Oedenburger Zeitung, 1920. Juli (Jahrgang 52, nr. 147-173)

1920-07-01 / nr. 147

in BETRETEN Seite 2 ET. BEER 5 Interessen willen, die das Land nie zu einer Besserung seiner traurigen Lage kommen lassen. Drum nochmals, weg mit den Phrasen, weg mit dem Perso­­nenhader, weg mit den P­arteiinteressen! Man schaffe wirkliche Programme, dann wird das Interesse des Vaterlandes von selbst allem anderen vorangehen! | Aus dem Deutschen Reichstag. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Berlin, 30. Juni. Nach dem Reichskanzler Fehrenbach ergriff Abgeordneter Scheidemann(Mehr­­heitssozialist) das Wort und führte aus, dab die Absichten Fehrenbachs und die Reinheit seines Willens über­ jeden Zweifel erhaben seien. Wenn in dieser Regierung zum erstenmal nach dem Um­­sturz seine Sozialdemokraten im Kabi­­nett vertreten seien, so sei das allein der Politik der unabhängigen Sozial­­demokraten zu dafken. Unter fortwäh­­renden Zwischenrufen hielt Scheidemann hierauf mit den Unabhängigen Abrech­­nung und warf ihnen Eigennuß, Aufz­­ichtigkeit und Verblendung vor, was zur Zersplitterung der Arbeiterschaft ge­­führt habe. Namens seiner Partei warnt er vor jedem Mißbrauch zur Her­­beiführung ge­waltsamer Umwälzungen. Nach Scheidemann sprach Abgeordneter Xedebur (Unabhängiger). Berlin, 30. Juni. Die Parteien haben sich dahin geeinigt, der neuen Re­­gierung seine besondere Vertrauens­­erklärung auszusprechen, wohl aber wird der Reichstag einen Antrag zum Bes­chlusse erheben, in welchem die Regie­­rung ersucht wird, die Geschäfte­ im Sinne ihrer Erklärung weiterzuführen. Für diesen Antrag wird­ auch die Par­­tei der Mehrheitssozialisten stimmen, as die Anämpie in Irland. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) London,­­haben die Straßenkämpfe wohl 30. Juni. In­ Ireland DOT- läufig ihr Ende gefunden, Doc ist die Lage infolge des Streites der Eisen­­bahner noch immer äußerst Fritisc). Die Menge stürmte die Lebensmittel­­geschäfte in den Städten. Die irischen Eisenbahner weigern ji noch, immer, Truppen und Munition zu befördern. In Corf wurde General Lucas und zwei DObersten im Namen der irischen Republik verhaftet. Als einer der Offiziere ent­­springen wllte, wurde ihm nac­hgeschossen. * London, 30. Juni. MS Vergeltung für die Einführung des General Lucas plünderten Soldaten in der Grafschaft Wh­aterford mehrere Privathäuser und Geschäfte in den Straßen wurde ge= Ichofsen. Es sind seine Verkuste zu beklagen. SIT Ta Rn > —t « er . y- Y; x 7 ER ZN OD EERET r re na ae ee Fr v . . £ A een 1 2 RESTE, v Dedenburger Zeitung / / 3 RER­TE, EETERTETETE 1. Sult. p Trauung. Gestern ehelichte der hie­­ige Bürstenfabrikant Benjamin Re­i­ Jinger das Kräulein . Gabrielle Scheiber. Todesfall. Geitern starb nach lan­­gem Leiden der angesehene Wirtschafts­­bürger Samuel Moderer im Alter von 85 Jahren. Todesfall. Der Husarenwechtm­eister i. ®. Hofer Szalay ist Sonntag im Alter von 55 Jahren gestorben. Im „Offenen Sprechsaal“ des „Soproni Hirlap“ richtet im Namen der Berg-und Korsthochschüler ein Herr i.©. einen Angriff gegen die „Oedenburger Zeitung“, der, wie der betreffende Herr einem der Schriftleiter unseres Blattes gegenüber zugab, auf irrigen Voraus­­legungen beruht. . Aus technischen Gründen war es dem betreffenden Herrn beziehungsweise dem Hochschüler­­verbande nicht mehr möglich, den Ab­­beu, d­ieses gegen unser Blatt gerich­­teten Artikels zu verhindern, da Herr 3. ©. die Aufklärungen unseres Schrift­­leiters exit erhielt, als der Artikel be­­reits im Druck war (Samstag abends). Da nun einmal der Angriffsartikel er­­schienen ist, wollen auch wir vor der Oeffentlichkeit die Antwort nicht schul­­dig bleiben: Um die Mär zu zerstreuen, daß wir von „österreichischem Gelde schmarogen“, brauchen wir nur zu erwähnen, daß ich unter unseren Aktionären außer je einem schweizerischen, englischen, öster­­reichischen und deutschen sechszehn ungarische Aktionäre befinden. Darunter 3. 