermögen herstammt, an­­zunehmen, weil hierdurch­ England die Die britische Sowjetregierung gewissermaßen aner­­kennen würde. Baris, 31. Mai. Lloyd George soll sich hier geäußert haben, er werde entgegen seiner ursprünglichen Absicht längere Zeit in London verweilen. Scheinbar legt Lloyd­ George den­­ Ver­­handlungen mit Karajin große Bedeu­­tung bei. Heute findet ein Ministerrat unter seinem Borsige statt, welcher sich der H­auptsache nach mit den russischen Handelsbeziehungen bejahte. Wise, ein besonderer Anhänger der tab­ellen Aufnahme der Handelsbeziehungen zmi­­chen England und Sowjetrußland, stat­­tete Lloyd­ George gleich nach dessen An­­krift in London einen Besuch ab. —— Bom Obersten Rote. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) : Basel, 31. Mai. E83 verlautet, daß die nächte Sigung des Obersten Rates am 27. Juni in San G­ebastian statt­­finden werde. wären, da stiegen die Breite immer mehr, und mehr, die Kaufkraft unserer Krone aber fiel von Stunde zu Stunde und drühte natürlich den Kronenkurs an den ausländischen Börsen. Nun ist eine kleine Besseiung, eine kleine Aufwärtsbewegung eingetreten. Aber es wäre gefehlt, allzu große Hoffnungen an diese an und für sich sehr erfreuliche Erscheinung knüpfen zu wollen. Denn die Ueberschwemmung de Geldmarktes mit Papiergeld hält unvermindert an. Die Warenproduktion aber liegt noch immer mehr im Argen. Ds Warenangebot kann auf absehbare Zeit nicht in Einklang ge­bracht werden mit der Nietenüberschwem­mung. Bevor nicht dieser Einklang hergestellt ist, fan und wird unsere Krone nicht gefun­­den. Eines der Mittel jedoch, die zur Er­­reichung dieses Einklanges führen, ist dies: Arbeit, die Hebung der Produktion! Möge | fchlte hiebei jeder nach feinen Kräften mitwirken. In Re­­­­ den sichösterreich und Jugoslavien. (Drahtbericht: der­ „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 31. Mai. Das „Neue Wiener Tagblatt“ erfährt, daß sich österreichische Delegierte am 2. Juni in Belgrad e­nt­finden werden, um wirtschaftliche Verhand­­lungen mit Jugoslavien zu führen. Die Leiter der Delegation werden Staats­­sekretär Lömwenfeld-Ruß Paul und Zerdif.sein. Bon­ Belgrad wird sich die Delegation nach Padua begeben, um bei der Eröffnung der dortigen Meile, an welcher er zahlreiche österreichische Kauf­ Ieine beteiligen Rh, anmwesend zu sein, Für den Anschluß an Deutschland. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 31. Mai. Der Deutschösterreichische Städtebund hielt gestern im Wiener Nat- Hause seine diesjährige zahlreich besuchte Hauptversammlung ab, an deren Schlaffe eine Entschließung beantragt wurde, im welcher der Forderung nach sofortigem Anschluß Deutschösterreichs an das Deutsche­­ Arschruch gegeben wird. Dief­kung wurde unter stürmischen einstimmtig angenom­m­en, «

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