Oedenburger Zeitung, 1920. November (Jahrgang 52, nr. 251-274)

1920-11-03 / nr. 251

EINFU­F VPQWM""IT« .s·«" »577:-..,»«.-« - J­­- «. .. TEE: VEREINE TERTSRETSSERREETTE NEFRESTEE RETTET br ha REHEETTETLNEE . Sehens wegen Zeitung talversammlung vom 30. Oktober. (Eigenbericht der „Oedenburger Zeitung“) Vizebürgermeiter Dr. Andreas Sch­ind»­Ler eröffnete Samstag­nachmittag in Ab­­­­wesenheit des Obergespans und Bürger­­meisters die städtische Generalversamm­lung für Oktober, welche sich besonders um die Lederer und Grünfeldschen Fabrik­­baraden und den städtischen Kostenporanz­schlag für 1920 drehte. Bezüglich der Ba­­raden hinter der 48:7 Kaserne wurde nach langer Wechselrede beschlossen, dieselben der Firma, welche dort eine entwicklungs­­fähige Fabrik zur Erzeugung von Seife und von allerhand kosmetischen Artikeln einrichten ließ, abzunehmen und aus den­­selben mit Umbaukosten von einer halben Milion Kronen Netiwohnungen zu machen. Advokat Dr. Weiler und Kommissions­­mitglid Golubidh (der unlängst erst die Fabrik­anlage gründlich besichtigte und sich von allen persönlich überzeugte, was wohl die Steisten der Generalversamm­lungsmitglieder bis auf den heutigen Tag unterliehen) wiesen darauf hin, daß es bei den heutigen traurigen Verhältnissen, wo es besonders in Ungarn Tauna einige nennenswerte und entwicklungsfähige In­­dustrieunternehmungen gibt, eine him­melsschreiende Sünde­rei, eine kostspielige und umer jegliche Fabrik­anlage ni­ederzureißen, abgesehen davon, daß diese Abmontierung mit großen Ausgaben für die Stadt ver­­bunden sein wird. Hier fann noch er­­wähnt werden, daß die Fabrik im Befuge eines chemischen Laboratoriums, die Er­­zeugung von solchen Artikeln (Waseline, Becherfett, Batten usw.) und Auge gefaßt hat, weile heute in Ungarn in seiner einzigen Fabrik erzeugt werden und für die schweres Geld ins Ausland geht. Außerdem beschäftigt die Fabrik­ ausschließlich Kriegsinvalide und ihre Angehörigen sind im stetig wachsender Anzahl, die durch die Abm­on­­tierung brotlos würden. Wie Dr. Weiler und Golubich weiters ausführten und wie auch der zur Untersuchung der Barade ausgeihi­te Sachverständige unseres Blat­­tes seinerzeit betonte, sind die Ba­­ihädlch, nicht fanalisiert um ist auch die Midglichkeit nicht ausge­­schlossen, daß die Notwohnungen nach dem Umbau vom Militär beschlagnahmt werden. raden naß und gesundheits­­­­rog dieser Ausführungen hieß die Gene­­ralversammlung den Standpunkt des Stabilismus gut, wonach die Firma Le­­derer, weil sie das im Jahre 1918 ge­­machte B Versprechen bezüglich der Aufstel­­lung einer Germfabrik nicht erfüllte, das Pachtrecht der Barade verwirkt Wenn auch diese Tatsache nicht geleugnet werden­ann, so darf nicht vergessen wer­­den, daß seither eine grobe Ludapester Germfabrik in Betrieb gefecht wurde und daß die Wiener ähnlichen Betriebe Heute den Germbedarf vollkommen deden. Der Beschluß der Generalversamm­­lung, welcher wie zu hoffen ist, noch zum Gegenstande reiflicher Neberlegung gemacht w wird, tritt jedoch so lange nicht zu Kraft, bis die diesbezügliche Appellation im Mi­­nisterium eine Erledigung findet. — Wie ganz bestimmt verlautet,­­ist Die Firma Wederer sogar bereit, im Falle der käuflichen Leberlaffung der Baraden außer der hohen Ablösungssumme ein be­­trächtliches Kapital der Stadt für Bauzwecke unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. «. Nach diesem Punkte der Generalver­sammlung legte städtischer Oberbuchhalter Hub­er Den Kostenvoranschlag der städti­­gen Haushaltung,de­Z Pensionisteik fondes,des Armenhauses Z1 und der Hilf2r-­­fondedfür­ verlassen­:Kinder für dass Jahr 1920 vor.Es zeigt sich hiebei ein