8. Fürst­­­ Esterhazy, Dr. .Josef Deitör, Dr. Ludwig Dejtör, Dr. Eber, Dr. Meikner, Ernö Mejterházy, Oliver Rupprecht usw.,usw., die doch gewiß gute Ungarn sind und bestimmt, mit ihrem Gelde ein unpatriotisches Unter­­nehmen nicht finanzieren würden. Uns leiten seine anderen Motive, als ein gut geleitetes, der Stadt Oedenburg als Korort, Deutsch-Mestungarns würdiges Blatt zu schaffen, was bisher ob fehlte. Nur fleinliches Mi­trauen, das in jeder, auch der har­me­loserten Satire sofort Hochpoli­­tische Momente erblicht, kann aus der Haltung unserer Zeitung eine Tendenz herausfinden, die ihr absolut nicht inne­­wohnt. Unser Ziel it und bleibt Die Vertretung der Interessen der deutschen Bevölkerung Oedenburgs und West­­ungarns und die Bekämpfung aller Mitstände auf den verschiedensten Ge­­bieten. Wir rechnen dabei auf die Unterstügung aller einsichtigen Elemente — um so mehr, als es ja jedermann klar sein muß, daß uns die uns von der stu­­dentischen Jugend, der ja auf wir einmal angehört haben, zugeschriebene Absicht eines ungerechtfertigten oder bös­­willigen Angriffes auf die H­ochschul­­jugend vollständig fernliegt. Damit halten wir unsererseits die fragliche An­­gelegenheit für erledigt. Die „De. Ztg.“ Die Landes-Landwirtschaftliche Ar­­beiterfajja. Auf Grund des 8. ©. vom Jahre 1912 85 so auch laut G.­A.20 v0m Jahre 1913 ist jeder landwirtschaftliche Maschinenbefiger verpflichtet, sämtliche bei was immer für einer landwirtschaft­­lichen Maschine beschäftigten Arbeiter gegen Unfall zu versichern, ganz gleich, ob er in seiner eigenen oder ob er als Unter­­nehmer in einer anderen Wirtschaft mit seiner Maschine arbeitet. Die land­wirt­­schaftlichen Maschinenarbeiter, wozu auch der geprüfte Heizer gerechnet wird, wenn derselbe ich auch Maschinist nen­­nen läßt, können durch die Bezirksfranten­­fajja zur Bereicherung nicht herangezo­­gen­ werden. Eine Ausnahme bildet nur der geprüfte Maschinist, welcher bei der Bezirksfrantenfajja versichert werden muß. Oedenburg, am 21. Juni 1920. Das städtische MWirtschaftsamt. Spenden. Fir vie in Not­ariat die Familie Zenger sind in unserer Schrift­­leitung eingelaufen: Von der „Oedenburger Zeitung“ K 100’—, Sammlung unter Mit­­gliedern der Schriftleitung und der Direk­­tion’K 80’—, zusammen K 180'—. Bis­­her ausge­wiesen K 20 °—, daher Summe! K 200 ° —, welcher Betrag am heutigen­­ Tage der Familie Zenger übermittelt wurde. Technischer Lehrkurs für Tele­­graphenmechaniker. Das Rost- und Telegrapheninspektorat eröffnet in Buda­­pet im September 1. 3. einen technischen Lehrfurd. Nötige Vorbildung vier Mittel­­schulklassen. Die Ausbildung erfolgt zum Dienste der Telegraphenmechaniker. Die Teilnehmer erhalten für 480 Kronen jähr­­li Unterkunft und volle Verpflegung, ärztliche Behandlung usw. Näheres ist aus der Ankündigung beim Eingange des hiesigen Bolt- und Telegraphendirektions- Gebäudes ersichtlich. Details können beim technischen Inspestorat im VI. Stod, Tür 3 des Erftpalais erfragt werden. Söhne von Post- und Telegraphenangestellten werden bevorzugt, die eventuell auch von Entrichtung des Verpflegebeitrages enthoben werden. An die Offiziere des Ruhestandes und Offiziersiwitiven. Al jene, sich auf dem , Gebiete des Komitates aufhaltenden Offiziere,des Ruhestandes, Offizierswitwen und­­ Waisen, welche ihre Gebühren vom ungarischen Staate beziehen, werden zweck ihrer Goldenthaltung aufgefordert, biß 5. Zuli die in den untenstehenden Punk­­ten, bezeichneten Personal: und anderen Daten dem Debenburger Somitats: Pilitärkommando unbedingt anzugeben. 