Oedenburger Zeitung, Oktober 1921 (Jahrgang 53, nr. 222-247)

1921-10-01 / nr. 222

( S­eite 2.—Nr­.222) Umbildung der­­ Reichsregierung! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) EB. Berlin 30.- Sept. Die­ Be­­ratungen zur Umbildung des Reichs­­kabi­netts haben ihren Anfang ge­­nommen. Nach Ansicht parlamentari­­scher Kreise dürfte die Umbildung des preußischer Kabinetts in der nächsten Moe zu erwarten sein.­ ­ « II Dadeutichs amkxikani i ist es nevensvertrag. C Drahtbericht der,,Oedenburger Zeitung«.) SB.Berlin,30.Sept.Gesternvor­­mittag trat dem­ Ansschuß für Aeußeres WeS ReichstageB zusammen,um zum deutsch­­-amerikanischen Friedensvertrag Stellung zu nehmen.EB wurde mit allen Stimmen gegen die der Deutschnationalen und Kom­munisten beschlossen,Unmuths-amerika­­nischen Friedensvertrag dem Reichstage zur Annahm­e zu empfehlen. MAYWLIIHMWTF Mtbeixchtvei»weuvakgecseitmcg­ zerristzguspscptsthimzi­stischen Reeisen wird die Aufhebung­­ der wirtigaftligen Sanktionen als ein pol« Erfolg dengavinettstitth bezeichnet. Es wird die Erwartung aus­­gesprochen, Dan auch die Aufhebung der militärischen Sanktionen unmittelbar darauf folgen müsse. Ä £­na Eine neue Konferenz mit den Sinnfeinern­­ SB. London, 30. Sept. Su. seiner Antwort an. de Valera hebt Lloyd George nochmals die Nablosigkeit eines weiteren Austausches propositioneller Mit­­teilungen hervor und betont, daß der Standpunkt der Regierung unabänderlic­­­het. Dessen ungeachtet knüpft Lloyd George an seine­ Antwort die­ Einladung zu einer am 11.OOktober in London, stattfindenden Konferenz. ... = Miraniens Selbständigkeit garantiert! SB. Baris, 30 Sept. Zu den Mitteilungen der Agenzia Stefani, das wilden Der italienischen und eng­­lischen Reg­elung ein Uebereinfommen betreffend Nlbanien zustandegesonmer­k sei und die französische Regierung sofort ihre Zustim­mung erteilt habe, ist zu be­­merken, da­ die italienische Regierung in der Tat die Regelung der albanischen Frage mit Friheidy in Erwägung ge­­­­zogen hat. S:wr­d das Uebereinfommen Awilhen der englischen und italienischen Regierung, austısde gefommen mar, ha: die französische Regierung dastellte nach der, ihr vorgelegten, Formel bestätigt. Albaniens Unabhängigkeit und Fınte­­grität wird: »seitens "Englands wie auch Frankie. verbürgt. Der hat Albaniens gean etweige griechische und jugoslawische Ueberarm­­e wurde dem Völkerbund übertragen, als dessen Ver­­treter wahrscheinlich Italien fungieren­­ wird. Die Vollhaftek­onferenz hat die Statuten Albaniens endgültig geregelt. Einigung bei den Schuhmachern. Budapest, 30. Sept. Unter Bor­­ji des Oberpolizeirates A­ndrejfa fanden Einigungsverhandlungen im Schuhmacherge­werbe statt, die zu einem befriedigenden Resultat führten. Die Arbeitgeber gelangten zu dem Ent­­schlusse, den Lohn der Arbeiter erster Klasse um 20 Prozent, der Arbeiter zweiter Klasse aber um 15 Prozent zu erhöhen, dagegen verzichtete die Yacht­­organisation auf die geforderte Lohn­­erhöhung für Spezialarbeiten, wodurch die Lage sich so gestaltete, daß der Friede geschlossen werden konnte. Die Arbeit wurde heute früh auf der ganzen Linie wieder aufgenommen.