Oedenburger Zeitung, November 1921 (Jahrgang 53, nr. 248-272)
1921-11-26 / nr. 269
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In Halb 6hr empfing er die Vertreter der Kleinlandwirtepartei, den Aderbauminister Szabó.Nagyatad, den Präsidenten der Nationalversammlung Gastoen Gaal und die Abdesignierten Ministerpräsidenten Stephan Haller, Karl Hußargeordneten Mayer und Rubiner. Um 7 Uhr erschienen beim die Abgeordneten Dr. Ernst, und Bischof Prohbaffa als Vertreter der Christlichnationalen. Um 9 Uhr wurden die Dissidenten Dr. Fay, Gomdrey und Graf Klebelsberg empfangen. Die Parteiführer referierten noch im Laufe des Abends über ihren Empfang beim Ministerpräsidenten. Samstag abends wird Graf Bethlen in der Kleinlandwirtepartei persönlich sein Programm bekanntgeben. Um König Karls Apanage! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Parts, 25. Nov. Ein Morgenblatt schreibt, daß die Summe, die als Apanage für König Karl bestimmt ist, nicht einmal die Bezüge eines Völkerbundsekretärs erreiche. &5 sei eine sonderbare Erscheinung, daß die Nachfolgestaaten, die ohne Umrichweife das Vermögen des Herrsicherss beschlagnahmt haben, jegt zu rechnen begimmen, weil einige Taler gefordert werden. Tihechien wird tatsächlich zur Zahlung herangezogen werden. Ia unterrichteten Streifen verlautet, daß der auf Tihechien entfallende Betrag aus der Reparationdimme wird. bezahlt werdenr| 53. Sahrgane. Stinnes! Dedenbura, 25. Nov. Einst richteten sich die Blide der Völker auf die gefrönten Häupter. Von ihnen konnte Heil und Berderben kommen, in deren Hand lag die Entscheidung über das Wohl und Wehe von Hunderttausenden. Da kam der Weltkrieg und stürzte die Throne um, die Kronen rollten in den Staub und das Ball nahm im „Steistaat“, in der Republik, durch seine gewählten Vertreter die Entscheidung über seine Zukunft im die Hand. Allein bald erwies er die innere Unwahrheit des Sakes, dah alle Menschen gleich seien. Die bereits vor dem Weltkrieg vollzogene Umwandlung „zeigte jn aller Augen: die tatsächliche Führung der Nationen war auf einzelne Fürsten des Kapitals, der Industrie ‚übergegangen. Wieder sind es einige: ‚wenige, welche die Geschichte den Gesamtheit leiten. Diesen tatsächlichen s Machtverhältnissen kam das psychologische Moment der Masseding Verlangern »aus der eigenenln bedeutend hieit sich ,·sdu«rch Begeisterung ‚Größe herauszuheben, entgegen. "moralischen ‚Werte irgendeine Die dieser verehrten Persönlichkeit kommen nicht immer in erster Linie in Betracht: ein erfolgreicher Kinoheld oder Einbrecherkönig kann dieselben Gefühle bei der Menge auslösen wie irgend ein Pionier der ein für Millennhaft oder überragender Seldherr. In Deutschland steht heute im wirtschaftlichen Leben Stinnes als markanteste Persönlichkeit. Mit ihm beschäftigt sih die Deffentlichkeit mehr als mit den an der Seite der Regierung stehenden Persönlichkeiten. Da wird ein neues Industrieunternehmen gegründet, wer fand, wer muß dahinter stehen?!Stinnes! Dort wechselt eine Zeitung ihren Eigentümer, wer fan der Käufer sein? Stinnes. Dort Taufen neue Schiffe vom Stapel! Wem gehören sie? Stinnes. Ein ganzer Kreis von Legenden und Märchen umgibt heute bereits seine Persönlichkeit. Tatsache ist, daß er einer der reichsten Männer Europas ist und Da weite deutsche Kreise in ihm der starren Mann sehen, von dem allein aus der heutigen Notlage und Wirrnis Rettung kommen kann. Nun it dieser Mann nach London geteilt, und zwar in einem der ernstesten Augenblicke, in dem die Zahlungs Schwierigkeiten des Deutschen Reiches hart an eine Zahlungsunfähigkeit grenzen und die Reparationskommillion seine Erleichterung brachte, sondern auf ihrem Schein bestand. Was ist da natürlicher, als daß js von berufener und unberufener Seite ‚eine Fülle von Kombinationen über Zweck und Ziel dieser Reife im die Deffentlichkeit ergieht. Die deutsche Regierung, im Reichstag befragt, was sie darüber wisse, verhielt sich sehr zu Körper an die Weltwirtschaft anzu= tuhaltend und erklärte nur, daß sie von der Reife unterrichtet worden sei und, es begrüße, wenn auf privatem Wege mit dem Ausland Fühlung genommen j halten. Stinnes ist starr an ruffischen einer Katastrophe. ‚werde, Soviel ist klar, daß die deutsche , Regierung mehr weiß, als sie jaute, und " "Daß es ich bei Dieser Reife um ein Unternehmen größten Stils handelt. In Verbindung mit der Reife des deutschen Kohlenfürsten in die Tatsache