Defizit von 3 Millionen, zu dessen Deding er der Versammlung die Bewilligung eines 5,igen Hauspachtk­illings und einer 50% ,igen Dortezuschlagssteuer dor­ ichlägt. Br. Binestich unterzieht den Kostenvoranschlag einer eingehenden Weber­­prüfung und spricht die Notwendigkeit der Schaffung neuer Einnahmequelen aus, damit die Stadt nicht von ihren Schulden erbracht werde. Er spricht über die ge­­leitete N­iesenarbeit dem Oberbuchhalter seine Anerkenn­ung aus und verleiht bei Hoffnung Ausdruck, daß das Budget für 1921 au noch in Dielen­ Jahre verhandelt werden kann. Wie aus dem Kostenpar­­anschlag für 1920 erm­­lich ist, trifft das AUerar keine Anstalten, die seit Jahren fülige Bahisumme für die Kasernen der Stadt zu entrichten. Außerdem bedeutet das Geirägnid der sähtlichen Detetöhäuser und der Eichengär­merei den Ausgaben gegenüber ein spürbares Defizit. Nur die Horstwirtschaft bringt der Stadt großen habe.­­ Gewinn (fein Wunder, bei den hohen Holzpfeifen! Anmerkung der Schrift­leitung.) AS mine Ginnahmequellen wer­­den vom pensionierten Bizegespan Anton Hajad eine städlische Sparlatfa, ein Dampfbad und eine Dampfwäscherei empfohlen. AS günstigste Lösung der De­­bitfrage hält Dr. Notenfeld nach dem Muster Naabs, die Besteuerung des Bauparzellenwertzu machtes. Dr. Meiß­­ner schildert außerdem noch die skanda­­rdse Verfassung des Pflastard und beson­­ders der Anstandsorte, welche in jeder Hinsicht unzulänglic un gesundheits­­widrig sind. Hiemit wurde die Sigung gesch­offen. ©. Er Yu­­­tbirzger Nachrichten ESTER Allerseelem imnebel des Abend­s der Friedhofer glänzt Umwoben von rosigem Schimmer Und tausend Gestalten wandeln umher im­ traurigen Kerzengeflimmer. Und Alle bekränzen im Stillen ein Grab mit welkenden, herbstlichen Reigen. Es ist dies der Tag, wo Leben und Tod Vertraulich zusammen sich neigen. Gedenket der Vielen, die fröhlich geschmückt hinausmarschierten ins Weite, Dann brach sie der Tod, der dröhnende Kampf, Das war ihr Glockengeläute. In fernen Fein­den, sie liegen zerstreut Und warten das jüngste Gericht, Der Dordwind weht über ihr kärgliches Grab Und niemand entzündet ein Fit! ..... Aubert Braobehaty. SE ; MWllweih, 3. Devember 1920. Todesfälle. Die gewwesene Mühlen­­befigerin Frau Witwe Georg Fertjal geborene Marie Brunner ist gestern im Alter von 81 Jahren gestorben. — Gestern Hard. Frau Sodann Szuczk­a geb. Sophie Bander im Alter von 68 Jahren. — Sonntag ist der Hochhschulprofessor Eugen Spiro im Alter von 68 Jahren gestorben. Das feierliche Begräbnis, an welchen­ fi die gesamte Hörerschaft und das Profes­­sorenkollegium der Schemnnger Hochschule beteiligte, hat heute nachmittags stattge­­funden. Schneider Geza Slte Trauungen. Am­ Sonntag fanden folgende Ehesäließungen statt: Schneider Johann Felete und Irene Gabriel, Buchhalter Alfred Breud (Wien) und Beta Fischer, und Marie Salamon. Ein Oedenburger­­ Leiter des Telegraphenbüross. Mer. Schwim­m­er, der bisherige verantwortliche Schrift­­leiter de ungarischen Telegraphenbüros, ist aus dem Nebastionsverbande getreten und wurde der Journalist und Stenograph Franz Zimmer, ein Sohn unser­r Stadt, en­n verantwortlichen Schriftleitung etrant. Für den Gesand­tenposten Bukarest hat die Regierung Grafen Dionys Szedhenyi, den ehemaligen Gesandten der­ Moxarkie in Kopenhagen, einen Sohn unseres Komitetes, außersehen und ihm bereit einen bießbezüglichen An­­trag gestellt. Graf Diomys Szedhenyi, in ein begabter Diplomat,­­ welcher seinerzeit eine große Stüße der monarchistischen Diplomatien in den nordischen Ländern war, hat zu diesem besonders ehrenden Bercchlag bis zur Stunde noch seine ent­scheidende Stellung genommen. Keine Verlängerung