­­­­ ” die Arbeiterbewegung. Mehrforderungen der städtischen || Arbeiter. (Drahtbericht der „Debenburger Zeitung“.) Budapest, 30. Sept. Die Arbei­­ter der hauptstädtischen Betriebe haben ||| erst vor kurzem eine 1dprozentige L­ohn­­erhöhung erhalten. ITrokdem sprach ges­tern wiederum eine Aborderung der Ar­­beiter unter Leitung des Khristlichlozia­­len Barteijefreiers Kelemen bei dem Vizebürgermeister Burrath vor und forderte, daß einerseits die 16prozentige Lohnerhöhung bis zum 1. September b­ewirkend ausgefolgt werde, daß aber anderseits die Erhöhung auf 30 Prozent gesteigert werde. Vizebürgermeister Bu­­zath berief sich auf die schwierige mate­­rielle Lage der Hauptstadt und erklärte, eine Lohnerhöhung nicht be­willigen zu können. Die rückwirkende Auszahlung der Lohnerhöhungen betreffend welde er dem Magistrat eine Unterbreitung machen. © ” ‚A­ussperrung der Damenschneider. Budapest, 30. Sert. Zwischen den Arbeitern und den Widersaehern im Damenschneidergewerbe wurden­ Ver­­handlungen gepflogen wegen Wohnerhö­­hungen. Die Arbeiter verlangten 50, die Arbeitgeber boten 15 Prozent. Plötlich stellten aber Die Arbeiter in zwei großen innerstädtischen Betrieben — Suk­e Fisher u. Komp. und Morik Reiner — die Arbeit ein. Da die Arbeit heute vormittags groß des weiteren Entgegenk­nmmens der Arbeitgeber in den genannten zwei Betrieben nicht aufgenommen wurde, sperrten die Ar­­beitgeber der Branche die Arbeiter aus sämtlichen Betrieben aus.­­ Demonstrationsstreit in Tschechien! Braga, 30. Sept. Wegen nicht be­­willigter Wohnforderungen werden Die Eisenbahnbeamten Tschechiens heute von 11 Uhr nachts bis 1 Uhr früh einen Demons­trationsstreit dar führen, während welchem alle Züge stehenbleiben werden und Der ganze Bahnhofbetrieb stillgelegt wird. a­ m Oedenburger Zeitung Samstag, 1. Oktober 1921. = r ® Ei aer- und Eisenmöbe Riesenauswahl, gediegene Ausführung, mässige Preise! =——— Grösstes Provinzversandhau­s—— Leopold Kopstein, Oedanburg, Grabenrunde 62, Telephon 339.­ ­ ’ oeiburg EL RK IE I 42 TE Der 1. Oktober (Samstag). Katholiken. und Protestanten: Nemigius. — Gedenktage: 1386 Gründung der Universität Hei­delberg. — 1756 Sieg Friedrichs des Großen bei Zobofig über die Oesterreicher. — 1879 Eröffnung des Reichsgerichts in Leipzig. — 1919 Bildung des deutschen Reichswehrministerium­s. — Sonnen­­aufgang 6 Ur 2 Min, Untergang 5 Uhr 37 Min. — Mondaufgang 5 Uhr 48 Min. früh, Untergang 5 Uhr 29 Min nachmittags. Neumond. Er­önig Ludwig von Bayern in Dedenburg. Der Erkönig von Bayern hat auf der Reise nach seiner Särvärer Belegung gestern um 10­hr 15 Minuten vormittags Dedenburg passiert. Zu seinem Em­pfange waren Oberregierungskommissär Graf Anton Sigray, Obergespan Dr. Stefan Ziemberg, Feldmarschalleutnant Hegedvnd und Mejor Offenburg am Bahn­hofe erschienen. König Qudivng konver­­tierte in herzlichen Weise mit den zu seinen Empfange erschienenen Herren und seßte dann seine Neffe nach Särpär fort. D Personalnachricht. Oberregierungs­­fonımissär Graf Anton Sigray fuhr gestern nachmittag von Dedenburg nach Steinamanger, von wo er erst Samstag nach Dedenburg zurückkehren wird. Verlängerte Beurlaubung. Den Ur­­laub des Oberpullendorfer­­ Honorar- Oberstuhlfehrers Baron Georg No­­bonczy verlängerte wegen seiner Ei­­er der Vizegespan um drei 2Bo- I. - Titelverleihung Der Reichsver­­weser verlieh den gewesenen Dedenbur­­ger Königl. Hilfsschulinspektor NRudeli Chalupia den Titel­­ eines Flönig­. Schulinspektors. Umleitung der Schnellzige Wien­— Budapest über Dedenburg. Mit Rück­­sicht auf die unterbrochene Bahnlinie bei Bruch gehen die Schnellzüge D1 und D2 von nun an provisorisch über Eben­­furth — Oedenburg — Rand. Der aus Wien an jedem Diensten, Mittwoch, Freitag und Sonntag nach Budapest fahrene Schnellzug D1­­rifft nachts um 1 Uhr 57 Min. in Oedenburg ein und fährt um 2 Uhr 5 Min. weiter, während der aus Budapest an jedem Montag, Mittwoch, Freitag und Sonn­­tag nach Wien fahrende Sehnellzug D2 um 4 Uhr 43 Min. morgens in Dedenburg eintrifft und um 4 Uhr 51 Min. weiterfährt. Eintausend fünfhundert Kronen für das­ Lungenfronteninstitut sind bisher mit den 100 Kronen des Deden- Burger Sellstervereines abgegeben worden. Dies ist wirklich Herzlich wenig und zeigt es für die Verkennung der riesigen Gefahr, in der die vom der Zuberfulose dezimierte Bevölkerung unserer Stadt durch ihre eigene Spendenträgheit noch immer schwebt. 