Oedenburger Zeitung, Oktober 1921 (Jahrgang 53, nr. 222-247)

1921-10-28 / nr. 245

Mi­. 245. . Schriftleitung: Hedenburg, Bekkpl. 56 Sprechstunden täglich von 11 bis 12 Uhr. Kulchrilten ging stets an die Schriftiei­­nung und nicht an einzelne Personen = Getleiben zu richten. Fernsprecher Br. 35 Be « Unabhängigespoliiifches Jägblottsiirolle Stände Verwaltung: Dedenburg, Denkplatz so Anzeigen und Abonnements werden In unserer Verwaltung, Denkplatz 56 und in unserem Stadtlokal Arabenrunde 72 angenommen. Fernsprecher Nr. 6 und ı9 Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag um­ 15 U­hr (3 Uhr) nachmittags zur Ausgabe. Oktober 1921. 4 Bezugspreise: Monatlich 40 K,­­jährlich 120 K, jährlich 240 KR, ganzjährig 480 K frei ins Baus gestellt. Freitag, den 28. Mordanschlag gegen Fach! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) London, 27. Di. Wie die „Morningpost“ aus Washington erfährt, ist die amerikanische Regierung ein­em­ Plan auf die Spur genommen, wonach amerikanische K­ommunisten die Absicht hätten, den Marschall Foch nach seiner Ankunft in New­ York zu ermorden. Die Regierung habe zweitestgehende Maßnahmen getroffen, um das Leben des Marschalls Foch sowie auch das der Delegierten auf der Washingtoner Konferenz zu fertigen. 53. Jahrsang. Auf des Miellers Schneider Dedenburg, 27. DH. Die Nachrichten, welche von allen Seiten einlaufen, sind nicht danach angetan, das Karl-Abenteuer in einem milderen Lichte erscheinen zu lassen. Sie beweisen vielmehr die große Gefahr, in welche Ungarn durch ein Gelingen dieses Staatsstreichs gebracht worden wäre, aufs Gfiatanteste und geben jenen vollkommen recht, welche _diesen Putsch ald die Interessen Ungarns in un­­geheuren Maße schädigend und das Land dem sicheren Untergang zuführend aufs nachdrücliste verurteilen. Wenn wir heute an Hand de vor­­liegenden Nachrichtenmaterials weiflich über­­legen, was alles be­reits in Bewegung ge­­legt war, um Ungarn im Falle der Restau­­rierung des Habsburgers zu „bestrafen”, so fann man kaum der Erbitterung Herr werden, die jeden erfaffen­­nuß, der weiß, daß alle diese Tatsachen den Herren Ra­­torßfy und Genossen in ihrer nacten Wahr­­heit bekanntgegeben wurden und daß diese trogdem im unheilvoller Verblendung und unverständlichen Troß­­ auf ihrem Plane, dem Einzug König Karls in Buda­­pest, beharrten. Und grenzenloses Mitgefühl ergreift einem, wenn man erwägt, daß eine große Zahl der Teilnehmer an der Gekursion durch D Vorspiegelung falscher Tatsachen, ja sogar mit Gewalt zur Teil­nahme an dem unwahnwigigen Zuge ge­­mungen wurde, wie dies 3.8, mit den Schelmeyern geschah. Es ist und wohl­­belaunt und mir vermögen dies auch zu beweisen, daß b diese abrüsten wollten, weil sie einsahen, daß nur eine unheilvolle Saat daraus entsprießen konnte. Und auch am­ Zuge des Aufbruches der­ Offenburger weigerten si­che Schelmeyer standhaft, an dem Abenteuer teilzunehmen. Nur die Drohungen eines Hauptmanns, der damit acht Mann von ihnen als Leibwache des Königs auswählte, konnten sie schließlich dazu bewegen, gegen ihre hessere Erkennt­­nis und ihr Gewissen gezwungen die Reife anzutreten. — Wir Hoffen zuversichtlich, daß es gelingen wird, die wirklich Un­­schuldigen umverdienter Strafe zu ent­­ziehen ! ‚Um aber auf den Kern der Sache zurück­zukommen, müssen wir­ konstatieren, da s­owohl die Große, als auch die Kleine Entente_ zu einem sofortigen Einschreiten entschlossen