Oedenburger Zeitung, Oktober 1921 (Jahrgang 53, nr. 222-247)

1921-10-26 / nr. 243

Seite 2, — NL.­248. Oedenburger Zeitung De = u x |’ « «­ » .. 35 = Eh­­­a “ S w A­l­ denburg, 25. Di. Samstag dei­ ­­­ne Grenziwachen einen Einfall nach mgeiff auf die längs Der Pöttiching ständischen führte. Den durch Gendarmerie ve­c : 3 swehr gelang es, Kenn de eines Malen Bam Auf österreichischer Seite angriff der Aufständischen scheiterte. Die Oesterreicher wurden in ihre­ alten Positionen zurückgedrängt, gab es mehrere Tote und­­ Vertwundete, welche dieselben auf dem Rückzuge mitnahmen. Von den Aufständischen wurden drei Mann gebtvundet, von welchen der Freis­chärler Josef Müller, der einen Knöchelschuß erlitt, ins Elisabethspital gebracht wurde. Die Auf­ständischen trafen längs der Grenze Vorkehrungen, um einem noch­­maligen Angriff der Oesterreicher entsprechend begegnen zu künnen. Ijch, Der jedoch Abgeschnittene Bi­ss ist noch gar in Der „Debenburger Zeitung“ gebt it 10 länge­r, da ließ unser damaliger Nedaktiond- Doge Dr. Bulldogg eine kleine Epistel 108, in welcher er sich u. a. an über das Telephon bitterlich beklagte. hm ging das „Kling-ling­ling“ i­on­schwer auf die Nerven und er wünschte es zu allen Teufeln. Das war Lehr 5öf’ von ihm Denn eine moderne Tageszeitung ohne Telephon­­dienst herzustellen, ist heutzutage beinahe, unmöglich. Der Zeitungs­dienst ist Direkt auf den Telephondienst aufgebaut und eine politische Tageszeitung wie unsere „Oedens­burger Zeitung“ erhält täglich eineinhalb bis zwei Seiten Telephonnachrichten aus Budapest und dem Auslande. Und mum­st der ganze interurbane Telephondienst gesperrt. Man kann nur in Dedenburg mit Dedenburgern sprechen. Von einem­ telephonischen Nachrichtendienst ist seine Rede. Das ist bitter in einer Zeit, wo die gesamte Bevölkerung aufs äußerste gespannt der Entwicklung der Dinge harrt, wo alles nach Budapest schaut und in Ermangelung konkreter Nachrichten die wilderten Gerüch­te surnieren. Wenn 3 fon nicht möglich oder nicht empfehlenswert ist, das Telephonieren und die Veröffentlichung eingelangter, früher oder später ja doch bekannt werdender Nach­­richten zu gestatten, so würde «3 sich doc im eigensten, wie auch im Interesse des Bublitums empfehlen, täglich vormittags und nachmittags ein Kommunique — etwa wie dies vom Krankenlager hoher und höchster Herk­aften immer geschah­t herauszugeben, um so amtlich dem Bublitum mitzuteilen, wo ihm zu er­­fahren f­ommt. Das wäre besser, als die Ungewißheit, und dürfte den „Gerüchte­­fabriken” den Boden einigermaßen zu ent­ziehen geeignet sein, des englischen Ministers Sir Robert Hornes über den Mitnerfolg des Han­­delsabkommens mit Rußland und die Erbitterung Lord Curzons gegen Com­­tetrußland.­­Die „Times“ schreiben in einem Leitartikel unter Bezugnahme auf die Erklärunge­n Hornes, daß das Adelsabkommen mit Rußland ein­er seit Au die Erfahrungen des Präsidenten der zunftic-asiatischen Ge­­sellschaft bei seiner Informationsreise Tießen erfennen, daß man bei­vaen würde. Es sei an der Zeit, sagen die „Times“, da die britische öffentliche Meinung aus Gründen der nationalen Selbstachtung darauf bestehe, dak Eng­­­­land von einer Verbindung befreit werde, die weder England noch Rußland zum Vorteil gereiche, sondern zur Wort- Dauer der Tyrannei in Rußland bei­­trage. Angesichts dieser Sachlage hat die Sowjetregierung die Unverfrorenheit, mit Hilfe ihrer­ Propagandaneis, im Auslande für die neue Reichsbank Stim­­mung machen zu wollen. Es wird bereits das Programm veröffentlicht. Zunächst,­­ um Vertrauen einzuflößen, soll für das Sabr.1922 ein ordentlchs Staatshud­­erl aufgestellt werden. Es erscheint von Sowjetmachthabern­ hiebei völlig glei­ aüh­in, daß, wie Bisher, fanm