Oedenburger Zeitung, November 1921 (Jahrgang 53, nr. 248-272)

1921-11-26 / nr. 269

­ Sc­hriftleitung: Oedenburg, Deäkpl. 56 a Sprechstunden täglich von 11 bis 12 Uhr. Zuschriften sind stets an die Schriftlei­­tung und nicht an einzelne Personen derselben zu richten. Fernsprecher Nr. 25 Nr. 268. 3 Unabhängiges politisches Tagblatt für alle Stände Verwaltung: Oedenburg, Denkplatz 56 Anzeigen und Abonnements werden in unserer Verwaltung, Denkplatz 16 und in unserem Stadtlokal Grabenrunde 72 angenommen. Fernsprecher Nr. 6 und 19 Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag um 15 Uhr (3 Uhr nachmittags) zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 50 K, "/,jährlich 150 K, 1/s jährlich 300 K, ganzjährig 600 K frei ins Haus gestellt. Samstag, den 26. November 1921. Einzelnummer 3K Bethlen — wieder Ministerpräsident ! (Drasntdbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Budapest, 25. Nov. Graf Stephan Bethlen wurde gestern vom­­ Reichsverweser zum Ministerpräsidenten designiert. Noch im Laufe des Abends nahm er mit den einzelnen Partei­­führern Fühlung. In Halb 6­hr empfing er die Vertreter der Kleinlandwirtepartei, den Aderbauminister Szab­ó.Nagyatad, den Präsidenten der Nationalversammlung Gastoen Gaal und die Ab­­designierten Ministerpräsidenten Stephan Haller, Karl Hußar­geordneten Mayer und Rubiner. Um 7 Uhr erschienen beim die Abgeordneten Dr. Ernst, und Bischof Prohbaffa als Ver­­treter der Christlichnationalen. Um 9 Uhr wurden die Dissidenten Dr. Fay, Gomdrey und Graf Klebelsberg empfangen. Die Parteiführer referierten noch im Laufe des Abends über ihren­ Empfang beim Ministerpräsidenten. Samstag abends wird Graf Bethlen in der Kleinland­wirtepartei persönlich sein Programm bekanntgeben. Um König Karls Apanage! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Parts, 25. Nov. Ein Morgen­­blatt schreibt, daß­ die Summe, die als Apanage für König Karl bestimmt ist, nicht einmal die Bezüge eines V­ölker­­bundsekretärs erreiche. &5 sei eine sonder­­bare Erscheinung, daß die Nachfolgestaaten, die ohne Umrichweife das Vermögen des Herrsicherss beschlagnahmt haben, jegt zu rechnen begimmen, weil einige Taler ge­fordert werden. Tihechien wird tatsächli­­ch zur Zahlung herangezogen werden. Ia unterrichteten Streifen verlautet, daß der auf Tihechien entfallende Betrag aus der Reparationdim­me wird.­­ bezahlt werdenr| 53. Sahrgane. Stinnes! Dedenbura, 25. Nov. Einst richteten sich die Blide der Völker auf die gefrönten Häupter. Von ihnen konnte Heil und Berderben kom­­­­men, in deren Hand lag die Entschei­­dung über das Wohl und Wehe von Hunderttausenden. Da kam der Welt­­krieg und stürzte die­ Throne um, die Kronen rollten in den Staub und das Ball nahm im „Steistaat“, in der Re­publik, durch­ seine gewählten Vertreter die Entscheidung über seine Zukunft im­­ die Hand. Allein bald erwies er die innere Un­wahrheit des Sakes, dah alle Menschen gleich seien. Die bereits vor dem­­ Weltkrieg vollzogene Umwandlung „zeigte jn aller Augen: die tatsächliche Führung der Nationen war auf einzelne­­ Fürsten des Kapitals, der Industrie ‚übergegangen. Wieder sind es einige: ‚wenige, welche die Geschichte den Ge­­samtheit leiten. Diesen tatsächlichen s Machtverhältnissen k­am das psycho­logi­­­­sche Momen­t der Masseding Verlangern »aus­ der eigenenl­n