waren. Tschechien, Jugoslawien, Rumänien mobilisierten, um Ungarn „zur Raison“ zu bringen. Bulgarien schloß sich ihnen an und Schließlich erklärte sogar auch i VBolen, entgegen seiner traditio­­nellen Freundschaftspolitik zu Ungarn, sich der Kleinen Cntente in Bezug auf ein ge­­meinsames Vorgehen gegen Ungarn anzu­­schließen. Was da herausgewachsen wäre, kann niemandem zweifelhaft sein. Auch der tapferste und heldenmütigste­­ Widerstand hätte dieser gewaltigen Mebermacht nicht standhalten künnen und es wären dann nicht nur Drangsalierungen erfolgt, wie der seinerzeitige Raubzug der Rumänen — sondern die Aufteilung Ungarns und die gänzliche Vernichtung seiner Existenz wären unaußbleiblich ge­wesen. .. „Und al dies hat man den Häuptern der Staatsstreichler mit­­geteilt — ohne jeden Erfolg !!! +++ die Limuipierung ‚des Mbenteners. (Drebtbericht der „Oedenburger Ze’z.o.ıg“.) Baron Paul Rash — . Ober Kommandierender­ (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) Budapest, 27 DOM. Der Reichs­­verweser hat über Vorjchlag der Negie­­rung dem Infanteriegeneral Baron Paul Nagy auf dem ganzen Gebiete Transdanubiens mit der obersten Lei­­tung und Ausübung der militärischen und bürgerlichen Gewalt beauftragt. Die Betrauung Feldmarschalleutnants Spos und Generals Guilleaume zur Ausübung der Militär- und Zivil­­gewalt auf dem Gebiete ihres Ditrikts wird hievon nicht berührt. General Guilleaume verlegte seinen Stand­­ort nach Oedenburg. * Was geschieht mit dem König ? Budapesft, 27. Ort. König Karl IV. wird nicht der englischen, sondern der Italienischen Regierung zur Verfügung gestellt. Diese­ wird den König auf dem P­armaer Besitz der Königin Zita unter­­bringen, beziehungsweise Dieses "Gebiet als seinen Aufenthaltsort bezeichnen. Die ita­­lienische Regierung übernimmt die Garantie, das sie den König strengstend bewachen wird. Oftenburg und sein Stab — gefangen! SB. Budapest, 27. Ort. Major Ditenburg wurde gestern samt sei­­nem Offiziersk­orps bei Tatatovaros verhaftet und nach Budapec­t in das Ge­­fängnis am Margareth­enring gebrant.­­ Auch Graf Sigray­­ verhaftete Budapest,27. Ort. Der ehemalige west­­ungarische Oberregierungskommissär Graf Anton Sigray und mehrere Offiziere hohen Ranges wurden wegen des Königs­­putsches festgenommen. ”* Paul Szilaffy mit der Untersuchung betraut! Budapest, 27. Okt. Königlicher Ober­­s­taatsanwalt Dr. Gustav Strache, der Präses der Budapester Königlichen Staats­­anwaltschaft, hat zum Referenten der mit dem Königputich im Zusammenhang stehen­­den Strafangelegenheiten den k­öniglichen Oherstaatsanwaltstellvertrete Raul Szt- Lajfy beordert, der­­ im Tipaprozeß als öffentlicher Ankläger fungierte. Im Sinne des neuen Gefegen wird in diesen Straf­­angelegenheiten die Staatsanwaltschaft selbst die Nachforschungen führen. die Kapitulationsbedingungen. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 27. Of. UTRB. Die von der Regierung gestellten Bedingungen waren:­­ 1.Niederlegung der Waffen,völlige Munitionsabgabe, 2.Amnestie einem jeden,mit Aus­­nahme der Aufwiegler und Führer.Die politischen Berater Sr.Majestät z­iehen die ordentlichen ungarischen Gerichtshöfe zur Verantwortung. 3. Se. Majestät verzichtet schriftlich freiwillig auf den Kron. 4. Die ungarische Regierung steht für die volle persönliche Sicherheit Seiner Majestät während seines Aufenthaltes in Ungarn gut. Meder den provisorischen Auf­­enthaltsort wird die Regierung nach den Verhandlungen mit den­­ Budapester Ver­tretern der Großmächte entscheiden.