eite Spur der verhofften Einnahmen, vor­­handen sein wird. Die Hauptsache ist der Bluff. In das Tätigkeitsfeld: „Der Bank fallen formel Aufgaben allgemei­­nen Charakters zur Hebung des Wirt­­schaftslehens, Kreditgemährungen, das Recht zur Erweiterung einzelner Pro­­duktionszweige... Die gesamte program­­matische Erklärung, ‚die scheinbar im westlichen Makstabe gehalten ist, ist lau­­ter Zauber, denn die allmächtige Tichese kann jederzeit all das verhindern, was die Bank schaffen soll. Eines darf man in der Ankündigung­ als­­ aufrichtig ge­meint glauben, daß die Reichsbank näm­­lich die Beziehungen mit dem Auslande herstellen und Banfoperationen in gro­­bem Machstabe durchführen soll. Um dies zu erreichen, wird zunächst auch die völ­­lige Unantastbarkeit des Privateinlagen garantiert. Die Somjetrenterung möchte also gern an Börsenmanövern verdie­­nen, um sich Valuten und Devisen für Propagandazwecke zu verschaffen. Wer an­ einem System Glauben scienten, das im Durchschnitte der legten Jahre nur 17 Biß 20 Prozent der Aus­­gaben durch Einnahmen zu decken vermochte ? Auch wenn die Reichsbank richtig funktio­­nieren würde, könnte sie dem Chaos nicht abhelfen, solange die Somjetherrschaft nicht gestürzt wird. Das Gmiffionsrecht bleibt vorläufig aus weiterhin dem Wolfskom­­missär für Finanzen gewahrt. Im August dieses Jahres erreichte die Gmiffion von Kaffenscheinen Show den Betrag von 2000­illiarden Rubeln. Die Preise von Lebensmitteln und Bedarfsartikeln waren zu dieser Zeit vielfach gegen die Friedens­­zeit um das Z­wanzigtausendfache gestiegen. Auch der in Erwägung stehende Plan der Ausgabe einer neuen Serie von Kaffen­­scheinen, die durch Silber gedecht sein sollen, würde seine Besseiung schaffen, auch dann nur, wenn man­ versuchen würde, die früheren Emissionen allmählich einzuziehen. Die Sowjetregierung ist ja gar nicht im­­stande, eine ansehnliche Deckung herbei­­zuschaffen. Die Reihebank wird sich vergeblich be­­mühen, eine Regulierung der Emissions­­politik zu erreichen. Im August b dieses Jahres betrug­ der Notenumlauf etwa 3200 Milliarden Rubel, monatlich werden 400 neue Milliarden gedruct. Am Beginne der Bolschemwisenherrschaft waren nur 22,5 Milliarden Rubel im Umlauf. Die Reiche­­bank fol erreichen, daß der Wert des Ru­­beld im Julande sich nicht jährlich um das Zwölffache verringert wie bisher, sondern nur um das Fünffache. Auf dieser Basis­ fol dann der Wiederaufbau vorgenommen werden. Den Bolschewifen ist das voll­­for­men Aussichtälofe des Reichebankplanes unwohlbelaunt, aber es handelt ss für sie ja nur daru­m, den Beginn einer Evolution vorzutäuschen, um Börsenoperationen größ­­ten Stils zur Stoßung des Sowjettums durchzuführen. Heute wird ihnen aber nie­­mand mehr auffilen und auf den mit großem Tamtam unternommenen Bluff wird fein We und noch viel weniger ein Staat hereinfallen. | En BIT­ER 4 2 en Mittwmodh, den 26. Oktober 1921, an Be bedingt. Die verhältnis­würdigkeit der a 4 8 |von denen viele seither 22 öfters veranstalteten Bieberuslingen ermöglichten es auch den Provinz­­meistern, sie auf der Höhe ihrer Kunst zu halten und von Zeit zu Zeit neue Inspirationen zu me­iern nun auch die Provinz von einem gewissen altväterlichen Geschmach beherrscht wird, so wird Do in den klei­­neren Städten unverhältnismä­ßig soli­­der und passender gearbeitet, als in der Hauptstadt. Wohl nirgends kann man so viele schlecht jißende Herrenfleider sehen, wie in Budapest und Wien. Der Grund hiefür liegt in dem Umstande, das man zwischen den zufälligen Kund­­ihaften, für die eine Massen- und Boll­­arbeit geleistet wird, und der ständigen Kundihaft, für die eine torafäh­igere Arbeit geliefert wird, einen strengen Unterschied zu treffen hat. In der Kleinstadt