Oedenburger Zeitung, April 1921 (Jahrgang 53, nr. 73-97)

1921-04-08 / nr. 78

« 8 S­eite.2.—or·k.78. . « « SB.Budapest,7.April.Das UTRB. weidet aus Genf: Dem am 6. April in Genf zusammengetretenen Wörferbundkomitee wurde von den Regie­rungen der Tichechoslowakei, Chinas und Hollands ein Vorschlag unterbreitet. Der Vorschlag der Tichehoslowakei, richtet sich auf eine Abänderung­ des Fundamental­vertrages "des Völkerbundes und bezwedt eine nachträgliche Anerkennung der „Kleinen Entente”. · . Die Konferenszgm­ ­mowert­indercwedenburger Zeitunges SB.Wien,7.April.Die Er­öffnung der Konferenz der Nachfolgestaaten in Rom ist im­folge der verspätet einges­troffenen Zustim­mung Süd­samiens auf den 6. April verschoben worden. SB. Rom, 7. April. Die Konfe­­renz der Nachfolgestaaten, auf der Ita­­lien, Oesterreich, Ungarn, Jugoslawien, Polen und Rumänien vertreten sind, hat begonnen. Graf Sforza äußerte ih: Die Konferenz hat die ihr in den Verträgen von St. Germain und Tria­­non zugewiesene Rolle zu erfüllen, die darin besteht, die hier vertretenen Staa­­ten zur Anknüpfung unmittelbarer Ber­ Handlungen einzuladen. In der gegen­­wärtigen Gesellsshaft it das wirtschaft­­­liche Gedeihen einer Nation undenkbar, wenn sie nicht mit ihren Nachbarn ver­­knüpft ist. — Der rumänische Gesandte in Rom dankte Italien für die Einbe­­rufung der Versammlung. Auf seinen Vorschlag wurde der italienische Dele­­gierte Marquis Imperiali zum Borsigkenden der Konferenz gewählt. — Die Konferenz teilte sich in zwei Kom­­militonen, die eine für Verwaltung und Rechtsangelegenheiten und die andere für wirtschaftliche und finanzielle An­­gelegenheiten. : Dachrud verboten. / En Basen: ©­­ t­ h K­ ET s Dedenburger Zeitung Freitag,­ ­ Die ungarisch-holm­igen Verhandlungen. " (Prachtbericht der „Debenburger Bettung”.) SB. Warihan, 7. April. Die zur Reise nach Ungarn versammelte polnische Delegation Hat ihre Adresse infolge einer Verkehrsstörung aufgefhoben. Die Roten Kreuzerga.2 SB·Budapest,7.April.Das UTKB.m­eldet aus Genf:Die inter­­nationale Lindeevereine vom älteren Kreuzbefehle in einer Sitzu­ng,den öster­­reichischen­ und bulgarischen Roter­-Kreuz- Verein zum Eintritt in die Liga ein­­zuladen.Auch für Ungarn wurde ein ähnlicher Beschluß gefaßt, obwohl Ungarn noch nir Mitglied des Völkerbundes ist. SB. Budapestt, 7. April. Die gestrige Sigung der Nationalversamme­lung wurde vom Präsi­denten Ra­­torgfy kurz nach 1412 Uhr eröffnet. Nach Beriefung des Protokolls erklärte der Präsident, daß die vorgemerften zehn Interpellationen um 1 Uhr zur Verhandlung kommen werden und er­­teilte dem Ministerpräsidenten Das Mort. Dieser erklärte, daß er zu seiner vorgestrigen Meldung über die Abfahrt des Königs aus Steinamanger no hinzufügen muß, daß der Zug des K­ö­­nigs vorgestern um 4 Uhr nachmittags die Landesgrenze passiert habe. So viel ich aus dem bisher gesammelten Tat­­sachenmaterial ersehen Takt, stammte der Rat aus dem Auslande Minister Bass im Redner Fronmann an Ort und Stelle konstatieren, daß die Ankunft des Königs für jedermann ohne Ausnahme eine Wiederraschung war. Die Auslandspresse brafte im Zusammenhange mit dem Besuche über die Lage im Ungarn, den Verlauf der Ereignisse und die Absichten Ser Maje­­stät ganz falssche Nachrigten. Es scheint daß diese Falschmeldungen die Tendenz hatten, Ungarn zu schaden. Co 3. 