von Bedeutung, haß auch der Generalforsul Mexten beteiligt und England hat durch seinen Handelsvertrag mit Rukland als erstes zu erfennen gegeben, daß es wieder normale Verhältnisse will. Nun ist aber Rukland allein außerstande, sich zu erholen und braucht fremdes Kapital und fremde Industrie. und Mitinhaber des Berliner Bankhauses Bleichröder, Dr. Paul von Schwabach, nach London abgereist ist. Es soll in London, aller Voraussicht nach eine Lösung der allgemeinen Welt, £ rle versucht werden, und zwar dadurch), daok angelsähliiches Kapital in Verbindung mit der deutschen Imdustrie Daran geht, dem russischen M Wirtschaft sMak gebende Bolfswirtschaftler des Deutschen Reiches denken hier daran, Die Ddeutschen Sachreparationen in Werten zu leiten, die Ruhland in Stand legen, wieder zu arbeiten. Daduch würde sich für alle Länder eine große Abjagmöglichkeit bieten und die ernste Arbeitsfrise und Grodfung derWeltwirtschaft behoben werden. Gelingt dieser Plan nicht, steht die Melt vor Deutschland mühte ich zahlungsunfähig erklären, wodurch alle Länder, die bisher mit der deutschen Kaufkraft gerechnet haben, mitgerissen winden. Die Welt verfolgt deshalb mit Spannung die Londoner Nefje des deutschen Industriefönigs Stinnes. Eine französliche Beichtwerde, (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 25. Nov. Die „Deutschösterr. Tageszt.” meldet aus Dedenburg, General Wallier und Major Michel, die legten Sonntag als Vertreter der Entente in Eisenstadt anweilten, haben bei der österreichtischen Regierung über das Verhalten der österreicht- 2 ... .«»H. . scheu Offiziere in Lvesrinig am Beschwerde geführt,weil einige in ihnen die französischen Vertreter nicht gegrüfzt haben· a) fe een Br * Gie sind „befriedigt“! (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Prag, 25. Nov. (UTRB.) Auf das Fürzich dur den Außenminister Dr. Bene an den rumänischen Minister des Reußern abgesandten Glühwunschtelegramm ist nunmehr die Antwort Tale Sonedound eingetroffen, in der er betont, daß sich die Kleine Entente Speicheln könne, die Entscheidung der Großmächte durch die Möglichkeit von Sanktionen unterfragt zu haben, wodurch die Prise wafch und definitiv gelöst worden sei. Károlyis Zeugen. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Budapest, 25. Nov. Der Verteidiger des Grafen Michael Karolyi, Dr. Nagy, wendete fi in einer dringlichen Eingabe an den Gerichtshof und bat um die Hinvernahme Georg Elemenceaud und dem Generals Franchet d’Esperay. Klemerceau sol die Anklage widerlegen, dass Károlyi für Transreich Spionagedienst geleitet habe. Im der Einvernahme des Generals d’Esperay will die Verteidigung den Beweis liefern, daßs dieser erklärt habe, nur er sei von der Entente ermächtigt, den Waffenstillstand abzuschließen und Ungarn verfolge die einzig richtige Politik, wern es süh der Führung Rarogis anvertraue. Die meritorische Stellungnahme zu diesem Antrag wird am 28. November stattfinden. "28 Noch seine Entscheidung. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) SB. Wien, 25. Nov. (UTKB.) An Wiener zuständigen Stellen ist eine Entsccheidung der Botschafterkonferenz über die Dedenburger Frage noch nicht eingetroffen. Man weiß noch nit, ob und welche Beschlüsse gefaßt wurden, doch erwartet man eine entscheidende Nachricht für heute oder ‚morgen, der Bormarkt der Westerreicher. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“‘.) SB. Wien, 5. Nov. (UTKB.) In parlamentarischen Kreisen wird bekannt, dass dieser Tage die sorafäligen Vorbereitungen zur Belegung des jüdischen Burgenlandes getroffen werden. Man glaubt, daßs die Bejehung ebenso glatt wie im nördlichen Teil vor si gehen und seinen Widerstand finden wird. 7 . SB. Wien, 5. Nov. Nach einer Meldung der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ in die in Wien weilende burgenländische Verwaltungsstelle Heute nach Wiener Neustadt übersiedelt, umvon Dort, wenn die notwendigen Uniterfünfte besorgt sein werden, in zirka acht Tagen ihren vorläufigen Aufenthalt in Sauerbrunn zu nehmen. II Großfeuer in Wimlassingl (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) SB. Wien, 25. Nov. Nach einer Meldung aus Wiener Neustadt, ist gertern nachmittags in der Gummi=Tabris in Wimpaffing bei Neunkirchen infolge einer Explosion ein Brand ausgebrochen, der einen Materialschas den von über 100 Millionen Krosnen verursachte. Sämtliche Arbeiter konnten sich retten,