ist so etwas nicht möglich, da hier ein jeder den anderen rennt und ein schlecht arbeitender Schneider in kürzester Zeit nar möglich würde. Die Bevorzugung einer bestimmten Modelarbe­it heute nicht auf möglich, da man sich im allgemeinen freut, wenn man nur überhaupt zu irgendeinem Stoffe kommt. In den Grenzen der Möglichkeit sind Dunkelgraue und braune Farben belieht. Was den Schnitt der Kleider anbetrifft, sind die Sarkos in der Taille weniger ceidmeist und nicht mehr so überaus für, wie früher. Als interessante Neuigkeit kann verzeichnet werden, dak heute an mo­­dernen Anzügen Mermel ohne Ktopf getragen werden. Der Fallonausschnitt der Saffos ist auf­ Höher und nicht so breit umgelegt, wie früher. Die Taille der Salonröde und Sadets ist nicht mehr übermäßig lang, jedoch gehen die Sadets heute bis zur Annebeuge. Hosen werden nach französischer Art getragen, die ss nach Möglichkeit unten verengen und dort umgeschlagen sind. Die Wintermäntel haben sh wenig geändert. Die Karben sind dunkel gehalten, von der Anbringung von Spangen rüdwärts it man abgenom­­men; zweireihige Knöpfe, nicht au­arob und eng aneinander, stehen in Verwen­­­dung. Sehr beliebt und M­inrtermäntel mit hoher Taille und tiefem Nussschriit a Ta Hamilton. Dies wären im allgemeinen die Grundlinien, an die sich die hierigen Schneidermeister für die Herbstmode halten. Wohl denen, die sich s Teiiten fün­­nen, die meisten Dedenburger werden, selbst auf diese bescheidenen Wine, die Umtrif­fe einer Herbst- und Wintermode festlegen zu wollen, verzichten. Herbstmode für Herren. Heute wird­ die Mode für Provinz­­städte nicht in den großen­ Kleidersalons der Metropolen geschaffen, sondern von der gegenwärtigen Lage; das heißt, daß man fi Heute in Dedenburg nicht an eine eventuelle Moderichtung, sondern einer Zwangssituation anpassen muß. Dedenburg war von je her ein Freund der gemäßigten Richtung in der Mode und ein Feind jeglicher Exzentrizitäten. Diese Harmlosigkeit in der Wit der Her­­ren, sich zu Fleiden, wurde auch auch den Umistand bedingt, das die Provinz und so auch Oedenburg stets um mindestens ein Jahr den neuen Modekreationen nachhinfte. Das konservative Prinzip it in der ländlichen Bevölkerung beson­­ders ausgeprägt und gemisse eingebür­­gerte Formen können si nicht verlieren, um durch neue erregt zu werden. Diese fast toyllisch zu nennende Abgesc­hieden­­heit der Provinz schneider von den Er­­findungskünstlern auf dem Gebiete der Herrenmode in Budapest ist, hauptsäch­­lich heutzutage dur die fast hermeti­­sche Absperrung von den Hauptstädten­­ beleuchtet. Nachdruch verboten. Arbeit adelt, Originalroman von 3. Bourihs-Mahler. (27. Fortlegung.) Gitta versprach allegk Siemar brennend neugierig an­stl­sinoru­­d honte,s daß dieses weni­g stetig zu alle­n an­­deren Glü­cksgüter­n nicht auch noch mit Schönheit ausgest­attet se­i. Jedenfalls war sie nach reiflicher Ueberlegung selbsts dafür,daßaug Aikido und Ellinor ein Paar würde. Auf diese ‚Er mus auch gleich versuchen, si Ellinor zu nähern, ehe sich andere Ber­werber um sie d­rännen, denn an solchen wird es bei der reichen Erbin ni­cht feh­­len. Du kam­st ihr dann alle Heihärte in Lemtow abnehmen. Sie wird freh sein, wenn du sie davon entbindest, vonn­ie wird ohnedies nichts davon verstehen. Sicher wird auf deinen Brief no nach­­träglich die Bestätigung deines Bruders eintreffen, der froh sein wird, daß du ihn vertreten willst.