2. wurde im Ausland Die Nachricht ver­­breitet, in Steinamanger wären 15.000 Mann zum Vormarsch gegen Budapest zusammengezogen. Wi N Redner nach Steimamanger kam, fand er dort so wenig Militär vor, da es nach sei­­ner Ansicht sogar zur Versehung des Macdienstes kaum ausreichen konnte. Die phantastischen Nachrichten ü­ber die Absichten des Königs sind bösmillige Erfindungen. Weder der König, wo jemand aus seiner Begleitung hat ir­­gend ein Interview achabt und so sind alle Gerüchte, die ich auf ein solches jtngen, gänzlich aus der Luft gegriffen. Se. Majestät wurde irrege­­führt und ist über den wahren Stand der Dinge in Ungarn falssch unterrictet worden. Es war Pflicht der Regierung, Se. Majestät richtig zu informieren und Die Faligen Einstellungen zu beseitigen. Hierauf entschlok ih Se. Majestät, ganz von selbst, das Land zu ver­­lassen. Schuldig sind jedoch die falsc­hen Ratgeber. (So ist's!* von Seite der Chritlihnationalen.) Es wurde vor Se. Majestät betont, Ddaß die weitere Konsolidierung des Landes von einer stetigen, ruhigen Entwicklung abhänge,­­seine sprunghafte Entwicklung der Er­­eignisse wäre von großem Nachteile. Außerdem wurde der Entschluß Ge. Ma­­jestät von der Note der Botschafterkon­­ferenz beeinflußt. (Großer Q Tumult. Rufe: „Was ist in der Baranya?“, „Das in Einmengung in innere Ange­­legenheiten!“) Die Regierung hat be­­reits betont, daß sie das Vorgehen der Großmächte für unberechtigt hält. Im Auslande möchte man hoffen, Daß Durch; Ddiese Ereignissse die Konsoli­­d­ierung des Landes eine Erschü­tterung erleide. Die­ verantwortlichen Fakto­­ren und die Öffentliche Meinung hielten aber mit Ruhe und Bestimmtheit stand. Die Regierung handelte auf Grund der gegebenen Tatsachen. Redner bedankt ich, das man trok Meinungsverschie­­denheiten, Aufregungen, Welterraschun­­gen und feindlicher Gefühle der Negie­­rung das Vertrauensvotum gab und die Frage nicht vorzeitig vor der Oeffent­­lichkeit detailliert wurde. Dies beweise dem Muslande, das die Komsolidierung in Ungarn nicht mehr gestört werden könne. Die österreichische Regierung gab ihr Mort, Dab die Fahrt Se. Majestät dur ihr Hoheitsgebiet ungestört vor fi) ge=­hen werde. Troßdem ergab ih­m­ Bruf a. d. Mur eine Verzögerung. Es zeige Fi also Durch einen Vergleich, daß die ungarische Regierung das Land­­ besser in den Händen hat, als es­ in an­­­deren Ländern der Fall it, wo die Re­­­gierung ihr gegebenes Wort nicht im­­­stande ist, einzulösen. Mit Dantes­ warten an die Schweiz für ihr Verhalten, in der besprochenen Angelegenheit­­ schlug der Ministerpräsident seine Rede. Der folgende Redner, Außenminister Dr. Gras, will die Meinungsverfgie­­denheiten in Der Deffentlichkeit, der Presse und der Nationalversammlung über Die Sorgen eines weiteren Verblei­­bens Se. Majestät in Ungern zur Darlegung der Tatsachen zerstreuen. Die kleine Entente äußerte sich ganz un­­zweideutig. Nedner erinnert daran, der von­­­ieser Seite her erklärt wurde, in der etwaigen Re­staurierung der Habsburger einen Kriegsfall (casus belli)­ zu erbliden. (Während Redner den Inhalt der Demarde der kleinen Entente bespricht, entsteht grober Lärm.) Als es klar wurde, daß es si) nicht um bloße Drohungen Handle, mußte dem Aufenthalte Se. Majestät im Lande ein Ende gemacht werden. (Zwi­­schenruf: „Der Tyrische Außenmins­­ter!) Der König betonte gleich bei seiner Ankunft, da er das Land sofort verlassen werde, falls es sich ergeben sollte, daß sein Hiersein zu irgendwel­­chen ungünstigen Meiterungen „führt. (Zwischenrufe: „Es lebe der König!