­­ 5. Ueber den endgültigen Aufenthalts­­dort trifft die ungarische Regierung mit den Großmächten eine Mebereinkunft. * einmal der Zug eines tragischen Helden­­tums ist in der düsteren Episode zu ent­­decken, nur Unzulänglichkeit der geisti­­gen und materiellen Mittel, Leichtgläu­­bigkeit und blindes Vertrauen auf das Wunderbare, das dem Königspaar von gewillenlosen oder einsichtslosen Be­­ratern vorgegaufelt wurde. Die scharfen Mas Karl vorher versäumt hat, kann er nun reichlich nachholen: im Kloster Tihanyg am Plattensee wird er reichlich Mühe finden, über seine Fahrt nach­­zudenken. Sein Versuch, sich der Herr­­­­schaft wieder zu bemächtigen, it nicht nur reitlos gescheitert, sondern macht es ihm an für alle Zukunft unmöglich, jemals in irgend­einer Weise hervorzu­­treten. Es ist ein Zusammenbruch, wie er aransamer nicht gedacht werden kann und in der mehr als siebenhundert­­jährigen Geschichte des Hauses Habs­­burg kaum seinesgleichen findet. Nicht "Maltregeln, durch die sich die Schweizer Eidgenossenschaft vor jeder weiteren Berührung mit den Schidialen des Königspaares schüßt, bedeuten zugleich eine blutige scharfe Kritis des Miß­­brauches der Gastfreundschaft und fügen­­ dem traurigen Schiksal an noch ein Sittenzeugnis bei, welches dem schon einmal gelegentlich der Siriusaffäre leichtsinnig mit seinem Ehrenwort ope­­rierenden König nicht unverdient aus­­gestellt wurde. Ungarn aber kann erleichtert auf­­atmen und die auf einige Tage gestörte Arbeit des Landes kann num ruhig fort­­geseßt werden. Und das Land wird in der Tatsache nicht verschlieken können, daß es alle Ursache hat, von Männern dankbar zu sein, die es zum zweiten Male vom drohenden Untergang ge­­rettet haben. Hier sind die Kleider des Auslands Stellung­­nahme zum Buche. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Belgrad, 277. Oft. Der Ufas über eine Einberufung von drei Jahrgängen, ferner die Mobilisierung eines Teiles der Reserveoffiziere it bereits verlaut­­bart worden. Die Mobilisierung st ihon in der Durchführung begriffen. ‚Auch die Donaumonitorenflotte steht in Bereitschaft. Belgrad, 7. Ost. Nach hier ein­getroffenen Meldungen aus Sofia it durch die bulgarische Regierung die Mo­­bilistierung zweier Divisionen angeord­­net worden. Belgrad, 27. DE. (Tshedho­­lowafisches Presbureau.) Der Regie­rung it Die Mitteilung zugenommen, daß der englische Außenminister erklärt habe, England werde gegen eine ge­meinsame militärische Aktion der Klei­­nen Entente nichts einwenden. Der polnische Gesandte erklärte dem Vertreter des Ministerpräsidenten, Bo­­len sei in allen Maßnahmen, die die Kleine Entente gegen Ungarn treffen werde, mit dieser solidarisch. Baris, 97. DH. (Wolff) Nach einer Meldung der „Chicago Tribune“ aus Washington, hat das Staatsdepar­­tement gestern eıfläut, das es an den Vorgängen in Ungarn nicht interessiert sei. Stefan Friedrich ar Jofle, Batilt, Blaudr­ud, =3enhir, Chiffon, Keinen, Grund-, Wirf- u. Kurzivare Oedenburg 3118 Telephon 109 u. 41 Speditions-Unternehmung Spediteur der Südbahngesellschaft. Möbeltransport mit eigenen, verschliess­­baren, innen tapezierten Patent-Möbel­­wagen. — Zollagentur, Handelsagentur, im neu eröffneten Modewarenhaus in Hornath & 00. Bouichugasse 22 (Esterhazy Gasthaus) von Kerr

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