65 it noch immer fein so großes Opfer, wenn man beizeiten sein Scherflein für den wohltätigen Zweck springen läßt, und wenn man die horrenden often eines langen Siechtums zu bezahlen hat und außerdem noch der Sammer um das ge­­liebte Familieimitglied einem das Herz abdräht. An entsprechendsten wäre noch der Beschlag eines hiesigen Blattes, eine mit guten Verbindungen ve­sehene Danıe oder einen Herrm mit der Leitung der Sammelafrion zu betrauen. Die jenige Ergebnislosigkeit is für die vielen Thwer­­reihhen Familien Dedenburgs wahrhaft beschämend! Die Ausfuhrgebühren. Das Amts­­blatt Nr. 217 vom 29. September bringt­ eine Abänderungsverordnung bezüglich der Einhebung der Ausfahrgebühren. Dennach ist die bis 31. August in Ausland aufge­­gebene beziw. ausgeführte Salami gebühren­­frei. Außerdem ist von nun ab für rohe, eingesalzene und­ getrocnete Büffelhäute und für rohe Ziegenhäute eine fünfprozen­­tige Ausfuhrgewähr zu entrichten. Zuckerverteilung bei der Stadt. Zur Befriedigung des Wochenbedarfes an­­ Zucer gibt die Stadt pro Kopf 25 dkg kauf dns Mehlbuch aus. Der zur Aus­­teilung gelangende Würfelzucer rostet 95 K per Plogramm­. Keine direkte Zugsverbindung zwi­­schen Budapest— Wien. Trob den der österreichische Eisenbahnstreit schon längst beendet ist, wurde der Direkte Zugsverkehr wilden Budapest— Wien noch immer nit aufgenommen. Die Direktion der österreichischen Staats­­bahn soll sie geäußert haben, daß vor­­derhand noch nichts Bestimmtes gesagt werden kann, ob auf der direkten Linie Züge verkehren werden. Der internatio­­nale Verkehr jedoch, der Berlin-Buka­­rest-Erprek, welcher wöchentlich­h drei­­mal nächtlic zwischen Wien und Buda­­pest verkehrt, wurde über Marhead— Pereßburg— Parfangg-Nana auf die tiche­­chische Linie geleitet, so daß diese Zugs­­verbindung wieder hergestellt is. Die tichechische Regierung hat zur E­rleichte­­rung des Reiseverkehrs gestattet, daß in diesen Zügen die­­ tichechische Pahkon­­­­­­­­­­trolle wegfällt. Ye Nahdrud verboten. Arbeit adelt. Origi­nalroman vor SB, Bourths-Mahler, (10. Fortseßung.) So juhte ih K Rump au berufigen. Aber dann seufzte er wieder tief auf und schüttelte den Kopf über die Gelas­­senheit des alten Herrn.” „Nicht einmal die shmugige Wäsche hat ihn aus der Zahlung gebracht!“ dachte er außer si. » Als Heribert Lossow ihm dann die fünftausend Mark ausgehändigt hatte, verabschiedete, er sich in ziemlich gedrück­­ter Stimmung. Als der alte Herr allein war, ließ er ich wieder in seinem Lessel wieder und vertiefte so noch einmal in den langen Brief Fri von Lofjows. Als er fertig­­ war, machte er plößlich laut und herzlich lachen. „Herrgott nochmal! Mie das dem braven Kuno und der stoigen Helene in die Glieder gefahren sein mag! date er amü­siert. Dann aber wurde er sehr ernst. „Hm! Nun ja­­­ eine höre Ge­­schichte it das nicht. Verflucht Fleinlicher Gedanke, daß ein Loljow, dem­ Werhum­­‚gern nahe, auf der Straße gelegen’ hat. Aber immerhin — er Bat fi aufgerap­­­­pelt, der Brig — hat jie Durchgerungen — das ist Doc ein gutes Zeichen für die Loljowide Raffet Dommwveiter noch mal! „Mier hat Dieses prächtige, Fleine M­äldermädel doch gesagt? Ach jo, Hier ‚tehtres: „Arbeit it feine Schande — ehrliche "Arbeit adert jeden Menschen, wer er auch sein­ mag.