der Sperr­­stunde. Die Oevenburger Polizeihaupt­­mannscheft hat ab 1. M. die Gewährung von Sperrstundenverlängerungen, mit Nach­­sicht auf die Mitteilung de Magistrates bezüglich notwendiger Sparmaßnahmen Öffentliche Beleuchtung und Beheizung bis auf weiteres eingestellt. Dieß tanz Schon mit Rücksicht auf die­­ diesmal besonders früh eingetretene Kälte nur mit Genugtuung begrüßt werden. Oedenburger Gängerbund. So nennt sich offiziell der neue Männerchor, der sich unter der Leitung Brofessor Kar­­patis anfangs September konstituiert hat. Wie sehr die Gründung dieses un­­garisch und deutsch singenden Vereines gerechtfertigt ist, beweisen die zahlreichen Anmeldungen zum Beitritt. Aur ausübenden Mitgliedern zählt der Verein über 60 Sän­­ger, sämtliche aus den besten Kreisen der Seselshaft. Es sind darunter 10 In­dustriele und Kaufleute, 3 Postbeamte, 13 Eisenbahnbeamte, 14 Professoren und Lehrer, 11 Private oder Hoditiche Beamte, 12 Hochschüler (theol. Akad, Konserva­­torium). E 8 wird fleißig geprobt und ge­denkt der Verein schon anfangs Jänner mit einem großen Gründungsfongzert vor die Deffentlichkeit zu zieren. Arbeit können bekommen durch das Oedenburger Behördliche Arbeiterermittlungsamt 13_ Zimmerleute, 5 Tüschler­, 4 Schuhmacher, 1 Fachbinder, 1 Bürstenbinder, 3 Maurer, 1 Uhr­macer, 1 Schneider, 18 M Weber oder Weberinnen, 35 Erbarbeiter, 1 Sutscher, 11 Dienstboten und 13 Lehrlinge. Anmeldung von 8—2 Uhr. Rat­­haus, Batterre, Tür Nr. 2. Die Vermittlung er­folgt kostenlos.­­ «Allerseelen. Skizze von Elfe Hmib Go.—Sise wußte zwerstgarmxichtz Wliseialbegfü­:Bl­umenwählenfollde. »Rosen-»Fifaxgwsinga suitenweiße Mienwillich habe mun id diazwiijfchen Wengißmsejsnswischt,groß­e,Qichtbbasue,so, wie­ site ausf den Wiesenid mußen steshem« Die Verkäuferin zuchte Die Achseln. Sie hob die umhergestreuten Zwei und Blüten etwas über den Badentisch und sah der jungen, blassen Frau, die so­­ Seife und flehend um Rosen und Ver­­gißmeinnicht gebeten, neugierig in das Seil. « Die andre zuchte zusammen. Gie Hich­te dur­ Die geöffnete Tür im, Den Herbstnachmittag hinaus, und es war wie verhaltene Tränen in ihrer Stim- »Bergiißmeim kwischthacheischn­iichv». Gwachfen ja jetzt wik«ei1niemehr vsauf den Wiesemigiwäidisge Frwu Undstem —»fehensSi«e,dag­ iift­ albeg,wsmssiichsmoch habe.Asberjvaanzifehensiewlww Mübfchsauzhise­t zum Bei­spki­el!«. Sie­ hobsesiiwewfervix genKmnSistr Die Höhe. « Die jwwge Frau s­chüttelte den Kopf, umwicwlamgs undD siichtifchwarzer Kveipp h svwise derwiaslbtie.­­ » »Jchmöcht­ efchöwer»e——und mth, vätlmehr,«xfta«nismse"l­iefie. Das junge Mädchen ruhte in Den umhergestreuten Blumen und meinte bedauernd: „sa — — da Hätten Sie früher kommen müssen, heute morgen vielleicht, gnädige Frau. Wber jeht, da Allerseelen fast zu Ende ist, da haben wir nicht mehr viel übrig. Es wird ja bald Dunkel draußen über den Gräbern.“ ; nie, als sie Teije wiederholte: „Es wird ja bad Dunfel draußen über den Gräbern.“ War es dort überhaupt jemals Hell gewesen? Hatte sie jemals über Dem Hügel ihres­ Kindes Die Sonne gesehen, jemals an Bubis Grab das junge Licht des Tages empfunden, Das auch über Gräber hinfliegt? Nein... sie schau­­erte angstvoll zusammen, es war immer dunkel, — — dunkel um sie her gewesen, wenn sie den kleinen Hügel besucht hatte. Die junge Frau griff Blögli in Die bunt umhergestreuten Blumen hinein und füllte sich die Hände mit den Toten Blüten. Einen Franz wollte sie nicht, — — nein — — sie zahlte, und dies davon, als ob sie verfolgt würde. Marum war sie auch mit Jon früh, ganz früh am Allerseelentag zum Friedhof gegangen? Bubi wartete ges wi­schen Tängit auf die Mama. Aber sie sonnte d­och