“) Se. Majestät und die Renterung hielten nur das Wohl der Nation (Zwischenrufe: „Es lebe der Ronia!“, Gegenrufe: „Es lebe­ die Nation!“) .Nedner verwahrt sich gegen die Einmen­­­gung der Mächte in eine innere Angele­­genheit des Bandes, wie es die Königs­­frage it und wendet sich gegen Be­­nejc, der nach seinen Wenkerungen im Prager Senat Ungarn die Demo­kratie aufbringen wolle. Nichts it jedoch undemokratischer, als einem, anderen die eigene Meinung aufdrängen zu, wollen. (Moplaus der Christlichsozialen.) Die Demarche ent­­behrt jeder rechtlichen­ Grundlage und steht im­­ Midersprufe mit Der im T­rianoner Frieden zugesi­­cherten Freiheit Ungarns. Die Entwaffnung einer Heinen Nation teht im Widerspruche mit dem heutigen Stande der Zivilisation Unser Trost it, das mir in der ge­­­istlichen Berspektive. tärfer erscheinen als die jegigen Machthaber der Welt. Redner empfand noch nie, so tief dem innigen Zusammenhang zwischen der St. Stephansfront und dem Lande, als gerade in jenen Tagen ‚wo ji ein frem­­­h nur scheinbarer Gegentag ergeben Es zeigte sich die Unzertrennlich­­keit der Interessen von Krone und Land niemals so klar wie bei dieser Gelegen­­heit. Die einzige sichere Grundlage der Entwirrung ist die Krone des­ heiligen . (Christlichnationale: „Eljen a Eiraly!“ Kleinlandwirte spöttisch im Namen der oppositionell Gesinde­ten pracy Abgeordneter Rajjay. ( deutsch: „Hoch! Hach!“) Redner unterbreitet einen Miktrauens­­antrag. Es möge der Regierung das Miktrauen der Nationalversammlung fundgegeben werden. — Eine Neuner­kommission möge mit der einge­­henden Untersuchung der ganzen Ange­­­legenheit betraut werden. Ueber die Art der Bestrafung der von diejer Neunerfommission schuldig befundenen Personen möge die Nationalversamm­­lung durch Schaffung eines Gesekarti­­kels entscheiden. Es folgten nun die Interpellationen. « Aus der Nationalverfommung. (Draptbericht der „DO­edenburger Zeitung“.) hat. Stephan. | im Wage. | # ; " R: E32 EU En En * 6% Sa. 3m Buchengrund. Originalroman von 3. Bourths-Mahler. (25. Fortlegung.) „Kleine Wallyg — liebes, jükes Kleinchen“, stammelte sie, die rosigen, festen Rinderwangen füllend. Die Kleine lachte sie röhlich an. „Dute Tante Sutta!“ jubelte sie. Sie hatte auf der Fahrt von Ham­­burg bis kurz vor Berlin herrlich, ge­­schlafen und war in bester Stimmung. Sutta trug die Kleine auf den Ar­­­­men zu der Autodiotchke, die am Aus­­gang des Bahnhofes hielt. Der kleine weiche Kinderkörper schmiegte si zus­traulich an sie an, und die kleinen Yerm­­en legten ich fest um ihren Hals. „Wenn wir Mutterle jagen müssen, Dak Fredy tot ijt, dann foll Wally die Hermelien um ihren Hals sclinnen, dann wird sie es vielleicht ertragen“, Dachte Qutta. Das Auto jaufte nur die Straßen, zehn Minuten später hielt es vor der Görgerichen Wohnung. Sutta bestellte den Chauffeur gleich für später wieder, wenn sie dann mit der Schwester nach Hause fuhr. „Worum fahren wir nicht gleich zu Mama, Sutta?