bed­euten­d hieit sich ,·sdu«rch Begeisterun­­g ‚Größe herauszuheben, entgegen. "moralischen ‚Werte irgendeine Die dieser verehrten Persönlichkeit­ kommen nicht immer in erster Linie in Betracht: ein erfolg­reicher Kinoheld oder Einbrecherkönig kann dieselben Gefühle bei der Menge auslösen wie irgend ein Pionier der ein für Millennhaft­ oder überragender­­ Seldherr. In Deutschland steht heute im wirt­­schaftlichen Leben Stin­nes als markanteste Persönlichkeit. Mit ihm beschäftigt sih die Deffen­tlichkeit mehr als mit den an der Seite der Regierung­­ stehenden Persönlichkeiten. Da wird ein neues Industrieunternehmen gegründet, wer fand, wer muß dahinter stehen?!­­Stinnes! Dort wechselt eine Zeitung ihren Eigentümer, wer fan der Käufer sein? Stinnes. Dort Taufen neue Schiffe vom Stapel! Wem gehören sie? Stin­­nes. Ein ganzer Kreis von Legenden und Märchen umgibt heute bereits seine Persönlichkeit. Tatsache ist, daß er einer der reichsten Männer Europas ist und Da weite deutsche Kreise in ihm der­ starren Mann sehen, von dem allein aus der heutigen Notlage und Wirrnis Rettung kommen kann. Nun it dieser Mann nach London geteilt, und zwar in einem der ernstesten Augenblicke, in dem die Zahlungs­ Schwierigkeiten des Deutschen Reiches hart an eine Zahlungsunfähigkeit gren­­zen und die Reparationskommillion seine Erleichterung brachte, sondern auf ihrem Schein bestand. Was ist da natürlicher, als daß js von berufener und unberufener Seite ‚eine Fülle von Kombinationen über Zweck und Ziel dieser Reife im die Deffentlichkeit ergieht. Die deutsche Regierung, im Reichstag befragt, was­­­ sie darüber wisse, verhielt sich sehr zu­­­ Körper an die Weltwirtschaft anzu= tuh­altend und erklärte nur, daß sie von­ der Reife unterrichtet worden sei und, es begrüße, wenn auf privatem Wege mit­ dem Ausland Fühlung genommen­­ j halten. Stinnes ist starr an ruffischen­­ einer Katastrophe. ‚werde, Soviel ist klar, daß die deutsche , Regierung mehr weiß, als sie jaute, und " "Daß es ich bei Dieser Reife um ein­ Unternehmen größten Stils handelt. In Verbindung mit der Reife des deutschen Kohlenfürsten in die Tatsache von Be­­­­deutung, haß auch der Generalforsul Mexten beteiligt und England hat durch seinen Handelsvertrag mit Ruk­­land als erstes zu erfennen gegeben, daß es wieder normale Verhältnisse will. Nun ist aber Rukland allein außerstande, sich zu erholen und braucht fremdes Kapital und fremde Industrie.­­­­ und Mitinhaber des Berliner Bank­­h­auses Bleichröder, Dr. Paul von Schwabach, nach London abgereist ist. Es soll in London, aller Voraussicht nach eine Lösung der allgemeinen Welt, £ r­le versucht werden, und zwar dadurch), daok angelsähliiches Kapital in Ver­­bindung mit der deutschen Imdustrie Daran geht, dem­ russischen M Wirtschaft s­­Mak gebende Bolfswirtschaftler des Deutschen­ Reiches denken hier daran, Die Ddeutschen Sachreparationen in Werten zu leiten, die Ruhland in Stand legen, wieder zu arbeiten. Da­­duch würde sich für alle Länder eine große Abjagmöglichkeit bieten und die ernste Arbeitsfrise und Grodfung der­­Weltwirtschaft behoben werden. Gelingt dieser Plan nicht, steht die Melt vor Deutschland mühte ich zahlungsunfähig erklären, wodurch alle Länder, die bisher mit der deut­­schen K­aufkraft gerechnet haben, mit­­­gerissen winden. Die Welt verfolgt deshalb mit Spannung die Londoner Nefje des deutschen Industriefönigs Stinnes. Eine französliche Beichtwerde, (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 25. Nov. Die „Deutschösterr. Tageszt.” meldet aus Dedenburg, General Wallier und Major Michel, die legten Sonntag als Vertreter der Entente in Eisen­­stadt anweilten, haben bei der österreichtischen Regierung über das­ Verhalten der österreicht- 2 ... .