nit. Immer, wenn sie auf Die Stange Hinabgesehen, und Dort in Tangen Reihen die Menschen gesehen hatte, große und Heine, junge und alte, alle mit ihren Blumen in den Händen, dann war es wie ein Grauen über die Seele der jungen Frau gekommen. Nein, jest noch nicht, jeßt nicht mit den fremden Leuten zusammen an Bubis Grab. Ganz allein wollte sie dort sein, mit ihm plaudern, ihm erzählen, wie sein Mutting immer, immer an ihn denkt, und nicht mehr schlafen kann, seit Die Rinderaugen sie nicht mehr an­­hauen. — Die Sonne war Tängit nicht mehr da.­­ Ueber das Licht zogen Tih Wolken Hin, die Dichter und Dichter wurden, und schließlich in feinen, stillen Negentropfen zerflossen. »Aber sper­ isstifoza«tt,fokbeinsnoch,«« beharmtiesd siejwnig sequängsbkich»Er fürchtet sich auch so Teicht vor Sturm und Gewitter‘ — — „Ansinn, ein Junge darf sich nicht fürchten!“ Magda war es recht so. Diese füh­­len Tropfen taten ihrer erhißten Stirne wohl, und Die beginnenden Abendschat­­ten­ verfceuc­chten die Menscen, die an Bubis Grab vorüberzogen. Sie ging den Weg jetz langsamer. Ihre Füße waren ihr so schwer, und wollten nicht mehr so vet vorwärts, und mit ihr wanderte Schritt für Schritt Das Leid, und ließ ihr Herz vor Sehnsucht und Ein­­samkeit angvoll schlagen. Vor einem Jahre no) hatte sie kaum gewußt, daß es ein Allerseelen gab, Daß ein Tag im Jahre war, der den Toten gehörte, und an Dem man ihre Gräber mit­ Blumen Schmücte.. Mie war sie rei, wie war sie glüc­ Lich gewesen! Ein Mann ihr eigen, den sie liebte, Der gut zu ihr war, und ein Knabe, der ihr Die Tage mit goldenem Glück er­­füllte. Sie zitterte vor j dem Luftzug, der dem Aleinen Schaden, vor jeder, Krankheit, Die Bubi nahen­ könnte. Diese Angst war oft Die einzige Ursache eines Streites zwischen ihr und Heinz gewesen. Er lachte sie ob ihrer Wengst­­iihhkeit aus. „Du wirdest dir ein nettes, ver­­weihlichtes Muttersöhnchen erziehen, wenn ich nicht auch­ noch Da wäre. Mein Lunge ist ein P­rachtferl! Dem schaden Mund und Wetter nichts. Im Gegen­­teil, abhärten muß man seine Kinder, wenn man sie zu gesunden Menschen er­­ziehen will.“ % « Der große kräftige Mann hatte da­­bei den Kopf geschüttelt, und den zwei­­jährigen Knaben nach wie vor nach sei­­nen Grundlagen erzogen. Im Garten über die nassen Gräser liefen Vater und Sohn mit bloßen Füßen, und oft war ein Jauchzen Dabei, da selbst Frau Magda ihre Aengstlichkeit um den Knaben ver­­gaf. Noch dazu, als die kleinen Glieder sie zusehends stärften, und als der Früh­­ling kam, der Dreijährige Schon fed im­­ feinen Höschen vor den Eltern stand. Der lekte Frühling, der Ichte März­­sturm! Die junge Frau hörte ihn noch um das Haus tollen, und an die Fenster rütteln,­­hinter denen sie ihren Knaben im warmen Zimmer wohl geborgen wußte. Der Kleine Huftete. Sie wollte nicht, daß­­ er Hinauslief.. Bis Heinz kam und über ihre unnötige Sorge schalt. „Der Junge wird nicht eher wieder tote Baden bekommen, bis er in die Luft hinaus fommt, in den Frühlingswind, der seinem Menschen schadet. Was, mein Junge?“­­ Und er hatte den eifrig zustimmen­­den Kleinen troß der Mutter Verbot mit ich in den Garten Hinausgenommen, auf die M­iese hinter dem Hause und auf die Felder, darüber rauhb und wild der Märzsturm brauste. » " Anjennestage war der Knswbei auch wiisicklich mit Jostiew Wa­nsgewh­eimgekehr­t. Der ganze Heine Körper glühte vor Ver­­gnügen über den schönen Spaziergang an Vaters Seite, über die ersten Wiesen­­blumen, die er pflüden durfte, und über die ersten Käfer, die über junge Gräser dahingeschwirrt. Eine Woche später war Bubi tot.­­ N « WLJJQXDMFJC Er x - Po

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