1.. Offiziere de­s Ruhestandes: 1. Names; 2. Rang; 3. Geburtsjahr ; 4. monatlicher Benfiondbetrag; 5. Teil wann im Bezuge einer Pension ?; 6. ob und wie lange auf dem Kriegsschauplage gewesen; 7. künftliche Wohnun­gsabtesse ; 8. sonstige Bemerkungen. II. Witwen und Waisen; 1. Name; 2. Webenh­­alter; 3 der Name des Gatten, be­­ziehungsweise des Ritters und sein ge­wesener Rang; 4. Summe der monatlich­ außbezahlten Gebühren; 5. seit wann wer­­den die Gebühren flüssig gemacht?; 6. Anz­­ahl der zu WVersorgenden; 7. Genaue Adresse; 8. Bemerkungen. runzeln der Hausfrau, die beengenden Schranfen. Herr von Lankwi und sein Sohn Leo freuten sie heimlich darüber. Wie die Töchter darüber dachten, war nicht zu merfen. Jedenfalls war Traute Hans gegenüber immer sehr liebenswür­­dig. Und da sie unstreitig das schönste Mädchen im Umkreis war, ließ sie Hans-Georg dur­t einen Kormenzwang von Lankwig verscheuchen. Er war nut abgeneigt, mit Traute einen Klirt zu beginnen; soviel er be­­urteilen konnte, war die junge Dame ebenfalls nicht abgeneigt. So vergingen die Tage schnell. Herr von Hohenstein hatte noch seine Gelegenheit gefunden, mit Hans-Georg zu­ besprechen, daß er den Dienst quittie­­ren und sich verheiraten solle. Aber eines Tages griff er die Gelegenheit beim Schopfe. Es war nach Tu­ch. Die beiden Her­­ren saßen bei einer Schale Kaffee rau­­chend im Zimmer des Hausherrn. Lori hielt mit Mutter Klimiken eine Bes­ratung ab über ein demnächst in Hohen­­stein stattfindendes kleines Fest. So waren die Herren ungestört. Und da rücte der alte Herr mit dem Wunsche heraus, Hans-Georg solle doch den Ab­­schied nehmen. „Merkt du, Hansjörg, es muß ja nicht gleich sein, aber ich möchte dich sp­en noch ein paar Jahre um mich hat ! Für unsere Kriegsgefangenen findet, wie wir bereits berichteten, Donners­­tag den 1. Juli ein großes Konzert im Diedenburger Stadttheater statt. Mit­­wirken werden die Klaviertuofin Lilly m­arius und die Primaballerina Sulia Hudat, ferner die vollständige Mufikkapelle unjeres Hausregimentes. Die wenigennohvorhandenen&intritts­­ farten sind im Geschäfte des Herrn Sa­­muel Seidl, Grabenrunde, sowie an der Abendfafja erhältlich. Im Interesse unserer armen in Sibirien schmachtenden Brüder empfiehlt sich der Besuch dieser V­eranstaltung für jedermann, um so mehr, als der Abend ein künstlerisches­ Ereignis zu werden verspricht. Militärkonzert im Cafe­­ Royal. Seden Mittwoch konzertiert die Militär-­­ Kapelle des Oedenburger Infanterie- Regimentes im Cafe Royal. Halb 9 Uhr. Eintritt frei. Ein Rasierladen geplündert, Sonntag nachts haben Ginbrecher das Sktleurgeschäft des Franz Szobodiz auf dem Szechenyiplag erbrochen Die Täter sind von südwärts in das Geschäfts­­total eingebrochen und haben dort fast die ganze Hinrichtung mitgehen lassen. Der Schaden beträgt 2700 Kronen.­­ Wohnungseinbruch. Die in der Schwimmschulgasse­­ Nr. 26 inwohnende Therese Kranichsfeld hat die Anzeige erstattet, daß ma ihr am Samstag Nach­­mittag, während ihrer pe Sir Wohnung erbroc­hen hat. Gestohlen wen Gegenstände im Werte von 16.000 km. Das Fest der Feuerwehr wind, gestern "unter massenhafter Beteiligg abgehalten. Einen ausführlichen Ge­­richt bringen wir raummangeld haler morgen. " | Beginn = | Atmnuemeuweiucadiniäi Mit dem heutigen Tage beginnt das neue Quartal und iwir bitten _ unsere geehrten Abnehmer, das Abonnement möglichst noch heute , es erneuern zu wollen, damit in der­ Zustelung des Blattes seine Inter­­brechung eintritt. Neu eintretende Abonnenten erhalten die bisher erschienenen Sortlegungen unseres­ Bourths=­ Mahler- Romans „Bergib“ kostenlos nachgeliefert. Bezugspreis monatlich 20 K. Bestellungen nehmen entgegen un­­sere Geschäftsstelle Grabenrunde 72,­ unsere Verwaltung Deatplay 56, sowie unsere sämtlichen Zeitungs­­­­austrägerinnen. Verwaltung der „Hedenburger Zeitung“. Nachdruch verboten ! „Bergib!