Oedenburger Zeitung, September 1921 (Jahrgang 53, nr. 197-221)

1921-09-01 / nr. 197

Seite 2.­—­Nr.197. Die Funktionen der neuen Soltwace. Budapest, 31. Aug. Im Sinne der Erklärung des Finanzminsters Ro­­land Hegedüs bringt jekt das Amts­­blatt Nr. 191 vom 38. August I. I. unter Nr. 6200 M. €. 1321 eine Ver­­ordnung über die Errichtung der Zoll­­wache. Im Sinne dieser Verordnung wird die Zollwache die zollamtliche Ueberprüfung des längs der Grenze fi hinziehenden Gebietes (Grenzbezirk­) zu überwachen haben. Die innere Grenze des Grenzbezirkes bildet die innere Zoll­­linie, die äußere Begrenzung die Lan­­desgrenze. Das diesseits der inneren Grenzlinie liegende Gebiet ist das innere Zollgebiet, auf welchs sie der admini­­strative Wirkungskreis der Zollbehörden nicht erstrebt. Weitere Aufgaben der Zollwache weisen d­ie Grenzüberwachung sowie die Beaufsichtigung der Personen und Waren je.«, welche die Grenze pari­sieren. Die Zollwacl i­st als eine be­­waffnete Wachkorporation zu betrach­­ten, über welche der Finanzminister im Einverständnis mit den Fachm­iistern verfügt. Den Grenzwachhdienst versehen zu Zarten des Finanzministers Militär­personen, die aus den­ Rahmen der Na­­tionalarmee hinbeordert werden, die je­­doch in strafrechtlicher und Disziplinari­­scher Hinsicht den militärischen Beichten unterworfen sind. Sie tragen am linken AUermel der Bluse, bezw. des Mantels ein glarn aus den Buchstaben 9 3. 8. (Grenzzollmache) bestehend. Die Gebühren entsprechen den Bezügen der Gendarmerie.. Sobald die Zollmwache sich selbständig konstituiert, wird die Kommandierung eingestell und üben den Dienst nur die ernannter Mitglie­­der weiter aus. An der Spite der Zoll­­wache steht der Zollmachoberkomman­­dant, über den der Finanzm­inister un­­mittelbar verfügt und welcher, mit dem M Wirkungskreise des Gendarmerieinspek­­tors in entsprechender sinngemäßer An­­wendung betraut ist. Den Oberkom­­mandanten sowohl als auch­ die Offiziere ernennt über Borzu­lag des Ministers das Staatsoberhaupt. Vorderhand wer­­den sieben Zollwachbezirke errichtet, und zwar mit dem Sipe in Budapest, Debre- Gin, Raab, Kaposvár, Mistolcz, Szeged und Steinamanger. Die Zollmaden ha­­­­ben die Grenze des Landes an in jener Hinsicht zu kontrollieren, daß Personen, die für Die S,­entliche Sicherheit geführ­­ti sind, die Grenze des Landes nicht überschreiten können. Dieselbe Hat zu verhindern, dar Agitatoren der Natio­­nalitäten, Kommunisten, sowie auch geheime Auswanderungsagenten die Grenze nicht or­teren können und auch ftedbrieflich Tue­ .no­erte Versonen das Landgebiet ht zu verlassen imstante fst. Der Disat der Zollwache beginnt am 1. September I 3 Die Tätigkeit der Übrigen Grenze’hörden hört mit Die­­on Lage auf. NUMBER­e Absicht oder Irrtum? Wenn wann heute die verschiedenen Zeitungen Liest, so faßt man sich an den Kopf und fragt sich, ob man med lebt. Was da alles „aus Dedenburg“ berichtet­ wird, grenzt anc Ungeheuerliche. Nach diesen Meldungen müßte Baer alles drunter, und herübergehen, während, — wie jeder­­mann weiß — hier nicht die geringste Ausb­reitung vorgenommen ist und der Stadtkommandant Major Ditenburg mit eiserner Strenge für Ordnung und Rude in der Stadt sorgt. Dan könnte deshalb beinahe. Lachen, wenn man solche Tataren:Nachrichten liest, wie sie z. B. das Steinamangerer „Was­­värmegge“ in die Welt fest. Das Blatt Lingauers schreibt da unter dem Titel : „Reueste Nachrichten aus Westungarn( u. a. auchh folgendes: „Die Redaktion der „Oedenburger Zeitu­ng“ bewacht