“ Hm — das merte dir auch,. Yerivert Lofjon, und stelfe Di nicht im’ Hochnnt> ü­ber Diese Brave, tüchtige. Gretel“ Er stand­­ langsam auf und trat an “„ ein kleines Schränfchen heran, in dem einige Starden Wein und Liköre standen.­­ Er füllte ein Glas mit goldigem Mein, Hielt es gegen das Licht und sagte dann vor sich hin: „Dieses Glas deinem Andenken — ‚Grete, » Freifrau von Lossow! Das ist mein Danf, daß du einen Lojfow nicht elend verkommen Tieheit.“ · Er trank dagGing in einem Zuge leer und ließ sich dann wieder in seine Sessel nie den Seit­en Gedanken-spannen weiter. ».,Jastk­l,fiel­ an den Adelgsbrief im Herzen gehabt in ihrem ehrlichen, tapferen Herzen. Und wer will zu Ge­­ticht fien über Zrık von Loffom? Ich nicht — ich nicht — denn ich fand an einmal vor dem Nichts­­— als jüngster, rechtloser Sohn eines Majorats. Mer ‚wenn meine Ulrife mir nicht in die Sonne gezogen hätte mit ihrem liebe­­vollen Herzen. Und Kuno — was wohl aus dem geworden wäre, wenn er als nachgeborener Sohn vor dem Nichts ge­­breen, er am weitigsten! Und jeßt jehe ich, mich Hin und schreibe Frik einen vernünftigen Brief. Ich freus mich, daß er lebt und sich in ehrlicher Arbeit so tapfer d Durc­gerungen hat zu einer gefi­ Gerten Lebensstellung In ehrlicher Ar­­beit — troß der schmugigen Wäldche — bravo, Sreiftau Brei:! Bravo — ich erkenne dich an als ebenbürtig — jamohl das tue ich — allen Rund­ zum Troß!“ So dachte der alte Herr. Dann ging er, der Brief Fri von Zofjows in der Hand, in sein Arbeits­­­zimmer und jeßte sich an seinen Schreib­­ti. Mit energischer Gebärde Iegte er fi Briefpapier zurecht und begann zu schreiben, mit seinen großen, steilen­­ Buchstaben, die nur aus Grundstrigen zu bestehen sc­hienen. „Mein Lieber Kris! Du Bleibt im Zweifel, ob ich mir Deine Grüße gefal­­len’ lassen will, und weißt nit, wie ich ‚darüber denke, daß Du Dich­ in der alten Heimat anfälig machen mi­sst. Nun, darüber sollst Du schnell Klarheit ha­­­ben. Also, ich freue mich über Deinen ht­pf­er ‚Gruß, freue mich, dac Du lebst.—, und weiß, was aus­ mir geworden wäre, daß das deutsche But Dich nun endlich­­ wieder heimwärts treibt. Ich freue ‚mich sehr, daß Du ein ganzer Kerl ge­worden bist, freue mich, daß ich da drü­­ben einen Großneffen und eine Groß- Inichte habe, die eine ja tüchtige, prächtige standen Hätte? Er soll den Stab nicht Frau zur Mutter hatten, die einen Los­­low vor dem Untergang bewahrt hat. Ich habe der Freifrau Biete von Sosjow vorhin einen Hochachtungsschluef geweiht — vom edelsten Rebensaft. Es tut mir wahrhaftig leid, daß ich diese frischfrohe Frau Grete nicht kennen gelernt habe. Es tut mir ferner leid, daß Du nicht Thon heute oder mornem Hier sein kannst; denn siehst Du, mein lieber Krik, ich bin inzwiscchen siebzig Jahre alt gewor­­den und kann jeden Tag abgerufen wer­­den. Da weiß ich nicht, ob ich es no erlebe, daß Du mit Deinen Kindern nach Deutschland kommst. Bin ich aber noch am Leben, dann müht Ih: in Lemfom meine Gäste rein, das bitte ich mir aus. Und Ihr sollt in Lemfom weilen, so lange es Euch bei dem alten Onkel Heri­­bert gefällt. M Wenn Dir nun Dein Bruder Kuno mit allerlei Kleinliche Bedenken in die Parade fährt, so mache Dir nichts draus; er ist eben ein bißchen engherzig und ficht die Welt m­it anderen Augen an als wir. Las es Dich nicht fümmern , nimm ihn nit ernit, (Bertjegung folgt.) -

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