“ hatte Lena gefragt. „Matter befindet sich so wohl, wie es bei ihrem Leiden möglich ist, Lena. Ich muß dir noch einmal eindringlich flor machen, daß sie vor jeder, auch der Kleinsten Aufregung gehütet werden muß, wenn wir ihr Leben nicht gefähr­­den wollen. Deshalb will ich dir man­­ches, wes sie nicht wissen darf, gleich jet sagen. Wber ich sorge mich an um dich, Lena. Wirst du dich beherr­­­­u­t weil ich vorher mancherlei mit dir bespregen muß, Lena. Unter Doftor und Tante Maria haben uns ihre Woh­­nung zur Verfügung gestellt, und Tante Maria wird Mally beschäftigen, so lange ich mit dir zu sprechen habe.“ Damit mußte ji Lena zufrieden ge­ben. Nun waren die Schwestern bei Görgers angelangt. Lena und ihr Kind wurden von den beiden alten Herrschaf­­tem herzlich begrüßt. Sie machten es aber kurz. Tante Maria bewarb si um Wallys Gunst, und diese Liek ji willig von der alten Dame in ein an­­deres Zimmer tragen. Doktor Görger folgte ihnen und die Schwestern waren­­ allein.­­ Leuck legst sie die Arme um Juttas Hals und sah sie voll Unruhe an. „Run jage mir, Jutta, was das alles zu bedeuten hat. Ach sehe es dir an, Du hast mir etwas Schlimmes zu beriten. Es ist doch nichts mit Mutter geschehen?“ « · « «­­­­­hen können, Mutter ruhig gegenüber­­zutreten, wenn du selbst im Herzen nicht ruhig bist?“ Lena drückte ihr die Hand. „Zweifle nicht davan, Liebe Schwe­­rer, Du weißt, wir haben es lernen müs­­sen, uns zu beherrschen. Da unten habe ich das wahrlie nicht verlernt. Menn ihh au jeht Ihwac und Leidend bin — das it mir der Körper. An­ Millens­­traft habe ich nichts eingebüßt. Aber nun sage mir, was du mir sagen mußt. Du brauchst mich nicht zu schonen. Die lange Seereise bei günstigem Wetter hat mich Ion sehr gekräftigt und mein an­­deres Leiden — du weikt, ich muß mich operieren Lassen it mit­lebens­­gefährlich.“ Jutta umschlang die Schwester mit schmerzlicher Zärtlichkeit. „Rein — nein — das darf auch nicht sein! Das darf mir der Triebe Gott nicht auch noch antun!“ stief sie erregt hervor. Lena sah sie ängstlich forschend an. „Sprich, Jutta — was ist es, was du mir sagen mußt?“ „X, Tiebste Lena, Mutterle steht eine furchtbare Aufregung bevor, die wir mit aller Liebe und Fürsorge auf die Dauer nicht von ihr abwenden kün­­nen. Wo dir muß ich nun gleich mit dieser schlimmen Botschaft entgegen­­kommen.“ ·Lenasbl­assse 5,schmales Gesicht rötete Wirth­... »Spr«1ch,Ich btztes dich—« »Grid­­ recken«darsst dir­ aber Rena.“ „Rein, neim — nur pri!“ Lutta holte tief Atem und sieht die Hände der Schwester fest in den ihren. „Lena — unser Bruder — Fredy — er ist nicht mehr am Leben.“ Lena erblaßte jäh und schlo bie Augen. Auch sie hatte den Leichtsinnigen Bruder­­ sehr geliebt. Sie bag ihr Haupt an Juttas Schulter. „Do, mein Gott! Fredy -- unser­fies bei Fredy — er ist tot?“ Flüsterte se mit tränenerstichter Stimme. „sa, Lena — er starb dur eigene Hand.“ Leise und traurig kam das über Jut­­­­tas 2ippen. Lena schluchzte krampfhaft auf. Jutta zwang ihren eigenen, neu er­­wachten Schmerz zurück. Leise erzählte sie Lena alles, von ihrem fetten Zusam­­mentreffen mit red, von seinem Tode und wie sie ihn der Mutter Hatte ver­­­heimlichen mässen, richtete Als Jutta zu Ende war, Lena sich hastig empor. „Nein, das überlebt Mutter nicht“, sagte sie, heiter, wie gebrochen. Lutta zuchte zusammen. (Sortregung folgt.) _ wicht, # & i « s. sz...-k«f U­EN :

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