“ Originalroman von SH. Bourths-Mahler. (9. Fortlegung.) . Jedenfalls konnte er schon am vierten Tage nach Hans-Georgs Ankunft aufs Bferd steigen und in feiten Stiefeln spa­­zieren gehen. Nun wurde die­ Stim­­mung im alten Herrenhause noch viel vergnügter. Hans-Georg hatte in der Nachbarschaft Besuche gemacht, und nun fehlte­ es den ganzen Tag nicht­­ an Gästen. In dem Bekanntenkreise der Hohen­­steins herrschte eine anspruc­hslose Ge­­selligkeit und eine selbstverständliche Gastfreundschaft, wie sie auf dem Lande üblich ist. Auch die Offiziere der nahen Garnison, unter denen Hans-Georg einige Freunde hatte, kamen oft nach Hohenstein oder auf die nachbarlichen Güter hinausgeritten,. Man­­ besuchte sich ohne Umstände. Kamen mehrere Herrschaften zusammen, dann wurde ein kleines Seil arrangiert. Dazwischen gab es auch eine formelle Einladung zu einem Diner, einem Gartenfest, einem Hausball, wo eine­­ größere Anzahl von Gästen zusammentraf. Aber immer herrschte eine zwanglose Fröhlichkeit. Hans-Georg war­ überall dabei, zei­­tens ein­e Gesellschaft seines Vaters und 2oris. Am meisten hielt er si in Yant­­wil auf, dem nach Westen an Hohenstein grenzenden Gut des Herrn von Lauf­­wit. Dieser bejah­ren Sohn und zwei Töchter. Die älteste Tochter Lena war in den Kreiheren von Glasenapp ver­­heiratet, der vom Auswärtigen Amt an­­gehörte. Leo’Lantwig war zwei Jahre jünger als Lena, die dreißig Jahre zählte. Hans-Georg und Leo waren be­­freundet, so wie ihre Väter befreundet waren. Traute, die jüngste Tochter, zählte zwanzig Jahre und war ein bild­­hübisches, blondes, zartes Ber­ünden. In Lantwig herrschte ein ziemlich steifer Ton. Frau von Lankwig war in ihrer Jugend Hofdame der Prinzessin Amalia gewesen,­­die am herzoglichen Hof mehr gefürchtet als beliebt war. Die Herrin von Lantwig­ hielt auch heute no auf strengste Etikette. Ihrer falt­­herzigen Natur war der zeremonielle Ton Bedürfnis, und ihre Angehörigen beugten ih, ihrer Macht, teils aus Heberzeugung, teils, um des Tieben Friedens willen. Herr von Lantwik litt unter d­iesem Ton, aber seine fried­­liebende Natur Hatte nach einigen ver­­geblichen Versuchen, Gemütlichkeit um ich zu verbreiten, klein beigeben müssen. Meit fügten ich an die Gäste in Lauswig dem ungewohnten Zeremoniell, nur Hans-Georg Hohenstein d­urchbrach immer, unbefümmert um das Stirn-­­­­ Du mut no­­mandes lernen, ehe du Hohenstein selbständig verwalten kannst. Hab ich nicht recht, mein Junge?“ Der junge Mann hatte ruhig zuge­­hört und sah dem Naud­ seiner Zigarette nach. Nun blikte er den Vater groß an. „Sprich nur weiter, Bater — du hast doch noch etwas auf dem Herzen“, sagte er ruhig. PR „Run ja, Hansjürg, — es wäre wohl auch an der Zeit, daß du dich verheira­­tet. Laß dir das mal durch den Kopf gehen.“ Hans-Georg rauchte io eine­ Meile schweigend, dann sprang er plößlich auf „Also nun ist’s’glücklich Heraus, alte Herr! Das hat dir schon lange das Her beschwert, ich habe es gemerkt“, sagte er sich mit den Ellbogen auf dem Kamin: jims stoßend. «­­»Aber du gibst doch zm daß ich rechst habe, Hansjürg?“ „sa, Dod, Vater.“ „Ich habe es dir nit gern gesagt mein Junge, weil ich weiß, wie gern di Soldat bist. Mir­st es in deinen Jahren auch schwer gefallen, den bunten Rı auszuziehen. Aber du wirt Deine neuen Beruf auch manche Freude abge­winnen. Du hast auch Pflichten , deinen Bett, nit wahr? Gemwöhne Ic­h an den Gedanken, Hansjürg — es Bi ja nicht gleich fein.“ 1 Rh (Fortlegung folgt.) | EN­­, Ei | f Y in | F A

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