ungarische Gendarmerie, damit das aufgeregte Bold sie nicht zerstört. Das Blatt hat nämlich — wie allgemein­ be­­kannt — der Eigentümer Göa Zsombor, gewesener nationaler Staatssekretär. Schon vor­an den Wiener Kommunisten der ER Ad Daran ist natürlich sein wahres Wort. Wohl ist der „Debenburger Heilung“ polizeilicher Schug zugebilligt wor­­den, aber nicht,­­weil das „aufgeregte Volk” je zerstören wollte, sondern weil Befürchtungen bestanden, daß dur­umer­­wünschte Elemente in Bek­ennung Der Haltung de Blattes ein Anschlag ausge­­übt werden könnte, Daß die „Dedenburger­eitung“ von Hern Ziombor an Wiener Immunisten verkauft wurde, ist ebenfalls eine reine Erfindung. Wie jeder­­mann hier weiß, hat zwischen Herrn Ziombor und der „Dedenburger Zeitung” nie irgend eine Beziehung bestanden, nie hat Herr Ziombor irgend einen Einfluß auf dieselbe gehabt, nie einen Artikel für sie geschrieben und nie war er der Eigen­­tümer der Zeitung. Demzufolge ist e 3 auch voll­ommen unwahr, daß er das Blatt an die Wiener Kommunisten verkauft habe, denn auch Herr Zsombor fan nicht ü­ber­­laufen, was ihm gar nicht gehört. Wir glauben, daß in Bezug auf den Herrn Zsombor und seine Verbindung mit­ der „Deden­burger Zeitung“ dem „Kaspar­­megge“ eine kleine Verwechslung, mit der­­ „Szenzpost“ unterlaufen ist, mit welcher Herr BZiombor allerdings in Verbindung fand. Eine solche Verwechslung bemweist aber nur, daß der Berichterstatter des „Vasparmegye“ ein recht oberflächlicher Herr sein muß und solche Nachrichten sind nicht geeignet, daß Vertrauen in die Zu­­verlässigkeit der Berichterstattung des „Vas­­parmegye” zu stärken. Abonnieren Sie Die dedenburger Zeitung! Donnerstag, 1. September. 1921. die Frau in der Geschichte.­ ­­­ Bon Rode Ada. · Die „3. 3. am Mittag“ Hat eine­ Sommerrundfrage erlassen: „Welche berühmte Frau hätten Sie geliebt und we[ Baer­ig] erscheinen es a­ntworten bee­tgenoffen. Diejenige­ Roda Rodas fi uns die Hübschejte, wenn sie auch nicht galant ist: Freunde! Welche Frau der Mensch­heitsgeschchte ich geliebt hätte, welche geheiratet?­­ Wir wollen die Frauen mal hübsch der Reihe nach durchgehen. Eva hätte ich natürlich nicht gehei­­­ratet, Wie werd’ ich denn meine eigene Ur­großmutter? Ich hege und die Schwersten Beden­­ken gegen Sarah: Abraham war neun­undneunzig und Sarah kinderlos. Da kehrten eines schönen Tages drei fremde Herren bei Abraham ein und etliche Monate später gebar Sarah einen Sohn. Sie sagte später: Die drei Herren damals wären Engel gewesen. Na­ja. Potiphars Frau...? Josefs und ihre Aussagen widersttehen einander. Selbst wenn ich Frau Potiphars Dar­­stellung akzeptiere, einigen Anlaß zum Angriff muß die Frau dem sonst so be­­scheidenen jüdischen Angestellten gegeben haben. f Die Toter Wharavs...? Lakt uns über die Geschichte mit dem Binsen: ferbiehen kein Wort verlieren. Semitamis war gewiß eine fluge, energische Person. Do ich liebe nicht Grauen mit hängenden Gärten. Die schöne Helena — lief sie nit mit Slion nach Paris? Oder mit Paris nach Slier? Und wie sie angezogen ging. So angezogen geht man nicht. Nanlitaa...? Nein, eine Frau, die ich. Lieben so, Darf seine Bekannt­hei­­ten im Seebad machen. Penelope — alle Arztung! Qimmer, hin it es Hoch in ihrem Hause hergegan­­gen, als sie Stiefwitwe war. Mas Xanthippe betrifft: Sokrates war­sicherlich sein angenehmer Ehe­­mann; er trug seine Unterwäsche, lai­­sierte die Kollegiengelder nicht ein und seß Ti vom eritberten Menschen ohr­­feigen. Dennoch: das Zeugnis der Stu­­denten spricht