«»H­­. . scheu Offiziere in Lvesrinig am­ Beschwerde ge­­führt,weil einige i­n ihnen die französisch­en Vertreter nicht gegrü­fzt haben· a) fe een Br * Gie sind „befriedigt“! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Prag, 25. Nov. (UTRB.) Auf das Fürzich dur den Außenminister Dr. Bene an den rumänischen Minister des Reußern abgesandten Glühwunsch­telegramm ist nunmehr die Antwort Tale Sonedound eingetroffen, in­ der er be­­tont, daß sich die Kleine Entente Sp­eicheln könne, die Entscheidung der Großmächte durch die Möglichkeit von Sanktionen unterfragt zu haben, wodurch die Prise wafch und definitiv gelöst worden sei. Károlyis Zeugen. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Budapest, 25. Nov. Der Ver­­teidiger des Grafen Michael K­arolyi, Dr. Nagy, wendete fi in einer dring­­lichen Eingabe an den Gerichtshof und bat um die Hinvernahme Georg Ele­­menceaud und dem Generals Fran­­chet d’Esperay. Klemerceau sol die Anklage widerlegen, dass Károlyi für Transreich Spionagedienst geleitet habe. Im der Einvernahme des Generals d­’Esperay will die Verteidigung den Beweis liefern, daßs dieser erklärt habe, nur er sei von der Entente ermächtigt, den Waffenstillstand abzuschließen und Ungarn verfolge die einzig richtige Po­­litik, wern es süh der Führung Rarogis anvertraue. Die meritorische Stellung­­nahme zu diesem Antrag wird am 28. November stattfinden. "28 Noch seine Entscheidung. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) SB. Wien, 25. Nov. (UTKB.) An Wiener zuständigen Stellen ist eine Ents­ccheidung der Botschafterkonferenz über die Dedenburger Frage noch nicht eingetroffen. Man weiß noch nit, ob und welche Be­­schlüsse gefaßt wurden, doch erwartet man eine entscheidende Nachricht für heute oder ‚morgen, der Bormark­t der Westerreicher. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“‘.) SB. Wien, 5. Nov. (UTKB.) In­­ parlamentarischen Kreisen wird be­kannt, das­s dieser Tage die sorafäl­igen Vorbereitungen zur Belegung des jüdi­­schen Burgenlandes getroffen werden. Man glaubt, daßs die Bejehung ebenso glatt wie im nördlichen Teil vor si gehen und seinen­­ Widerstand finden wird. 7 . SB. Wien, 5. Nov. Nach einer Meldung der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ in die in Wien weilende bur­­genländische Verwaltungsstelle Heute nac­h Wiener­ Neustadt übersiedelt, um­­von Dort, wenn die notwendigen Uniter­­fünfte besorgt sein werden, in zirka acht Tagen ihren vorläufigen Aufenthalt in Sauerbrunn zu nehmen. II Großfeuer in Wiml­assingl (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Wien, 25. Nov. Nach einer Meldung aus Wiener­ Neustadt, ist ger­tern nachmittags in der Gummi=­­Tabris in Wimpaffing bei Neunkirchen­­ infolge einer Ex­plosion ein Brand ausgebrochen, der einen Materialschas den von über 100 Millionen Kros­nen verursachte. Sämtliche Arbeiter­­ konnten sich retten,

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