“ So sprach die Fuge Frau Helene. Nun würde jedes Für und MWrder Gitta befam stritte Verhal­­tungsmaßregeln. Sie sollte ich auf je­­den als sehr freundschaftlich zu­ Elli­­nor stellen, sollte ihr Vertrauen zu be­winnen suchen und für den Bruder bei Ellinor wirken. . Meile wurde Ellinor als Rivalin für sie unschädlich. Gitta Fürchtete nämlich, Baron Linde werde seine Gunst, der reichen Amerikanerin zuwenden, gleich­­viel, ob sie schön oder­haltlich sei. Sie beurteilte den Baron ned­et selbst und traute ihm niedrige Berech­­nung zu. Von seiner wirklichen Mer jensart hatte sie seine Ahnung. Jeden­­falls hatte Gitta die Hoffnung auf ihn noch nicht aufgegeben. Wenn er seine weichere Frau fand, würde er schließlic­h auch mit ihren achtundachtzigtausend Mark zufrieden sein, die ihr Vater, wie sie Hoffte, auf Hunderttausend Mart würde abrunden künnen. In Lemfow war auf Dr. Holms Anordnung Hin alles zur Aufnahme von Ellinor Loffow bereit. Dr. Holm hatte seine Ahnung, daß si die Lojfe, wer zur Begrüßung der jungen Dame einfinden wü­rden. Dur Heribert von Losjows eingeweiht, war ihm das ge­spannte Verhältnis der Brüder genau bekannt. Dr. Holm hatte auf dem Bahnhof des Garnisonsstädtchens Elfinor von Losjow in Empfang­ genommen. Kein Zug seines Gesichts hatte verraten, was er empfand, als er die junge Dame, ein­­zig und allein von einer alten Dienerin begleitet, auf sich zu kommen sah. umsichtiger Art gab Str­auhiger, Ellinor Dr. Holm, nachdem er si vor­­gestellt und­ sie begrüßt hatte, Meinung bezüglich des Gepäcks. Dr. Holm fragte dann, ob Nella mit dem Gepäck nach Semfon Fahren solle. Aber Ellinor schüttelte Tächelnd den Kopf. ‚Nein, Herr Doktor, Nelly ist der deutschen Sprache nur,ganz wenig fun­­dig. Sie würde si in’ der fremden Um­­gebung ohne mich ängstigen. Mein Sie gestatten, fährt sie mit uns,“ sagte sie ruhig. Dr. Holm verneigte sich. So fuhren nun alle drei nach Lemfom hinaus. Nellys Augen blichten neugierig um sich. Ab und zu tie sie einen Verwunde­­rungsruf aus und jakte Elli­ars Hand, um sie aufmerksam zu machen auf das, was ihr auffiel. Dr. Holm amüsierte si Heimlich über diese so wenig Hübsche­nd noch we­­niger vornehme­n Begleiterin der jungen Erbin von Solfom. Nelly trug ich in der Art der englischen Kin­derszenen. Jedermann kormte in ihr die schliche Bahnhof bereit, außerdem ein Gepäc­­­wagen für das Reisegepäc. Dienerin erkennen. Die Art, wie Elli­­nor mit Dieter Dienerin verführte, zeugte von einem ziemlich vertrau­en Verhältnis zwischen Herrin und Die­­nerin. Die Semfomer Equwipage stand am Als Loje Ellinor von Dr. Volms Ge­ „Das ist Ihr Oheim, Runo von Lie icht dessen stille Verwunderung ab, saute­­ sie ruhig: „Unsere Hausdame war ebenso, wie mein Vater, unabkömmlich. So mußte ich mich mit Nellys Begleitung begnü­­gen. Sie steht schon seit einem Viertel­­jahrhundert im Dienste meiner Eltern und hat uns Rinder auf den Armen ge­­tragen. Darum ist sie uns mehr als eine Dienerin.“ Dr. Holm verneigte ih­nrtmn und framte seit etwas mangelhaftes Eng- Liich hervor. Damit an Nelly vor­ seiner Erklärung der Umgegend während der Fahrt etwas verstehe. Nelly gab sich unbesünnert ihren Be­wunderungsausbrüchen Hin. “Dieter Holm­ mußte ein paarmal herzu ft­über ie lachen.­­ ’ So kam­en sie in Lemskow am Als der Wagen sich dem alten­ stattlichhen Herrenhause näherte, sah Dr. Holm zu seinem Erstaunen Kuno von­­ i­om mit Gemahlin und Tochter auf der breiten Freitreppe stehen. Gitta hielt einen Blumenstrang in der Hand. „Wer sind die Herrschaften, Herr, Doktor?“ ucaie Ellinor leise. Dieser sah mit einem feinen Laden in das Hübische, Lebensfrohe erä­t Lee jungen Dame, die ihm so auksrordente Ge­mut gefiel und ihm durch ihre wo­hige, bestimmte Art imponierte. fow nebst Gemahlin und Tochter,“ er mwiderte er ebenso leise. „Ich traf Herrn Don Lofjow vorgestern und sagte ihn, Als besteingeführte, altrenommierte Fifenhandlung empfehlen sic­h F­­riedrich Yangs Nachfolger Dedenburgs, Grabenrunde 55, Felehbon 11& ’ E aare

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