einmütig gegen Xan­­thippe. Reizend war Kleopatra, doch schon als Badfishh maßlos schnippisch, echtes Heonpten W. Später Hat sie es mit Cäser und Antonius getrieben — zwei lodere Komödien für fi. Brünhilde it mir zu malsiv. Die Figur! Diese Oberarme! Dazu eine metallene Hautana. Das Weib würde mich erdrücen. Fräulein Roswitha von Ganders­­heim ging ins Kloster. Ach bezweifle, daß sie sich mir zuliebe anders ent­­schlojjfen Hätte. Gut, mag sie — ich trauere ihr nicht nach; sie hat Lateinische Herameter absproben. Eine rauf die lateinilge Herameter redet — wie kann man im Frieden mit ihr Hamien? ch müßte mich täglich, bis an mein Lebens­­ende, wie­ ein Schüler präparieren. Und wenn ich trotdem einen Vers falssch überseßte? Soll eine Ehe wäre das ewine Abiturium. Mit der Tripfrau von Orleans ginge es schon gar nit, wo ich To ents­chieden für Abrüttr­ bin; und sie im­­mer vernidelt, da zu Rofffe, mit der Fahne. Zwischen Königin Elisabeth und Maria Stuart schwanfte ich nit erst. Die eine ist mir zu streng, die andere zu rei) an Tränen. Keine kommt für mich in Stage, Ueberhaupt: zwei Dauer, deren Rollenstreit sich heute wo alliä* ich an jedem Theater wiederholt? Gott strafe Großbritannien! Ich danke. Ueber Katharina die Erste und die Zweite sehen ziemlich skandalöse Ge­­rüchte, und einige haben sich Fon zu Filmstürden verdichtet. Die zweite Ka­­tharina besonders scheint viel auf dem­ Kerbholz zu haben. Wenn man es nur in Stettin nicht erfährt. Da ist sie Her. — — — kur und gut — me­rten Sie endlich? Da alle historischen Stauen auch schwer Hysterisch waren? Hysterisch­chen Die Ururmutter? Und alle ihre Entelinnen? Es ging seine einzige stille, gute rau in die Geschichte ein — Jelbst Die brave Thusnelda hatte sich entführen lassen. Nur seine berühmte Frau. Iene, die namenlos dur ihr Zeitalter schrit­­ten, waren die besten­ AGRARIA- Maschinen — das Beste vom Besten Putzmühlen , Schrot- u.Putzmühlen, Futterschneidemaschi­­nen, alle Maschinen für Ackerbestellung in her­­vorragender Qualität. Verlangen Sie Preisliste. AGRARIA S.m.b.H., Wien IV. Rechte Wienzeile 1. — Filiale: Graz, Annenstr. 69. | — RRERSETERT: ne originel, muß Ihre Neulame sein, wenn sie­ sicher wirten sol. 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Sobst Müllenhof übersah den beque­­men Sessel, auf wen die Generalin Deus’ tete, zog si einen Radpfessel herbei und aus dem niederfitend, sagte er: „Wenn Sie mir miteilen wollen, um was es sie handelt, ließe si die Notwendigkeit Ihres Briefes wohl eher beurteilen.“ „Die Notwendigkeit meines Brie­­fes?“ — Ihre künstliche Beherrschtheit war wieder vorbei. — „Glauben Sie, ich hätte diesen Brief ohne zwingende Notwendigkeit verschrieben? Diesen Brief?“ — Ihr Biid ging stark vor si hinaus, und in Sekunden lebte sie noch einmal die Qual des Martens durch, die nicht mehr von ihr gewichen war, sei? Jie es vor sich Hingemum­melt „Ich hab’ auf einmal so eine Anast.“ Die Nacht Hindurch, den nächsten Morgen, bis in dem­ langen Nachmittag hinein, hatte sie gewartet, immer nur gewartet, ob nicht ein Brief von dem Sohn kam, oder 08 er nicht selber fan, um zu erklären, warum er am verwirre­­ten Abend so gegen seine sonstige Wut Stunden um Stunden auf die Niedfehr der Mutter gelauert. Nichts kam von ihm. Da ertrug fies nicht länger, und ohne ein Wort für Toter zu jagen, die, der Mutter Gual nicht adıend, mit bösem, feindlichem Gesicht und verfloss jenen Lippen eingerging, hatte sich ange­­treidet und war zum Bahnhof gestürzt. ich dann — — gungsgründe gibt es da. Wenn einer­­ jung it und voll Temperament und Les­­ben und dazu jo aussieht — ja!“ — i : Tobit Miüllenhof jah, dık es wie Graujen in der Generaiin jtarrenden Bl fam und als wäre er jedem ihrer jagenden Gedanken gefolgt, so sagte er nun: „Sie haben einen Sohn in der Armee?“­­ . Siefwh·rsherusm,sah­en:11it 11 ackern­­den Augen an. „Sa, einen einzigen Sohn.“ Und aufspringend, völlig außer sich,"die Hände von ji jtrebend: „Und mit diesen meinen Händen hab’ ich ihm die Piük­ole fortgerissen, die er ihen gegen ich erhoben hatte, weil er für Die Ehrenfgulde von 12.000 Mut seine Defung wußte.“ „So was fommt ja öfters als wolle fiz jehen, ' | vor“, jagte Sobjit Müllenhof mit undswegtem Gejight. Die Generalin Dog das Fhre gegen ihn vor, wie er jeine Worte meinte. Und dann über­­schü­rzten si ihr die Worte plöglich auf den Lippen: „Se — nit wahr?­­— nur zu oft fommt Das nor, und —— o Gott, wie Teiht! Und tawsend Entihuldi- Sie­rik von der Konsole einen drei­­geteilten, bronzenen Photographierah­­men und stellte ihn vor Sobit Müllen­­hai Hin. Egon von Röhrig in drei ver­­spiedenen Lebensaltern, — Redis, im gestickten Ruffenfiti:.$| ein Kinder­­spielgeug in der Hand. Sints als Kadett, den künftigen Leutzantsblit schon auf den Findlich weichen Zügen — und in der Mitte, die Sen­subilder um ein be­­trächtliches überragend, der junge Ofsi­­ztor in leichtfertig lächelnder, sieghafter Schön­heit. Die Mutter deutete auf das Bild, und ihre eigene Haltung wurde immer selbstbewußter, ihre Stimme immer er­­regter, als wolle sie jede Beschuldigung zurückweisen. Die den Sohn zu Unrest treffen konnte, — „Wenn man so aussieht — und dazu ‚die Verpflichtungen seines Standes, de: ‚wem sich einer nicht entziehen kann — ‚und Die Kameraden, die über glänzen ‚dere Mittel verfügen — ud wenn ich ‚dann einer verladen läkt und au mal ‚mittut — und Unglück kommt od dazu j— und um sich herauszuhelfen, mwindet ‚er Sich immer tiefer hinein — Bis fein :Ehrenstandpunft ihn nur noch den let­­z ten Ausweg sehen Takt — od, ob Sie ‚recht haben, Herr Müllenhof, wis leicht ‚fann's dahin kommen,­ und wie wenig ,wirfliche Schul kann den treffen, der so das Opfer unglücklicher Verhältnisse wird.“ „So hab’ ich's nicht gemeint, Frau Generalin“, sagte Müllenhof mit eisigem Ton. „Was ihm unter Ehrenstandpunkt verstehe, ist anderer Art, und für den da“ — auch er deutete jegt auf das Mit­­telbild : „Da würde ich seinen Finger rühren, und wenn er sich zehnnisl die Pistole an die Stirn seßte, um auf die Art seine Schulden zu beachten.“ Die Generalin war aschfahl gewor­­den, ihre Hände umfrallten die Tisch­­platte, ihre Lippen bebten; es war sicht­­bar, daß Sie sich nur mit Äußerster An­­strengung Davor zurückhielt, im­ belei­­digten, empörten Mutterstolz dem die Tür zu werfen, der ihr vor des Sohnes Bildnis das zu jagen wagte. Aber sie dachte auch daran, daß sie damit ihre legte Zuflucht von sich aeitogen hätte, und mit heiterer Stimme preßte sie her­­vor: „Sind Sie gekommen, mir das zu jagen — im Auftrag Ihres Neffen?“ „Aufträge lasse ich mir nicht strei­­fen. Ich kam, weil ich sehen wollte, um was sich's handelt, und ich wiederhole: Um den da“ — abermals deutete sein Singer auf den schneidigen Gardeleut­­nant — „würde ich seine Hand rühren. Aber“ — und sein Blid alitt rechts zu dem lächelnden Cherub im Kittelfleid­­chen — „um die Kinderaugen ist's viel­ öunte Ansichts- und Künstlerfarten GfMreismarenhunbuum. Drabenrunde 72 RER >

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